Schwarzmagische Handlungen, wollte man von solchen sprechen, haben in einer derart gefühlsrohen und blutrünstigen Epoche wie der gegenwärtigen ein spezielles Gesicht. „Schwarzmagier“, die sich dennoch so versuchen wollen, wenden sich nicht an die ohnehin überreichlich versorgte finstere Macht, sondern probieren – wenn überhaupt – einzelne dämonische Kräfte für sich zu gewinnen. Solche können von sehr unterschiedlicher Art sein. Die meisten würden sich um schwarzmagische Avancen gar nicht kümmern. Einige Dämonen aber langweilen sich vielleicht gerade und sehen sich daher an, was der „Schwarzmagier“ tut. Dämonen wollen keine Blut- und Brandopfer, sie empfinden solchen Gestank nicht als „Wohlgeruch“, sondern ekeln sich davor, sie sind keine Teufel. Dafür kann man sie sich wohl als launische Wesen vorstellen. Und da ihnen die Begriffe Gut und Böse fremd sind, lassen sie sich mitunter dazu bewegen, zu tun was der Schwarzmagier erbittet.
Schwarze Magie jeder Art ist immer ein Bitten, von Verlangen kann da nie die Rede sein. Vorstellungen aus der Banal-Esoterikliteratur, wie der Magier einem Dämon Befehle erteilt etc. sind geradezu kindischer Blödsinn. Wer sich je in schwarzer Magie versuchte, war stets der Diener, wenn nicht gar der Sklave der Geister, die er rief. Da gibt es keinen machtvollen Magus, der Zauberformeln ausstößt und einen daraufhin erscheinenden Dämon herumkommandiert. Erstens kann kein jenseitiges Wesen laut gesprochene Worte hören, die dahergeplapperte Zauberformel würde also gar nichts bewirken. Sollte jedoch die passende Aussendung von Gedankenschwingungen gelingen, so daß der Dämon wirklich erscheint (oder auch ein Wesen der Finsternis), so hätte der Magier diesem zu gehorchen, nicht umgekehrt. Der Ausübende von Schwarzer Magie ist niemals ein Herr, er ist immer der bittende, bettelnde, unterwürfig um die gewünschte Tat Ersuchende. Daran ist also auch so gesehen nichts Großartiges, es bedeutet stets Unterwerfung; und ob den Bitten des Magiers dann entsprochen wird, bleibt höchst ungewiß, er kann sich leicht auch einen Tritt in den Hintern einfangen, banal gesprochen.
Rein quasi-technisch gesehen, basieren alle Vorgänge im Ungang mit jenseitigen Kräften auf denselben Prinzipien. Wie es diesseitige Naturgesetze gibt, so gibt es auch jenseitige. Das Nachfolgende gilt also nicht besonders für die „Schwarze Magie“, sondern für alle magischen Vorgänge, sofern diese nicht auf einer höheren Ausgangsstufe stehen, so daß das relativ Simple nicht nötig ist (wie etwa bei der Isais-Magie, die einen von Anfang an höher gelagerten Ausgangpunkt hat). Zu den im Grunde simplen Vorgängen zählt auch die Sexualmagie, die „Rote Magie“, was nicht mit Erotik-Magie verwechselt werden darf, die nicht vorwiegend körperlich ist.
Die magische Kommunikation erfordert immer das Schaffen von affinen Schwingungen. Dazu können gegebenenfalls auch gewisse „Zaubersprüche“ dienen, wenn diese nicht nur laut gesprochen, sondern zugleich bewußt gedacht werden. Echte Formeln solcher Art sind daran zu erkennen, daß die Worte scheinbar keinen Sinn ergeben, oft nicht einmal Worte aus irgendeiner Sprache sind. Vielmehr handelt es sich um Formeln, die seit Alters her überliefert wurden, durch lange Zeiten quasi empirisch erprobt und immer wieder verbessert: „Zaubersprüche“, die bestimmte Schwingungen hervorrufen. Sehr unterschiedliche Sprüche solcher Art haben sich entwickelt, je nach Bedarf zum Erzeugen dieser oder jener oder noch anderer Schwingungstypen. Dabei ist der Ausdruck „Sprüche“ natürlich nicht mißzuverstehen: das innere Sprechen mit den Gedanken ist der entscheidende, auslösende Vorgang.
Das Bewirken der erwünschten Schwingung ist also die erste Komponente des Handelns. Die zweite Komponente ist beinahe handwerklich zu nennen. Um dem gerufenen Wesen die wenigstens teilweise Vergrobstofflichung zu ermöglichen, müssen Stoffe in die diesseitige Atmosphäre gegeben werden, die dem Wesen des Jenseits, z.B. einem Dämon, aber ggf. auch einer verstorbenen Person, hilfreich sind. Das einfachste Mittel sind Bienenwachskerzen. Aus ihrem Duft können die Jenseitigen gewisse Stoffe entnehmen, die ihnen die teilweise Vergrobstofflichung erleichtern. Ferner gibt es zu diesem Zweck spezielle Räucherpulver. Das alles hat aber nicht besonders mit Schwarzer Magie zu tun, es gilt allgemein. Auch die Kirche weiß daß, die Kerzen dort erfüllen ebendiesen Zweck, soweit harmlose Kerzen dazu imstande sind. Alte Kulturen kannten noch stärkere Mittel. Eines der bekanntesten dieser Pulver war schon in Babylon gebräuchlich. Es hatte eine rötliche oder rötlich-braune Färbung. Da es gern in Schalen aufbewahrt wurde, auf deren Deckel sich ein Löwenkopf befand (der Löwe von Babylon), wurde es der „Rote Löwe“ genannt. Die abendländischen Alchimisten erhofften sich später Wunder von diesem Pulver, doch es verhalf nicht zur Materia prima, dem Stein der Weisen, es war nur dafür bestimmt, jenseitigen Wesen die Vergrobstofflichung zu erleichtern. Außer dem roten oder umbra-braunen, gab es noch graue, silbergraue, gelbe und gelb-grüne sowie grau-lila Räucherpulver. Alle bestanden im wesentlichen aus einer Mischung von Harzen und Mineralien sowie getrockneten Pflanzenteilen. Eine Sonderstellung unter diesen Räucherpulvern nahm der eingangs erwähnte „Rote Löwe“ ein, welches als das wirkungsvollste galt. Es enthielt u.a. Harze von verschiedenen Bäumen, Zinnober oder eine zinnoberähnliche Substanz, Kalk, zerriebene getrocknete Rosenblüten, staubfein zerschnittene Frauenhaarlocken, welche vorher magisch aufgeladen worden waren, Weihrauch etc. Genaue Rezepturen sind nicht in Niederschriften erhalten. Typisch für all diese Räucherpulver war, daß sie nicht brannten, keine Flammen entwickelten, sondern nur Rauch entfalteten, welcher auch aus einer kleinen Menge lange vorhielt. All dies diente, wie nochmals betont sei, lichtmagischen Zwecken, es war nicht für schwarzmagische Handlungen gedacht, und wo jemand den Pfad der „Weißen Magie“ womöglich verließ, wurde dieser ausgestoßen aus dem magischen Kreis, in Ägypten soll darauf sogar die sofortige Todesstrafe gestanden haben.
Die Geheimnisse aus den alten magischen Tempeln Mesopotamiens und Ägyptens würden einem „Schwarzmagier“ neuerer Zeit ohnehin nicht zur Verfügung stehen, so daß er sich mit dem begnügen müßte, was er selber bewerkstelligen kann, und das wäre jämmerlich wenig.
Welche Wirkungen könnte „Schwarze Magie“ heutzutage eventuell zeitigen? Sicher nur eine geringfügige, falls überhaupt. An den Kenntnissen, Fähigkeiten und Mitteln, etwa eine starke dämonische Kraft zu aktivieren, dürfte es heutzutage definitiv jedem fehlen. Gezieltes schwarzmagisches Wirken, sei es gegen einzelne Personen oder auch bestimmte Gruppen, vermag niemand, das kann so absolut gesagt werden. Quasi ungezieltes, gegen das Menschliche an sich gerichtetes Handeln von schwarzmagischer Auswirkung findet allenthalben statt, darüber sprachen wir schon. Die Befassung mit Schwarzer Magie nach altem Verständnis hat in dieser Zeit einfach keinen Wert, weshalb auch ein übelwollender Mensch, sofern er einigermaßen intelligent ist, von solchen Versuchen Abstand nehmen wird, denn sie wären jedenfalls nicht effektiv. Und diejenigen, die herumspielen, bedeuten für niemanden eine Gefahr außer für sich selbst. Kümmern wir uns also nicht weiter darum, das wäre vergeudete Zeit. Und wie sagt doch Goethe so klug: „Das einzige, womit zu geizen sich ziemt, ist die Zeit.“ Verwenden wir die uns zur Verfügung stehende also auf Sinnvolles.
http://www.causa-nostra.com/Einblick/Sch...ie-e0708a01.htm
Die Wahrheit wiegt meistens schwer.