Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
logo
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 492 mal aufgerufen
 Fernöstliche Philosophie
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

24.08.2010 22:52
RE: Konfuzius Antworten

Die Schreibweise von Philosophen, philosophischen Begriffen, philosophischen Strömungen etc. sind in der Literatur unterschiedlich.


Konfuzius (551 - 479 v. u. Z., eigentlich Kung Fu Tse) ist der einflußreichste chinesische Denker, dessen Lehre die chinesische Gesellschaft über zweieinhalb Jahrtausende entscheidend geprägt hat. Das Wissen über ihn stützt sich auf die sogenannten "9 Klassischen Bücher", deren Inhalte teils von ihm selbst, teils von anderen Denkern vor und nach ihm stammen (sollen). Das für die Philosophie wichtigste ist das "I King" oder "Buch der Wandlungen".

Gesellschaft und Politik: Ein hervortretender Zug ist das Hingewandtsein zum Menschen und zum praktischen Leben. Die Lehre des Konfuzius ist eine Sammlung von Verhaltens-grundsätzen und moralischen Vorschriften. Sie ist besonders Ethik und, da Konfuzius den Menschen nie als isolierten Einzelnen sah, Gesellschaftslehre und Politik.

Grundlegende Tugenden: Menschlichkeit, Rechtschaffenheit, Schicklichkeit, Weisheit und Loyalität.

Konservatismus: Die konfuzianischen Lehre ist sehr konservativ. Gefordert wird die Erhaltung traditioneller Bindungen (Familie, Staat) und traditioneller Werte.

Maß und Mitte: Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Ablehnung von Extremen und Einseitigkeiten. Der "Goldene Mittelweg" wird zum Ideal erhoben.

Richtigstellung der Begriffe: Die Dinge sollen bei ihren einfachen und richtige Namen genannt werden. [Gegen Manipulation?]

Erziehung: Sehr wichtig ist die Erziehung. Neben der reinen Wissens-vermittlung geht es dem Konfuzius besonders um die Ausbildung von künstlerischem Empfinden und der Erziehung zu Anstand und Sitte. Musik ist ein Grundpfeiler der allgemeinen Bildung.


Der Edle stellt Anforderungen an sich selbst,
der Gemeine stellt Anforderungen an die anderen Menschen.


Ethik: "Was du selbst nicht wünscht, tu nicht den anderen." ( Kant) Um Ordnung im Staate und Wohlfahrt für die Gesamtheit zu erreichen, muß jeder zuersteinmal bei sich selbst, in seinem eigenen Inneren anfangen. Der Edle lenkt die Massen nicht durch Gesetze, sondern durch sein eigenes gutes Beispiel. (Konfuzius soll diese Maßstäbe in seinem eigenen Leben in einem solchem Grade verwirklicht haben, daß vom ihm der Eindruck einer geradezu erdrückenden Vollkommenheit ausging.)

Der ideale Mensch ist für Konfuzius nicht der heilige, weltabgewandte Asket, sondern der abgeklärte, Welt und Menschen kennende, in allem das richtige Maß haltende Weise. Gesellschaftliche Stellung und materiellen Reichtum verschmäht er nicht, ist aber jeder-zeit bereit dieses um moralischer Grundsätze willen aufzugeben. [Genau mein Stand-punkt!]

Religion: Konfuzius hat keine Metaphysik betrieben. Er gilt als Agnostiker. Der über-lieferten Religion (in der es keinen persönlichen Gott gab [?]) stand er positiv gegenüber. (Wohl auf Grund seines Konservatismus.)


Das Buch Tschung Yung

Das Buch Tschung Yung ist eines der 9 Klassischen Bücher und von einem Enkel des Konfuzius herausgegeben worden. Da Konfuzius sich mehrfach gegen metaphysische Spekulationen gewendet hat, scheint es mehr die Auffassungen des Enkels wiederzu-geben.

Metaphysik: Die Lehre von "Maß und Mitte" oder vom "Goldenen Mittelweg" ist hier nicht nur eine Richtschnur für das Handeln, sondern nimmt eine metaphysische Bedeutung an, wird zu einem umfassenden Prinzip allen Sein erklärt. Harmonie erscheint hier als ein universelles Gesetz.

Ethik: Der Mensch soll in seinem Handeln diesem universellem Gesetz entsprechen. Was bisher als praktisch notwendig angesehen wurde, bekommt nun sozusagen eine umfassende weltanschauliche Fundierung.

Kategorischer Imperativ: "Der Edle bewegt sich stets so, daß sein Auftreten zu jeder Zeit als allgemeines Beispiel gelten kann; er benimmt sich so, daß sein Verhalten jederzeit als allgemeines Gesetz dienen kann; und er spricht so, daß sein Wort zu jeder Zeit als allgemeine Norm gelten kann." (Das ist fast wörtlich Kant)


Die Vergötterung des Konfuzius

Nach seinem Tode wurde Konfuzius bald von seinen Anhängern vergöttert.

174 v. u. Z. erbrachte der Han-Kaiser zum ersten Mal Opfergaben auf dem Grab des Konfuzius (das bis heute erhalten ist), die danach zur Regel wurden. (Was Chinesen auf den Gräbern ihrer Vorfahren allerdings sehr häufig machen.)

Um das Jahr 300 u. Z. wurde in der Heimatstadt des Konfuzius der erste konfuzianische Tempel erbaut.

555 erging ein kaiserlicher Befehl in allen Städten einen solchen Tempel zu errichten.

Noch im Jahre 1906 wurde Konfuzius in einem kaiserlichen Edikt allen Gottheiten im Himmel und auf der Erde gleichgestellt.

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

26.08.2010 08:37
#2 RE: Konfuzius Antworten

Konfuzius war ein chinesischer Philosoph und Begründer des Konfuzianismus. Er lebte vermutlich von 551 v. Chr. bis 479 v. Chr. Er wurde in der Stadt Qufu im chinesischen Staat Lu (鲁in der heutigen Provinz Shandong) geboren, er entstammte der Kong-Familie und gehörte dem niederen Adel an, im Alter von zehn Jahren wurde er Waise. Die Familie des Konfuzius besteht weiterhin in gerader Linie und dürfte damit eine der ältesten nachgewiesenen Familien der Welt sein. Ein Nachfahre der 75. Generation lebt heute auf Taiwan.
Konfuzius gründete eine Schule für Philosophie. Der zentrale Wert seiner Lehren war die Ordnung, die seiner Meinung nach durch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung erreichbar sei. Im Mittelpunkt seines Denkens stand der „Edle“ (junzi 君子, ein moralisch einwandfreier Mensch.

Etwas problematisch ist die dadurch entstehende/geforderte fast bedingungslose Achtung der Ahnen (Eltern), die bis zur Unterwürfigkeit führen kann. Die Beispiele der Kindespietät (im Xiaojing) sind für einen vom christlichen Abendland geprägten Menschen zum Teil erschreckend.
Biographie

551 v. Chr. Geburt im Staat Lu im heutigen Shandong

549 v. Chr. Tod des Vaters

539-533 v. Chr. Privatunterricht beim Großvater

532 v. Chr. Heirat

532 - 502 v. Chr. Verschiedene niedrige Anstellungen

530 v. Chr. Beginn mit dem Unterrichten

529 v. Chr. Tod der Mutter

518 v. Chr. Angebliches Treffen mit Laozi in Luoyang

516 v. Chr. Flucht vor internen Machtkämpfen, Exil im Nachbarstaat Qi

515 v. Chr. Rückkehr nach Lu

~500 v. Chr. Beginn des politischen Aufstiegs: Bauminister, dann Justizminister von Lu

498 v. Chr. Stellvertretender Kanzler

497 v. Chr. Herzog Ding von Lu nimmt 80 Singmädchen als Geschenk des Nachbarstaates Qi entgegen, woraufhin Konfuzius ins Exil geht

497-484 v. Chr. Wanderschaft durch verschiedene Staaten

495 v. Chr. Staat Wei

494 v. Chr. Staat Chen

492 v. Chr. Wei, dann Jin

490 v. Chr. Staat Cai

489 v. Chr. Auseinandersetzungen zwischen Chen und Cai lassen Konfuzius fast verhungern

488 v. Chr. Staat Wei

484 v. Chr. Zurückberufung nach Lu

482 v. Chr. Tod des Sohnes Bo Yu

481 v. Chr. Tod von Yan Hui, Ermordung des Herzogs von Qi: Beginn der "Zeit der Streitenden Reiche"

480 v. Chr. Tod des Shcülers Zilu auf dem Schlachtfeld

479 v. Chr. Tod des Konfuzius

Über das Leben und Wirken des Konfuzius informiert vor allem ein ausführliches Kapitel in den Historischen Annalen (Shiji) von Sima Qian, der Jahrhunderte später während der Han-Dynastie lebte und schrieb.

Die Vorfahren des Konfuzius stammten vom Königshaus der Song, einem der vielen Lehensstaaten der Zhou-Dynastie, ab. Die Familie ist jedoch später verarmt. Bereits in früher Jugend verlor Konfuzius seinen Vater und wurde von seiner Mutter allein aufgezogen.

Mit 19 Jahren heiratete Konfuzius und trat in den Dienst des Staates Lu ein. Mit 50 Jahren soll es ihm gelungen sein, einen Ministerposten zu erlangen. Diesen Posten soll er jedoch bereits ein paar Jahre später wieder enttäuscht quittiert haben. Anschließend zog er mit seinen Schülern als Wanderlehrer von einem Lehensstaat zum anderen und wirkte als Berater an verschiedenen Fürstenhöfen. Drei Jahre vor seinem Tod kehrte er in seinen Heimatstaat Lu zurück. Erfolg war ihm nicht beschieden. Erst seine Schüler bauten seine Lehre aus und gewannen Einfluss.

Wenn es schwierig ist, ein klares Bild von Konfuzius zu zeichnen, so liegt dies daran, dass er kein einziges schriftliches Werk hinterlassen hat. Am meisten über seine Gedankenwelt erfahren wir aus den "Gesprächen" (Lunyu), in denen viele seiner Aussprüche überliefert sind.
Lehre
Das einflussreichste Werk der ostasiatischen Geistesgeschichte ist das Lunyu. Es enthält die vier Grundbegriffe des Konfuzius:

Humanität (仁 ren),
Gerechtigkeit (義 yi),
kindliche Pietät (孝 xiao)
und Riten (禮 li).
Außerdem wird dem Lernen eine hohe Priorität eingeräumt. Das erste Wort des Lunyu ist „lernen“:

「学而时习之,不亦说乎? 有朋自远方来,不亦乐乎?人不知而不愠,不亦君子乎?」
Pinyin: Xue er shi xi zhi, bu yi yue hu? You peng zi yuan fang lai, bu yi yue hu? Ren bu zhi er bu xi, bu yi junzi hu?
Übersetzung: Lernen und es zur rechten Zeit anzuwenden, ist das nicht eine Freude? Wenn ein Freund von weit her kommt, ist das nicht eine Freude? Wenn die Menschen einen nicht kennen und sich nicht zu grämen, ist das nicht die Haltung eines Edlen?
Der Konfuzianismus
Der Konfuzianismus ist eine der philosophisch-politischen Strömungen Chinas, die sich als Antwort auf eine tief greifende Krise der Gesellschaft herausgebildet haben. Der Begriff „Konfuzianismus" ist allerdings eine westliche Prägung ohne genaues chinesisches Äquivalent. Der nächste chinesische Ausdruck Kongjiao (孔教„Konfuzius-Lehre"), gebildet analog zu Fojiao (佛教Buddha-Lehre) und Daojiao (道教Dao-Lehre), bezieht sich auf den religiösen Kult, der um die Person des Stammvaters der Schule, Kong Qiu (孔丘, -551 bis -479), lateinisch Konfuzius (孔夫子 nach Kong Fuzi „Lehrer Kong"), betrieben wurde. Der in China gebrauchte Begriff Rujia (儒家 lässt sich wörtlich als „Schule (家 jia) der Sanftmütigen (儒 ru)" verstehen, wobei „Sanftmütiger" für den Gelehrten steht, der sich mit seinem Geist statt mit Gewalt für seine Sache einsetzt.

Der Schwierigkeit zu bestimmen, was „Konfuzianismus" überhaupt sei, steht eine sehr undifferenzierte Alltagsverwendung des Begriffs im Westen gegenüber. Das Etikett „konfuzianisch" wird hier meist für die Verhaltensweisen und Einstellungen gebraucht, die man den Chinesen (und Koreanern) bis heute meint wahrnehmen zu können.

"Vor Konfuzius war die Kultur das Geheimnis der Heiligen auf dem Thron. Durch Konfuzius, den „ungekrönten König", wurde sie einer Schule von Gebildeten anvertraut, die als Berater und Minister von Herrschern und Königen dafür gesorgt haben, daß, wo sie Einfluß hatten, die Macht durch Recht und Sitte geheiligt wurde. ...

Das Problem des Konfuzius war die naturgemäße Organisation der Menschheit. Für den Aufbau seines Systems wählte er eine Ellipse mit zwei Brennpunkten. Der eine Brennpunkt war für ihn das Innere des Menschen, der andere die menschliche Gesellschaft." (Richard Wilhelm)
Fünf Klassiker
Es gibt die so genannten Fünf Klassiker des Konfuzianismus, deren Studium von Konfuzius empfohlen wird:

易經 Yijing, das Buch der Wandlungen (64 Hexagramme, Textbuch des Großwahrsagers))
詩經 Shijing, das Buch der Lieder (Eine Sammlung alter Volkslieder)
書經 Shujing, das Buch der Urkunden (Sammlung von Gesetzen und Erlassen mit Kommentierung)
禮記 Liji, das Buch der Riten (Riten für den Umgang mit den Ahnen, dem König, der Familie)
春秋 Chunqiu, die Frühlings- und Herbstannalen (das einzige von Konfuzius selbst verfasste Buch
Chronik der Ereignisse seines Heimatstaates Lu vom 8. bis zum 5. Jahrhundert)

Allerdings wurden diese Bücher wahrscheinlich nicht alle von Konfuzius verfasst. Überliefert wurden sie durch Mengzi (371 v. Chr.–289 v. Chr.) und Xunzi (300 v. Chr.–230 v. Chr.)

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

 Sprung  
Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz