Nofretete "Die Schöne ist gekommen" - wahrscheinlich als "Nafteta" ausgesprochen - war die Gemahlin König Amenophis IV der sich später Echnaton nannte. Es wird oft angenommen, dass ihr Geburtsname Taduchepa lautete, aber gesichert ist das nicht.
Ihre Herkunft blieb bis heute ungeklärt. Es wurde viel darüber gerätselt und zahlreiche Theorien aufgestellt. Einerseits wird vermutet, sie wäre eine mitannische Prinzessin, andererseits sind einige Aegyptologen der Ansicht sie war die Tochter Ti und Eje's. Eje war ein hoher Beamter am Hofe Amenophis III und später auch der Nachfolger Tut Anch Amun's.
Die von Nofretete erhaltenen Büsten zeigen, dass sie eine Frau von aussergewöhnlicher Schönheit war; und auch wenn man durch ihre Gesichtszüge vermuten könnte, dass sie keine Aegypterin war, so kann man doch mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sie eher in verwandtschaftlichen Verhältnissen zu Eje stand. Ihre Schwester Mutnedjmet heiratete den General und späteren Pharao Haremhab.
Diese Gleichstellung der Schwester der Nofretete mit der Gemahlin des Haremhab wird von vielen neuen Forschern allerdings abgelehnt. Sie machen darauf aufmerksam, dass der Name der Nofretete-Schwester eventuell nicht Mutnedjmet sondern Mutbelet zu lesen sei. (Info Wikipedia)
Nofretete vermählte sich mit Echnaton in seinem viertem Regierungsjahr. Bei ihrer Heirat war sie höchstens 19 Jahre alt und Echnaton kaum älter als 14 Jahre.
Woher Nofretete auch immer gekommen sein mag, sie spielte an der Seite Echnaton's eine wichtige Rolle. Ihre Funktion ging weit über das übliche Mass hinaus. Aufgrund einiger Indizien kann man darauf schliessen, dass sie keine gewöhnliche Königin war, sondern sich wie ein Pharao verhielt und die traditionellen Vorrechte eines Herrschers genoss. Es gab nur wenige offizielle Anlässe, bei denen Nofretete nicht dabei war. Auf Reliefs wurde sie mit dem Pharao gleichbedeutend dargestellt.
Es gibt bestimmte Darstellungen, die nur einem Pharao zu eigen waren. Dazu gehört beispielsweise, wie der Herrscher die Feinde Ägyptens mit einer Keule erschlägt; was symbolisieren soll, dass die Gewähr der Ordnung zu Grunde ginge, würde man die Feinde Ägyptens nicht unter Kontrolle halten.
Die symbolische Darstellung auf diesem Steinblock zeigt Nofretete mit der Krone, wie sie auf einem Schiff einen Gefangenen mit der Keule erschlägt.
Auf anderen Darstellungen lenkt sie einen Streitwagen und trägt das Zepter, was die Macht der höchsten Befehlsinstanz symbolisiert. Keine königliche Gemahlin wurde je wieder so dargestellt.
Echnaton verehrte sie offensichtlich sehr. Auf Säulen, die er am nördlichsten und südlichsten Punkt seiner Stadt aufstellen liess, beschreibt er sie wie folgt:
"Schön von Angesicht, Besitzerin des Glücks, ausgestattet mit der Gunst zu hören, deren Stimme einen erfreut, Königin der Anmut, erfüllt von Liebe, Beglückerin des Herrschers der beiden Länder".
Echnaton war der revolutionäre Pharao, der sich von der mehrere tausend Jahre alten Tradition abwandte, und sich einem alleinigen Gott Aton verschrieb, der durch die lebenspendende Sonnenscheibe symbolisiert wurde. Er ernannte sich zum einzigen Vermittler zwischen Gott und den Menschen.
Mit der Einführung einer neuen Religion hielt auch zugleich ein extrem naturalistischer Kunststil Einzug. Die sogenannte Amarna-Kunst. Zum ersten Mal wurden rechte und linke Füsse und Hände deutlich unterschieden. Kinder wurden in Aussehen und Handeln als Kinder und nicht als Erwachsene im Kleinformat dargestellt. Beide Schultern und Arme waren immer sichtbar. Realistische Abbildungen waren das oberste Gebot.
Erstmals in der ägyptischen Kunstgeschichte wurde der Pharao im Kreise seiner engsten Familie gezeigt.
Diese Abbildung zeigt Echnaton wie er seine älteste Tochter Meritaton liebkost und Nofretete mit Maketaton auf den Knien sowie der drittgeborenen Tochter Anchesenpaaton, die die Wangen ihrer Mutter berührt.
In seinem 5. Regierungsjahr, etwa im Alter von 15 Jahren, liess Echnaton eine neue Hauptstadt in Mittelägypten bauen - das heutige Amarna - und nannte sie Achet-Aton "Horizont des Aton".
Allgemein nimmt man an, dass der Einfluss Nofretete's auf diese Entscheidungen gross war, wenn nicht gar sie die treibende Kraft hinter dieser Umwandlung war. Wenn man einerseits beachtet, dass sie einige Jahre älter war als Echnaton, und andererseits sein Alter zum Zeitpunkt des neuen Kultes, so wird das umso glaubhafter. Vor seiner Vermählung hatte Echnaton keinerlei Versuche diesbezüglich unternommen.
Nofretete, war nicht nur die "grosse königliche Gemahlin", sondern war in ihrer Position sehr machtvoll, und verhielt sich, wie schon erwähnt, oft wie ein Pharao. Sie war eine glühende Anhängerin des neuen Glaubens und beteiligte sich aktiv an den Reformen, mit denen das alte Glaubenssystem durch den Aton-Kult ersetzt wurde. Sie führte Riten für den Sonnengott aus, auch ohne Echnatons Beisein.
Nofretete hatte Echnaton zwar sechs Töchter geboren (Meritaton, Maketaton, Anchesenpaaton, Neferneferuaton Tascherit, Neferneferure, Setepenre), doch der erhoffte Thronfolger blieb aus.
Aus Echnaton's späteren Vermählungen mit seinen Töchtern Meritaton und Anchesenpaaton - was innerhalb königlicher Familien nichts Ungewöhnliches war, um die Dynastie zu erhalten - ging auch kein Thronfolger hervor.
Echnaton hatte zwar einen Sohn - Tut Anch Amun - aus der Verbindung zu seiner Nebenfrau Kija, aber er bestimmte Semenchkare zu seinem Mit-Regenten und Nachfolger. Es wurde bisher nicht genau festgestellt, wer Semenchkare war. Einige Aegyptologen vermuten, dass Semenchkare ein Sohn Echnaton's - ebenfalls aus der Verbindung mit Kija - war, andere wiederum, dass Semenchkare ein Halbbruder Echnaton's war oder ein anderes königliches Familienmitglied gewesen sei. Untersuchungen an der Mumie Semenchkares zeigen, dass er bei seinem Tod ungefähr 25 Jahre alt gewesen ist. Zieht man dieses Alter in Betracht, dürfte klar sein, dass er nicht der Sohn von Echnaton gewesen sein kann.
Um seinen Anspruch auf den Thron zu stärken heiratete Semenchkare Echnaton's älteste Tochter Meritaton. Da Semenchkare den selben Thronnamen benutzte wie Nofretete - Nefer-Neferu-Aton "Schön ist die Schönheit des Aton"- wird immer wieder behauptet, Nofretete selbst habe nach Echnatons Tod regiert. Sie starb jedoch einige Jahre vor Echnaton. Semenchkare selbst, starb im selben Jahr wie Echnaton, jedoch noch vor ihm.
Ihre berühmte Büste die der Bildhauer Thutmosis hergestellt hat, sowie andere Büsten die ihre Schönheit rühmen, wurden am 6.12.1912 bei Ausgrabungen in Amarna in den Ruinen seiner Werkstatt entdeckt.
Chronik Nofretete
1351 v.Chr.:
1348 v.Chr.:
1347 v.Chr.:
1346 v.Chr.:
1345 v.Chr.:
1344 v.Chr.:
1343 v.Chr.:
1342 v.Chr.:
1341 v.Chr.:
1340 v.Chr.:
1339 v.Chr.:
1338 v.Chr.:
1337 v.Chr.:
1337 v.Chr.:
1337 v.Chr.:
1336 v.Chr.:
1335 v.Chr.:
1334 v.Chr.:
1334 v.Chr.:
1333 v.Chr.: Thronbesteigung Echnaton's
Nofretete's Heirat mit Amenophis IV. / Echnaton
Geburt 1. Tochter Meritaton
Geburt 2. Tochter Maketaton
Geburt 3. Tochter Anchesenpaaton
Geburt 4. Tochter Neferneferuaton Tascherit
Umzug nach Achet-Aton
Vermutlich Entstehung der Nofretete-Büste
Geburt 5. Tochter Neferneferure
Geburt 6. Tochter Setepenre
Letzte Darstellung zusammen mit Echnaton und den 6 Töchtern
Nofretete stirbt
Semenchkare wird Mit-Regent und heiratet Meritaton
Meriaton erhält den Titel "grosse königliche Gemahlin"
Semenchkare erhält Nofretete's Thronname "Nefer Neferu Aton"
Echnaton heiratet Anchesenpaaton
Anchesenpaaton wird Mutter einer Tochter
Semenchkare stirbt
Echnaton stirbt
Tut Anch Amun wird Thronfolger und heiratet Anchesenpaaton
Da sich selbst erfahrene Aegyptologen nicht immer einig sind über die über Jahresangaben, sind diese Zahlen nicht als garantiert anzusehen.
Ab dem 12. Regierungsjahr sind Daten über Nofretete nur mehr sporadisch vorhanden. Dies ist auch die Zeit, wo ihre zweite Tochter Maketaton bei der Geburt ihres Kindes starb, dessen Vater vermutlich auch Echnaton war.
Nofretetes Spuren am Ende ihres Lebens sind spärlich. So kann auch über die näheren Umstände ihres Todes, nichts genaues gesagt werden. Vermutlich starb Nofretete im 14. Regierungsjahr Echnaton's. Zu dieser Zeit grassierte in Aegypten eine Pestepidemie.
Die Untersuchungen an der Mumie 61072 aus Grab KV 35 werden hoffentlich in naher Zukunft beweisen, dass es sich dabei tatsächlich um Nofretete handelt. Die ebenmässigen Gesichtszüge der stark beschädigten Mumie, sowie auch die zwei Ohrlöcher am linken Ohr, die wir auch von ihren Büsten und anderen Darstellungen her kennen, lassen, zumindest oberflächlich betrachtet, den Schluss zu.
Die Wahrheit wiegt meistens schwer.