In Wessobrunn findet man im Ortszentrum einen ganz besonderen Platz: Hier wachsen die „alten Linden von Wessobrunn“. Der sogenannte Lindenfleck ist eine Sehenswürdigkeit, die zeigt, wie schön alte Bäume in Städten wirken. Hier trifft Natur und Zivilisation zusammen und es wird noch einmal ganz besonders deutlich, wie wichtig es für uns ist, in das Grau der Städte die Natur einziehen zu lassen. Man denke man nur an die vielerorts kahlen bepflasterten Marktplätze – welch ein Kontrast! In Wessobrunn beleben die Linden die Gemeinde – sie schenken ihr eine Besonderheit und zeigen, dass dieser Ort wirklich lebendig ist. Die Linden im Zentrum symbolisieren Wachstum und Kraft, Ruhe und Gelassenheit – hier zieht Geschichte vorüber unter den Ästen der wohlwollenden mächtigen Linden. Und auch die alten Bäume selbst erinnern an besondere Ereignisse.
Die älteste der Linde von Wessobrunn wird seit 1875 die ehrwürdige Gebetslinde genannt. Prof. Dr. Johann Nepomuk Sepp, der damalige Besitzer des Klosters ließ zu dieser Zeit das seit 800 bekannte Wessobrunner Gebet in einen Steinfindling neben der Linde meißeln. Man vermutet auch, dass diese Linde in alten Zeiten die Gerichtslinde des Wessobrunner Klosters war.
In der Mitte der Lindengruppe steht die sogenannte Befreiungslinde, die wahrscheinlich 1796 gepflanzt wurde zum Andenken, dass die Kinder von Wessobrunn seit Abt Joseph Leonardi kein Schulgeld bezahlen müssen.
Die dritte Linde in der Ortsmitte wird Friedenslinde genannt. Sie wurde 1871 zum Gedenken an das Ende des deutsch-französichen Krieges gepflanzt.
Ein vierte und jüngere Linde wurde 1911 zum neunzigsten Geburtstag von Prinzregent Luitpold gepflanzt.
Auf einem Schild unter einer Linde heißt es „ 300 Jahre kommt sie, 300 Jahre vergeht sie!“ – das sagt der Volksmund über das Alter der Bäume.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man ganz in der Nähe auch die berühmte Tassilolinde hinter den Mauern des Klosters.
Seinen Namen erhielt Wessobrunn übrigens von drei Quellen – die sogenannten Brunnen des Wezzo. Wessobrunn ist heute als Klostergemeinde ein Anziehungspunkt für Pilger und Gläubige. Naturliebhaber und Menschen, die alte Bäume und Kraftorte suchen, werden hier die wundervolle Ausstrahlung unter den alten Linden spüren.
Die Klostergemeinde Wessobrunn liegt im Westen des Ammertals, ganz in der Nähe des Paterzeller Eibenwaldes. Inmitten der hügeligen Moränenlandschaft erlebt man ländlichen Charme und Idylle. Bekannt ist vor allem das Wessobrunner Gebet, das 814 in Althochdeutsch schriftlich niedergelegt wurde – man sagt, dies sei einer der ältesten deutschen Texte. So wird Wessobrunn zu einem Ausflugsziel für Gläubige, Spirituelle und Mystiker, die sich auf die Suche nach Kraftorten und Quellen begeben und die Energie geheimnisvoller Orte spüren wollen.
Informationen zur Linde Linden, lat. Tilia, sind Laubbäume aus der Familie der Malvengewächse, lat. Malvaceae. Sie können eine Höhe von bis zu 40 Metern erreichen. Die ältesten Linden erreichten ein Alter von bis zu 1000 Jahren. Auffallend sind vor allem die Blätter, die fast an eine Herzform erinnern und die intensiv duftenden Blüten.
Die Linde als mythischer Baum Oft hört man in alten Liedern und Geschichten von der Dorflinde. Hier traf man sich zum Tanz und zum Schwatz, aber auch Gericht wurde oft unter den Bäumen gehalten. Die Linde als Baum der Freude, der Zusammenkunft und der Wahrheit.
So scheint sich die hohe Bedeutung der Linde aus der germanischen Zeit fortgesetzt zu haben, denn die Linde galt den Germanen als heilig. Auch heute noch scheint der Glaube im Zusammenhang mit den Linden eine wichtige Rolle zu spielen – dies sieht man vor allem in Wessobrunn, hier findet sich zum einen ein Gebet eingemeißelt im Schatten der Linden, und zusätzlich noch ein Kreuz. Die Linde besitzt auch Heilkraft, vor allem die Lindeblüten werden vor allem bei Erkältungen zur Bereitung von Tee verwendet.