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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Von Ra bis Horus
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

24.05.2010 14:46
RE: Hatschepsut / Göttliche Königin Antworten

Die göttliche Herkunft der Königin Hatschepsut

Vorbemerkung:

Hatschepsut (Maatkare - Hatschepsut), Tochter des dritten Pharao der 18. Dynastie, Thutmosis I. (reg. 1506 - 1494 v.u.Z.), von seiner Hauptfrau Ahmose, wurde dessen Nachfolger, ihrem Halbbruder Thutmosis II. (reg. 1494-1490 v.u.Z.), als "Große Gemahlin"' beigegeben. Als Thutmosis II. 1490 starb, folgtem ihm seine Kinder - ein Sohn (von der Nebenfrau Isis) und eine Tochter Nofrure (von Hatschepsut) als dessen "Große Gemahlin" - auf den Thron. Da aber Thutmosis III. bei Regierungsantritt noch unmündig war, übernahm seine Stiefmutter Hatschepsut die Regentschaft, erklärte sich jedoch nach zwei Jahren zur Alleinherrscherin (Staatsstreich 1488) und billigte Thutmosis III. nur noch formelle Mitregentschaft an ihrer Seite zu; ihre Tochter Nofrure starb noch zu ihren Lebzeiten.
Hatschepsut regierte 21 Jahre und 9 Monate. Die imperialistische Politik ihres Vaters, der den ägyptischen Machtbereich vom 4. Nilkatarakt bis an den oberen Euphrat ausgedehnt hatte, setzte sie nicht fort; ihr einziger Feldzug führte zur Sicherung der Südgrenzen nach Nubien. Um so mehr fallen ihre großen handelspolitischen Expeditionen auf, die sie zum Sinai, nach Assuan und in das sägenumwoben "Weihrauchland" Punt (wahrscheinlich die Somali-Küste oder der Jemen) unternahm.
Im 19. Jahr führte sie eine große Säuberung und Reorganisation der Verwaltung durch, im 18. ließ sie den Reichstempel von Karnak vergrößern und die beiden 30 Meter hohen Obelisken aufstellen. Die Bauzeit ihres großen, reich ausgestatteten Totentempels in Deir el-Bahari ist nicht genau bestimmbar; er ist eines der bedeutendsten Werke der ägyptischen Monumentalkunst des Neuen Reiches. Im Winter 1469/68 ist sie gestorben.
Obwohl ihr Stiefsohn, Mitregent und Nachfolger als Alleinherrscher, Thutmosis III., ihren Namen aus der Königsliste und vielen Inschriften tilgen, ja sogar ihre Statuen und Obelisken stürzen ließ - eine "Säuberung",

die noch Echnaton bei der Verfolgung des seit Hatschepsut verstärkten Amun-Kults fortsetzte -, gelang es der Ägyptologie, das Bild dieser herausragenden Königin zu rekonstruieren, unter der Ägypten nach der bedrückenden Fremdherrschaft der Hyksos und der als Reaktion folgenden militaristisch-imperialistischen Periode - wieder einen großen kulturellen Aufschwung erlebte.

Die Legende
Amun, der oberste Gott, spricht zu Thot, seinem Boten: "Ich habe liebgewonnen ..."
Mit diesen Worten beginnt ein langer Fries von Bild- und Schrift-Reliefs, auf denen Hatschepsut in Deir el-Bahari die Geschichte ihrer göttlichen Abkunft erzählen ließ. Sie folgte damit der alten ägyptischen Staatsfiktion, die wahrscheinlich schon aus der Zeit des Alten Reichs datiert und den jeweiligen Herrscher als leibliches Kind des Sonnengottes ausgab. Wann der Mythos zum ersten Mal bildlich und wortwörtlich fixiert wurde, steht nicht fest; Hatschepsuts Erzählung in der "Geburtshalle" ihres Totentempels ist jedenfalls die älteste der nachweisbaren Darstellungen, zugleich die besterhaltene, und sie ist schöner und poetischer als alle späteren, etwa in den Tempeln von Karnak und Luxor. Stationen und Verlauf der "Königsnovelle" sind in der literarischen Tradition streng festgelegt und beginnen mit einem "Prolog im Himmel":

1. Szene: Amun hält Rat mit der Neunheit der Götter. Diese Ratsversammlung entspricht dem Königsrat, den Pharao zu halten pflegt: ein Akt der Verwaltung irdischer Macht wird in den Himmel projiziert. Die Tagesordnung: Amun sucht nach um Zustimmung der Götter zu seinen noch vagen Plänen. Ihre zu erwartende Frucht nimmt jedoch bereits teil an der Zusammenkunft: der neue König tritt auf, ein Projekt noch, trotzdem verspricht er der himmlischen Gesellschaft eine reiche Ausstattung mit Tempeln und Opfern, falls er verwirklicht werde.

2. Szene: Amun schickt seinen Gehilfen Thot aus, den Namen des Wesens, das er liebgewonnen hat, zu ergründen. Die Chronologie ist nicht strikt. Nach seiner Erkundungsfahrt berichtet Thot jedenfalls: "Es ist Ahmose, die Gattin des Herrschers", das heißt: sie ist standesgemäß für ein göttliches Beilager, "Seine Majestät ist aber noch ein Kind." Thutmosis I. hat die Ehe mit Ahmose noch nicht vollzogen. Amuns alleinige Vaterschaft wird also nicht angefochten werden können.
Das jus primae noctis, praktiziert durch einen Gott, die mythische Idee göttlicher Zeugung, ist alt. Das zu erwartende Königskind ist nur Glied einer langen Kette himmlisch gezeugter. Die mystische Idee der Gotteskindschaft wird sich dereinst in äußerster und folgenreichster Formulierung in der unbefleckten Empfängnis Christi wiederholen.

3. Szene: Amuns Gang zur Geliebten. Thot geleitet ihn bis zum Tor des Palastes, dann bleibt er zurück, was den Eintritt des Gottes zum Auftritt macht.

4. Szene: Der Gott in den Gemächern der Königin. Der Text erzählt, daß er die Gestalt des noch nicht mannbaren Königs angenommen habe. Die Wachen haben ihn also guten Gewissens passieren lassen können.
Der Gott findet Ahmose schlafend. Sie sind in einem allerheiligsten Raum - gemeint ist vermutlich im Tempel von Karnak - allein. Ahmose erwacht. Ihr vermeintlicher Gemahl gibt sich zu erkennen - eine gottesgemäße Geste, auf die der hinterlistig erpichte Zeus im Gewand Amphytrions nicht verfallen ist. Und die Inschriften kommentieren den Bericht der Bilder:
"Sie erwachte wegen des Gottesdufts, sie lachte seiner Majestät entgegen. Er ging sogleich zu ihr, er entbrannte in Liebe zu ihr; er gab sein Herz zu ihr hin, er ließ sich sehen in seiner Gottesgestalt, nachdem er vor sie gekommen war, so daß sie jubelte beim Anblick seiner Vollkommenheit; seine Liebe, sie ging ein in ihren Leib. Der Palast war überflutet mit Gottesduft, und alle seine Wohlgerüche waren solche aus Punt.
Und Amun, der Herr von Karnak, kündigt der Geliebten an:
"Hatschepsut, die den Gott Amun umfängt", oder "die der Gott Amun umfängt", "ist also der Name dieses deines Sohnes, den ich in deinen Leib gelegt habe..." Daß auf "Hatschepsut, die" wenige Worte später "...deines Sohnes" folgt, ist weder ein Übersetzungsfehler noch ein Versehen des Steinmetzen, sondern geht auf göttlichen Willen zurück - das Zitat ist wörtlich - und stellt ein staatsrechtliches Faktum dar, dessen Konsequenzen schwer wiegen werden. Vorerst folgen die üblichen Segenssprüche aus Amuns Mund: "Ich habe für sie die beiden Länder (Ober- und Unterägypten) vereinigt in all ihren Namen auf dem Horusthron der Lebenden. Ich werde meinen Schutz um sie knüpfen täglich zusammen mit dem Gott des jeweiligen Tages."
Wer kann, so muß man fragen, bei all der Liebe, bei all dem Jubel gegen die Thronfolge Hatschepsuts noch etwas auf dem Herzen haben? Sie wird erwartet. Sie kommt.

5. Szene: Dargestellt ist ein Bett, von zwei löwenköpfigen Schutzgöttinen der Liebe getragen. Amun und Ahmose sitzen darauf beieinander. Die Liebesgöttinnen halten ein Brett bereit für ihre Füße, und Amun reicht der Königin zwei Lebenszeichen. Diese Szene bildet, zusammen mit der Geburtsszene, die dramatische und die politisehe Mitte des ganzen Zyklus. Sie bezeichnen die göttliche Herkunft des Königs, des "Sohnes" Hatschepsut.

6. Szene: Amun weist den widderköpfigen Töpfergott Chnum an, einen Leib für das Kind zu schaffen, göttlich wie der des Vaters, vollkommener als der früherer Könige.

7. Szene: Chnum sitzt vor einem Töpfertischchen und formt zwei Kinder - ein Bild der Erscheinung und eines des Schutzgeistes Hatschepsuts. Eine froschköpfige Gehilfin kniet zu seinen Füßen und reicht das Lebenszeichen herauf. "Ich töpfere dich hiermit eines Zeichens mit Amun", sagt Chnum: Die beiden Kinder sind als Knaben abgebildet, während der Text überall in femininen Formen von einem Mädchen spricht. Thutmosis III. hat Hatschepsuts Figuren übrigens nach ihrem Tode ausmeißeln lassen. In der Zeit Echnatons, dem Monotheisten unter den Pharaonen, wurde der Kult des Amun verfolgt und sein Name in allen erreichbaren Reliefs zerstört. Erst zur Zeit der 19. Dynastie konnte sich Amun rehabilitieren, doch sind dann fälschlicherweise für Hatschepsuts Figuren überall Knaben eingesetzt worden.

8. Szene: Thot verkündet als Götterbote der Ahmose Amuns Zufriedenheit, und in.der

9. Szene wird die ,junge Königin von den Töpfergottheiten zur Entbindung geleitet. Ihre Schwangerschaft ist im Bilde leicht angedeutet. In der

10. Szene vollzieht sich die Geburt in Anwesenheit vieler Götter. Genien sind da, die Hatschepsut Leben und Dauer verheißen, ferner eine göttliche Hebamme. Die Mutter sitzt auf einem Bett, den neugeborenen Thronfolger im Arm.

11./12. Szene: Die kuhköpfige Hathor, eine Totengottheit, fungiert als Kindswärterin; sie reicht Amun das Kind dar, und er erkennt es als das seine an, als künftigen König, und verheißt ihm "Millionenjahre". "Er hat es liebgewonnen", umarmt es, ein Kuß, der die Legitimität Hatschepsuts als Thron£olger besiegelt.

13. Szene: Das Kind wird gestillt mit der Milch göttlicher Wesen und in der

14. Szene vor das Götterkollegium getragen, womit erklärt ist, daß Amun seine Verkündigung aus dem "Prolog im Himmel" wahrgemacht hat: Der Abschluß der Theogamie bildet die Darstellung der Beschneidungsszene. Das Neugeborene, leiblich als Masculinum zu verstehen, grammatikalisch jedoch stets als Femininum behandelt, verschwindet während der infolgedessen diffizilen Szene zwischen knienden Frauen und Männern des Hofstaats.

(Quelle: Elisabeth Plessen aus "Die Großen", Kindler Verlag, Band I/1; S.122-135)

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

24.05.2010 14:48
#2 RE: Hatschepsut / Göttliche Königin Antworten

Hatschepsut "Erste der vornehmen Frauen", einziger weiblicher Pharao der Geschichte, war die jüngste Tochter von Thutmosis I (der erste König, der sich im Tal der Könige begraben liess und der Begründer der 18. Dynastie) und seiner Frau (und Halbschwester) Aahmes. Sie hatte 3 Halbbrüder Amenmosis, Wadjmosis und Thutmosis II (aus der Verbindung mit Thutmosis I und Nebenfrau Mutnofret) und eine ältere Schwester Neferubti.

Hatschepsut wurde immer von ihrem Vater bevorzugt. Thutmosis II kränkelte oft und die andern Kinder verstarben früh. Nach deren Tod gab er ihr den Titel "Kronprinz von Aegypten". Warum er die männliche Form wählte, ist nicht bekannt. Mehr als einmal zeigte er seine Absicht, sie zur künftigen "Königin" seines Reiches zu machen. Nebstdem brachte er ihr das Fischen und Jagen bei und auch das Führen eines Kriegswagens.

Aufzeichnungen im Tempel von Luxor zeigen, dass sie für ihn mehr als nur seine Tochter war. Als seine Frau verstarb, setzte er Hatschepsut neben sich auf den Thron und ernannte sie zur Mit-Regentin und Königin. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass sie auch mit ihm verheiratet wurde.

Nach seinem Tod heiratete Hatschepsut den für sie von ihm bestimmten Ehemann, den jüngeren Thutmosis II (ihren Halbbruder) und wurde seine Hauptfrau. Obwohl sie seit frühester Jugend eine hohe Stellung auf dem Thron innehatte, akzeptierte sie es, von da an "nur" noch den Titel "Grosse Königs-Gemahlin" zu tragen. Dennoch barg auch dieser Titel grosse Macht.

Ehen zwischen nahen Verwandten (Bruder und Schwester und sogar Vater und Tochter) waren in den Königshäusern des alten Ägyptens nichts Ungewöhnliches, denn sie garantierten "reinblütige" Erben, deren göttlicher Herrschaftsanspruch ausser Frage stand.



Aus der Ehe zwischen Thutmosis II und Hatschepsut ging nur eine Tochter hervor. "Neferure", die schon als kleines Kind mit Thutmosis III vermählt wurde und wahrscheinlich mit 12 Jahren verstarb.

Nach nur kurzer Regierungszeit, verstarb Thutmosis II. Untersuchungen an seiner Mumie zeigen, dass er möglicherweise unter einer Hautkrankheit litt.

Hatschepsut, sah sich nach seinem Tod vor die Tatsache gestellt, dass er Thutmosis III zum Thronfolger ernannt hatte, seinen aus der Verbindung zur Nebenfrau Isis stammenden Sohn. Dieser war jedoch noch ein kleines Kind und es wurde bestimmt, dass Hatschepsut (seine Tante, Stiefmutter und auch Schwiegermutter), die Regierungsgeschäfte bis zu seiner Volljährigkeit leiten sollte.



Sie war eine sehr selbstbewusste und willensstarke Frau und doch begnügte sie sich damit, auf Reliefs hinter Thutmosis III stehend dargestellt zu werden. Als es nach kurzer Zeit jedoch schon Anzeichen gab, dass man sie ihrer Stellung entheben wollte, wuchs ihre Unzufriedenheit.

Hatschepsut, die im Gegensatz zu Thutmosis III rein königlichen Geblüts und in Regierungsgeschäften sehr erfahren war, wollte diesem Verlust entgegenwirken und begann ungefähr nach einem Jahr, die Position von Thutmosis III zu untergraben. Sie sicherte sich durch kluge und geschickte Taktik, die Unterstützung der Priesterschaft, besonders derer von Hapuseneb, des Oberpriesters.

Als sie seiner Unterstützung sicher war, liess sie sich anlässlich einer Amun-Prozession zum Pharao ausrufen. Dieser Titel war jedoch nur Königen vorbehalten. Pharaonen wurden als Halbgötter angesehen, und damit Hatschepsut Ihre Stellung als Pharao legimitieren konnte, verkündete sie, dass sie selbst göttlicher Abstammung wäre. Amun (oberster Gott) sei ihr Vater, der ihre Mutter Aahmes besucht habe um sie, Hatschepsut, zu zeugen.



So steht auf einer, in ihrem Totentempel eingemeisselten, Inschrift:

Amun wandte sich zunächst an Thot, den ibisköpfigen Gott der Weisheit, der ihm den Rat gab, die menschliche Gestalt von Thutmosis I anzunehmen und dessen Hauptfrau Aahmes zu schwängern.

Amun befolgte Thots Rat und näherte sich der Königin, als sie schlafend im Palast lag, doch sie erwachte von seinem göttlichen Wohlgeruch. Weiter heisst es in der Inschrift: "Er ging sogleich zu ihr, da er sie begehrte. Er bewirkte, dass sie ihn in der Gestalt eines Gottes sah." Königin Aahmes erkannte ihn in all seiner Herrlichkeit, und "seine Liebe floss in ihre Glieder". Nachdem sie getan hatte, "was er von ihr begehrte", verkündete Amun der Königin, dass sie ihm eine Tochter gebären würde, und sie das Kind 'Chenemetamen Hatschepsut' oder "Die Amun umarmt - Erste der vornehmen Frauen" nennen solle.



Sie nahm den Titel des weiblichen Horus Wosretkau an, trug die Doppelkrone und nannte sich “König von Ober- und Unterägypten”. Sie eignete sich alle Titel an, die einem Pharao zustanden - mit Ausnahme des Beinamens 'Mächtiger Stier', und bestand in der Folgezeit auf der Anrede "seine Majestät". Ihr Thronname lautete Maatkare "Die Wahrheit ist die Seele der Sonne".

Da sie jedoch die ängstliche, konservative Haltung ihrer Untertanen kannte, war sie sehr darauf bedacht, nichts am äusseren Erscheinungsbild des Königtums zu verändern. So kleidete sie sich in der Oeffentlichkeit auch wie ein Mann (nur mit einem Knieschurz) und trug den falschen Königsbart.

Auf Tempeln und Bauwerken liess sie sich fortan mit allen Insignien der Königswürde und männlichen Attributen darstellen.



Hatschepsut - Frau und Mutter - war nach eigenen Worten "von blühender Schönheit", ein Urteil, das restaurierte Statuen bestätigen.

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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