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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 262 mal aufgerufen
 Schöpfungsgeschichte und wissenschaftliche Hintergründe
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

31.03.2010 17:29
RE: Begriffserklärungen und Sichtweisen Antworten

Im alten Ägypten wurden der Begriff des Gottes anderes verwendet als heute. Um die kosmischen Götter im alten Ägypten besser zu verstehen, sollten wir uns einige wichtige Unterschiede zu unserem meist christlichen Verständnis von Gott klar machen:

Im Unterschied zum alten Ägypten laufen die Vorstellungen des christlichen Gottes auf einen Monotheismus hinaus. Damit ist der Glaube an einen einzigen Gott gemeint.

Der christliche Gott steht außerhalb dieser Welt. Er wirkt auf diese Welt zwar ein (z.B. durch die Sintflut). Er ist für die Menschen aber nicht direkt erreichbar. Er hat diese Welt erschaffen. Er sieht von außen zu, was wir Menschen so treiben. Der Mensch ist von seinem Schalten und Walten abhängig, in Form von Gnade oder Schicksal. Anders im alten Ägypten.

Die Ägypter waren Kosmotheisten. Sie hatten eine Religion der "Weltbeheimatung und Weltinganghaltung", um mit Jan Assmann zu sprechen:

Der Unterschied zwischen Monotheismus und Kosmotheismus

In der christlichen Mythologie aßen die Menschen im Paradies vom Baum der Erkenntnis. Ein Biss in einen ganz besonderen Apfel mit weit reichenden Folgen. Da sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, warf Gott sie aus dem Paradies hinaus.



Sie wurden entlassen, ausgestattet mit der göttlichen Erkenntnisfähigkeit, aber sterblich. Erkenntnis meint hier im christlichen Sinn: das Wissen über Gut und Böse, also moralisches Wissen.

Im alten Ägypten wurde eine ähnliche Geschichte erzählt. Deren Folge war ebenfalls, dass die Menschen zwar die göttliche Fähigkeit der Erkenntnis besaßen, aber sterblich blieben. Die Form der Erkenntnis war aber eine ganz andere:

Sie wussten nicht nur Gut von Böse zu unterscheiden, sondern auch

wie der Kosmos funktionierte,
wie man die Welt erschuf und
was sie am Leben hielt.
Im alten Ägypten waren die Menschen den Gottheiten, in diesem Wissen gleich und konnten ihnen somit auch gefährlich werden. Ein Gott unterschied sich vom Menschen dadurch, dass er mehr von derselben Fähigkeit besaß. So hatten z.B. die Gottheiten mehrere Ka's (Seelen) anstatt eines Ka's beim Menschen. Sie waren aber genauso wie sie, anfällig für Gewalt und Willkür.

Im alten Ägypten hatte das kosmotheistische Wissen vier Merkmale

Es ist erstens auf die Welt und den Kosmos bezogen. Dadurch ist die Erfahrbarkeit und Erforschbarkeit des Göttlichen gegeben. Das Göttliche wird nicht Gegenstand des Glaubens. Es wird zu Wissen. Andersherum ist damit auch die Göttlichkeit der Welt gegeben.
Zweitens versteht es den Sinn alles Irdischen.
Drittens ist es magisch. Es kennt die Rituale und Handlungen, die zur Weltinganghaltung notwendig sind.
Last but not least ist es hermetisch, geheim. Nur eine privilegierte Priesterschaft und der Pharao kennen die Gesetze des Kosmos.
http://www.aegypten-geschichte-kultur.de/kosmische-goetter

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

31.03.2010 17:31
#2 RE: Begriffserklärungen und Sichtweisen Antworten

Der Mythos ist eine bestimmte Form der Erzählung. Er soll den Sinn des menschlichen Lebens bzw. den Sinn der Welt als Ganzes erklären. Der Bezug auf einen letzten Sinn des Lebens ist ein wesentliches Kennzeichen des Mythos.

Ein weiteres Kennzeichen ist seine Form. Die mythischen Erzählung bedient sich einer bildhaften, poetischen, symbolhaften Sprache.

Wir haben es also mit einer Verdichtung der Sprache zu tun, denn ein Bild drückt immer mehr aus als ein Wort. Gleiches gilt für Symbole. Insofern ist der Mythos sehr stark interpretations- und deutungsbedürftig.

Der Mythos, als verdichtendes Werk, kann daher auf viele unterschiedliche Lebensbereiche und -erfahrungen angewendet werden. Er handelt vom Leben, Lieben und Sterben der Menschen und Götter.

Im Unterschied zum Mythos wollen wissenschaftliche Erklärungen, das Warum eines Ereignisses erklären.
Im Unterschied zum Mythos wollen religiöse oder moralische Werke aufzeigen, was der Mensch tun soll und was er zu unterlassen hat.
Der Mythos stellt sich die Frage nach dem Wozu, nach dem Sinn des Lebens und der Welt. Der Mythos ist damit ein ästhetisches Werk, ähnlich eines Kunstwerkes, einer Dichtung oder eines Musikstücks.
Der Mythos will den Menschen zum Nachdenken über sein Dasein und zum bewussten Deuten anregen. Im Mythos will der Mensch sich den Sinn seines Lebens eröffnen.

Der Mythos beschreibt eine ganz eigene bildhafte und symbolische Welt. Er hilft dem Menschen, sich in seiner Wirklichkeit zu orientieren. Folglich ist der Mythos selbst eine Deutungsweise der eigenen Wirklichkeit mit lebensorientierter Kraft.

Der Mythos und seine Funktionen

Der Mythos hat zwei Funktionen:

Der Umgang mit dem Außergewöhnlichen
Der Umgang mit existenziellen (schwierigen) Situationen
Der Umgang mit dem Außergewöhnlichen

Der Mythos liefert keine verzerrte Widerspiegelung der Welt, sondern ästhetische, subjektive Bilder von Dichtern, die bestimmte Erfahrungen auszudrücken versuchen, die über alltägliche Erfahrungen hinaus gehen.

Diese nicht-alltägliche Erfahrung wird oft als eine Begegnung mit dem Außergewöhnlichen interpretiert. Die Begegnung mit dem Außergewöhnlichen wird als etwas Göttliches gedeutet, bzw. als eine Begegnung mit den Göttern.

Eine außergewöhnliche Erfahrung hat vier Merkmale:

Der Sinn der Welt, der Sinn des eigenen Lebens wird "als Ganzes" erfahren.
Die ästhetische Erfahrung unterbricht das alltägliche Leben.
Die Erfahrung kann nicht willentlich erzeugt werden. Sie geschieht wie von selbst.
Sie weist über sich selbst hinaus auf eine tiefliegende Dimension, die sich in normaler Sprache nicht darstellen lässt.
Je nachdem, wie intensiv diese Erfahrung erlebt wird, hat sie manche Menschen dazu veranlasst, ihr Leben von Grund auf zu ändern. Sie erkannten plötzlich ihr eigenes Wozu.

Der Umgang mit existenziellen Situationen

Diese Funktion des Mythos kann durchaus mit der vorherigen Funktion, dem Umgang mit dem Außergewöhnlichen, zusammenhängen. Der Mythos soll helfen, das Zufällige, Fremde, Unvertraute und Beängstigende der Wirklichkeit in eine vertraute, sinnvolle und beruhigende Ordnung zu übersetzen.

Dabei kann es sich auch um existenziell schwierige Situationen handeln, z.B. mit dem Tod einer geliebten Person klarzukommen. Alle Situationen, wo Menschen leiden und sich selbst erfolgreich aus dem Leid befreien, können Thema eines Mythos sein.

http://www.aegypten-geschichte-kultur.de/der-mythos

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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