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 Thelema
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

14.05.2010 15:56
RE: Richtschnur Antworten

DER KULT VON THELEMA

Mit der Verkündung des Liber Al vel Legis im Jahre 1904 begann nach thelemischer Lehre für die Menschheit ein neues Zeitalter, ein neuer Äon.

Der Schlüssel dieses Zeitalters, des Äons des Horus, ist das Wort THELEMA = Wille.

"Das Wort des Gesetzes ist Thelema." (Al I:39)

Im Mittelpunkt des Neuen Äons steht für die Menschen die Entwicklung seines wahren Willens. In diesem Zeitalter kommt es zur Befreiung des Menschen von sener dualistischen Struktur.
Der Mensch erlebt die Bewußtwerdung des Gottes in seiner menschlichen Natur, er wird zu Gott.

Im Liber Al (I:40) wird das Prinzip des Willens zum Gesetz erhoben:

"Tue, was Du willst, soll sein das ganze Gesetz!"

In diesem Gesetz drückt sich die totale Freiheit des Menschen, aber auch die stärkste Bindung an seinen Willen aus.
Es geht nicht primär um das Ausleben unserer Wunschbilder und Illusionen, sondern um die Suche nach unserem wahren Willen, die Findung Gottes in unserer individuellen Natur und deren Umsetzung in die Tat.

Der universelle Wille eines jeden Gottes ist seiner Natur nach Liebe.
THELEMA = WILLE = 93 besitzt den gleichen kabbalistisch-numerischen Wert wie das griechische Wort AGAPE = LIEBE.

Diese Beziehung wird auch im Liber Al (I:57) durch die Ergänzung der Formel des Willens deutlich:

"Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen!"

Beziehen wir diese Hauptaussagen auf die Handlungen, die wir im Leben vollführen, müssen wir als Konsequenz erachten, daß jede unserer Handlungen dem willentlichen Aspekt unserer Natur entspricht.
Jede Handlung wird dann zu einem Akt der Liebe unter Willen, sie ist eine Vereinigung mit einem Teil unserer Himmelsgöttin Nuit.

Einfacher gesagt als getan, jedoch allein schon die Hinwendung zu diesem Prinzip erzeugt Wirkung.
Es ist ähnlich der Aktivierungsenergie, die ein Teilchen benötigt, um in einen angeregten Zustand zu gelangen.

Eine weitere Beziehung, die im Liber Al (I:3) als Essenz diese Aussagen verdeutlicht, ist:

"Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern."

Wir Menschen sind, bildhaft gesehen, Sterne in den Himmeln.
Wir bewegen uns auf unserer Bahn, die sich aus unserer selbstgeschaffenen Struktur ergibt.
In unserer Individualität besitzen wir unsere Wirkungslinie, unsere Sternenbahn, die aus unseren Handlungen resultiert.
Der bewußte Wille, die gerichtete natürliche Sternenbahn, wird erfahrbar, wenn wir unsere Struktur erkannt haben.
Dann können wir daran gehen, unsere Sternenbahn bewußt zu lenken, unsere Handlungen mit unserem inneren Genius zu verbinden.
Liber Al gibt uns vielfältige Anweisungen, diese Sternenhaftigkeit zu erlangen.
Allein das Lesen dieses Buches löst in uns archetypische Kräfte, die in ihrer bewußten Anwendung die Entfaltung des wahren Willens unterstützen.

Betrachten wir die praktischen Bezüge des Gesetzes, wie sie sich in den drei ägyptischen Gottheiten des Liber Al offenbaren:
NUIT ist das Prinzip der unendlichen Ausdehnung. Sie vergegenwärtigt uns die unendlichen Möglichkeiten unseres Bewußtseins, den dynamischen Zustand, alles im Nichts zu erlangen.
HADIT ist das Prinzip der unendlichen Kontraktion. Hadit erfährt die Erkennung dieser Möglichkeiten, beschreibt unseren wahren Willen, unseren innersten Gott, der die Entfaltung im unendlichen Raum durch Bewußtwerdung gestattet.
Die Vereinigung von Nuit und Hadit löst in uns einen schöpferischen Prozeß aus. Die Erfüllung der unendlichen Möglichkeiten mit unserem wahren Genius, die Flamme in unserem Herzen führt uns zur Erlangung von Ra-Hoor-Khuit.

RA-HOOR-KHUIT ist die wahrnehmbare Realität dieses Schöpfungsprozesses.
Er ist der solare Genius in reiner Natur, der marsische Aspekt der Sonne:
Horus, der die Nacht besiegt.
Um diese Prinzipien zu erfahren und umzusetzen, dient ein tiefgehendes Studium des Liber Al.
Das Buch enthält verschlüsselte sexualmagische Fragmente und magisch-kabbalistische Geheimnisse, die es zu erkunden gilt.

Die Methoden dort sind viele.
Meister Therion stellte eine in den Vordergrund: "Liebe unter Willen."

"Legt an eure Schwingen
und weckt die gewundene Schlange
der Herrlichkeit in euch:
Kommet zu mir!" (Al I:61)

Das gewaltige Potential unserer sexuellen Urkraft müssen wir aktivieren und beherrschen lernen.
Der Mensch wird zum Schmelztiegel der alten Alchemisten, er vollzieht den Prozeß der Transmutation in sich selbst.
Die Kundalini zu erwecken, die Entfaltung unseres Genius im Sahasrara-Chakra führt zur Erfahrung des Gott-Menschen.

Meister Therion drückte im Liber Artemis Iota zusammenfassend aus:

"Alles, was man tun kann, ist,
den latenten Genius
a) zu entfesseln,
b) zu lenken."

Primär müssen wir also den "latenten Genius" befreien!
Die grundlegende Forderung liegt bei uns, unseren Lebensenergien freien Lauf zu lassen.
Wir können damit beginnen, wenn wir unsere Individualität leben und unser Sein erfüllen.

Kultische Ansätze, unseren Willen in Kreativität und Freude auszu drücken, finden wir im zweiten Teil von Liber Al.
Hadit fordert uns auf, jeden Tag und jede Nacht ein Fest zu feiern, uns in "Freude und Schönheit" zu erfüllen.
Das Ausleben unseres Willens in den kultischen Elementen des Liber Al führt zur Bewußtwerdung unseres Bezugs zum Universum und intensiviert das Erleben der thelemischen Prinzipien.

Der thelemische Kult ist nun einmal ein Kult der Lebensfreude und erwartet in seiner Vollendung kosmische Verankerung, in dem wir unser Leben der Himmelsgöttin Nuit weihen:

"Kleidet euch alle in schöne Gewänder,
eßt kräftige Speisen, trinkt süße Weine
und Weine, die schäumen.
Auch erfüllet euch nach Willen in Liebe,
wie ihr wollt, wann, wo und mit wem ihr wollt!
Doch immer mir geweiht!" (Al I:51)

Falsch wäre es, unser Leben nur in der Befriedigung unseres Egos auszulassen, denn wir haben unseren entfesselten Genius zu kontrollieren.
Im Liber Al (I:52) ist zu lesen:

"Wenn dies nicht recht geschieht,
wenn ihr die Raumzeichen verkennt und sagt:
Sie sind eins, oder sagt: Sie sind viele.
Und ist das Ritual nicht immer mir geweiht,
dann erwartet das harte Gericht Ra-Hoor-Khuits!"

Die bewußte Sternenhaftigkeit ist gefordert, die Urvereinigung Nuits und Hadits zu erlangen.
Geschieht das nicht in sakraler Hinwendung zu Nuit, bleiben wir in unserer erdhaften Struktur, im Bannfeld unseres Schicksals, im Kampf um das tierische Überleben verhaftet.
Jeder Stern trägt die Verantwortung für sich selbst, sich auf seine Erweiterung auszurichten, sich in Nuit zu erfüllen.

Welche praktischen Ansätze kann ich für mich realisieren?
Grundlegend muß ich erst einmal meine Struktur erkennen und analysieren. Meister Therion sieht in der Magie den Schlüssel, sein wahres Selbst zu entdecken. Er hat ein meisterhaftes System geschaffen, die Struktur unserer Seele zu erschließen. Seine Methoden, die sich zu einem großen Teil auf das klassische Yoga beziehen, ermöglichen einen Zugang zum ganzheitlichen Menschen.
Sie sind in ihrer fordernden Totalität nicht immer auf jeden Stern anwendbar, es gibt "Mittel und Mittel" (Al I:51).

Die Möglichkeiten, einen Zugang zu unserem höheren Selbst zu erschließen, sind gewaltig erweitert worden.
Auch das ist eine Erscheinung des Neuen Äons!

Moderne psychotherapeutische Methoden, die sich in unserem Kulturbereich entwickelten, sind weitere gangbare Wege zur Erschließ ung der eigenen Struktur und ergänzen Therions Methoden oder lassen sie in einem umfassenderen Licht erscheinen.
Man darf nicht vergessen, daß trotz der Pionierarbeit Meister Therions auf spiritueller Ebene die Entwicklung der bewußtseinserweiternden Methoden in seiner Zeitepoche in den Kinderschuhen steckte.
Das Gesetz von Thelema findet erst jetzt seinen richtigen Nährboden, die Kräfte des Horus-Zeitalters entfalten sich immer deutlicher!

Wenn wir uns der thelemischen Lehre verschreiben, suchen wir unseren individuellen Weg, die Erfüllung in Nuit zu finden.

Laßt uns unseren Kult entwickeln, um unsere ureigensten Kräfte zu entdecken, zu aktivieren und zu transformieren, denn Nuit will verehrt werden!
Laßt uns die Zeilen des Liber Al mit unserem Leben, unserem Willen füllen und die Geheimnisse entdecken, die in uns allen verborgen sind!

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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