Im Sommer des Jahres 49 v. Chr. wurde Kleopatra durch ihren Bruder (Ptolemaios XIII.) und dessen Ratgeber von der Herrschaft ausgeschlossen. Sie zog sich zunächst aus der Hauptstadt Alexandria nach Oberägypten in die Thebais zurück, wo sie auch später noch sehr beliebt war. Im Dezember 49 v. Chr. erkannte der von Pompeius in Thessalonike versammelte Senat Ptolemaios XIII. als Herrscher von Ägypten an, nicht aber Kleopatra. Weniger Monate später wurde sie endgültig aus dem Land vertrieben (Caesar, Bürgerkrieg 3, 103).
Die ersten Regierungsjahre waren Jahre interner Auseinandersetzungen, offener und verborgener Kämpfe der Herrschenden gegeneinander gewesen. Es scheint, als sei Ptolemaios XIII. trotz seiner Jugend, sicherlich nicht zuletzt aufgrund seiner drei Ratgeber, in diesem Kräftemessen schließlich ein ebenbürtiger Gegner Kleopatras gewesen. Am Ende war er bereit, nicht nur gegen Kleopatra die Waffen zu ergreifen, sondern auch gegen Caesar - und gegen die Römer sollte er letzlich kämpfend untergehen.
Kleopatra war aus dem eigenen Land vertrieben worden; für den Versuch, den Thron zurückzuerobern, sammelte sie arabische Truppen in der östlichen Wüste. Ptolemaios XIII. hatte Alexandria verlassen, lagerte nahe bei Pelusion und kontrollierte die Aktionen seiner Schwester. Die Mittelmeerwelt stand im Jahre 49 v. Chr. vor dem Ausbruch des Krieges zwischen Gnaeus Pompeius Magnus und Caesar. Der gesamte griechische Osten war Pompeius verpflichtet, insbesondere das Herrscherpaar in Alexandria, da Auletes ( Spitzname von Ptolemaios XII.) sein Gastfreund in Rom und Gabinius ein Gefolgsmann des Pompeius gewesen war. Daher wandte sich Pompeius, nach seinem Eintreffen in Ägypten an Ptolemaios XIII. und seine Ratgeber, als er an Land gehen wollte; denn es waren immer noch die Ratgeber Potheinos, Theodotos und Achillas, welche die Politik des Dreizehnjährigen Ptolemaios XIII. bestimmten. Auch die Ratgeber wussten: Pompeius in Ägypten aufnehmen hieß, sich Caesar zum Feind machen. Man setzte auf den Sieger Caesar und tötete den Verlierer Pompeius. Drei Tage später, am 1. Oktober 48 v. Chr., landete Caesar in Alexandria, wo er etwas länger als ein halbes Jahr bleiben sollte.
Caesar ließ erklären, er sei gekommen um die Thronstreitigkeiten gemäß des Testaments von Ptolemaios XII. endlich zu beenden. Caesar forderte als tutor mundi regis, als Vormund des Königs (Auletes hatte die gemeinsame Regentschaft von Kleopatra und Ptolemaios XIII. unter den Schutz des römischen Volkes gestellt), die beiden verfeindeten Geschwister auf, ihre Truppen zu verlassen und sich seinem Urteil zu unterwerfen. Kleopatra gehorchte auf der Stelle und kam nach Alexandria in den Palast zurück, schließlich war sie in der schwächeren Position. Nun war die gesamte königliche Familie wieder unter einem Dach. Innerhalb des Palastes lebten Caesar, Kleopatra, Potheinos, Ptolemaios XIII. und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie in einer angespannten Lage. In dieser Situation ließ Caesar Potheinos hinrichten; Arsinoë, die Schwester Kleopatras, floh ins Lager des Achillas, wo sie zur Königin ausgerufen wurde. Es kam rasch zu einem Zerwürfnis zwischen der Ptolemäer-Tochter und Achillas, der gestürzt und getötet wurde. Caesar entließ dann Ptolemaios XIII. zu seinem Heer. Am nächsten Tag kam es zum Kampf gegen die Truppen des Ptolemaios XIII., der unterlag und mit zahlreichen seiner Soldaten fiel. Alexandria kapitulierte, die ägyptische Frage konnte endlich gelöst werden: Kleopatra wurde unmittelbar darauf mit ihrem jüngsten Bruder, Ptolemaios XIV. vermählt und erneut inthronisiert.
Arsinoë IV. war die jüngste Tochter des Ptolemaios XII. Auletes wahrscheinlich aus einer zweiten Ehe mit einer nach griechischer Auffassung nicht legitimen Gattin, vermutlich einer hochstehenden Ägypterin (vgl. Kleopatra VI.). Ferner war sie die jüngere Schwester und Rivalin der bekannten Kleopatra, doch ist ihr genaues Geburtsdatum unbekannt.
Rolle im Alexandrinischen Krieg
Nachdem Gaius Iulius Caesar 48 v. Chr. Alexandria (teilweise) besetzt hatte, beschloss er, den Thronstreit zwischen Kleopatra und ihrem jüngeren Bruder Ptolemaios XIII. zu schlichten und rief die Geschwister zu sich in den Palast von Alexandria. Dort entschied er zugunsten der entmachteten Kleopatra VII., diese wieder an der Herrschaft zu beteiligen. Um den dadurch entstandenen Volksauflauf zu beruhigen, gab er das 58 v. Chr. von Rom annektierte Zypern an Ägypten zurück und ernannte Arsinoë und ihren jüngsten Bruder Ptolemaios XIV. zu Regenten der Insel.[1] Als der Alexandrinische Krieg dennoch begann, hielt Caesar nicht nur den Ptolemaios XIII. und dessen Bruder Ptolemaios XIV., sondern auch Arsinoë im königlichen Palast in Alexandria in seinem Gewahrsam. Der „Wärter“ (nutricius) der Arsinoë, ein Eunuch namens Ganymedes, konnte aber gemeinsam mit Arsinoë zu den Truppen des ägyptischen Kommandanten Achillas fliehen. Die Anwesenheit einer Angehörigen des Ptolemäerhauses legitimierte nun die Militäraktion der ägyptischen Armee gegen Caesar. Die Königstochter war auch alt genug, um nach dem Vorbild früherer Ptolemäerinnen eine relativ eigenständige und machtbewusste Rolle spielen zu können. Sie wurde zur Gegenkönigin zur bei den Alexandrinern unbeliebten und mit Caesar verbündeten Kleopatra erhoben. Diese Aktion richtete sich aber nicht gegen den ebenfalls caesarfeindlichen Ptolemaios XIII. Im Fall eines Sieges der Ägypter hätte Arsinoë den Platz Kleopatras an der Seite ihres Bruders einnehmen können. Um ihre Machtstellung zu stärken, musste sie freie Hand im Oberkommando über die Truppen bekommen und geriet darüber mit Achillas in Streit. An dessen Stelle sollte ihr Vertrauter Ganymedes treten. Beide Seiten suchten die Soldaten durch Bestechungen für sich zu gewinnen. Der Minister Potheinos befand sich im Königspalast in Caesars Machtbereich, unterstützte aber dennoch Achillas heimlich durch Boten. Doch der römische Feldherr kam hinter ihre Kontakte und ließ Potheinos hinrichten. Dadurch wurde aber Arsinoës Position bei der Gegenseite gestärkt. Um gegen Achillas vorgehen zu können, warf ihm Ganymedes versuchten Verrat an der ägyptischen Flotte vor. Arsinoë ließ daraufhin Achillas mit dem Schwert hinrichten, und Ganymedes rückte nun zum neuen Oberbefehlshaber auf.[2] Trotz einiger respektabler Erfolge gegen Caesar waren die Ägypter bald mit dem Eunuchen unzufrieden. Anscheinend waren Arsinoë und Ganymedes zumindest schon teilweise entmachtet, als die Alexandriner Caesar um die Freilassung des Ptolemaios XIII. ersuchten und diese auch erreichen konnten.[3] Danach spielte Arsinoë bis zum Sieg Caesars (Anfang 47 v. Chr.) keine Rolle mehr. Exil und Tod [Bearbeiten]
Als der Diktator seiner Geliebten Kleopatra faktisch die ganze Macht über Ägypten gab, ließ er gleichzeitig ihre jüngere Schwester Arsinoë außer Landes schaffen.[4] Diese musste im Juli 46 v. Chr. auch in Rom bei Caesars großen Triumphzug auftreten. Die zuschauenden Römer bedauerten aber die gefesselte Königstochter, während sie sich über die ebenfalls zur Schau gestellten Bilder der besiegten Feinde Potheinos und Achillas freuten.[5] Danach durfte Arsinoë in den Tempel der Artemis in Ephesos ins Exil gehen. Als Kleopatra in der Nachfolge des ermordeten Caesar den römischen Triumvirn Marcus Antonius zu ihrem Geliebten gemacht hatte, veranlasste sie ihn, ihre verhasste Schwester Arsinoë in deren Exil hinrichten zu lassen (41 v. Chr.). Da Arsinoë ein Mitglied des Ptolemäerhauses war, stellte sie eine latente, wenn auch keine unmittelbare Gefahr für Kleopatra dar, die durch ihren Sohn Kaisarion ihrer eigenen Linie den Thron Ägyptens sichern wollte. Mit der Tötung ihrer Schwester handelte Kleopatra in typischer Tradition der Ptolemäer, deren jeweilige Herrscher oft Verwandte als potentielle Gefahrenquelle für ihre eigene Regierung hatten ermorden lassen. Der Priester Megabyzos, der Arsinoë bei ihrer Ankunft im Artemistempel als Königin begrüßt hatte, wurde nur aufgrund eines Gesuchs einer Gesandtschaft aus Ephesos verschont. Der Historiker Christoph Schäfer hält die Angabe des antiken Geschichtsschreibers Appian, dass Antonius den Megabyzos erst nach einer Bitte der ephesischen Boten bei Kleopatra selbst am Leben ließ, für absichtlich falsche Propaganda. Stattdessen glaubt Schäfer, dass Antonius den Priester aus eigenem Antrieb freisprach.[6] Das Grab der Arsinoë wurde mit ziemlicher Sicherheit von Hilke Thür (s. Lit.) richtig mit einem oktogonalen Grabbau an der Kuretenstraße im Zentrum von Ephesos identifiziert. Zwar fehlt die Grabinschrift, doch ist das Monument in die Zeit von 50 bis 20 v. Chr. datierbar, und in der unterirdischen Grabkammer wurde 1926 das Skelett einer etwa 20jährigen Frau aufgefunden, die offenbar der damaligen hohen Aristokratie angehörte. Von deren Vertretern ist aber nur von Arsinoë bekannt, dass sie in Ephesos starb. Sollte es sich tatsächlich um ihre letzte Ruhestätte handeln, wären ihre sterblichen Überreste als einzige ihrer Dynastie bis heute erhalten geblieben.