Der ägyptische Gott Seth dürfte zu den interessantesten Göttern Ägyptens gehören. Sein Wesen ist zwielichtig, sein Werdegang turbulent. Vermutlich war die Haltung der alten Ägypter ihm gegenüber nicht eindeutig festgelegt.
Um den verschiedenen Aspekten seines Wesens gerecht zu werden, wurden drei weitere Kapitel verfasst. Sie sollen auch der besseren Übersicht dienen:
Die Seth Tiere
Seth wurde durch ein Tier dargestellt, dessen Herkunft bis heute ungeklärt ist. Eine weitere Darstellung zeigt ihn in menschlicher Gestalt mit dem Kopf dieses Tieres. Es lässt sich keiner Tier-Gattung eindeutig zuordnen.
Sein schlanker Körper ähnelt dem Körper eines Windhundes. Seine Schnauze ist länglich und leicht nach unten gebogen. Seine länglichen und eckig-gestutzten Ohren stehen aufrecht, ebenso sein Schwanz, der einer Pfeilspitze ähnelt und senkrecht nach oben zeigt.
Dieses Tier muss relativ früh ausgestorben sein. Auch die alten Ägypter hatten unterschiedliche Deutungen dazu, von denen jedoch keine sicher schien.
Das Sethtier ist auf Jagdbildern (Mittleres Reich) zu sehen. Sein Name ist Scha, seine Heimat die Wüste.
Andere Tiere wurden Seth später zugeordnet, allerdings nur nachrangig. Der Esel wird mit Seth noch am engsten verknüpft. Des Weiteren: die Antilope, Gazelle, das Krokodil, Nilpferd und Schwein. Das verbindende Merkmal dieser Tiere besteht darin, dass sie kein hohes Ansehen bei den Ägyptern besaßen. Das Schwein z.B. galt als unrein und durfte nicht in die Nähe der Tempel gebracht werden. Der Esel mühte sich als Lasttier ab.
Gott der Kraft
Die meisten Texte heutzutage, die Seth beschreiben, schildern ihn als einen bösen Gott. Er wurde von den alten Ägyptern zunehmend angefeindet und abgedrängt. Wir werden weiter unten zu einer etwas bewertungsfreieren Sichtweise gelangen.
Was jedoch sicher ist: Seth bleibt auf eine gewisse Weise nicht bestimmbar. Das lässt sich aus seinem Wesen erklären. Häufige Beiworte beschreiben ihn als einen starken Gott, "groß an Kraft".
Seine Kraft entlädt sich im Kampf und in Naturgewalten: "Seth wütet". Seine Kraft zeigt sich nicht nur "körperlich", sondern er gilt als jemand, der reich an Zauberkraft wirkt.
Gott im Prozess der Neuordnung
Seth wurde mit Typhon (bzw. Apophis) gleichgesetzt, mit der furchtbaren Kraft und dem schrecklichen Gebrüll. Seine Gewalt wurde weiterhin angerufen, um zu zerstören. Er wurde aufgefordert "wider Recht und Unrecht zu handeln". Seth ist ein Gott, der sich trotz aller gegen ihn gerichteten Gewalt wieder erhebt. Er kann nicht getötet werden.
Um eine bestehende Ordnung zu verändern, muss sie zerstört werden. Auch dafür steht Seth. Er wird also dazu aufgerufen, außerhalb von Recht und Unrecht zu handeln.
Gesetze müssen sich ändern, Ordnungen sich neu strukturieren, um den veränderten Lebensbedingungen der Menschen angepasst zu werden.
Daher wird Seth niemals sterben, denn er ist auch als chaotische und zerstörerische Kraft notwendig für das weitere Fortbestehen der Welt.
Gott der Wüste
Seth ist der ägyptische Gott der Wüste. Das passt zum Charakter seines Tieres (siehe Seth - Gott der Kraft), als auch zu den Orten, wo er verehrt wurde. Seth galt als Schutzgott der Wüste, der Wanderer vor Unheil bewahrt.
Dennoch war Seth in gewissem Sinne die Wüste selbst. Er war der Herr der dunklen Gewalten, Herr der Gewitter-Stürme, allgemeiner: der Unwetter. Doch wer das Unwetter erzeugt, der kann es auch bannen.
Hier zeigte sich womöglich eine Vorsicht der Ägypter, denn Seths Wüten kann verheerende Folgen haben. Eine andere mögliche Interpretation mag vielleicht darin bestanden haben, dass die Ägypter die Unwetter als Niederringen anderer und fremdartig-böser Mächte interpretierten.
Das Wesen von Seth ist also nicht eindeutig böse.
Herr des Lebens
Auf einigen Darstellungen kämpft Seth vor der Sonnenbarke mit Apophis, der Schlange, ein eindrucksvoller Kämpfer, der alles tötet, was sich ihm in den Weg stellt. Damit rettet er Re. Er erhielt die Auszeichnung: "Herr des Lebens". Seth zeigte sich als nicht besiegbar und gnadenlos. Man machte sich ihn lieber nicht zum Feind, besser noch: Man fürchtet ihn.
Herr der Barbaren
Seth ist als Gott der Wüste auch Herr der Barbaren, die dort wohnen. Da die Wüste zum Ausland gehört, wird Seth der Gott aller Fremdvölker. Das ist nicht notwendig negativ zu verstehen, denn Seth als ägyptischer Gott zwingt die Fremdvölker vor dem König in die Knie.
Was passierte, als die Fremdvölker in Ägypten einfielen?
Vielleicht ist spätestens hier ein Schatten zu sehen, der sich über Seths Ansehen warf. Ägypten stand eine zeitlang unter der Fremdherrschaft von Hyksos. In deren Gott Baal entdeckten die Ägypter Seth wieder, der demzufolge schon weit zuvor dort als Gott gelten musste. Baal wurde mit Seth gleichgesetzt. Die Verbindung von Seth mit dem Ausland wurde immer enger.
Um diesen Aspekt zu betonen, wird Seth menschlich dargestellt mit einem Paar Hörner auf der ober-ägyptischen Krone. Sein Leib ist geschmückt mit bunten, fremdartigen Zeichen, Bändern und Schurz. Ein Band fällt von der Krone ausgehend lang über seinen Rücken herab und berührt fast den Boden.
Immer noch wird Seth nicht "verfolgt", auch als die Hyksos vertrieben wurden.
Seth ist ein altägyptischer Gott, dargestellt durch einen Mann mit dem Kopf eines unbekannten Tieres, dem Seth-Tier. Er war Gott der Wüste, der Leere, der Einsamkeit, und des Sturms, und war Beschützer Oberägyptens, des sog. "roten Landes", wegen der rötlichen Farbe des Wüstensandes.
Im sehr frühen Ägypten waren die beiden Teilkönigreiche noch nicht vereint, das geschah "erst" etwa 3000 v.d.Z. durch den König Menes. Zu dieser frühen Zeit war Seth der Gott von Wind und Sturm, und er hatte die Aufgabe, die Barke des höchsten Gottes, des Sonnengottes Ra bei ihrer nächtlichen Reise gegen den Schlangendrachen Apep zu verteidigen. Es gab keine Konflikte mit dem Kult von Isis (Göttin der Natur) und ihrem Gemahl Osiris (dem Gott der Unterwelt), Seth zählte zur Götterfamilie, und ehelichte seine Zwillingsschwester Nephtys.
Die Anhänger Seths schienen jedoch dem König Menes Widerstand geleistet zu haben bei der Vereinigung der Reiche, und dies nutzten die Anhänger des Osiriskultes, um den Sethkult und damit auch Seth in Mißkredit zu bringen [1]. Die ägyptische Mythologie ist recht inkonsistent und dynamisch gewesen, hat sich also laufend entwickelt. Der Kampf um die Vorherrschaft spiegelte sich nun darin wider, daß Seth als Osiris' böser Bruder dargestellt wurde - ganz ähnlich wie beispielsweise die katholische Kirche Gottheiten wie Pan als "böse" diskreditierte. Das fand seinen Niederschlag im Osirismythos (der auch in vielen anderen Varianten erzählt wird, und den ich selber mal etwas umgefaßt habe, aus sethianischer Sicht) ([2], [6]). Später galt Seth als die Verkörperung des Bösen; er wurde mit blasser Haut, roten Augen und roten Haaren gemalt, denn im alten Ägyten galt rot als die Farbe des Bösen [1] - möglichwerweise wegen der Verbindung zur unfruchtbaren Wüste, siehe oben.
Seth wurde sehr viel später von den koptischen Christen Ägyptens als Satan eingeschätzt, und hat schon deswegen eine "natürliche" Verbindung zu satanischen Bereichen, wobei Seth aber nicht so "christlich vereinnahmt" ist, das ist sein Vorteil. Manch interessanten Gedanken dazu findet man beim Temple of Set, einer Organisation, die sich 1975 aus der Church of Satan heraus gebildet hat ([8]). Der wirklich interessante Gedanke hier ist die Querverbindung zwischen dem Gott Khepra und Seth.
Die ägyptische Hieroglyphe heißt khpr, die Vokale schrieb man nicht mit, sie sind oft daher nicht bekannt. Der Bequemlichkeit halber hat es sich eingebürgert, eim Zweifel ein E zu ergänzen, das ergibt kheper ([9]). Das kh wird wie das 'ch' in "Nacht" gesprochen; das p müßte nach [9] wie ein 'p', nach [8] hingegen wie ein 'f' gesprochen werden. Da "kh" zur Aussprache als 'k' verführt, wird in [8] die Schreibweise xeper eingeführt, wobei das 'x' an das griechische 'chi' erinnern soll. Ich persönlich finde die Schreibweise xeper sehr angenehm und habe sie daher von [8] übernommen. Xeper als Verb heißt soviel wie "werden" im Sinne von "ins Sein kommen" - sage ich "xeper", dann meine ich also "ich bin geworden", ich bin wieder ein Stück auf dem Pfad zur Linken vorangekommen, sozusagen ein Stückchen mehr Gott geworden, was mit jedem Moment des Verstehens passiert, also mit jedem aha-Erlebnis. Ein Großteil meiner "Magie" besteht in Verbesserung der Voraussetzungen für solche Erlebnisse, die ich deswegen öfter habe als andere, die einfach nur in den Tag hineinleben und Xeper nicht aktiv anstreben, und deswegen kann ich mit tieferem Verständnis mein Leben führen.
Der Gott Khepra (oder eben: Xepera) wurde meist als Mann mit einem Skarabäus (zu deutsch: Mistkäfer) auf seinem Kopf dargestellt, oder auch mit einem solchen als Kopf. Er war der Gott der aufgehenden Sonne, und rollte die Sonne über den Himmel, so wie der Skarabäus seine Humuskugel vor sich herschiebt. Der Skarabäus legt Eier in diese Kugel, und nach dem Schlüfen ernähren sich die Larven von diesme Humus. Die Ägypter sahen den Skarabäus eine Kugel in ein Loch schieben und verschwinden. Später, wenn viele Skarabäen aus diesem Loch hervorkamen, sah es aus, als hätten sie sich selber erschaffen. Darum hatte Khepra auch die Eigenschaft der Selbsterneuerung und Selbstschaffung ([7]).
Seth ist der Feind von Osiris (er soll auch monatlich den Mond, als Bereich des Osiris attackieren und auffressen (=Neumond), manchen Geschichten zufolge), dem Gott des Todes (und daher der Stasis), steht somit für Dynamik ein, und der Schlange Apep, die nach [8] gedankenloses Chaos repräsentiert. Seth war der Gott des Sturms, und später der Wüste, also so ziemlich das Gegenteil eines braven, von Gesetzen reglementierten Weges. Er repräsentiert die Kraft, die Gesetzestafeln zerbricht - symbolisch also die Stasis überwindet, indem er seinen Bruder tötete. Natürlich ist eine Kraft, die solches wagt, in den Augen jedweder Priesterschaft etwas "Böses", weil Machtbedrohendes. Er schafft sich somit seinen eigenen Weg, seine eigene Art zu leben - und hier rührt die Verbindung zum Gott Khepra her. Khepra kann man somit als eine Facette von Seth auffassen. De Frage, ob das "authentisch" ist, also ob das in Altägypten auch so gesehen wurde, ist zumindest für mich dabei nebensächlich, denn ich arbeite zwar mit dieser Symbolik, will aber eben nicht altägyptische Religion abkopieren, sondern meinen eigenen Weg gehen. Dazu gehört auch eigene Interpretation und Anordnung der Symbolik, mit eigenen Schwerpunkten, die nicht die mystische Welt altägyptischer Priester widerspiegeln soll, sondern eben meine eigene.
Eine andere Verwandtschaft besteht zu Goethes Mephistopheles - der zwar "nur" in seinem "Faust" lebt, aber als Symbolfigur doch genauso lebendig und faszinierend ist. Ich füge an dieser Stelle einige meiner Lieblingszitate ein, die ohne weiteres auch von Seth stammen könnten.
"Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wärs, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, Mein eigentliches Element." Hier kommt die Unzufriedenheit mit dem Status Quo gut zum Vorschein, die Erkenntnis, daß die Schaffung alles Neuen zunächst die Dekonstruktion, sprich Zerstörung des Alten erfordert. Das ist das Gesetz allen Lebens!
"Es erben sich Gesetz' und Rechte Wie eine ew'ge Krankheit fort; Sie schleppen vom Geschlecht sich zum Geschlechte, Und rücken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage; Weh Dir, daß Du ein Enkel bist! Vom Rechte, das mit uns geboren ist, Von dem ist, leider! nie die Frage." Auch hier: Bedingungslose Stasis wird letztlich zur Qual, ein reinigendes Gewitter, das Seth als Sturmgott untersteht, kann hier Wunder wirken. Beißenden Spott entnimmt man Bemerkungen wie "Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen." - treffend gesagt, bezieht man es auf leere religiös/spirituelle Traditionen, die keiner mehr versteht, aber an denen man festhält, weil es schon seine Richtigkeit haben wird. Wie oben gesagt, lege ich selber daher weniger Wert auf Authentizität und möglichst exaktes Kopieren altägyptischer Spiritualität als viel mehr Aufbau meiner eigenen Welt.
"Er ist schon lang ins Fabelbuch geschrieben; Allein die Menschen sind nichts besser dran, Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben." Das bezieht sich auf den Namen Satan und hätte nach Seths Verbannung in die Wüste auch von ihm stammen können.
"So ein verliebter Tor verpufft Euch Sonne, Mond und alle Sterne Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft." Auch zu Seths Pfad gehört keine naive opiumhafte Gefühlsduselei, die den Verstand völlig lahmlegt. Ebensowenig allerdings nihilistische Begrenzung auf das rational Erkennbare!
"Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus! Schon schaut er wie ein Nilpferd aus, Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß." Gemeint ist der "Pudel", der sich als Mephisto entpuppt. Den Hinweis mit dem Nilpferd verstehe ich als Andeutung auf Seth, im Osirismythos verwandelt sich Seth nämlich bei der letzten Schlacht zu Edfu in ein solches.
Mit dem "Seth" aus den Büchern der Amerikanerin Jane Roberts (siehe Sethfreunde) hat Seth übrigens nichts zu tun! (Anmerkung 2.12. 2k8: Das sehe ich heute etwas anders. Jener Seth wirkt wie eine "zahme" Version, sozusagen "Sethianismus light".) http://home.arcor.de/sethas/spir/seth.htm
ambivalente Gottheit: Gott des Bösen und des Donners; Verantwortung für Aufruhr und Unordnung, Gott des Krieges, der Stärke, des Chaos, des Unfriedens, der Wüste und der Naturgewalten; jedoch gleichzeitig Verteidiger der Sonnenbarke, Herr der Metalle
Sohn des Geb und der Nut; Bruder von Osiris, Horus dem Alten, Isis und Nephthys; Gatte der Nephthys; Onkel von Horus dem Jungen
Verkörperung: Fabeltier oder Männergestalt mit dem Kopf dieses Tieres
Mythologie: Diese schon seit frühester Zeit belegte Gottheit gehört zu den faszinierendsten Gestalten der ägyptischen Mythologie, in deren Charakter sich negative wie positive Züge widerspiegeln. Seine tierische Erscheinungsform ist zoologisch nicht eindeutig zuordenbar, scheint aber ein Wüstentier gewesen zu sein. Daher gilt Seth v.a. als Gott der Wüste und Oasen und ferner des Auslands. Die genaue Bedeutung seines Namens ist bis heute unklar. Darstellungen des Seth sind schon aus der Nagade-I-Zeit bekannt, in der 2. Dynastie taucht Seth sogar auf dem Serech des Peribsen und zusammen mit Horus auf dem Serech des Chasechemui auf. Ab dem Mittleren Reich kennt man Seth als Bezwinger der Apophis-Schlange und somit Beschützer des Sonnengottes Re. Als Sohn von Nut und Geb und somit Bruder von Isis, Nephthys, Osiris und Horus war er bereits Bestandteil der heliopolitanischen Neunheit.
Während der Hyksoszeit wurde Seth mit deren Gottheit Baal gleichgesetzt und praktisch zur Hauptgottheit und in der Zeit der Ramessiden eine Art Schutzgottheit dieser Herrscher. Später freilich schwächte sich diese Bewunderung und Anerkennung ab und man sah Seth nur noch als Gott der Fremdländer und Herr über Chaos und Gewalt. Er verkörperte Zorn und Wut und wurde als das personifizierte Böse betrachtet, was ihn zu einem Widersacher der Maat, der Harmonie und Weltordnung, machte. Als Gott der Wüste stand er der Fruchtbarkeit, die durch Osiris verkörpert wurde, und dem Leben an sich entgegen, war also ein Feind des rechtmäßigen König Ägyptens. Der Legende nach ermordete Seth seinen Bruder Osiris und stürzte sich dann in einen erbitterten Kampf mit Horus, dem Sohn Osiris und wollte ihm seine rechtmäßige Thronfolge streitig machen. Seine Schwester und Gattin Nephthys verließ ihn und schlug sich auf die Seite ihres Neffen - ebenso wie die Nilpferdgöttin Thoeris, die ebenfalls als eine Gemahlin Seth´s galt. In den Pyramidentexten bildet Seth auch mit der Göttin Neith ein Paar. Wie furchterregend Seth für die Menschen war, zeigt auch eine Erwähnung in der Totenliteratur des Neuen Reiches, in der er in der Unterwelt der Verstorbenen auflauere, um ihnen ihre Seelen zu entreißen.
In fast krassem Gegensatz dazu steht der schützende Aspekt seines Charakters. Als gerissener und starker Gott, "Groß an Kraft", war es in den Pyramidentexten auch die Kraft des Seth, die der Pharao für sich beanspruchte. Wie einige andere Pharaonen verband sich auch Thutmosis III. mit Seth und nannte sich u.a. "Geliebter des Seth" und Ramses II. rühmte sich, wie Seth zu kämpfen. Seth galt auch als Herr der Metalle und das Eisen, das stärkste bekannteste Metall, wurde "Knochen des Seth" genannt.
Ikonographie: Ursprünglich wurde Seth als Tier mit gebogenem Kopf, hohen, rechteckig gestutzten Ohren und aufgerichtetem pfeilartigem Schwanz wiedergegeben. Auf ersten Darstellungen wird dieses Wesen stehend gezeigt, später auch oft in sitzender oder kauernder Haltung. Vor allem im Neuen Reich wird Seth auch in Gestalt eines Mannes mit dem Kopf des Seth-Tieres wiedergegeben. Auf Bildnissen und Amuletten sieht man den Gott manchmal mit der Weißen Krone von Oberägypten oder sogar der Doppelkrone von ganz Ägypten, die er als seine eigene beanspruchte. Wie bedeutend Seth als Gottheit war, zeigt auch beispielsweise ein Pektoral aus der 12. Dynastie, welches das Seth-Tier mit dem Gott Horus als Wahrzeichen der zwei Reiche darstellt. Besonders in der Ramessidenzeit war Seth eng mit dem Königshaus verbunden, was nicht nur die Namensgebung mancher Pharaonen zeigt, sondern auch die Vielzahl von damals entstandenen Denkmälern und Statuen. Sie zeigen den kauernden Gott beispielsweise als Schatten und Beschützer des Königs, so wie man es bei anderen Herrschern normalerweise von Horus kennt. Das sitzende Seth-Tier erscheint auch auf der Standarte des 11. oberägyptischen Gaus. Auch gibt es Szenen von der Barke des Sonnengottes, wie sie statt von den üblichen Schakalen von Seth-Tieren gezogen wird. Als Beschützer des Sonnengottes Re wird Seth im Hibis-Tempel in der Oase el-Charga auch als geflügelte Figur dargestellt, welche die Apophis-Schlange bezwingt. Neben dem Seth-Wesen waren dem Gott auch folgende Tiere zugeordnet: Antilope, Esel, ziege, Schwein, Nilpferd, Krokodil und bestimmte Fische.
Kult: Obwohl Seth eindeutig einer der ungeliebtesten und gefürchtetsten Gottheiten Ägyptens war, erfuhr er doch im Laufe der ägyptischen Geschichte beträchtliche Verehrung. Selbst außerhalb der Zeiten, in denen er sich besonderer Verehrung erfreute, gab es überall im Land Kultzentren ihm zu Ehren. Vor allem in Oberägypten sah man ihn oft als Schutzgottheit und Gegenstück/Ausgleich zu Horus. Als wichtigster Kultort ist Ombos zu sehen, aber auch in Auaris und Piramesse fand Seth große Verehrung. Auffälllig, wenn auch schlüssig, ist die Tatsache, dass Seth besonders in wüstennahen Gebieten oder Oasen der westlichen Wüste verehrt wurde. Obwohl manche Rituale nicht zur Verehrung des Gottes durchgeführt wurden, sollten sie hier dennoch Erwähnung finden: So wurde frühester Zeit ein roter Ochse, der Seth darstellte, als Opfertier geschlachtet, auch das Ritual des "Erdrosseln des Wüstenvogels" steht in diesem Zusammenhang. Am wichtigsten und bekanntesten ist vielleicht jenes Ritual der Nilpferdejagd, bei dem der amtierende Pharao als Symbol für den Sieg des Horus über Seth ein wildes Nilpferd jagte und tötete.