Der Gehörnte Gott ist fast so alt wie die Große Erdmutter. Er ist der Gott der Natur, der Herr der Wälder und der Tiere. Er tanzt auf den Wänden der prähistorischen Höhlen von Lascaux, teils Mensch, teils Hirsch. Umgeben von den Tieren, von denen das Leben ebenso abhing wie von den Pflanzen der Erde, ist er der Gott ihrer Lebenskraft. Seine Gestalt, als Gott oder Schamane, ist auf die Wände dieser tiefen Höhlen gemalt, denn er ist auch eine Kraft der Fruchtbarkeit, die die große Mutter Erde befruchtet, aus welcher die Tiere geboren werden. Gehörnte Götter sind Götter von tierischer Kraft, der Sexualität und der Stärke, der Freiheit und der Instinkte, der Wildheit und des Körperlichen (diese Quellen verkörpern sie auf eine Weise, wie man sie beim Grünen Mann und dem Sonnengott nicht findet). Wenn Sie die Bekanntschaft dieser mächtigen Kraft machen, kann alles nur Erdenkliche geschehen, denn der Gehörnte ist eine Macht, die man invoziert, um die angenehmste Magie von allen auszuüben. Der Gehörnte Gott drückt die Heiligkeit der Erde aus, die Gegenwart der göttlichen Männlichkeit in der Welt. Er ist der Hirsch oder der Gott mit dem Geweih, der bei den Kelten und Briten Herne oder Cernunnos hieß; und er wird als Stier dargestellt bei den Griechen, den Römern und Ägyptern: als Dionysos (und als Minotauros); als Poseidon, Neptun, Apis und Osiris. Und er ist zugleich der geile bocksfüßige Gott und Pan, den man in der ganzen vorchristlichen Welt kannte und der in Wirklichkeit keinerlei Ähnlichkeit mit dem biblischen Dämon Satan besitzt – sein ziegenhaftes Bild wurde lediglich von der Kirche missbraucht, um den Satan darzustellen, was dazu diente, den heidnischen Gott zu dämonisieren.
Wie die Göttin vereint auch er die Gegensätze –denn er ist sowohl der Jäger wie die Beute. Er ist die Erinnerung daran, dass auch wir Teil des Lebenskreislaufs sind und dass wir zwar Tiere jagen und töten, selbst aber ebenso zu ihrer Beute werden, wie wir ja auch die Beute der Götter sind. Der Gehörnte Gott ist die Kraft, die uns mit unseren tierischen Geschwistern vereint und uns an unsere Verpflichtungen ihnen gegenüber gemahnt, so wie sie ihre Verpflichtung gegenüber uns wahrnehmen, indem sie ihr Leben aufopfern, damit unseres weitergeht. Seine Form, teils Mensch, teils gehörntes Tier – ob Stier oder Hirsch oder Ziegenbock – erinnert uns daran, dass auch wir teilweise tierischer Natur sind. Und in diesem tierischen Aspekt, das wissen alle Schamanen, liegt eine göttliche Weisheit, Macht und Magie, ohne die Sie selbst als Hexe nicht leben können, und ohne die wir als Gattung nicht überleben werden. Jeder Schamane arbeitet mit Geistführern und Krafttieren, die ihn auf seinen Reisen zwischen den Welten leiten. Tiere verfügen über profunde spirituelle Weisheit und werden ihr Wissen um das Ausüben der Magie mit uns teilen, wenn wir unsererseits nur lernen zu fragen und aufzupassen.
Der Gehörnte Gott ist auch die Macht unserer Instinkte, unsere Fähigkeit, Gefahr zu ‚riechen’, um sofort alles über eine Situation oder eine Person zu wissen, was wir brauchen. Der Gehörnte Gott ist wöchentlich bei meinem Mann präsent, wenn er spätnachts von New York nach Long Island fährt. Seine Instinkte sind schier unheimlich geworden, und er kann die Anwesenheit eines Verkehrspolizisten, der mit seiner Radarpistole in einem Streifenwagen sitzt, schon meilenweit vorher spüren. Und der Gehörnte Gott ist auch die Macht leidenschaftlicher Sexualität, die uns inspiriert und antreibt, wenn wir im Rausch der Leidenschaft immer tierhafter werden. Die Welt ist voller Magie, aber wir brauchen unser tierisches Selbst, um sie zu spüren und zu genießen. Der Gehörnte Gott ist Ihr Führer. Rufen Sie ihn an, und erfüllen Sie ihren Weg mit seiner Magie.
(Praktik für Fortgeschrittene) …
Der Gott als Kriegerkönig
Der einzige Gott, dem man ein Schwert anvertrauen darf, ist ein Gott, der auch tanzen kann, denn nur einem Gott, der das Leben liebt, darf man die Macht über den Tod anvertrauen. In den Ritualen, die ich einst lernte, gibt es einen besonders machtvollen Punkt, da nämlich der Gott sein Schwert zu Füßen der Göttin niederlegt. Was hat das zu bedeuten? Es bedeutet, dass der Tod – als Krieger, als Jäger, als Zeit, als Teil des Energiekreislaufs im Universum – dem Leben dient. Die Macht des Kriegers dient keinen Drogenbaronen, umweltverschmutzenden Multis, machtpolitischen Feldzügen und auch korrupten Politikern. Sie dient nicht der Habgier, dem Terror, der Unterdrückung, der Frauenfeindlichkeit, der Tyrannei, der Gewaltlust und auch nicht dem chauvinistischen Patriotismus. Sie dient allein dem Leben. Der Gott als Krieger schützt und verteidigt, als Jäger ernährt er, vor allem aber verehrt er das Leben. Deshalb umschließt ihn die Göttin, worauf der Gott zu einem Gott der Liebe wird, dessen Gabe die Macht der Wiedergeburt ist.
Aus: Phyllis Curott, Spirituelle Magie. Die hohe Kunst der Heiler und Hexen, Wilhelm Heyne Verlag, München 2005
Ohne Zweifel kommt das Bild des Teufels als gehörntes Monster aus der griechischen Mythologie. Dabei ist auffällig, dass das Aussehen des Gehörnten mit Pan einem Hirtengott der griechischen Mythologie nahezu übereinstimmt. Pan wird als missgestaltet, gehörnt, behaart, geißfüßig und mit einer tiefen, angsteinjagenden Stimme beschrieben.
*Anm.: Ohne Zweifel kommt "das Bild gehörnter Humaioider", - sicher nicht aus irgendeiner Mythologie, - sondern wurde nur in Ihnen wiedergegeben, - es entstammt "Urerinnerungen an die ungetrennten Schöpfungzyklen der ersten Zeiten", - und der Begriff "Monster" ist ein Zeichen dafür,wie sehr Interpreten dieser Gattung keinen Zugang zu den Anfangszeiten dieser Schöpfung besitzen. - A . -
Von den Wesenszügen sind jedoch nur Parallelen in puncto Verführung zu nennen. Die schreckliche Ausgestaltung des Aussehens des Gehörnten und seine offensichtliche Boshaftigkeit und Sündigkeit sowie die Beschreibung von Höllenqualen im Fegefeuer und in der Hölle ließen gerade im Mittelalter die Menschen Angst vor dem Bösen und der Sünde haben, die der Gehörnte als Schreckensgestalt personifizierte. Dieser Glaube oder Aberglaube, da in der Bibel ebensowenig zum Aussehen des Teufels gesagt wird wie zum Aussehen Gottes, hielt lange an aufgrund der mangelnden Bildung unter Bürgern und Bauern, die nicht selber die Bibel lesen konnten - vor der Reformation gab es ja nur den lateinischen Text - und der Willkür der Kirche ausgesetzt waren. So konnte die Kirche erheblichen Machtanspruch stellen und sich enorm bereichern, wie durch den Ablaß gegen Geld.
Einen Einblick in die Wirkung der Propaganda können am ehesten die Darstellungen der damaligen Zeit liefern.
Protestantismus und Teufel
Es ist nun nicht so, dass die Reformatoren den Teufelsglauben für den Protestantismus erledigt hätten. Es ist bekannt, dass für Luther die Existenz des Teufels sehr real war. Er fühlte sich persönlich von ihm verführt, z.B. bei der rückblickenden Beurteilung seines Eintritts ins Kloster. Sowohl die Legende, er habe ein Tintenfass nach ihm geworfen, als auch seine Schriften zeugen davon. Ein Hauptmotiv war, dass der Widersacher die Menschen vom wahren Glauben an die Gerechtigkeit Gottes abbringen wolle. Entsprechend verteufelte er die Papst-Kirche.
Das Böse wird nach Luther nicht von Gott geschaffen, sondern entspringt der mehrfachen Natur des Menschen, der das gnädige Angebot Gottes ausschlagen kann.
*Anm.: In dieser Definition erkennen wir "das Ausmass der Getrenntheit Luthers von Gott": Der Mensch "schlägt das Angebot Gottes aus", - was er indes gar nicht konnte, - Er war ja nicht einmal bewusst genug, um es zu begreifen, - und sobald diese "Bewusstheit" gegeben ist, - hebt sich auch der Widerspruch / die Trennung. - A. -
Der Teufel ist Luther eine Chiffre für die natürliche Schlechtigkeit der Welt. Er unterscheidet das Wirken Gottes in der Schöpfung insgesamt (opus alienum) (also auch in bösen Menschen) und sein Heilswirken (opus proprium) an den Gläubigen(vgl. Althaus, Die Theologie Martin Luthers, S. 150). Er wendet sich allerdings gegen Spekulationen über die Gestalt des Teufels (etwa die Luzifer-Legenden), da es eine Anmaßung des Menschen sei, alles im Himmel erkennen und erklären zu können. Er spricht von dem verborgenen Gott, der er trotzt Offenbarung bleibt. (vgl. Rudolf Hermann, Luthers Theologie, Berlin 1967).
*Anm.: Und mit dieser "Teufelschiffre der natürlichen Schlechtigkeit der Welt", "gibt er der Personifizierung des Teufels die Macht in die Hände", - während er sich gegen eine "Gestalt des Teufels" wehrt, - verleiht Er Ihm eine, - was auch logisch ist, denn: "Gott ist für Ihn trotz der Offenbarung verborgen", - und das bedeutet "un-einsichtig". -
Und "ob der Mensch alles im Himmel erkennen und erklären kann, weiss er frühestens, "wenn Er in Ihm angekommen ist, bzw. Er einen errichtet hat", - da das Luther zu seiner Zeit - verständlicherweise - nicht zu offenbaren verstand, - flüchtete Er sich in "die Verborgenheit Gottes" = in seine Unbewusstheit gegenüber der Schöpfungsmacht. - A . -
Vor diesem Hintergund ist manche Einschätzung, die uns als mittelalterliche Inhumanität erscheint, als Ausdruck seines Verständnisses des Teufels als Gegenstück zu Gottes Willen mit der Schöpfung zu sehen wie seine Einschätzung von Behinderten, deren Tötung er dem Fürsten von Anhalt empfahl:
"Daß er gänzlich dafür hielte, daß solche Wechselkinder nur ein Stück Fleisch, eine massa carnis sein, da keine Seele innen ist; denn solches könne der Teufel wol machen, wie sonst die Menschen, so Vernunft, ja Leib und Seele haben, verderbt, wenn er sie leiblich besitzet, daß sie weder hören, sehen, noch etwas fühlen, er macht sie stumm, taub, blind,"
*Anm.: Und jetzt beginnt Luther, - ganz Werkzeug seines scheinbaren Widersachers, - "die Welt zu trennen", - indem er "das Beseelte vom Unbeseelten trennt". -
Alleine der Tatbestand, dass er davon ausgeht, "dass er das Beseelte erkennen könne". - ist ein deutliches Indiz für sein satanisches / feindliches Wirken. - A . -
(aus den Tischreden Weimarer Ausgabe, zitiert nach: Bildstörung! Der lange Weg vom Tollhaus zur Werkstatt für Behinderte. Ausstellungskatalog, Ffm 1999). Auch Kanonen und das Geld galten Luther als Werkzeuge des Satans (Richard Friedenthal, Luther, München 1967, S. 358). Die protestantische Tradition hat jedenfalls die Konfrontation der Gnade aus Gottes Wort mit dem Teufel als "Fürst der Welt" z.B. über Gesangbuchtexte als Motiv in den Köpfen verankert:
EKG 362 Ein feste Burg ist unser Gott 2. Strophe:
Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen
So fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen
Der Fürst dieser Welt, wie sau´r er sich stellt,
tut er uns doch nicht; das macht er ist Gericht`: ein Wörtlein kann ihn fällen
Der Unterschied zwischen den Konfessionen lag damals weniger in der Vorstellung vom Satan, sondern in der Frage, wie er denn zu bezwingen sei:
"Denn die menschliche Natur ist durch die Erbsünde unter des Teufels Gewalt dahin geben und ist also gefangen unter des Teufels Reich, welcher manchen großen weisen Menschen in der Welt mit schrecklichem Irrtum, Ketzerei und anderer Blindheit betäubet und verführet, und sonst die Menschen zu allerlei Laster dahin reißet. Wie es aber nicht müglich ist, den listigen und gewaltigen Geist Satan zu überwinden ohne die Hilfe Christi, also können wir uns aus eigenen Kräften aus dem Gefängnis auch nicht helfen." (Augsburger Konfession II Von der Erbsünde, zitiert nach der Ausgabe Berlin 1960, S. 157)
*Anm.: Und mit dieser "Selbstentmündigung" - "begibt sich die Führung der damaligen Kirche in die Hand Ihres Feindes", - und "beschliesst, ohne Erlöser, keine Befreiung zu erlangen", - und das bedeutet "sie fallen aus der bewussten Geborenheit" und "steigen zu den Ungeborenen hinab", - wo sie dann auch von mir abgeholt werden ...
Da es aber "eine bewusste Entscheidung" war, - und nicht etwa eine "Unzulänglichkeit", - setzen sie sich damit noch "unter die Behinderten", - die zu solch einer Entscheidung nicht fähig sind, - und also "wurden die Ersten zu den Letzten". - A . -
Katholische Lehrmeinung:
Bis heute personifiziert der Teufel oder der Satan das Böse. Über das Aussehen des Teufels wird ein großes Geheimnis gemacht und es wird keine offizielle Erklärung dazu abgegeben. Aufgrund des Inhalts des Katholischen Katechismus muss man jedoch stark vermuten, dass auch heute in den Köpfen der Theologen der Gehörnte als Bild des Teufels umherspukt. Dabei ist in diesem Jahrhundert eine nicht immer gradlinige Entwicklung festzustellen. Ein Wendepunkt war das II. Vatikanische Konzil. Vorher (Katechismus von 1956) wird noch deutlich von dem "Verbrechen" Sünde geredet, das den Menschen den Weg zu Gott in den Himmel verbaut und sie in die Hölle oder nur ins Fegefeuer schickt. Durch die Illustration und das Zitat Mt.4 (Versuchung Jesu) wird hier die Personifikation des Bösen in alter Form wiederbelebt. Die vierzehntägliche Beichte oder fast tägliche Kommunion sind Voraussetzung für den Ablass, der einen von Sünden auf bestimmte Zeit entschuldet bis hin zu ewiger Sündenfreiheit, die nur der Papst aussprechen kann im heiligen Jahr. Durch diesen Ablass wird die ganze Welt von ihren Sünden befreit. Auch der Glaube vom Vorhandensein des Fegefeuers zeigt noch einmal eine wirklich blühende, paranoide und schreckliche Phantasie. Durch das Gebet für die Armen Seelen, die zwar in der Gnade, aber dennoch nicht schulfrei gestorben sind, werden die Lebenden verantwortlich für die Dauer der Höllenqualen der Ahnen. Dies gilt nicht für diejenigen, die in der Todsünde sterben. Für sie kann man gar nichts tun, Diese "werden immerfort von ihrem bösen Gewissen gepeinigt und wohnen in der Gemeinschaft der bösen Geister und der anderen Verdammten." (Absatz 130)
*Anm.: Und dieser "Kreis der Ausweglosigkeit", - der nur durch blindes Gehorchen und nicht durch "bewusst Sein" unterbrochen werden kann, - bezeichnet anschaulich "den höllischen Kreislauf, der sich verbrennt, ohne sich weiterzuentwickeln", - hierin ist der Satan geoffenbart. - A . -
In der Deutschen Ausgabe des Holländischen Katechismus von 1968 wird mit den Spekulationen über das Fegefeuer weitgehend abgerechnet. Das Fegefeuer wird als germanisches Erbe hingestellt. Die Läuterung als "totale, endgültige Hinwendung zum Lichte Gottes" (S. 527) wird zum Mittelpunkt der Betrachtung. Das Gebet für die Verstorbenen ist hier in seiner Dauer eindeutig vom Lebenden zu bestimmen. Es fällt auch auf, dass dieser Katechismus nicht mehr in der Pauk-Version mit Lernsprüchen daherkommt, sondern die Läuterung bewusst im Zusammenhang mit der "Auferweckung am Jüngsten Tag" darstellt und sogar die Nähe der protestantischen Vorstellungen betont.
*Anm.: Weshalb es auch diese Bewegungen sind, die als Auflockerung empfunden werden. - A . -
Der aktuelle Katechismus von 1993 kennt diese Annäherung nicht. Die Endgültigkeit der Verdammnis beim Sterben in Todsünde wird - diesmal unter Betonung der freien Entscheidung gegen Gott - wieder herausgestellt und die Luzifer-Legende endgültig (?) zur kirchlichen Lehre erhoben(vgl. Anhang Zitat aus dem Katechismus von 1993). Kein Wunder, dass die Zitate nicht vorrangig aus der Bibel, sondern der kirchlichen Tradition entnommen sind. Diese Formulierungen können wohl als Kehrtwende Richtung Mittelalter bezeichnet werde.
*Anm.: Oder auch als "Abstieg in die Unbewusstheit / die psychische Ungeborenheit . - A . -