Geb war der Vater von Osiris, Isis, Seth und Nephthys (siehe: Die Neunheit). Als Geb sah, wie geschickt und begabt Osiris war, übergab er ihm die Regierung beider Länder: Ober- und Unterägypten. Seth hingegen erhielt die Herrschaft über das Wüstenland.
Seth nahm sich seine Schwester Nephthys zur Frau. Isis heiratete ihren Bruder Osiris. Isis und Osiris führten eine sehr glückliche Ehe. Osiris galt als ein gerechter König, der seinem Volk zu Wohlstand und sittlichem Handeln verhalf. Osiris regierte beide Länder mit Weisheit. Er sorgte für die Bewässerung der Felder, für die Fruchtbarkeit der Kräuter und Ackerfrüchte, des Viehs und der Menschen.
Gestört wurde ihr Leben durch Seth, ihrem neidischen Bruder. Als Seth seinen Bruder Osiris alleine antraf, ergriff und tötete er ihn. Er zerstückelte seinen Leichnam und zerstreute dessen Teile über beide Länder.
Isis stürzte in tiefste Verzweiflung und auch beide Länder wurden krank. Die Ernte blieb aus und der Nil trat nicht mehr über seine Ufer. Isis streifte mit ihrer Schwester Nephthys durch beide Länder, suchte und sammelte die Teile von Osiris Leichnam zusammen.
Durch ihre mächtigen Zaubersprüche erweckte Isis den Leichnam Osiris wieder zum Leben. Gemeinsam zeugten sie Horus. Osiris konnte aber nicht mehr zurück, um seine weltliche Herrschaft fortzuführen. Er übertrug sie mit Zustimmung der anderen Götter seinem Sohn Horus. Osiris wurde zum Herrscher der Unterwelt.
Fortan kümmerte sich Isis um ihren Sohn und schützte ihn, bis er erwachsen wurde, gegen Seth kämpfen und seine Herrschaft über die beiden Länder antreten konnte.
Der Mythos von Isis und Osiris wird auch in abgewandelten Formen erzählt. Manchmal wurde Horus geboren, nachdem Osiris getötet wurde, d.h. er wurde schon früher gezeugt. Solange Horus noch zu klein war, um im Kampf gegen Seth antreten zu können, versteckte ihn Isis am Nilufer, im Dickicht. Wenn Seth nahte, schlossen die Lotosblumen ihre Blütenkelche um Horus und öffneten sie erst wieder als die Gefahr vorüber war.
Schon in der Antike galt Ägypten als das Land uralten Wissens und als tiefe Quelle allen Geheimwissens. Auf dem Umweg über Griechenland und Rom hat diese Überlieferung Eingang in die europäische Geistesgeschichte gefunden und lebt heute in aktueller Form in vielen Lebensbereichen fort.
Dabei steht das Götterpaar Isis und Osiris stets mit im Vordergrund, überzeugend allein schon durch die zeitlose Menschlichkeit seines Schicksals, wie es der Osiris-Mythos beschreibt. Isis erweckt den ermordeten Brudergemahl zu neuem Leben, schenkt ihm einen Erben und bewahrt diesen, das Horuskind, vor allen Gefahren. Als er herangewachsen ist, erkämpft Horus das Erbe seines Vaters und stellt so die richtige Ordnung wieder her.
Osiris ist der regelrechte Gott schlechthin, in höchstem Maße verehrt, das männliche Wesen darstellend. Ihm zur Seite steht Isis als zu verehrende weibliche Gottheit, Isis. In ihr verkörpern sich alle heilenden Kräfte des Weiblichen, die das Verlorene wiederfinden, das Zerrissene zusammenfügen und die Gegensätze miteinander versöhnen. Als eine der mächtigsten Gottheiten umfängt sie das Schutzbedürftige mit ausgebreiteten Armen und bewahrt es auf wirksame Weise vor Gefahren.
Es ist unbestritten, dass Isis und Osiris in ihrer Bedeutung durchaus vergleichbar sind. Die Ehe von Osiris und Isis ist vorbildlich; gemeinsam mit dem Horuskind bildet das Götterpaar eine ideale Familie.
Die Aufgabenstellungen von Osiris und Isis sind, einmal männlich, einmal weiblich, zwar unterschiedlich; sie sind aber gleichermaßen wichtig und in dieser Wichtigkeit gleichrangig. Insofern erscheint den heutigen Logenmitgliedern der Name als eine idealtypische Bezeichnung. Der Name bedeutet eben auch die Möglichkeit einer Verschmelzung der Gegensätze innerhalb des Weiblichen und Männlichen.