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 Von Ra bis Horus
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

24.05.2010 15:33
RE: der Gottkönig Antworten

Der Pharao – ein Gottkönig


… dem die höchste Gottheit innewohnt.
Im Alten Ägypten nennt ER, der König, sich auch Neb-taui
= Herr Beider Länder (Ober- und Unterägypten)

Der König von Ägypten: Garant der kosmisch-göttlichen Ordnung (Maat)
und die irdische Inkarnation des Gottes Horus (Sohn von Osiris)





Die Könige im Alten Ägypten waren von Geburt aus göttlicher Natur. Die vollzogene Krönung war lediglich die vollendete Epiphanie des Gottes (Erscheinen einer Gottheit); das heißt der König wurde als solcher geboren, als leiblicher Sohn des Sonnengottes Re und erhielt diesen Status nicht erst bei der Thronbesteigung. Diese Ansicht ist geteilt, da einige Wissenschaftler behaupten, dass die Person des Königs überhaupt nicht göttlich war, sondern nur sein königliches Amt. Gleichfalls wird von Einigen angedacht, dass dem König erst bei seiner Thronbesteigung die Gottnatur zu Gute kam.

Abb. links: überlebensgroße Sitzstatue des Pharao Chefren (Chafra) mit Nemes-Kopftuch und Schendjt-Schurz. Die majestätische Statue wurde vor ca. 4540 Jahren geschaffen.
Kairo, Ägyptisches Museum.
(Bildquelle: Stefan Eggers)


»Schon "im Ei" ist er König und Gott« (nach Bonnet). Als eine leibliche Abstammung vom großen Sonnengott Re wurde die Geburt des Königs, von den Ägyptern verstanden. Zahlreiche zeitgenössische Bildreihen belegen dies, wie der Götterkönig Amun-Re in Gestalt des königlichen Gatten der Königin beiwohnt. Beispielsweise für die Könige: Amenophis III., Hatschepsut, Ramses II., ist dieses Ereignis bezeugt.

Geburtsmythos Hatschepsut

>>

Der Pharao stand an der Spitze der ägyptischen Gesellschaft.
Direkt unter ihm rangierten die Mitglieder seiner Familie.
Dann kamen die Edelleute gefolgt von der reichen Mittelschicht.
Ganz unten standen die Bauern, die das Land bestellten.

Die Regierungsform im Alten Ägypten war immer eine absolute Monarchie(*) = Einherrschaft; eine Staatsform in der ein einzelner auf Lebenszeit die Herrschaft ausübt. An deren Spitze ein König stand – im Alten Ägypten auch Pharao (Per-aa) genannt. Er wurde als lebender Gott angesehen, dazu bestimmt, nach einem scheinbaren Tode zu den anderen Gottheiten zu gelangen. Er trug den Namen »Sohn der Sonne« und war göttlicher Abkunft. Er hatte die religiöse, politische und militärische Macht in ganz Ägypten inne. Ihm stand ein »Wesir« zur Seite, der das Haupt der Exekutive war.




Die Maat (= Ordnung, Gerechtigkeit, Wahrheit, Rechtschaffenheit) im religiösen, politischen, gesellschaftlichen, sozialen, wirtschaftlichen und künstlerischen Bereich zu fördern und zu vermehren, stellte die höchste Pflicht des Königs und seiner Stellvertreter, der Beamten und Priester, dar. Maat ist die gerechte, wahre, unumstößliche Ordnung und die gottgegebene Gesetzmäßigkeit, der alles Seiende unterliegt. Auch: kosmisches Gleichgewicht.

(*) Monarchie (gr. monarchía = Alleinherrschaft):
Der Monarch wird (...) auf Lebenszeit bestimmt. Der Machtanspruch des Monarchen stützt sich auf eine übernatürliche Bestimmung. Diese kann in göttlichem Willen liegen; auch die Verehrung des Monarchen als eigenständige Gottheit ist möglich. Die Art von Monarchie, welche sich durch den Bezug auf Gott / eine Gottheit legitimiert, kann bis ins alte Ägypten zurückgeführt werden, wo der Pharao als Gott verehrt wurde. (Quelle: wikipedia.de > Monarchie)



»Leben, Heil, Gesundheit«
altägyptisch: Anch, Wedscha, Seneb
Formel für den König, da man ihm stets
Leben, Heil und Gesundheit wünschte.


Das Wort »Pharao«

Per-aa > Pharaa > Pharao: Wurde seit der Regierung Thutmosis' III. zum regulären Titel des ägyptischen Herrschers.
Das Wort Pharao, was soviel heißt wie der "Hohe Wohnsitz" oder "Palast", ist in Wirklichkeit die griechische Abwandlung eines ägyptischen Wortes, eine Umschreibung des ägyptischen Ausdrucks Per-aa: Per = Gebäude, Wohnsitz, aa = groß; vereinfacht ausgedrückt: "Großes Haus". Im Alten Reich bezeichnete man so den königlichen Palast, in dem sich der Hofstaat des Herrschers aufhielt.
Erst im Neuen Reich, von 1580 v.Chr. an, wird mit dem gleichen Wort Pharao auch die Person des Herrschers bezeichnet. Genauer: zu Zeiten der Pharaonin Hatschepsut. Sie regierte mit Thutmosis als Mitregent das Land am Nil, und deren beider obligatorischen Titel und Vornamen, wurden einfach mit dem Begriff Per-aa ersetzt, der ja lediglich die Residenz bezeichnete, wo die Herrscher thronten.

Außer der offiziellen Titulatur und dem Namen Pharao besaßen die Könige von Ägypten noch andere Namen und Attribute. Das Wort Pharao war aber niemals Bestandteil der offiziellen Titulatur! Bevor der Ausdruck Pharao benutzt wurde, bezeichnete man den König mit den Worten njsu (nswt, nesut), was man mit König übersetzen kann. Desweiteren gabs jty = Herrscher, Landesherr, Monarch und neb = Herr.
In offiziellen Texten kannten die Ägypter noch die Anrede hem = Majestät. Dieser Ausdruck wurde auch vom König benutzt, der wenn er sprach, seine Sätze mit 'hemi' »Meine Majestät«, begann. Wenn man den König anredete, benutzte man die zweite Person, 'hemek' »Deine Majestät« oder die Höflichkeitsform 'hemef' »Seine Majestät«.



Der Pharao bringt ein Trank- und Weihrauchopfer dar. Ramses III., Medinet-Habu.
(Foto: Frank Theis)


Sohn des Re und Träger der göttlichen Kraft

Menschlich-göttliche Dualität: des Königs Gottessohnschaft legitimierte ihn für sein Amt auf Erden, »alles was er befiehlt, wird Wirklichkeit«, er ist Mensch aus dem Mutterleib, und Gott von der Theologie her.

Diese seine mystische Doppelnatur deuten viele tiefsinnige Geburtsszenen in den Mammisis, den Geburtshäusern der Tempel (= »Ort der Geburt«), von der Zeugung und Geburt eines Pharaos bis zu seiner Thronbesteigung. Inbegriffen zu sein scheint die Doppelnatur des lebenden Königs – menschlich und göttlich – im Serech (Abbildung), in das der Königsname von frühen Zeiten an geschrieben wurde.

Abb. rechts: Horusname eines frühzeitlichen Königs. Geschrieben im Serech, eine stilisierte Fassade des königlichen Palastes in Form eines hochkant gestellten Rechtecks.
An der Spitze der vollständigen Königstitulatur steht immer der Horusname, der den jeweiligen Herrscher als Horus-NN bezeichnet.

»Seit Beginn des ägyptischen Staates mit der 1. Dynastie konzentrierte sich die Tradition auf den König als Inkarnation des Gottes Horus, (...)«
(zitiert, Mark Lehner).




Mit dem sogenannten Osiris-Mythos wurde dem Horus eine weitere Rolle zugedacht, nämlich die des "Horus, Sohn der Isis" und somit dem Sohn von Osiris. Osiris, der erste menschliche König auf Erden. Horus wurde sein Thronnachfolger/-erbe und dessen Nachfolger waren alle pharaonischen Könige, die jeweils als lebende Inkarnation des Horus auf Erden fungierten.


Die ägyptische königliche Ideologie begreift den König zu seinen Lebzeiten in der Tat als menschlich und göttlich; dieser scheinbare Widerspruch wurde aber von den alten Ägyptern keineswegs als problematisch angesehen. Zeitlebens hat der König übermenschliche Fähigkeiten zu demonstrieren, um die Sicherung der göttlichen und weltlichen Herrschaft zu garantieren. Und dennoch haben die alten Ägypter ihre Könige ja immer auch als Menschen gesehen, losgelöst von verklärenden Königs-Theologien und hochtrabenden Redensarten, und es sind genügend beglaubigte Beispiele bekannt von Verschwörungen, Palast- und Haremsintrigen, Prozessen, Urteilen und weisen Mahnungen von aus Erfahrungen klüger gewordenen Königsvätern an ihre prinzlichen Nachfolger. Hier als Beispiel Sätze ...

... aus der Lehre des Königs Amenemhet I. an seinen Sohn Sesostris I.
Lehre, welche die Majestät des Königs von Ober- und Unterägypten, Sehetepibre, der Sohn des Re, Amenemhet, selig verfaßt hat, indem er in einer Botschaft der Maat zu seinem Sohn, dem Herrn des Alls, spricht:

»Du, der du als Gott erschienen bist, höre auf das, was ich dir sagen werde, damit du als König herrscht und die Länder regierst und ein Übermaß an Wohlsein erhältst. Halte dich fern von deinen Untergebenen, die nichts sind und deren Schrecken keine Beachtung zuteil wird. Nähere dich ihnen nicht in deiner Einsamkeit. Fülle nicht dein Herz mit einem Bruder, kenne keinen Freund, schaffe dir keine Vertrauten, denn es kommt nichts dabei heraus. Wenn du schläfst, behüte dir selbst dein Herz, denn ein Mann hat keine Anhänger am Tage des Unheils. Ich gab den Armen und zog die Waise auf. Ich ließ Erfolg haben den, der nichts hatte, wie den der etwas besaß. Aber – wer meine Speise aß, der stellte Truppen auf. Der, dem ich meine Arme gereicht hatte, der schuf Schrecken damit. Die mein Leinen trugen, sahen auf mich wie Gras. Wer sich mit meiner Myrrhe salbte, spuckte vor mir aus …«

In Wirklichkeit aber hat dieses Schreiben nicht der König Amenemhet selbst verfaßt, sondern erst Jahre später von seinem Sohn Sesostris in Auftrag gegeben, an den Dichter und Schreiber namens Cheti.



War der Pharao wirklich ein Gott?

Einige Wissenschaftler behaupten heutzutage nämlich, dass der Pharao in Ägypten kein Gott gewesen ist, sondern nur sein Amt sei göttlich gewesen. Dies ist aber umstritten, denn die Tempel in Ägypten verkünden einstimmig, dass Pharao ein Gott war.
Gleichfalls wird der Pharao in schriftlichen Aufzeichnungen in der Gesellschaft von Göttern dargestellt, als ebenbürtig oder als dessen Sohn. Auch ist es unmöglich die Aufgaben und Pflichten des Pharaos – Aufrechterhaltung der Maat, den Göttern huldigen und deren Wille auf Erden zu vollstrecken – in politische und religiöse aufteilen zu wollen, da diese Amtshandlungen alle dem gleichen Zweck dienten.

Selbstverständlich darf man das Alte Ägypten auch nicht mit unseren heutigen Maßstäben messen. Und nach den religiösen Texten sowie Aufzeichnungen worin es um Glaubensfragen geht, war in den Augen der gläubigen Ägypter der Pharao allemal ein Gott.


Der altägyptische König war der irdische Stellvertreter des Gottes Horus (Sohn des Osiris) und nach der Mythologie somit der rechtmäßige Erbe des Throns. Jeder neue König war auch die Wiedergeburt/Erneuerung des sakralen Königtums und der kosmisch-mythischen Schöpfung; jeder Thronwechsel brachte eine Erneuerung mit sich oder zumindest die Hoffnung darauf. Der leibliche König war nicht als Persönlichkeit zu sehen, sondern als Träger der göttlichen Kraft. Kraft seines scheinbaren Todes (Wiedergeburt und Erneuerung) wurde der Pharao, der zu seinen Lebzeiten als Inkarnation des Gottes Horus fungierte zu einem Osiris (Osiris = Gebieter über das Reich der 'Toten'). Und somit selber zum vollendeten Gott. Er trug von da an den Namen Osiris-NN (z.B. Osiris-Neb-Maat-Re). Und wurde weiterhin als Gott verehrt.
Der Königssohn in seiner Funktion als junger Thronnachfolger, wurde auch als »Falke im Nest« bezeichnet.

Unterstützt und verdeutlicht werden soll hiermit nochmals die These von der angeborenen Gottessohnschaft. Zitate von Wissenschaftlern zur Fragestellung nach der genuinen (angeboren) Göttlichkeit des Königs:

(nach Manfred Görg, Religionswissenschaftler) "Der ägyptische König ist nicht erst seit seinem Regierungsantritt oder mit der Thronbesteigung mit göttlicher Autorität behaftet, sondern trägt die volle Würde seiner Gottesbeziehung durch seine originäre [ursprüngliche] Teilhabe am Aufstiegsprozess des Sonnengottes von Anfang an mit sich, so dass er nicht vorausbestimmt, sondern erklärtermaßen von vornherein im Besitz seiner Dignität [hohes Amt, hohe Würde] ist. So heißt es in einer Inschrift:
Er (Amun-Re) erwählte seinen Herrn,
den er geschaffen hatte,
Same, der aus seinem Leib hervorging,
ein göttliches Kind,
mit großer Kraft und starkem Arm.
"Der Pharao war ein Nachkomme der Götter, die im Himmel und auf Erden regierten. Er wurde selbst zum Gott, indem er das Erbe seiner ruhmreichen Ahnen entgegennahm, über das er wachen musste wie über den wertvollsten Schatz: das Land Ägypten. Der Pharao wurde vom Gott Re ausgewählt, während er sich noch »im Ei« befand, wie die Ägypter es ausdrücken. Durch diese solare Alchimie entstand ein Lichtwesen, das nach den Mythen von Theogamie (also vom Prozeß göttlicher Empfängnis und Geburt) aus der Vereinigung eines Gottes mit einer Sterblichen hervorgegangen ist." (nach C. Jacq, Ägyptologe)

Zur Gottnatur des Königs:
"Das Königtum ist von den Ägyptern nie als eine menschliche, von den Göttern allenfalls legitimierte Institution, begriffen worden; es ist ihm ein Stück des göttlichen Weltregimentes selbst." (…) "Denn der König ist nicht nur der von den Göttern begnadete und geleitete Träger der Krone; er gehört ihnen wesenhaft zu, ist selbst Gott von Art und in dieser seiner Gottnatur gründet sein Herrscherrecht." (nach Bonnet, Reallexikon d. ä. Religionsgeschichte)


Der Palast (Per-aa)

»Das Große Haus«, wie die Ägypter den Königspalast nannten, war landesüblich aus getrockneten Lehmziegeln erbaut. Der Grund weshalb in Ägypten steinerne, für Ewigkeiten bestimmte-, Grab- und Pyramiden-Bauten, aber keine oder nur klägliche Reste von Palästen, erhalten geblieben sind; dennoch konnten sie rekonstruiert werden.
Letzte Reste von Pharaonenpalästen finden sich in Medinet-Habu in Theben, auch in Tell el-Amarna und Abydos. Die Paläste waren Stadtbezirke für sich, etwas abgelegen inmitten üppiger Gärten und Wasseranlagen und mit allen Bequemlichkeiten der damaligen Zeiten ausgestattet und oft aufgegliedert in mehrere Baukomplexe, die Hauptbauten zwei-, sogar dreistöckig mit meist repräsentativen Gesimsen der imposanten ägyptischen Hohlkehle.

In einem großen Säulensaal empfing der Herrscher diejenigen, die er »zum König heraufsteigen« ließ, und erledigte mit seinem Wesir und den Ministern die Amtsgeschäfte. An der vorderen Palastfassade über dem Haupteingang befand sich das sogenannte »Erscheinungsfenster« aus Gold, Lapislazuli und Malachit. Eine Art Balkon, von dem herab der Herrscher aus- und einziehende Truppen besichtigte, ausländische Gesandt-Schaften empfing, Tribute oder Sklaven in Augenschein nahm und mit seiner Gemahlin zusammen »Lob spendete« oder Geschenke und Ehrengaben zu seinen Günstlingen hinunterwarf.






Im »Haus der Verehrung« dagegen lebten der König und seine Familie vollkommen abgeschlossen ihr privates Leben zusammen und nur mit ihrer notwendigsten Dienerschaft, den »geheimen Räten des verehrungswürdigen Hauses« und dem Harem.
In diesem Gebäude befanden sich: Speisesäle, Schlafzimmer des Königs, der Königin und der anderen Gemahlinnen, der Kinder und ihrer Erzieher, Bäckereien Dienerkammern, Vorratsräume. Alle Haupträume waren bequem möbiliert mirt Sesseln und Liegen, Stühlen und Tischen, Wasserkrügen und Becken, Blumenvase. Im Schlafgemach stand auf Löwenbeinen das Bett des Herrschers unter einem von Säulen getragenen Betthimmel, ein niedriges Treppchen davor erleichterte dem König das Hineinsteigen. Salben und Öle für die Toilette, auch bauchige Weinkrüge und Wasserkannen standen in hölzernen Gestellen; Wäsche und Kleider lagen in Truhen mit leicht gewölbten Deckeln.

Übrigens: Das Wort Papyrus kommt von dem ägyptischen Wort pa-per-aa, das heißt "(der Besitz) des Pharao". Papyrus war der Vorläufer des Papiers, dessen Name ebenfalls von ihm abgeleitet ist. Das Wort "Per-aa" wurde ab Anfang Neues Reich gebräuchlich für die Bezeichnung des regierenden Herrschers von Ägypten.



Pharao in Königsornat
Hier mit Nemes-Kopftuch u. Uräus, Atef-Krone, Zepter, Gewand, Schurz, Goldene Sandalen. Die Große Königliche Gemahlin (links) trägt die Geierhaube.
(Zeichnung: Anja Semling)


Aussehen des Pharaos – Königsornat

Noch in prädynastischer Zeit (vor König Narmer, Reichseiniger) trugen die Herrscher, sogenannte Stammeshäuptlinge, wohl kaum mehr als einen Gürtel mit einem Stück Fell vorn und einen Tierschwanz hinten. Der Tierschwanz des Königs war ursprünglich ein Hundeschwanz, der als Jagdzauber (Verwandlung in einen Hund) zu deuten ist. Später deuteten ihn die Ägypter als Stierschwanz (König = »Starker Stier«).
Das sogenannte Stück Fell hat die pharaonische Königstracht als Zeichen ihrer besonderen Würde übernommen; zur dynastischen Zeit hing dies als kunstvoll gefältelter Schurz* aus Goldstoff mit Stickereien, Uräus-Schlangen (Wadjet), anderem Zierrat und einem Tierschwanz vom Könisgürtel herab. Darüber fiel und zierte ein bis zu den Knöcheln reichender durchsichtiger Rock. Auf dem Kopf trug der Pharao die Krone – nur sein und der Götter Schmuck. Die bekanntesten sind:

die Rote Krone (unterägyptische) des Deltas bestehend aus Kappe, hohem Hinterteil mit Spirale und der Uräus-Schlange an der Stirn. – Aufgrund der roten Papyrusdolde. Altägyptisch: Rote Krone = Deschret.
die Weiße Krone (oberägyptische) in hoher Birnenform und der Geiergöttin (Nechbet) an der Strinseite. – Aufgrund der weißen Lotosblüte. Altägyptisch: Weiße Krone = Hedjet.
erst beide Kronen verschmolzen zur Doppelkrone, sie ergeben das absolute Königssymbol. Atlägyptisch: Doppelkrone = Sechemtj.

Zahlreiche Abwandlungen und Kombinationen sowie Eigentümlichkeiten entstanden aus diesen o.g. Grundformen. Einfache oder doppelte Federn, Sonnenscheiben, Widdergehörn, Uräus-Schlangen, Skarabäen, Flügel, u.s.w., waren einige der Eigentümlichkeiten weiterer Kronen. Vorbehalten waren diese Kronen selbstverständlich nur den Göttern und Königen. Auch wurden diese vorwiegend nur zu besonderen Kulthandlungen getragen. Die Blaue Krone wurde vom Pharao zu gewissen Anlässen und oft in der Schlacht getragen. Ein Diademhüter verwaltete den Kopfschmuck des Pharaos.

Ausführliche Infos zu den Kronen siehe Rubrik Insignien.

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*Schurz: (altägyptisch schendschut) es gab anfangs geflochtene Schurze, desweiteren Schurze aus Lederriemen oder Grasröcke, welche sich im Laufe der Zeit immer wieder in ihrer äußeren Form veränderten. So kamen Schmuckstücke hinzu oder auch Amulette, die Schurze wurden länger, waren gefältelt oder ein durchsichtiger Überwurfmantel bedeckte das Ganze. Seit der Zeit Amenophis' III. (18. Dynastie, NR) wurde der obere Schurz zu einem Bausch aufgebunden.
Feingeflochtene mit hochgebogenen Spitzen und mit Goldfäden durchwirkte Ledersandalen trug der Pharao an seinen Füßen. Desweiteren waren auf der Sohle Bilder von Gefangenen (Feinde) abgebildet, die der Pharao mit jedem Schritt symbolisch zertrat.

Symbole der Doppelmonarchie:




Die Weiße Krone Oberägyptens,
altägyptisch: hedjet
die Rote Krone Unterägyptens,
altägyptisch: deschret
die Doppelkrone des geeinten Reiches. Der altägyptische Name der Doppelkrone lautet:
sechemtj (= die beiden Mächtigen)
Hieroglyphen-Schreibungen:


Doppelkrone

Krone von Oberägypten

Krone von Unterägypten






Symbole der Doppelmonarchie:

Oberägypten:

Unterägypten:


Weiße Krone
»hedjet«


Rote Krone
»deschret«


Binse


Biene


Lotos


Papyrus


Landesgöttin
Nechbet
(Geier)


Landesgöttin
Uadjet
(Schlange)

Abb. links: Pharao Mentuhotep mit der Roten Krone von Unterägypten.


Thronbesteigung

Schon in der Thinitenzeit waren die Thronbesteigungsrituale standardisiert, die für jeden König bis zur ptolemäischen Zeit vollzogen wurden. Im Prinzip spielten sich diese Zeremonien in der Welt der Götter ab. Der verstorbene König war Osiris, und sein Sohn war der lebende Horus.
Amun, sein anderer Vater, stellte den Sohn den übrigen Göttern vor, während Horus und Seth ihm die Kronen von Norden und Süden aufsetzten.

In Wirklichkeit waren es als Götter (Amun, Horus, Seth, Thot) und Göttinnen (Nephthys, Isis, Uadjet, Nechbet, u.a.) verkleidete Priester und Priesterinnen, die an dem König das Ritual vollzogen.


heqa = »Herrscher«
Bezeichnung für:
König, Gott, Gaufürst


Man begann mit der Präsentation vor den Göttern, der die zwei »Aufgänge« des Königs folgten: Dieser stieg auf eine Thron, der auf einem Podium stand, und hielt Krummstab und Flagellum (Zepter) an seine Brust. Seth (oder Thot) krönte ihn mit der weißen Krone, worauf sich der König erhob, um sich dem Volk »wie die Sonne am Horizont« zu zeigen. Die Zeremonie wurde wiederholt, nachdem der König von Horus die rote Krone empfangen hatte. Es folgte die Zeremonie der »Vereinigung der beiden Länder«:




Pharao Amenhotep II.
18. Dynastie

Der Pharao saß auf seinem Thron zwischen den Göttinnen des Nordens und des Südens (Wadjet und Nechbet). Er hielt den Krummstab und das Flagellum in den Händen und trug das Pschent (Krone) oder die Atef-Krone. Eine der Göttinnen brachte dem König nun den sema-Pfeiler, der von Papyrus und Lotus umschlungen war, den symbolischen Pflanzen von Norden und Süden. Dieser Pfeiler wurde unter seinen Thron gestellt, wodurch der Herrscher die beiden Länder »unter seinen Füßen« vereinigte. Im dritten Teil machte der König mit einem Gefolge (Götter und Götterzeichen) die »Runde der Mauer«. Diese Mauer war die berühmte »weiße Mauer«, die Befestigungsanlage von Memphis, die nach der Überlieferung von Menes errichtet worden war. Durch dieses magische Ritual ergriff der König Besitz von seinem Königreich.
Die Rituale wurden von zwei Opferungen, Räucherungen und von Hymnen begleitet. Die Zeremonien endeten mit einer Umarmung des neuen Herrschers durch den Reichsgott unter den thebanischen Herrschern Amun, während Thot oder Seschat, die Göttin des Schreibens, die Titulatur des neuen Königs auf den Blättern des heiligen isched-Baumes für die Ewigkeit aufschrieb. Jedes Jahr feierte man den Jahrestag der Krönung, am Sedfest wurde sie neben anderen Ritualen wiederholt.
(Quelle: Guy Rachet, Lexikon des alten Ägypten)



Rechtsprechung

Wie alle Ämter unterstand die Rechtsprechung dem König, und eine seiner obersten Pflichten war, unter seinen Untertanen Gerechtigkeit herrschen zu lassen. Er übertrug diese Aufgabe dem Wesir (Wesir: siehe auch Glossar), was in dessen Titeln auch ausgedrückt wurde. Die Pflichtenfülle des Wesirs und die Weite des Bereichs der Rechtsprechung zwangen diesen jedoch, seine richterlichen Machtbefugnisse einer Hierarchie von Beamten anzuvertrauen. Dennoch behielten König und Wesir die Oberaufsicht über die Rechtsprechung. In einigen wichtigen Prozessen, wie denjenigen wegen Grabräuberei, wurde der König durch zwei Beamte seines Hofes vertreten, den königlichen Schreiber und den Herold. Außerdem stellten die Gerichte bei schweren Verbrechen nur die Schuld oder Unschuld der Angeklagten fest, und es blieb dem König überlassen, über die Strafe zu entscheiden.


Diese konnte von der wohldosierten Bastonade über die Entfernung der Zunge für Verrat oder Amputation der Hand für Urkunden-Fälschung bis zur Todesstrafe (z.B. Pfählen) reichen. Zum Tode verurteilten Vornehmen legte man den Selbstmord nahe. Es kam vor dass der Wesir persönlich den Wahrheitsgehalt der in der Folge einer Untersuchung gesammelten Fakten kontrollierte, auch wenn er die Gerichtsverhandlung nicht selbst leitete. Wie in der Priesterlaufbahn musste man bei einer Richterkarriere die Hierarchie durchlaufen. Man begann im Alten Reich als Amtsschreiber eines Gerichts, wurde dann Richter und Schreiber, dann Unterdirektor der Schreiber des Gerichts, Direktor der Schreiber, und schließlich erhob der König den verdienten Richter in den Rang eines »Großen von Oberägypten«.



Jedes der Mitglieder dieses Kollegiums war »Leiter der Geheimnisse des Wiegens der geheimen Worte des großen Hauses« und saß unter diesem Titel in einem der sechs großen Häuser, wo Recht gesprochen wurde. In der nachfolgenden Epoche gab es keine solche Gerichtshierarchien mehr, und die Gerichte bestanden aus Beamtenräten, wobei der Wesir immer noch der oberste Richter war. (Quelle: Guy Rachet, Lexikon des alten Ägypten)






njswt-bjt heißt wörtlich: Der welcher zur Binse und Biene gehört
= Der König von Ober- und Unterägypten
Ägyptologische Aussprache: nesut-bit (oder nisut-bit)




Königstitulatur

Abb. links: zwei Titulaturbestandteile des Königs Thutmosis' III., der Eigenname (djehutj-mes) und der Thronname (men-cheper-re), eingeleitet durch die Titel sa-ra (=Sohn des Re) und nswt-bjt (= König von Ober- und Unterägypten). Zwar besaßen Könige fünf Bestandteile einer vollständigen Titulatur, doch erfolgte eine vollständige Abfolge aller fünf Namen allenfalls anläßlich der Thronbesteigung.

Traditionell besaßen ägyptische Pharaonen also eine Titulatur, die aus fünf unterschiedlichen Namen und einleitenden Titeln bestand:

Der erste und älteste war der »Horusname«, durch den sich der König mit dem Gott Horus (bekannt seit der Frühzeit) gleichstellte.
Der zweite: Danach folgte der auch seit der Frühzeit belegte »Herrinenname« (auch Nebtj-Name genannt; Nebtj = Zwei Herrinnen), mit den beiden Herrinnen sind Nechbet und Wadjet, die Landesgöttinen von Ober- und Unterägypten gemeint.
Der dritte: Den »Goldhorusnamen« führten die Pharaonen erst seit dem Mittleren Reich; sein Titel besteht aus der Hieroglyphe eines auf dem Zeichen für Gold sitzenden Falken.
Der vierte Name der Königstitulatur war der »Thronname«, den der König aus Anlass seiner Krönung und Thronbesteigung annahm; der vor ihm stehende Titel lautet: nswt-bjtj, »König von Ober- und Unterägypten«.
Der fünfte: Zum Schluss folgt dann der »Eigenname« (Geburtsname), der durch den Titel sa-ra, »Sohn des Re«, eingeleitet wurde. Der erste König der diesen Titel trägt, war König Radjedef (Sohn von Cheops), 4. Dynastie; und somit waren auch alle folgenden Könige ein Sohn des Sonnengottes Re.
Die gebräuchlichsten und wichtigsten Namen waren der Geburts- und der Thronname. Beide wurden in Kartuschen geschrieben. Der Thronname ist zur Unterscheidung der Könige von Bedeutung, da innerhalb einer Dynastie sehr häufig identische Geburtsnamen vorkamen.

Beispiel: Die vollständige Titulatur Tuthmosis' I. :



Übersetzung:
Horus, Geliebt von Maat; die beiden Herrinnen, Der alle Länder erobert; Goldhorus, Der die Neunbogen schlägt; König von Ober- und Unterägypten, Groß an Gestalt und Ka, ein Re; Sohn der Sonne, Toth ist geboren.
(Hieroglyphen gelesen von links nach rechts)

http://www.mein-altaegypten.de/internet/...arao_peraa.html

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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