Die Magie als Faktor der zu den Menschen schon immer adhärent war, ist unwiderlegbar jener Faktor um den sich im Laufe der Menschheit, neben der Frage nach dem Sinn des Seins, die verschiedensten Kulturen bemüht haben.
Magie ist die zusammenfassende Beschreibung für Praktiken, durch die der Mensch seinen eigenen Willen in einer Weise auf die Welt übertragen und das Tun, Wollen und „Schicksal“ anderer Lebewesen bestimmen will, die nach naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise irrational erscheint, jedoch durch das Factum Wissenschaft als eine Energie bestätigt wurde. Forscher die sich mit den paranormalen Ereignissen auf diesem Planeten beschäftigen bezeichnen eine solche Energie, die wir als Magie benennen, als biokinetisch. Das der Magie zugrunde liegende magische Denken vertraut auf eine den magische Handlungen, Worten und Dingen innewohnende, automatisch wirkende Kraft. Um mich kurz wiederholen zu dürfen:
Magie ist die reinste Form von Energie im Kosmos die bisweilen bekannt ist, wenngleich Wissenschaftler und Okkultisten ihre eigenen Begriffe dafür haben, denn für die Wissenschaft ist es "Energie", in der Definition die sie uns bringen, für Okkultisten ist Magie, eine biokinetische Form von Energie die sich wie ein gigantisches band durch den Kosmos schlängelt, nur von jenen zu erblicken die die gewisse Sensibilität dafür besitzen. Man muss sich die Praktik eines Zaubers so vorstellen, dass man ein Stück dieses Bands "dort" wegnimmt, nach den eigenen Bedürfnissen formt, durch den Zauber, und an dem Ort wo der Zauber wirken soll wieder in dem verformten Genotyp freilässt. Es gibt negativ geladene biokinetische Energie, und positiv geladene biokinetische Energie. diese Ladungsart lässt sich durch den Zweck und die Art des Formens des Bandes erklären. Wenn etwas in "schlechter" also negativer Absicht geformt und verwendet wird sprechen wir von der negativen Energie, die in einer Potenz exponentiell ansteigen kann. Wenn etwas in "guter" also positiver Absicht geformt und verwendet wird, sprechen wir von der positiven Energie, die sich in einer Potenz exponentiell verringern aber auch vergrößern kann.
Es gibt ein kurzes allgemeines Regelwerk für die Magie (was eher als Richtlinie gelten mag): 1. Energie kann zu Materie werden, 2. Materie wird zu Energie, 3. Negativistische und Positivistische Energien heben sich nur im entsprechenden Gleichnis auf, 4. Magie kann von denen angewandt werden die die Sensibilität für das erwähnte kosmische Band haben. Für Jünglinge, also die Jungmagier ist ein Zauberstab und die Anleitung eines erfahrenen Magiers von existentieller Bedeutung, denn so erkennen sie welcher Art Magie nach praktizieren sollen. Ebenso erlernen sie dadurch, bestimmte Faktoren niemals außeracht zu lassen, dies könnte verhängnisvoll sein. Für die etwas fortgeschrittenen Magier sind Zauberstab und Schwert hilfreich, zum herbeirufen und bannen. Denn der Zauberstab, zumeist aus einem der Art der Verwendung entsprechenden Holz gefertigt und durch einen Großmeister der Magie geweiht, zieht durch seine Affinität, durch die Weihung, die Magie an. Das Schwert hingegen, aus dem Feuer geformt, mit purer Willens- und Muskelkraft in die Form getrieben, mit dem Schweiß des
Schmiedes bezahlt, ist aus Metall, und leitet jegliche Form der Energie wieder ab in den Winkel aus dem es kam. Für die Großmeister der Magie sind nur noch ihre Sinne, ihr Willen und ihre Hände von Nutzen. Das Bild eines graubärtigen Merlins, der die Magie inhärent durch seine Abstammung schon besaß, ist nur teilweise falsch; natürlich sind Magier keine graubärtigen Wesen, nicht immer, es ist eine stereotypische Annahme der modernen Kultur, für die ein weiser, graubärtiger, alter Asket etwas mystisches hat, er scheint immer mit der Magie einherzugehen. Jedoch die Annahme , dass ihm die Magie inhärent schon von Geburt an zur Verfügung steht, durch seine Abstammung her, ist teilweise korrekt: man geht davon aus, in einschlägigen Kreisen, das die Macht eine Affinität zur Magie hin zu besitzen vererbbar ist, und somit in Generationen aus einer solchen Familie immer wieder Meister der Magie hervorgebracht werden können. Diese Theorie lässt sich durch die Stämme in Afrika belegen: dort gibt es einige Stämme und Familien die besonders viele Magier, oder dort auch Medizinmänner genannt, also Schamanen, hervorgebracht. „Das magische Wirken zerfällt daher in zwei Teile, in das Tun des Magiers, der mit Hilfe seiner Kraft die Ahnen zur Durchführung von übernatürlichem bewegt oder zwingt, und das Wirken der Ahnen, die das magische Ereignis herbeiführen. In einigen wenigen Gegenden Westafrikas kann der Magier auch seine Kraft mit der anderer Wesenheiten, als es die Ahnen sind, verbinden, um mit deren Unterstützung zu wirken. Eine Unterscheidung zwischen weißer Magie und schwarzer läßt sich für Afrika nicht treffen: Es sind immer die Ahnen, die für den Magier wirken, und die Wirkkraft selbst wird als unpersönlich angesehen. Wohl läßt sich jedoch zwischen Magie unterscheiden, die der Erlangung von Zielen dient, die sich auf das Wohl der Gemeinschaft beziehen, und die öffentlich praktiziert wird, und Magie, die individuellen Zielen dient, zum Nutzen oder Schaden Einzelner, und die mit streng exklusiven Praktiken betrieben wird. Erstere verfolgen meist die Medizinmänner (waganga), letztere die Zauberer (wachawi). Die Übergänge sind jedoch fließend“ (aus: „Magie in Afrika“ , Rupert Moser, Unicorn, Heft 7 und 8). Um wieder Bezug zunehmen auf diese Richtlinien der Magie die ich getroffen habe, nun möchte ich sie ihnen näher bringen und erklären, sofern ihre Augen und ihr Verstand noch gewillt ist diesem Text zu lauschen.
Energie kann zu Materie werden:
Dies bedeutet, dass sofern der Wille stark genug ist, aus dem kosmischen Band ein entsprechendes Stück herausgenommen wurde, und dann in eine Form gebracht wird die der Form des kommenden Manifesten entspricht; es muss also die genaue Imagination dessen was geschaffen werden soll in dem Verstand des Magiers vorherrschen, ansonsten wird sich der Zweck gegen den Magier wenden und in einem mannigfachen auf ihn zurückhallen und ihm entsprechenden Schaden zufügen. Für den Menschen liegt ein großer Spalt zwischen Imagination (lat. Vorstellungskraft) und Illusion (lat.-franz. Selbsttäuschung), doch beides ist etwas „vorgestelltes“ wenngleich die Illusion viel härter mit ihren Opfern ins Gebet geht, denn sie zeigt ihnen das sie nicht Herr über die Situation sind und keine Macht haben, die Illusion macht die Menschen klein, doch alles spielt sich in ihrem Gehirn ab; eine Form der Magie die von besonders betrügerischen, rachsüchtigen und gemeinen Menschen genutzt wird, die Magie der Illusion ist sowohl psychologischer als auch kosmischer Natur. Man kann sein Opfer durch eine durch Zauber vernebelte Front in seinem Kopf hindurch jagen oder ihm so lange bestimmte Situationen bereiten und ihm so zureden, das es denkt, es wäre nicht mehr bei Verstand, nicht mehr fähig zu denken.
Die zweite Richtlinie der Magie „2. Materie wird zu Energie“, ist auf das Gleichgewicht des Kosmos zurück zuführen; selbst wenn man ein Großmeister aller Magien ist, so ist man den Gesetzmäßigkeiten des kosmischen Gleichgewichtes unterworfen, wie sie dort dann lauten mögen: „wer nimmt, der muss geben, wer zerstört muss neu schaffen“. Es ist ein immerwährender harmonischer und dynamischer Zyklus aus Wechselwirkungen. Wenn ich auf der einen Seite des kosmischen Bandes, verallgemeinert gesprochen, ein Stück herausschneide, so muss es irgendwo an dem Band, also am entsprechenden Ort wieder eingefügt werden, da ansonsten ein Riss in dem Band herrschen würde; dort gilt, das Band muss immer gleich groß, lang, schwer sein, wenn wir in bildlichen Metaphern reden wollen. Es gibt unzählige Mythen und Sagen die besingen und bereden, das ein Mensch aus Energie aus dem Kosmos kam und dorthin wieder zurückkehrt, dass wenn er gestorben ist sein Körper sich in seinen Ursprung zurückverwandelt: Energie.
Selbst die aufgeklärte Wissenschaft hat keinerlei Erklärungen dafür warum ein Urknall ein Universum schafft, warum auf einmal aus den unwirklichsten Bedingungen Leben entstehen kann und warum dann Evolution eintritt. Läge nicht vor allem die Erklärung nahe die schon tausende Kulturen, die kamen und gingen, trafen, nämlich das wir aus dem Körper eines Weibes geboren, dieser aber Energie zu bündeln vermag, und wenn wir sterben, unsre Seele in das Jenseits „fliegt“, und das Materielle sich in Energie verflüchtigt um dann wieder von einem Frauenkörper angezogen zu werden, um einen Körper für neues Leben zustellen? Natürlich wird diese Energiebündelung von der Frau vollzogen, automatisch, während des Vorganges des Schwängerns; so verzeichnen besonders in afrikanischen Stämmen die Schamanen eine hohe Sterberate bei den Alten wenn viele junge Frauen heirateten. Es lässt sich also pauschal sagen, dass wo Leben beginnt, auch welches Enden muss, und so ist es in der Welt mit der Faustregel „Pro Mensch der stirbt wird ein Kind geboren“ festgehalten, also wird die Regelung 2, der Magie der Richtigkeit der menschlichen Logik unterworfen.
Richtlinie 3: „Negativistische und Positivistische Energien heben sich nur im entsprechenden Gleichnis auf“ ist eigentlich eine recht simple und allgemeine Regel, die wir von Feuer und Wasser kennen. Das Negative und Positive der Magie sind Korrelate, Analogons, Antagonismen, genau wie Feuer und Wasser; das eine hebt das andere auf. Geben wir der Negativen Energie die Zahl -4 und der Positiven Energie die Zahl +4, so heben sie sich auf, denn so haben wir das Gleichnis, -4 und +4! Nehmen wir jetzt hingegen -1212 und addieren +12 hinzu, so löst die negativistische Energie den positiven Anteil auf. Natürlich kehrt sich dieses Beispiel nicht wenn das Positive im Übermaß vorhanden ist, im Bezug auf das Negative. Es wäre demnach also auch Unmöglich ein Großbrand mit einem einzigen Löschflugzeug und 2 Bodentruppen zu löschen, doch diese Annahme ist inkorrekt, denn der Faktor des menschlichen Willens, also seiner Fähigkeit Durchzuhalten, wird hierbei außeracht gelassen, was völlig falsch ist. Ich darf an die Aussage „Wenn der Wille stark genug ist […]“ verweisen; der Mensch ist zu jeder Handlung fähig und so verhält es sich mit der Magie. Man kann einen Magier als eine Art von Weber sehen, und je schneller und geschickter er das Band verarbeitet desto höher ist die Wahrscheinlichkeit das er in einem Kampf mit einem magisch mächtigeren Wesen siegreich ist. So viel zur dem Gleichnis in welchem positive und negative Strömungen sich aufheben.
Richtlinie 4: „Magie kann von denen angewandt werden die die Sensibilität für das erwähnte kosmische Band haben“. Es ist doch ganz einfach, wer etwas nicht sehen kann, der kann es zwar berühren, wenn es da ist, aber er kann es nicht benutzen, denn er weiß nicht wie es funktioniert und wie es aussieht um es richtig zu nutzen.
Nehmen wir an, dort steht ein Stuhl, ich weiß das dort ein Stuhl steht und sehe ihn, weiß welche Form er hat, welche Farbe und durch das Sehen dieses Stuhles weiß ich wie ich ihn benutzen muss, denn ich habe die Erfahrung die das Sehen mit sich bringt. Nehmen wir Kant zur Hilfe, zwar in vereinfachter Form, dennoch aber nützlich:
Wenn wir einen Stuhl betrachten, dann sehen wir nur äußere Erscheinungsformen, den Stuhl an sich sehen wir allerdings nicht. Erst unsere Vernunft und Vorstellungskraft (Imagination) macht das, was wir sehen, zum Stuhl. So sehe ich allerdings den Stuhl nicht, habe ihn nie gesehen, weiß aber das dort etwas steht das sich „Stuhl“ nennt, und kann es berühren, weiß ich selbst wenn ich mich auf ihn draufsetze niemals welche Funktion er wirklich hat, außer jemand der den Stuhl schon einmal gesehen hat erklärt es mir; und so verhält es sich mit der Magie: wer derart geschärfte und sensible Sinne besitzt um das kosmische Band, das wir Magie nennen, zu sehen vermag, der erkennt seine Schönheit und das wunderliche Wesen der Magie und doch wir der auf ewig davon gefesselt sein. Nun, da er sie erblickt hat, so sieht er ihre Form und wird langsam durch seine macht der Imagination einen Eindruck davon bekommen was er aus der Magie formen kann. Natürlich ist dann noch die Frage offen ob dieser jemand die Fähigkeit besitzt Magie zu formen, denn für hin ist der Besitzt der notwendigen Sensibilität nicht ein Garant für die Nutzbarkeit der Magie.
Das deutsche Wort Magie leitet sich aus dem Iranischen, d.i. dem Altpersischen ab, wo es Magus, d.h. »Wissender« oder »Erkennender« bedeutet. Die sog. Magi oder Magoi waren ein medischer Stamm (um das Jahr 1.ooo v.d.Z.), der die damalige Priesterkaste bildete.
Magie - für viele Menschen seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar seit Jahrtausenden, ein geheimnisumwittertes Wort. Wie viele Köpfe haben sich bereits mit dieser wohl schwierigsten, vielseitigsten und faszinierendsten aller Geheimwissenschaften befasst - Befürworter wie auch Spötter und Gegner - Adepten (Eingeweihte) wie auch Unwissende. Magier galten und gelten vor allem in unserem Kulturkreis als eigenartige und eigenwillige Sonderlinge, die sich keiner fremden weltlichen und kosmischen Macht zu beugen wünschen; - Menschen, die in den Augen Anderer den »Frevel« wagen, sich nicht mit dem abspeisen zu lassen, was ihnen Religion und Gesellschaft, Priester und weltliche Herrscher als Wirklichkeit und »gesunde Grenzen der Vernunft, der Moral und des Anstands« vorsetzen; Menschen, die auch keinen Göttern und Göttinnen dienen, außer ihren eigenen, ob diese nun Hermes heißen mögen, Hekate oder Lilith, Baphomet oder Bael, Idealismus oder Materialismus, Rationalismus oder Irrationalismus, Ich oder Selbst.
Schon immer war der Magier ein faustischer Psychonaut und Seelenfahrer, ein Mensch also, welcher hinter den »Schleier« zu spähen suchte; ein Mensch, der nicht eher ruhte, bis er ergründet oder zumindest erahnt hatte, was die Welt im Innersten zusammenhält. Zoroaster galt als Magier, aber ebenso Moses, Salomo, Jesus und Milarepa; Raimundus Lullus gehörte zu dieser Schar Andersdenkender und - vor allem - auch Andershandelnder, Jaques de Molay, Agrippa von Nettesheym, Theophrastus Bombastus Paracelsus, Doktor Faustus, Athanasius Kircher, der Comte de Saint Germain ... - die Liste ließe sich beliebig verlängern, umfangreich mit realen historischen Gestalten, schier unbegrenzt mit mythischen. Aber sie endet, trotz aller Verfolgung durch Kirche und Staat, auch in der Neuzeit nicht, auch nicht im Zeitalter der sogenannten »Aufklärung des Rationalismus«.
Zeugen unserer Zunft waren und sind Robert Fludd, Dr. John Dee, Frances Barrett, Alan Bennett, Eliphas Levi, Papus (Dr. med. Gérard Encausse), Stanislas de Guaïta, Sâr Merodack Joséphin Péladan, Samuel Liddell McGregor Mathers, Arthur Waite, Karl Kellner, Theodor Reuss, Aleister Crowley, Austin Osman Spare, Ludwig Staudenmaier, Franz Sättler alias Dr. Musallam, Rah-Omir Quintscher, Frantisek Bardon, Herbert Fritsche, Eugen Grosche alias Gregor A. Gregorius, Karl Spiesberger u.a.m. Die noch Lebenden (und es werden ihrer immer mehr) will ich von dieser hier ohnehin unvollständigen Liste aus Gründen der Bescheidenheit und der mangelnden historischen Distanz ausnehmen. Sie sehen: Wenn Sie sich für den Weg der Magie entscheiden, befinden Sie sich in einer recht illustren Gesellschaft; zu dieser zählen, wie in jeder großen »Familie«, herausragende Könner und regelrechte Genies ebenso, wie simplere Gemüter bis hin zu regelrechten Stümpern; und, nicht zu vergessen, natürlich auch Scharlatanen.
Jene, die sich den magischen Künsten hingezogen fühlen, sind allemal Individualisten und lassen sich nur ungern in Kategorien pressen oder mit bequemen Etiketten wie »SchwarzmagierIn«, »WeißmagierIn«, »HexeR«, »ZaubererIn«, »WahrsagerIn« und dergleichen mehr bekleben, durch welche Begriffe nichts wirklich verstanden, aber dafür vieles um so mehr wieder einmal erneut kategorisiert und verfälscht wird. Die scheinbaren Widersprüche in den Schriften magischer Autoren erklären sich sowohl aus dieser Tatsache, wie auch aus der Subjektivität der Magie, die einem immer wieder begegnen wird. Die Beschäftigung mit älteren Autoren birgt viele Vor- und manche Nachteile. Immerhin erspart sie es einem, wenn sie vernünftig und mit dem geschärften Auge des Geschichtsbewussten geschieht, das Rad nicht immer wieder aufs Neue erfinden zu müssen; zudem wird man dadurch der reichen Erfahrungen und des Wissensschatzes unserer Vorgänger teilhaftig.
Um deren Werke richtig beurteilen zu können, bedarf es freilich auch der Kenntnis um die geschichtlichen Zusammenhänge - beispielsweise die Funktion und Rolle christlicher Floskeln in mittelalterlichen Zauberbüchern (den sog. Grimoires [gespr.: Grimmoahs] oder, eingedeutscht: Grimoarien) werden Sie beispielsweise nur dann verstehen, wenn Sie auch um das geistesgeschichtliche Umfeld der damaligen Magier und der Zauberei wissen, wie beispielsweise um die Vormachtstellung der Kirche und den damit verbundenen Gefahren der Hexenverfolgung usw. Doch es muss dies auch ein kritischer Respekt sein: Nicht alles, was alt ist, ist deshalb gleich gut und auch in unseren Tagen geeignet. Vieles hat sich in die Tradition der Magie eingeschlichen, auf das heute bequem verzichtet werden kann, ja sogar sollte, wenn man bei der praktischen Beschäftigung mit ihr auch tatsächlich weiterkommen möchte.
Magie ist kosmisches Gesetz. Die unterschiedlichen Bereiche der Magie richten sich nach deren Anwendungsgebieten: Von den primitiven Arten der Volksmagie, bis hin zur höchsten Anwendung kosmischer Magie, existieren eine Vielzahl von Abstufungen. Mit steigender Entwicklung der magischen Erkenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten wird der Novize respektive die Novizin (Schüler/Schülerin) folgerichtig die diversen Fachgebiete der Magie - theoretisch wie auch praktisch - absolvieren und erarbeiten.
Eine individuelle Eignung auf speziellen Gebieten der Magie ergibt sich in der Regel erst dann, wenn ein solides Grundwissen, wie auch entsprechende Basisfertigkeiten, in den vielen Bereichen westlicher Magie erarbeitet wurden. Auch die Magie erfordert, wie jede andere Fähigkeit, langsame, stete und folgerichtige Entwicklung. Abweichungen von dieser Praxis können durchaus auch ein pathologisches Fehlverhalten von Körper, Geist und Seele nach sich ziehen.
Die Magie basiert auf Wirkprinzipien akausaler Zusammenhänge. Anders ausgedrückt: die durch sie verursachte bzw. hervorgerufene Energie oder Kraft kulminiert in einer zeitlichen Koinzidenz zweier oder mehrerer, nicht kausal aufeinander beziehbarer Ereignisse des gleichen oder zumindest ähnlichen Sinngehaltes. Da sie - die vermeintlich magischen Wirkungen - einen klassischen Kausalnexus vermissen lassen, werden sie heutzutage - im 21. Jh. - vor allem von den Vertretern der Naturwisssenschaften - belächelt resp. nicht ernst genommen und in den Bereich des Zufalls oder der Stochastik (Wahrscheinlichkeitsrechnung) verfrachtet. Magische Wirkungen gleichen dabei auffälligerweise dem Begriff der sog. »Synchronizität« C. G. Jungs, der sie als quasi vierte Instanz der Raum-Zeit-Kausalität anschließt und dadurch zu einer nicht verifizierbaren, empirischen Begrifflichkeit erhebt. Denn sie - die Magie - ist Kunst (Intuition) und Wissenschaft (Ratio) zugleich, die mit Hilfe veränderter Bewusstseinszustände (Gnosis), im Einklang mit dem menschlichen Willen, Veränderungen in der physischen, astralen und mentalen Ebene (Welt) herbeiführt. Diese Umsetzung wiederum fußt auf diversen, auf Entsprechungen und Sympathien (Korrespondenzen) gegründeten Paradigmen (Weltbildern).
Von einer sogenannten »prälogischen« Einstellung eines Magiers zu sprechen, da ein rational erfassbarer Kausalzusammenhang zwischen der magischen Operation und dem zu beeinflussenden Objekt oftmals nicht gegeben sei, wäre indes ebenfalls unberechtigt, da in den unterschiedlichsten Epochen von unterschiedlichen Personen auch gänzlich logische und rationale Handlungen getätigt wurden. Hingegen ist der Begriff eines sog. »paralogischen« Weltbildes des magisch Operierenden, d. i. neben der »normalen Allgemeinlogik« existierend, nicht ganz von der Hand zu weisen. Magie ist ebenso als Inbegriff menschlicher Handlungen, die auf gleichnishafte Weise ein gewünschtes Ziel zu erreichen suchen, zu verstehen. Die dahinter stehende Denkform ist im besonderen Sinne ein rationalisiertes und konventionalisiertes System von mehr oder weniger zwingenden Handlungen, bei denen rein naturwissenschaftlich nicht fassbare, vom Handelnden jedoch als »übernatürlich« definierte Kräfte beansprucht werden, die wiederum mit Hilfe der bereits erwähnten verändernden Bewusstseinszustände realisiert werden.
Auf ähnliche Weise kann Magie auch als eine Art von Geistestätigkeit bezeichnet werden, die teils in einer über das »Sinnliche« hinaus reichende Kraft oder Spannung der Seele, teils in traditionellen Gebräuchen wurzelnd, auf eine als seelenartig verstandene Gegenstandswelt, oder aber auf andere Menschen in einer unmittelbaren, nicht kausalmechanisch verstandenen und vermittelten Form, zu wirken vermag.
Das Wort Magie lässt sich etymologisch, im engsten Sinne im Anschluss an Herodot (geb. ~480 v.d.Z.), auf die Bezeichnung der persischen bzw. medischen Priester, dem Volksstamm der Mager, zurückführen. Jene Mager hatten mittels ihrer Traumdeutung astrologische Kenntnisse und Wissen auf verwandten Gebieten Berühmtheit erlangt. Dieses altpersische magug (griech. magos), ist nach Ansicht mancher Etymologen urverwandt mit dem Wort »vermögen« und wird von dem indogermanischen Verbalstamm mãgh (megh = können, vermögen; daher auch unser Wort »Macht«) abgeleitet.
Was nun wiederum Religion und Magie miteinander verbindet, ist zunächst die theoretische und praktische Anerkennung eines transzendenten Bereiches und die innige Beschäftigung mit ihm. Dennoch wird in der vergleichenden Religionswissenschaft zwischen Magie und Religion - zu Recht - sehr streng unterschieden: Während sich der Mensch bei einem religiösen Verhalten höheren Mächten gegenüber abhängig fühlt und deshalb danach trachtet, sich zu diesen in ein richtiges Verhältnis zu setzen, steht der magische Mensch - homo divinans - der übernatürlichen Welt freier und somit auch egozentrischer gegenüber - er handelt, er greift zur »Macht«. In jenen, wie selbstverständlich in allen menschlichen Handlungen, schlummern wiederum die gleichen vielschichtigen Gefahren ethisch-moralischer Verfehlungen, wie in den Religionen auch, was jedoch von nahezu allen Religionen verneint oder sogar das Gegenteil behauptet wird: Magie ist bzw. sei des »Teufels«.
Magie ist aber vielmehr - in ihrem eigentlichen Wesen - die einfache und unverhüllte Objektivierung des willentlichen Wunsches in der menschlichen Vorstellung. Diese gelingt dem Magier dadurch, dass er sich die Macht, die sich in seiner Umwelt manifestiert, nutzbar macht und zu eigenen oder zu Zwecken anderer verwendet. Zugrunde liegt ihr - der Magie - das Wissen um die Funktionalität von Kräften, die der Mensch entweder zu seiner eigenen Entwicklung, zum eigenen Nutzen, oder auch zum Schaden anderer auszuwerten und anzuwenden sucht. Magie steht somit eindeutig im Gegensatz zur Religion: Beruht diese auf reiner Zwangsläufigkeit unpersönlicher Kräfte, die der Mensch in Bewegung setzt, so ist jene ein höherer persönlicher/er Wille, an den der/die Handelnde sich wendet, inhärente Grundbedingung.
Der regelrechte Automatismus des Funktionierens magischer Operationen, die in diesem Sinne keines Charisma bedürfen, wird u.a. von HARLESS (1858) in seinem Referat über den Jamblichos-Text »DE MYSTERIIS« betont: »Das Eigentümliche der magischen Zeichen, Symbole und Worte ist, dass sie aus sich selbst die ihnen zukommende Wirksamkeit ausüben, dass die unaussprechliche Kraft der Götter, auf die sich all dies bezieht, aus sich selbst diese ihre Abbilder erkennen und demnach tätig werden lassen, ohne dass vorgängig durch Gedanken die göttlichen Grundursachen zu ihrer Tätigkeit bestimmt und angeregt würden.« Aus diesem Grunde spielt vor allem in der rituellen Magie das genaue Einhalten von Ritualvorschriften eine so große Rolle.
Gegen eine Trennung Magie|Religion wiederum wendet sich K.A. Nowotny in seinem Werk »AGRIPPA VON NETTESHEIM« (Graz 1967): Diese Unterscheidung sei eine »europäische Interpretation, und durch nichts gerechtfertigt. Der Europäer vermutet im Opfer (d.i. im religiösen Akt) zunächst einen Akt der Devotion. In Wirklichkeit entspringt es einer Fülle von Intentionen: d.i. der Sicherung des Naturgeschehens, der Reinigung, der Sühne und Versöhnung, der Bitte, dem Tribut und Vertrag, dem Zwang, der Abwehr und Vernichtung, der Erlangung göttlicher Kräfte, von Unsterblichkeitstränken und -speisen ganz zu schweigen.«
Die Einstellung des Magiers zur - ich nenne es einmal pauschal »Übernatur« - ist dennoch aktiver, »autonomer« als in der Religion üblich. Die innere Haltung, die in Worten wie »Dein Wille geschehe« und »Nicht wie ich will, sondern wie Du willst« gipfelt und die freiwillige Bejahung eines göttlichen Heilsplanes (Demutsaspekt) als Axiom impliziert, ist dem Magier, der die Überwelt in seinen Dienst zu stellen sucht, zunächst fremd; damit auch die Anerkennung göttlicher Gnadenakte als Voraussetzung für im engeren Sinne sakrale Manifestationen. Daraus wiederum folgt zwangsläufig: Zur Zauberkraft beten kann der Magier nicht: Aus einer magischen Formel kann nie ein religiöses Gebet entstehen, obwohl viele der vermeintlichen Magier/innen dergleichen tun. Es führt kein gerader Weg from spell to prayer. Das Empfinden des Betenden ist ein völlig anderes als das eines Magiers. Ausnahmen bilden hierbei sog. »mystizistische« Akte der Volksmasse (Pseudo-Religiosität), die auf Aberglauben basieren (Tradition, Überlieferung, Pragmatischer Synkretismus).
Andere hingegen verurteilen die Magie mit Worten wie: »Der steigende Hochmut getraut sich, auch die über ihm - dem Magier - in Verborgenheit waltenden Mächte an die Schranken seines Zauberkreises zu entbieten, und aus seiner Mitte hervor sich ihrer zu seinen Zwecken zu gebrauchen. Dazu wendet er die eitlen Künste an, die er sich eingelernt, und in ihrer Übung bildet sich im Geisterbanne die Theurgie, die weiße Kunst, die nun, wieder Hochmut überall zum Fall ausschlägt, zur schwarzen hinüberführt, weil sie diese innerlich schon selber ist und dann zur dämonischen Magie sich vollendet.« (GÖRRES: »CHRISTLICHER MYSTIK III«).
In arabischen Ländern bezeichnet man die Magie als sihr. Sie erfährt dort bis heute eine strikte Zweiteilung: TARIQA AL MAHAMUDA (weiße Magie) und TARIQA AL MADNUNA (schwarze Magie). Die SURE II (102-106) des Korans erlaubt zum Beispiel die Dienstbarmachung von Geistern und Dämonen durch magische Beschwörungen. Dies führt somit auch zu der verbotenen Interpretation und Benutzung des Korans für ausschließlich selbstsüchtige magische und okkulte Praktiken, also ähnlich der Bibel (siehe Synoptiker).
Die scharfe Abgrenzung gegenüber Wissenschaft und Religion, die die europäische Forschung vorgenommen hat, erscheint indes willkürlich. Diese Modalität spricht z.B. bedeutende Leistungen vergangener Kulturen jedwede Wissenschaftlichkeit ab. Auch im Bereich der Religion sind die Übergänge fließend. Lediglich in idealtypischer Betrachtung kann religiöse Praxis als eine völlig gelebte Abhängigkeit von der Gottheit und der [im Gegensatz dazu] magischen Praxis, als demonstrierte Obermacht, interpretiert werden.
Der oftmals behauptete Übergang von der Theurgie zur GOETIE wurde von älteren Autoren immer wieder heftig bestritten, etwa von dem berühmten Alchemisten ALEXANDER VON SUCHTEN (16. Jh.), der in seinem »DE TRIBUS FACULTATIBUS« schreibt: »Magia ist keine Zauberey, sondern die allergröste Weißheit Gottlicher Werck und eine Erkennerin verborgener Natur«.
JULIUS SPERBER (17. Jh.) unterscheidet eine göttliche Magie - MAGIA DIVINA (Magia coelestis) - »das ist die himmlische oder göttliche Weisheit«, eine menschliche Magie, »welche mit Ceremonien und allerhand Mißbräuchen dermassen vermischet, und dadurch verdunckelt worden, daß sie billich den vorigen Namen verlohren«, und eine ABERGLÄUBISCHE oder TEUFLISCHE MAGIE (W.E. PEUCKERT: PANSOPHIE, 1956).
Meist für legitim betrachtet wurde die MAGIA NATURALIS, der die MAGIA INNATURALIS, MAGIA DIABOLICA, MAGIA PROHIBITA oder MAGIA ILLICITA gegenübergestellt wurde. Diese wird im üblichen Sprachgebrauch oft mit dem Begriff der Zauberei (Nutzbarmachung der Überwelt in weitgehend egoistischer, die Mitmenschen schädigender Absicht) bezeichnet. Daher ist mit dem Begriff der Zauberei in der Regel auch ein abwertendes ethisches Urteil verbunden, während der Begriff Magie in diesem Sinne in der Regel wertungsfrei zu gebrauchen ist. In diesem Zusammenhang ist auch erwähnenswert, dass viele namhafte, bekennende Magier vergangener Tage sich nicht als sog. »Zauberer« bezeichneten und sich nicht als solche sahen (vgl. Aussagen AGRIPPA V. NETTESHEIMS hinsichtlich des DR. J. FAUST).
Seltener wird in der Literatur der Typus des Magiers mit einem des wissenschaftlichen Forschers verglichen. Beiden gemeinsam ist aber der Wunsch, die Umwelt zu beherrschen, zu »manipulieren« und sie in seinen Dienst treten zu lassen. Verschieden sind jedoch deren Methoden: Der Ritualmagier folgt beispielsweise einem im Anfang vielleicht intuitiv gefundenen Ritual, das er nicht zu verändern wünscht. Der Forscher indes beobachtet und variiert die äußeren Umstände seiner rational zielgerichteten Handlungen systematisch. Selbstverständlich gibt es auch hier Übergänge und Zwischenstufen, noch am ehesten in dem als MAGIA NATURALIS bezeichneten Bereich.
Unabhängig von jeglicher moralischen oder intellektuellen Wertung muss abschließend festgestellt werden, dass die Magie ein geistesgeschichtliches Faktum darstellt, das im Leben der GESAMTEN MENSCHHEIT eine große Rolle spielte und VOR ALLEM gerade heute spielt. Schon aus diesem Grunde sollte eine ernsthafte theoretische wie auch praktische Beschäftigung mit ihr - der Magie - nicht nur ihren Gegnern oder kritiklosen Phantasten vorbehalten bleibe.