Skorpione haben in der Menschheitsgeschichte durch ihre Eigenschaften als nachtaktive, bizarr anmutende und vor allem giftige Geschöpfe recht früh die Symbolbedeutung von Bedrohung und Tod erhalten.
In der Bibel beispielsweise gelten sie, ähnlich der Schlange, als Symbol von dämonischen Mächten. In der Offenbarung des Johannes werden die in der Apokalypse aufziehenden Heuschrecken sinngemäß mit der Kraft verglichen, wie sie Skorpione auf der Erde besitzen. Die Qual, die die Heuschrecken den Menschen zufügen, ist so stark wie der Schmerz durch einen Skorpionstich (Offb 9,3 & 9,5)
Auch im babylonischen Talmud werden sie erwähnt: "Drei Dinge kommen unerwartet wenn man nicht an sie denkt: der Messias, der Fund und der Skorpion." Unter anderem werden sie dort ebenfalls in den Weisheitstexten (Rezepte gegen Krankheiten) erwähnt: "Gegen den Star nehme man einen Skorpion von sieben Gliedern und trockne ihn im Schatten. Und man zerreibe zwei Teile Stibium und einen Teil von ihm, und gebe je drei Schmikstifte voll in das eine und in das andere Auge. Mehr aber gebe man nicht hinein; denn sonst zerstört man seine Augen."
Neben diesen negativ belegten Eigenschaften gilt der Skorpion aber auch unter anderem als Symbol für Wahrhaftigkeit und wird in den in der Antike entstandenen Bildungszweigen der 'Sieben freien Künste' oftmals auch neben der Schlange als Emblemtier der Dialektik genannt. Auf dem Gemälde von Sandro Botticelli 'Ein junger Mann wird in den Kreis der sieben freien Künste eingeführt' hält die Personifikation der Dialektik, dargestellt in Frauengestalt, einen Skorpion in der Hand (vgl. erstes hier angehängtes Bild). Der Skorpion versinnbildlicht dort symbolisch durch seine Scheren die beiden gegeneinander gerichteten Positionen des dialektischen Denkens.
Als ein Sinnbild taucht der Skorpion ebenfalls in der Darstellung der Stiertötungsszene (Tauroktonie) aus dem römischen, ursprünglich persischen Mithraskult auf (vgl. zweites hier angehängtes Bild). Mithras, verehrt als Göttergestalt, tötet den Stier mit einem Dolchstoß in die Schulter. Ein Hund und eine Schlange trinken dabei Blut aus der offenen Wunde, während ein Skorpion die Hoden des Stieres attackiert. Eine neben der astronomischen Deutung der Tiergestalten als Sternbilder eher geisteswissenschaftliche Auslegung dieser Szene besagt, dass der hier gezeigte Stier der tierischen Natur entspricht. Skorpion, Schlange und Hund stehen dabei für die niederen Triebimpulse. Der Mensch kann diese durch seine naturgegebene Beschaffenheit überwinden; veranschaulicht durch den Dolchstoß des Mithras.
In der Symbolkunst Afrikas ist der Skorpion ebenfalls ein oft verwendetes Emblemtier gewesen. Praktisch wurde er dort zur Heilung genutzt. Ebenso wurde sein Gift für die Präparation von Giftpfeilen verwendet.
In der Astrologie wird der Skorpion auch als Doppelsymbol Skorpion/Adler genannt. Dabei steht der am Boden lebende Skorpion für die primitiven Triebe, welche er überwindet. Er tötet seine eigene niedere Natur (symbolisch richtet der Skorpion seinen Stachel auf sich selber), um dann in seiner höheren Form, dem Adler erneut geboren zu werden. Ähnlich dem Mythus des Phönix, der verbrennt und aus seiner Asche neu entsteht. Dem Skorpion werden in der Astrologie auch Attribute wie Bedrohung, Sexualität, Zerstörung, Okkultes, Mystisches, Erleuchtung, Heilung (als Gegengewicht zu dem Gift) und Auferstehung zugeschrieben.
Weit zurückführen lässt sich auch die mythologische Betrachtung in Ägypten. So hat man in Abydos das Grab des altägyptischen Königs Skorpion I. als der erste erwähnte Pharao (3.200 v. Chr.) entdeckt.
Bekannt aus der Kultur Ägyptens ist ebenfalls Selket 'Die, die Lungen atmen lässt'. Eine Göttin die den Status einer Heilerin und Magierin besaß (vgl. drittes hier angehängtes Bild). Dargestellt wird sie oft in menschlicher Gestalt, auf dessen Kopf ein Skorpion sitzt, als Skorpion mit Frauenkopf oder rein in Skorpion Gestalt. Sie galt als Totengöttin, beschützte jedoch ebenso das Leben in dieser Welt und bewahrt die Menschen im täglichen Leben vor Skorpionstichen. Sie sandte sieben Skorpione aus (Tefen, Masetetef, Petet, Tjetet, Matet, Mesetet und Befen), um die Göttin Isis auf der Flucht und vor dem Angriff der Gottheit Seth zu beschützen. Hededet, welche die Muttergöttin Isis und die Schutzgöttin Selket vereint, wird ebenfalls mit dem Unterkörper eines Skorpions dargestellt. Die altägyptischen Priester empfahlen schützende Amulette gegen die Abwehr von Skorpionen und zur Heilung nach einem Stich zu tragen und besondere Zauberformeln aufzusagen. Eine magische Formel lautete: "Gift des Skorpion, gehe doch weg und fließe zu Boden, ohne im Körper zu bleiben!"
In einem alten Mythos aus dem sumerischen Reich in Mesopotanien - der Gilgamesch Epos (zwischen 2100 - 600 v. Chr.) - wird erzählt, wie zwei Wächter, ein Mann und eine Frau, welche beide zur unteren Körperhälfte in Skorpiongestalt erscheinen, den Eingang des Berg Maschu (die Unterwelt) bewachen. Die 'Girtablulu' als Mischwesen, halb Mensch - halb Skorpion, abgebildet als Bogenschützen, wurden in der akkadischen Mythologie von der weiblichen Seite der Urkräfte Tiamat erschaffen, um gegen die Götter zu kämpfen.
Nina (auch Nansche, Nanse), die sumerische Stadtgöttin des Ortes Nina, gilt als Fruchtbarkeitsgöttin der Quellen und Kanäle, Göttin des Orakel und als Deuterin von Träumen. Ihre Symboltiere sind wiederum die Schlange und der Skorpion.
Auf dem 'Kudurru der Melishihu', ein Grenzstein aus dem alten Babylon (1202-1188 v. Chr), ist neben einer hierarchisch aufgeteilten Darstellung von Göttern, Menschen und Tieren unterhalb einer gehörnten Schlange ein Skorpion (vermutlich als Tier der Unterwelt) eingemeisselt.
Bei den Maya wurde der Gott Ek-Chuah (Ekchuah oder auch Gott M) in schwarzer Körperfarbe und oftmals mit einem langen Skorpionschwanz abgebildet. Interpretiert wird er als ein Kriegsgott, als Gott der Kaufleute und der Kakaopflanze.
In der griechischen Mythologie gilt der Skorpion als Vernichter von Orion, dem Jäger. Mit einem Stich in die Ferse tötete er Orion. Daraufhin wurden beide von den Göttern an den Himmel als Sternbilder gebannt und dort weit voneinander getrennt. Wenn der Skorpion sich im Osten am Himmel zeigt, flieht Orions Sternbild im Westen unter den Horizont. Das Sternbild des Orions ist in der Winterzeit zu sehen, das Sternbild des Skorpion in den Sommermonaten.
Im tibetischen Buddhismus wird dem Skorpion ebenfalls Bedeutung zugeschrieben. Milarepas, ein tibetischer Lehrer und Dichter, der in seiner Jugend einer Legende nach die schwarze Magie erlernte, beschwor, um an seinen Verwandten Rache zu nehmen, eine Horde von Reptilien und einen riesigen schwarzen Skorpion. Im 'Handbook of Tibetan Buddhist symbols' von Robert Beer wird beschrieben, dass das Bild eines Skorpions verwendet wurde, um Dämonen der Plage und der Pest zu markieren. In Ritualen wurde oft auch das gemalte Bild eines Skorpions für die Geisterunterwerfung verwendet. Rinpoche Padmasambhava, der als Begründer des Buddhismus in Tibet gilt, erlangte durch eine Begegnung mit einem neunköpfigen Skorpion, welcher ihn in geheime Lehren einweite, große Scharfsichtigkeit. Eine seiner acht Manifestationen wird daraufhin auf Bildern oft mit einem Donnerkeil und einem Skorpion in den Händen haltend dargestellt und als Guru Dragpo benannt.
Auch Aristoteles (384-322 v. Chr) untersuchte und erwähnte in seinen naturwissenschaftliche Schriften den Skorpion und klassifizierte sie als flügellose, vielfüssige Insekten. Aus "Die Thierarten des Aristoteles von Carl J. Sundevall: "(Scorpius) Skorpion. II, 3.10: Der Schwanz des Landskorpiones hat einen Stachel ... Einige Insekten haben den Stachel nach aussen (nackt), wie der Skorpion, der das einzige langgeschwänzte unter den Insekten ist. Dieser hat auch Scheren ... V, 21.3: Auch die Landskorpionen legen viele, kleine eierähnliche Würmer, welche sie bebrüten. Wenn aber dies vollendet ist, werden sie, gleich den Spinnen, vertrieben und von den Jungen getödtet; den oft werden etwa elf geboren. - VIII, 28.2: Von der Skorpiongattung Scorpius L., findet man ein paar Arten im südlichen Europa, und mehrere in Afrika. http://www.skorpionforen.eu/skorpione-al...d-symbolik.html
[ Editiert von Administrator Linoma am 04.12.10 22:43 ]
Skorpione waren eine Plage, nicht nur im alten Ägypten. Alle ägyptischen Skorpionsarten waren damals giftig, was auch heute noch der Fall ist.
Während es heute Behandlungsmethoden gegen Skorpionstiche gibt (wenn sie auch innerhalb der ersten 5h angewendet werden sollen), so gab es im alten Ägypten Zaubersprüche. Sie sollten Skorpione abwehren bzw. giftige Stiche heilen.
Skorpione hatten im alten Ägypten eine schützende Funktion inne. Nach einer Legende begleiteten 7 Skorpione Isis, auf ihrer Flucht vor Seth (siehe den Mythos von Isis Flucht). Ähnlich sollten Skorpionsfiguren wirken, die in großer Anzahl gefunden und als Amulette getragen wurden.
Eine bekannte Göttin, deren Tier der Skorpion ist, heißt Selket. Sie war die Schutzgöttin der Toten, aber auch die Schutzgöttin der Lebenden.
Einen Skorpionkult hat es vermutlich nie gegeben. Nach einer Legende erfahren wir, dass Frauen, die der Isis dienten von Skorpionen unbehelligt blieben. Das liegt mit Sicherheit an der häufigen Verschmelzung von Isis und Selket, wobei Isis deren Attribute übernahm.
Dieser Mythos ist so ungefähr das einzig Positive, was über Skorpione in den letzten paar tausend Jahren verzeichnet wurde. Seit Urgedenken verkörpern die bösartig aussehenden Kreaturen Tod und Verderben, Nacht und Gefahr. Im Alten Testament droht der König Rehoboam seinen Untergebenen, sie nicht mit Peitschen, sondern viel schmerzvoller, mit Skorpionen zu bestrafen.
Voller Abscheu schrieb Plinius der Ältere im ersten Jahrhundert: "Sie sind eine schreckliche Plage, giftig wie Schlangen, doch sie setzen ihr Opfer einer noch schlimmeren Tortur aus, nämlich einem dreitägigen Todeskampf. Ihr Giftstachel ist jederzeit zum Angriff bereit, auf dass er ja keine Gelegenheit verpasst." Kurz: Der Skorpion hat einen ausgesprochen miesen Ruf, und steht weltweit auf jeder Hitliste der gemeinsten Tiere.
Es gibt jedoch jemanden, der das alles etwas anders sieht, nämlich der amerikanische "Skorpionpapst" Gary Polis. Er meint: "Lieben muss man sie nicht. Aber die Tiere sind ein phantastisches Modell dafür, wie Lebewesen unter extremsten Bedingungen existieren können. Sie sind eine unglaublich erfolgreiche Tierart, und wir fragen uns immer wieder: Wie haben sie das geschafft?"
Skorpione gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Vor mehr als 400 Millionen Jahren existierten in den Ozeanen "Wasser-Skorpione", etwa 100 Millionen Jahre später müssen sie an Land gekrochen sein. Das belegen die fossilen Reste; ebenso die Länge der Urzeit-Skorpione: bis zu einem Meter. Die Form ist aber bis heute weitesgehend gleich geblieben.
Dass die Wissenschaftler den Methusalem unter den wirbellosen Tieren überhaupt so weit zurückverfolgen können, verdanken sie seiner äußert praktischen Eigenschaft, unter UV-Licht in Blau-, Grün-, oder Rosatönen zu fluoreszieren. Sogar die Überreste aus Urzeiten leuchten noch auf.
Polis: " Ich kann auf eine Stelle starren, von der ich weiß, da sitzt ein Skorpion - aber ich sehe ihn nicht. Nachts UV-Licht drauf - da erkennt man sie aus meterweiter Entfernung."
Skorpione leben gern in menschenfeindlichen, kargen heißen Wüsten, in denen es weder Nahrung noch Wasser zu geben scheint. In Baja California (Wüste südl. von San Diego in Mexiko) wimmelt es nur so von ihnen. Die Biomasse der Skorpione in Baja California und in manchen anderen Wüstengegenden wiegt mehr als die aller restlichen Wüstentiere zusammen - wie Kojoten, Mäuse, Eidechsen und Ratten.
Im Gegensatz zu den Artgenossen, die auf Bäumen im Dschungel herumklettern, sind Wüstenskorpione wahre "Couchpotatoes". Ein Sandskorpion in Baja verbringt 92 bis 97 % seines Leben im Erdloch. Ab und zu krabbeln die gelblichen fahlen Tiere nachts aus ihrer Höhle, verharren reglos davor und warten auf Beute. Schwer vorstellbar, dass sie auf diese lahme Art überhaupt etwas fangen.
Doch der Skorpion arbeitet mit einem ausgeklügelten, einzigartigen Sensorsystem. Er ist sein eigener Seismograph, der den Mikro-Sturm einer vorbeifliegenden Motte wahrnimmt - mit extrem empfindlichen Härchen an den Greifarmen, die jede noch so geringe Luftbewegung registrieren. Damit ortet der Skorpion die Motte präzise - und der Skorpion greift sich seine Mahlzeit in stockdunkler Nacht aus der Luft.
Gefressen wird, was unter die Kieferklauen kommt: Motten, Spinnen, kleine Eidechsen, Insekten aller Art und auch Skorpione. Und die besonders gern. Skorpione sind ausgeprägte Kannibalen.
Der Wüstenbewohner hat den geringsten Wasserverlust von allen Tieren überhaupt; er geht gegen Null. Manch ein Skorpion trinkt sein Leben lang gar nichts - seine Nahrung enthält alle Flüssigkeit, die er benötigt.
Der Skorpion gilt als der effektivste Futterverwerter - 70 % seiner Nahrung wandelt er in Körpergewebe um (ein menschliches Baby schafft etwa 5 %). Obendrein ist der Skorpion ein ausgewiesener Hungerkünstler: Wenn es sein muss, kann er ein Jahr lang ohne Nahrung auskommen; eine Motte reicht für Monate. Wer nur ab und an vor seinem Erdloch herumsitzt und eine Fliege verdaut, verbraucht kaum Kalorien. Und wird alt: bis zu 25 Jahre. All diese Extreme sind auf den niedrigen Stoffwechsel zurückzuführen; vergleichbar mit dem einer Zuckerrübenwurzel.
Noch ein Extrem: Kein anderes Lebewesen reagiert so sensibel auf Licht. Neueste Studien kommen zum Ergebnis, dass den Skorpionen das Sternenlicht als Orientierungshilfe völlig ausreicht.
Entgegen landläufiger Meinung leben die evolutionären Wundertiere nicht nur in der Wüste: Die etwa 1500 bekannten Arten stecken praktisch überall; unter schneebedeckten Felsen 5000 Meter hoch im Himalaja ebenso wie in 800 Meter tiefen Höhlen. In süddeutschen Wäldern fristet der hell- bis mittelbraune Euscorpius germanus sein Dasein, und in Südfrankreich verkriecht sich der Euscorpius flavicaudis in Wandspalten und wartet auf die nächste Holzlaus.
Wie gefährlich sind Skorpione? Sie töten mehr Menschen als jedes andere Tier, mit Ausnahme von Schlangen und Bienen. Etwa 25 Arten tragen in ihren Giftdrüsen genügend Toxin, um einen Menschen zu töten - manchmal sogar innerhalb von Stunden.
Polis warnt vor Skorpionen die schmale, kleine Greifscheren haben. Deren Stachel hat es in sich. Gegen das lähmende Gift - eine Mixtur aus bis zu 30 starken Neurotoxinen - gibt es jedoch inzwischen gute Antisera, die aus pulverisierten Giftdrüsen von Skorpionen hergestellt werden.
Die Stiche der anderen Arten töten zwar nicht, haben aber tagelange Qualen zur Folge. Vergleichbar mit zehn brennenden Nadeln die gleichzeitig im Körper rotieren.
Zum Verhängnis wird das Gift auch dem armen Skorpionmann nach der Paarung. Die meist größeren Weibchen [wohlgemerkt größer und nicht länger ;-)] schrecken nicht davor zurück, den Begatter nach erfolgtem Akt zu stechen und zu verdauen - das Ende einer ziemlich brutalen Paarung: Mit den Greifscheren ineinander verkrallt, tanzen sie wild vor und zurück; hat das Männchen gefunden, was es sucht, ein Stöckchen oder einen kleinen Fels, legt es sein Spermasäckchen dort ab und zerrt das Weibchen darüber. Dann heißt es, nichts wie weg - doch in einem von fünf Fällen klappt das nicht, und der Tod folgt umgehend.
Warum diese Grausamkeit? " Warum nicht?" sagt Polis, der Skorpionmann. "Das Weibchen verliert doch nichts, wenn es ihn auffrisst. Er tut nichts für die Aufzucht der Jungen und ist prima Nahrung." Kein Wunder, dass Skorpione Einzelgänger sind.
Nach 3 bis 18 Monaten bringen die Weibchen, im Gegensatz zum Rest der wirbellosen Tiere, lebende Babys zur Welt; im Durchschnitt 25. Die Kleinen verbringen die Phase bis zur ersten Häutung auf dem Rücken der Mutter, aber dann gilt auch für sie - nichts wie weg! Denn die Alte hat keine Hemmungen, ihre Kleinen zu vertilgen.
Kaum ein anderes Tier hat in der Evolution soviel Zähigkeit bewiesen wie der Skorpion - deshalb dürfte uns der Überlebenskünstler sicher bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben.
Das Sternbild Skorpion, das 8. Zeichen im Tierkreis, ist 93 Lichtjahre von der Erde entfernt und in Deutschland nur teilweise am südlichen Nachthimmel zu sehen. Die helleren Sterne des Skorpion bilden Leib, Scheren und Stachel seines Körpers.
Einer Version des griechischen Mythos nach sollte der Skorpion auf Anweisung der Göttin Artemis hin den Jäger Orion töten. Dieser hatte ihre Wut auf sich gezogen, da er Jagd auf die Tiere des Waldes machen wollte. In einer anderen Version gab Apollon den Befehl aus Eifersucht, weil sich Artemis zu Orion hingezogen gefühlt habe, und in einer weiteren geschah es auf das Geheiß der Hera, weil Orion eine der Plejaden vergewaltigt hatte.
In allen diesen griechischen Überlieferungen wie auch im ägyptischen Mythos ist Orion ein erfolgreicher Jäger, zu dessen Beute Tiere wie auch Frauen gehören. Der Name des Gottes oder der Göttin, die den Skorpion schickt, ihn zu töten, variiert. Wie auch immer – der Skorpion stach Orion mit seinem giftigen Stachel in die Ferse. Im ägyptischen Mythos konnte Isis ihn heilen. Seither ziehen beide, Skorpion und Orion, weit voneinander entfernt ihre Runden am Himmel. Wenn der Skorpion am nächtlichen Himmel aufgeht, geht das Sternbild Orion bereits auf der entgegengesetzten Seite unter.
Einst war ein Teil des heutigen Sternbilds Waage Teil des Skorpion – genauer eine seiner Scheren. So besaß er einerseits seinen giftigen, Tod bringenden Stachel, andererseits trug er die Waagschale der Gerechtigkeit und Balance in seinen Scheren.
Ältere Kulturen sahen in dem Skorpion den mächtigen Drachen, wie z.B. die Chinesen, auch den Ouroboros – die große Schlange der Ophiten und später auch der frühen Gnostiker.
So repräsentiert der Skorpion Sexualität, Trieb und Tod, Anfang und Ende, Intuition und Emotion. Der Skorpion erforscht die Welt, indem er die Umwelt mit seinem Stachel durchdringt und zu den Emotionen durchdringt. Die äußerst emotionale Komponente vieler Skorpion Geborener kann zerstörerisch wirken bis hin zur Selbstzerstörung, aber auch zu hohen, durchdringenden (Stachel) geistigen Fähigkeiten verhelfen. Der Skorpion tötet sich eher selbst, als von anderen getötet zu werden. Das verleiht Skorpion Geborenen einerseits einen starken Willen, andererseits Misstrauen und Vorsicht, um nicht von anderen kontrolliert (getötet) zu werden. Der starke Wille kann zu äußerster Entschlossenheit und Sturheit führen, selbst in aussichtslosen Dingen. Auf andere Menschen kann dies bisweilen unergründlich wirken, da die Motivation eines Skorpions nicht mit der üblich nachvollziehbaren vergleichbar ist und verborgen bleibt.
Dem Skorpion sind Mars und das Element Wasser zugeordnet. Wir finden daher im Skorpion das Selbstbewusstsein, die Aggressivität und Energie des Mars gepaart mit der Ruhe und Tiefe des Wassers. Mars ist hier vergleichbar dem Krieger an der Front, während der Skorpion als Stratege im Hintergrund bleibt.
Der Skorpion ist weiterhin Symbol für Erneuerung und Regeneration. Verliert ein Skorpion seinen Schwanz, wächst ihm ein neuer nach, was ihn auf eine Art unsterblich und unbesiegbar macht. Diese Eigenschaft weist Parallelen zum Phoenix auf, der verbrennt und aus seiner Asche wieder aufsteigt. Während sich die groberen oder 'niederen' Auswirkungen beim Skorpion eher in selbstzerstörerischer Art bemerkbar machen, streben jene, die die höheren Schwingungen zu nutzen wissen und sich nicht in ihren Emotionen verlieren, in ihnen ertrinken, danach, sich wie der Phoenix oder Adler über die Welt zu erheben und sich geistig zu entwickeln. Diese Aspekte finden wir auch in den dem Skorpion zugeordneten Gestirnen Mars (niedere Aspekte) und Antares (höhere Aspekte).
Der Skorpion herrscht über das Wurzelchakra und die Sexualorgane, und die ihm zugeordneten Farben sind rot und schwarz. Er steht für das astrale Element der Trennung und vereint das Oben und das Unten, indem er seinen Stachel einsetzt, um alles zu durchdringen. Oder wie Gregorius es ausdrückt: Der Skorpion ist entweder der weiße Priester im schwarzen Gewand oder der schwarze Magier im weißen Gewand. Sein wahres Inneres hält er verborgen. Die Geheimnisse des Seins enthüllt er für für sich selbst und seine Transformation. Auch Dr. Rudolf Kapellner beschreibt den Skorpion sinngemäß als Zeichen des Wandels, der Transformation und der Erneuerung. Er ordnet ihm dunkle Emotionen, Schmerz, Leid und Wut zu, was zu Zusammenbrüchen führen kann, die schließlich zu etwas Neuem führen. Die tiefe, unergründliche, triebhaft gesteuerte Emotionswelt des Skorpion bezeichnet er als die Reptilien-Ebene, die zur Schlangenebene führt, indem die Triebe in Sexualität, Lebenskraft und Heilkraft umgesetzt werden. Dies kann dann zur Phoenix-Ebene führen und damit zur Transformation und Erneuerung. Dieser Prozess führt den Menschen in die eigenen Tiefen, die Unterwelt, das Unbewusste, wo er mit den verborgenen Anteilen seiner selbst in Berührung kommt, den verdrängten Emotionen, die zu Dämonen werden, wodurch er bisher unbekannte und somit ungenutzte Potentiale entwickeln kann.
Eine weitere Entsprechung findet der Skorpion in Cthulhu, bekannt aus dem Necronomicon des Abdul Alhrazed und dem Cthulhu-Mythos von Lovecraft. Er ist ein Geschöpf der Sterne, der Herr der Tiefe und Initiator der Träume, repräsentiert durch den Westen als Ort des Todes und das Element Wasser, in dem er als Krake der Urzeit schläft und träumt, bis seine Zeit wieder gekommen ist. Astrologisch wird Cthulhu mit dem Skorpion gleichgesetzt, der in Akkad die Bezeichnung „Girtab“, d. h. Der Stachlige oder Der Greifer trug.