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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 301 mal aufgerufen
 Talismane/ Amulette/Schutzzeichen
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

26.08.2010 11:11
RE: Talismane der besonderen Art Antworten

Wie kabbalistische Talismane funktionieren

Vielleicht gibt es im Himmel ein Muster, für
diejenigen wahrzunehmen, die danach verlangen,
und wenn sie es gesehen haben, eines in sich selbst
zu finden.

Plato

Haben Talismane eine Kraft, die von ihrem Hersteller unabhängig ist? Manche glauben, daß
dies für geweihte oder aufgeladene Talismane gilt. Und in alten Zeiten meinte man, jemand
brauche nur einen Talisman oder ein Amulett zu tragen, das von jemand anderem hergestellt
wurde, um Nutzen davon zu haben, auch wenn der Träger oder die Trägerin die darauf
verwendeten Symbole und Zeichen gar nicht versteht. Andere, wie etwa Paracelsus, erklärten
die magische Kraft von Talismanen psychologisch; und viele moderne Deutungen behaupten,
daß überhaupt nur der Geist der Gläubigen aufgeladen werde. Hauptzweck des Talismanes sei
es, an die Zeremonie seiner Herstellung zu erinnern. Wäre das jedoch der Fall, so behielte ein
Talisman selbst nur sehr wenig Kraft. Den größten Nutzen davon hätte dann die Herstellerin
und nicht die Trägerin.

Ich überlasse es meinen Lesern, über diese quälenden Fragen zu grübeln. Niemand kann seine
Theorien in der einen oder anderen Richtung beweisen, was überhaupt bei der alten Debatte
über magische Phänomene gilt. Das Problem läßt sich letztlich auf den Punkt bringen, ob man
an Geister außerhalb von uns glaubt, die durch den aufgeladenen Talisman wirken, oder ob
man diese Kräfte für bloße Projektionen hält. Das vorliegende Buch umfaßt beide Zugänge,
und Sie werden feststellen, daß die Diskussion sich je nach dem Zusammenhang in
verschiedene Richtungen bewegt.

Sprechen wir über Invokationen, dann werden wir uns direkt mit der Golden- Dawn-
Tradition identifizieren und daran glauben, daß eine tatsächliche Kraft angerufen wird; und
eine solche Kraft kann sehr persönlich sein und sogar eine physische Gestalt annehmen.
Größtenteils werden wir aber den Interpretationen des großen Kabbalisten und Meisters der
Gematria Dr. Paul Foster Gase folgen, dessen Ausrichtung vorwiegend psychologisch ist. In
jedem Falle sind die Talismane dieses Buches nicht dazu gedacht, sie zu tragen, sondern über
sie zu meditieren.

Die meisten modernen Magier stimmen darin überein, daß die talismanische Kraft, wie auch
immer sie benutzt wird, hauptsächlich von dem Symbol getragen wird. Ein Symbol hat die
seltsame Fähigkeit, wie ein Magnet zu wirken und diejenigen Dinge zu uns heranzuziehen,
die wir mittels eines gerichteten Willens entwerfen und die durch größtmögliche Gefühle oder
Emotionen Kraft bekommen. Die Grundidee der talismanischen Magie ist einfach, daß Bilder
diejenigen Kräfte anziehen, die sie darstellen. Jedes fünfeckige Bild z.B., wie ein Pentagramm
oder Pentagon, wird die Kraft anziehen, die auf dem Lebensbaum (siehe Abb. l-A) als
Geburah bekannt ist (und mit Mars identifiziert wird). Studierende brauchen ein sehr gutes
Verständnis dieser grundlegenden Zuordnungen zum Lebensbaum, wie man sie in einer Fülle
heute zugänglicher Bücher finden kann. Hier werden nur die Umrisse in Form von Tafeln und
Skizzen gegeben, die aber ernsthaften Schülern dennoch ermöglichen sollten, einige kreative
und brauchbare Talismane zu entwerfen.

Am obigen Beispiel (daß eine fünfeckige geometrische Figur der fünften Sephira auf dem
Lebensbaum entspricht) fällt uns als erstes auf, daß bei der Herstellung von Talismanen die
Zahl sehr wesentlich ist. Die Zahl beruht eigentlich auf den Sephiroth, welche auf dem
Lebensbaum die zehn Emanationen der Gotteskraft darstellen. Es gibt auch noch viele andere
Zuordnungen, doch ist die Zahl vorrangig. Ganz gleich wie man sich die Wirkungsweise von
Talismanen vorstellt, mit der Herstellung erfolgreicher Talismane sind immer drei zentrale
Ideen verbunden: Entsprechungen, Absicht und Wille. Außerdem müssen die für die
Schaffung eines Talismanes gewählten Symbole eine gewisse emotionale Energie tragen, die
sie mit unserem Unbewußten verbindet; und wir wissen alle, daß uns manche Symbole mehr
anregen als andere. Manche haben überhaupt keine Aufladung. Andere stoßen uns ab.
Talismane wirken am besten, wenn wir Symbole verwenden, die unserem Unbewußten etwas
emotional Aufgeladenes suggerieren. Gleiches gilt für Visualisationen, Affirmationen usw.
Der große Lehrer der Kabbala, Israel Regardie, pflegte die alte Maxime zu wiederholen:
»Entflamme dich im Gebet.« Unser geistiges oder magisches Leben ist am effektivsten, wenn
es von Herzen kommt, aus der Seele, sogar aus den Eingeweiden.

Wir haben festgestellt, daß ein Symbol die wundervolle Fähigkeit besitzt, die Energie des
Bildes anzuziehen, das es darstellt. In der Deutung von Gase suggeriert das Bild unserem
Unbewußten etwas, wodurch man eine Verbindung zwischen dem Bewußtsein und dem
Unbewußten herstellt. Dieses grundlegende Jungsche Konzept wird heute auf vielfältige
Weise eingesetzt, z. B. in der aktiven Imagination. Es ist auch das Prinzip, auf dem alle Magie
beruht - ein ausgefeiltes System von Entsprechungen, von Korrespondenzen, das durch
Symbole dargestellt wird.

Es kann verwirrend sein, mit einem Bild zu arbeiten und ein Gespräch mit dem Unbewußten
zu führen, denn Symbole können für vieles stehen. Damit das Bewußtsein eine Beziehung zu
dem fließenden und wirksamen Unbewußten bekommen kann, müssen wir von der bewußten
Seite her so klar wie möglich sein in bezug auf das, wofür wir den Talisman herstellen. Die
erste Aufgabe besteht darin, einfach unsere Absicht zu formulieren. Es gibt viele Absichten
bei der Herstellung von Talismanen; für unsere Zwecke fallen sie aber in zwei
Hauptkategorien auseinander: sich mit einer bestimmten Kraft zu verbinden, von der man sich
angezogen fühlt, oder eine bestimmte Art von Energie auszugleichen, die sich unausgewogen
anfühlt. Mit anderen Worten: Moderne Talismane werden - besonders wenn sie als mandala-
artige Bilder zur Meditation verwendet werden - prinzipiell für psychologische Zwecke
benutzt, obwohl sie in der kabbalistischen Tradition auch als »astrale Türen« dienen können
(ein ausgefallener Begriff, der hier für die Arbeit mit Imagination steht) oder zur
Manifestation von Wünschen. Manchmal verwischen sich die Grenzen zwischen diesen
Kategorien auch. Mag sein, daß wir gerne in uns die Voraussetzungen schaffen würden für
einen bestimmten Job, sagen wir bei einer Zeitung. Wir würden also an der Seite unserer
Persönlichkeit arbeiten wollen, die dynamische Kommunikationsfähigkeiten ermöglicht, weil
ein solcher Beruf sowohl verbale als auch schriftliche Kommunikation erfordert. Wir können
dies tun, indem wir einen Talisman mit vielen merkurialen Korrespondenzen entwerfen und
auch schöpferische Arbeit mittels aktiver Imagination leisten, indem wir über ein
vollständiges Mandala meditieren, das uns mit Merkur oder Hod verbindet, der achten Sphäre
des Lebensbaumes.

Symbole sind archetypisch, können aber auch sehr persönlich sein. Bestimmt gibt es eine
Reihe von Symbolen, die für Sie eine Bedeutung haben, die sonst niemand versteht. Doch
besitzen die archetypischen Symbole bei der Herstellung von Talismanen eine große Kraft,
weil sie Tradition haben - es handelt sich um Symbole, die tausende Jahre lang im Äther, d.h.
in der Akasha, aufgebaut worden sind und eine direkte Entsprechung zu bestimmten Ideen
besitzen, so daß sie bereits mit dieser Kraft sozusagen aufgeladen sind, wenn sie auftreten.
Das bedeutet aber keineswegs, daß das archetypische Bild begrenzt ist, denn es spricht auf
eindeutig individuelle Weise zu uns.

Das gilt sogar dann, wenn Symbole archetypische Gestalten repräsentieren, wie etwa den
Erzengel Michael. Wahrscheinlich habe ich zu dieser Wesenheit eine andere Beziehung als
Sie, und doch würden für Sie wie für mich die Entsprechungen zu diesem Bild mehr oder
weniger die gleichen sein - Feuer, Macht und so weiter. Das Schöne an der Beziehung zu
diesen göttlichen Kräften ist, daß sie ausgesprochen persönlich sein können. In einer
Beziehung kann Michael jemanden mit der Kraft des Mutes ausstatten; für jemand anderen
kann Michael ein wohlwollender, aber mächtiger Beschützer sein. So beziehen wir uns auf
diesen gewaltigen Energiespeicher, damit er uns in je besonderer Weise zur Hilfe komme.
Wenn man viele Talismane aus dem Mittelalter, einer wahrhaft schlimmen Zeit, oder aus der
Antike untersucht, dann kann man große Schwierigkeiten haben (wie es mir verschiedentlich
erging), all die seltsamen Symbole zu entziffern, die Sigille (oder Engelzeichen) und Siegel
und die Wörter in esoterischer Schrift zu entschlüsseln - so auch Hebräisch, das als eine
esoterische oder heilige Sprache gilt -, nur um dann festzustellen, daß dieser Talisman
anscheinend für sehr weltliche Zwecke hergestellt wurde. Liebe, Macht und Reichtümer
scheinen die stärksten Motivationsfaktoren für viele der Amulette oder Talismane der
Vergangenheit zu sein (obwohl Amulette meist zum Schutz verwendet wurden). Und ich
wage zu behaupten, daß die menschliche Natur sich nur langsam verändert. Vielleicht stimmt
es, daß zunächst die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt sein müssen, bevor sie sich
entschließen können, Gebete, Affirmationen und magische Arbeit nur für geistige Zwecke
einzusetzen. Wenn aber die persönlichen Bedürfnisse den Rahmen für unseren Einsatz
kabbalistischer Talismane setzen, dann schränken wir uns in der Tat sehr ein.

Es gibt wahrscheinlich keine spirituelle Überlieferung, die uns mehr Bilder bietet als die
Kabbala, und sie kann denen unbegrenzt Hilfe gewähren, die auf dem Pfade der Erleuchtung,
Erlösung, Gotteserkenntnis oder wahren Gnosis sind (suchen Sie sich das aus, was zu Ihnen
paßt, aber tun Sie es mit Hingabe). Denjenigen, die die Kabbala tiefgehend studieren, hat sie
durch ihr System der Entsprechungen und durch das sich ständig erweiternde Bewußtsein auf
jeder Ebene der Annäherung etwas zu bieten. Dr. Gase glaubte leidenschaftlich daran, daß die
Magie der magischen Quadrate nicht dazu diene, sich mit den planetaren Kräften zu
verbinden, um bestimmte Ziele zu erreichen - was heute die weltlichere Deutung der Magie in
vielen Kreisen ist -, sondern als eine Quelle der Offenbarung anzusehen ist. Dieses
Verständnis erlangen nur diejenigen Adepten, die die magischen Quadrate nachhaltig
studieren und damit arbeiten. Das Wort »Talisman« selbst könnte vom arabischen tilsam
abstammen, was »Mysterium« bedeutet und auf seinen wirklichen inneren Wert hinweist -
uns die Geheimnisse Gottes und der Natur zu erschließen. Wenn Sie fasziniert werden von
den Kräften, die den Talismanen im Laufe der Zeit zugesprochen worden sind, und sich zu
einem tieferen Studium der Kabbala entschließen, so werden Sie ein kleines Wunder erleben,
wenn Sie nur lange genug mit kabbalistischen Talismanen arbeiten.
Das Ergebnis aller kabbalistischen Arbeit ist es, der Gotteskraft näherzukommen, die bekannt
ist als Kether: die Essenz des Lebensbaumes. Es ist die wahre »Krone« aller magischen
Arbeit. Das werden alle großen kabbalistischen Magierinnen und Magier bezeugen, denn
darum geht es im Grunde in der wahren Magie der abendländischen Esoteriktradition, obwohl
dieses Ziel vielfach sehr mißverstanden worden ist.

Ein Wort der Warnung sei an jene gerichtet, die mit den Talismanen einfach zu den oben
genannten Zwecken experimentieren wollen: für Liebe (oder Sex), Macht (speziell über
andere) oder Geld (besonders ohne zu arbeiten). Es ist nichts Falsches daran, die eigenen
Wünsche in die Wirklichkeit umsetzen zu wollen, solange Sie nie darauf hinzielen, andere
Menschen zu manipulieren, und solange Ihre Wünsche in Übereinstimmung mit dem eigenen
Lebensweg bleiben. Neben den drei genannten großen Bedürfnissen, die so viele unserer
menschlichen Bemühungen bestimmen auf der Suche nach dem Sinn unseres Lebens, gibt es
noch ein notwendiges viertes Standbein des Tisches, auf dem das Mahl des Lebens stattfindet:
geistige und emotionale Integration. Deshalb verfolgen die meisten Magierinnen des Golden
Dawn neben ihrer magischen Arbeit irgendeine Form der Therapie. Israel Regardie riet
einmal dazu, daß Neophyten mindestens hundert Stunden therapeutischer Arbeit an sich selbst
leisten sollten.

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

26.08.2010 13:07
#2 RE: Talismane der besonderen Art Antworten

Eine der Gefahren beim Einsatz von Magie, und vielleicht besonders der Talismane, liegt
darin, daß durch die Umsetzung von eher weltlichen Wünschen seelische Kraft von einer
anderen Stelle des Systems abgezogen wird, nämlich vom geistigen Weg. Das ist einer der
negativen Aspekte der New-Age-Bewegung, die eine sehr materialistische Seite hat. Für
Kabbalisten ist es lebenswichtig, diesen Punkt nicht außer acht zu lassen. Wenn Sie bei der
Arbeit mit Talismanen zur Entwicklung emotionaler Ganzheit und geistiger Hingabe
mindestens ebensoviel Zeit investieren wie für andere Ziele, dann bekommen Sie keine
derartigen Probleme. Wir müssen uns vor Augen halten, daß wir in einer weltweiten
Gemeinschaft leben, die in einem Ökosystem mit begrenzten Ressourcen zu überleben
versucht - und das könnte sich für die Arbeit mit Affirmationen für Überfluß als ein
unbequemes Thema erweisen.

Einerseits ist die Verwendung von Talismanen zur Verwirklichung von Zielen in der Welt
nicht falsch, weil mit jedem Male der Wille gestärkt und entwickelt wird, was für einen
Magier sehr wesentlich ist. Jedoch wird die Entwicklung des eigenen Willens auf Kosten
eines anderen in jedem Fall auf uns zurückschlagen, wie alle spirituellen Lehrer und
Überlieferungen gelehrt haben. Es gibt einen Unterschied dazwischen, einen Talisman
anzufertigen, um Freundschaft anzuziehen, oder einen herzustellen, um Ihren Traumpartner
zu einer Verabredung zu verführen. Eliphas Levi (auch als Abbe Louis Constant bekannt), ein
Meister der Rosenkreuzer- und kabbalistischen Magie des vorigen Jahrhunderts, sagte:
Es ist hier wohl zu beachten, daß jede Wirkung eine Gegenwirkung hervorbringt und daß wir
in der Magnetisierung oder magischen Beeinflussung anderer einen entgegengesetzten, aber
entsprechenden Einflußstrom von jenen zu uns herstellen, der uns ihnen unterwerfen kann
anstatt umgekehrt, wie es oft genug bei den Prozessen vorkommt, die als Gegenstand die
Sympathie der Liebe haben, vorkommt. (S. 315)

Es ist wichtig, sich zu überlegen, was man tut. Die Grundfrage bei jeder anstehenden
magischen Arbeit dieser Art ist: Bezieht diese Operation einen anderen Menschen mit ein?
Falls ja, sollten Sie diese Person auf Ihre Absichten aufmerksam machen und auf jeden Fall
ihr Einverständnis einholen - selbst bei Heilungen. Das ist ein kosmisches Gesetz.
Zunächst muß man die eigenen Absichten bei der Herstellung eines Talismans klären. Wie in
jeder anderen spirituellen Überlieferung auch, sollte in der kabbalistischen Tradition diese
Absicht ein wichtiges Element einschließen: Wie kann ich mit diesem Wunsch in irgendeiner
Weise auch gleichzeitig dienen? Wenn Sie diese Frage sorgfältig einbauen, wird Sie das
gegen Bedürfnisse absichern, die das Ego jetzt als vorrangig empfindet, die ihm aber auf
lange Sicht nicht wohltun. Das ist so, weil die Absicht, immer auch dienen zu wollen, Sie
automatisch mit Ihrem Höheren Selbst in Berührung bringt, das Sie vor Fehlern behüten kann.
Wenn Ihr wahres Ziel Gott ist (und sein Himmelreich) oder einfach das höchste Gut, dann
erhalten alle anderen Dinge von dorther ihren Platz. Ein Ziel solcher Art verträgt sich
keinesfalls mit dem Gebrauch von Talisman-Magie für manipulative oder unethische Zwecke.
Ihre erste Affirmation sollte sein, daß Ihre magische Arbeit nicht nur Ihrem eigenen Wohl
diene, sondern dem größeren Wohle des ganzen Universums.

Kehren wir .kurz zum Problem der Symbole zurück. Vielen von uns, die die esoterischen
Wissenschaften studiert haben, wird aufgefallen sein, daß in jeder Art visionärer Phänomene -
sei es Divination, Visionen, Channeling, Träume usw. - eine Fülle von Bildern auftreten kann,
die vielfache Bedeutung haben und die wiederum vielfach mißverstanden, fehlgedeutet oder
vom Bewußtsein umkonstruiert werden. Solche Probleme können leichter behoben werden,
wenn Sie zum besseren Verständnis die Hilfe des Höheren Selbst anrufen oder des heiligen
Schutzengels (eine Beziehung, der wir uns im zweiten Kapitel ausführlich widmen werden).
Ist diese Beziehung einmal hergestellt, so dient sie sowohl als Filter wie auch als Mittel der
Transformation.

Symbole haben viele Bedeutungsebenen. Ein visionäres oder Traumsymbol kann zehn
verschiedene Arten der Interpretation zulassen. Eine klassische Visionserfahrung (wie etwa
bei Ezechiel oder in den Offenbarungen) kann in einer derart dichten Symbolsprache
geschehen, daß noch viele Generationen nötig sind zu ihrer Analyse und Deutung. Symbole
können tückisch sein. Eine vereinfachte oder eindimensionale Deutung ist eine Falle, denn sie
führt oftmals zu falschen Vorhersagen. Es kann auch zu einem reduktionistischen Verständnis
darüber kommen, wie ein archetypisches Symbol sich in unserem Leben bewegt. Je mehr wir
die Beziehung zwischen Bewußtsein und Unbewußtem entwickeln und stärken, um so eher
werden wir in der Lage sein, die Bedeutungsebene zu erkennen, die sich uns verständlich
machen will.

Der großartige Beitrag der archetypischen Methoden wie der aktiven Imagination und der
Pfadarbeit besteht darin, daß wir beginnen, die Kluft zwischen Bewußtsein und unbewußtem
Geist zu überwinden. Wir entdecken die gemeinsame Sprache, mit der sich die beiden Häuten
der Persönlichkeit verständigen können. Das braucht Übung. Aber mit jeder praktischen
Sitzung, mit jedem Mal, daß Sie bewußt mit einem Symbol umgehen, vertieft sich der Prozeß,
und die Verständigung wird fließender. Es ist dabei hilfreich, dem Unbewußten ab und zu zu
gratulieren, um ein weiteres Wachstum zu fördern. Und es ist sehr nützlich, Symbolik zu
erforschen, besonders wenn sie als Synchronizität im Alltag auftritt. Das gilt besonders, wenn
man sie in irgendeiner Form der Arbeit mit Entsprechungen verwendet, wie beim Herstellen
von Talismanen.

So wie es potentielle Probleme mit dem bewußten Verstehen der Symbolsprache des
Unbewußten gibt, kann auch das umgekehrte Problem entstehen. Wir sprachen zuvor über die
Notwendigkeit einer klaren Absicht. Inzwischen sollte deutlich sein, warum das so wichtig ist.
Ist das Bewußtsein in seinen Absichten vage, oder verwendet es viele verschiedene Symbole -
besonders auf synkretistische Art, d. h. aus verschiedensten Überlieferungen - oder falls es
leichtsinnig ein Symbol verwendet, das es nicht richtig verstanden hat, dann kann das
Unbewußte dieses auf ganz andere Art deuten und Ergebnisse zeitigen, die gar nicht zu dem
passen, was der Hersteller des Talismanes in Bewegung zu setzen hoffte. Das gilt besonders,
wenn das Unbewußte in Muster eingeschlossen ist, die hartnäckigen oder besessenen
Gedanken des Bewußtseins entsprungen sind. Solche Muster sind deshalb gefährlich, weil das
Symbol dann zu einem Eingangstor für eine archetypische Besessenheit werden kann.
Wenn ein Symbol für zehn verschiedene Dinge stehen kann, dann müssen wir verstehen, was

es in einer gegebenen Situation genau bedeuten soll, und Grenzen gegenüber den anderen
Elementen ziehen, die es auch anziehen könnte. Wir verfeinern einen Talisman also, indem
wir ihm weitere Ebenen symbolischer Bedeutung hinzufügen, um unsere Absicht und den
Zweck zu klären. Das Symbol eines Dreiecks z.B. kann für Feuer stehen oder für eine
Dreiheit. Wenn wir nun den Namen Michael auf Hebräisch hinzufügen, dann verdeutlichen
wir unsere Absicht, die feurige Kraft des Michael anzurufen. Oder wenn wir das
Planetensigill des Mars hinzufügen, dann werden wir eine andere Art der feurigen Energie
anziehen. Fügen wir jedoch andere Bilder oder Gottesnamen hinzu, die es als eine Dreiheit
identifizieren, als die Repräsentation von Binah auf dem Lebensbaum, dann verändert sich die
psychische Struktur des Dreiecks, weil wir es gemäß unseren besonderen Absichten bewußt
entwerfen.

Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, eine gemeinsame Sprache mit dem
Unbewußten zu entwickeln, die funktioniert und auf klaren Entsprechungen aufbaut. Sonst
könnte das Unbewußte an seinen eigenen früheren Assoziationen zu einem Symbol kleben
bleiben (die wir bewußt vielleicht schon vergessen haben), und versuchen, diese
Entsprechungen aufzuladen und für uns wirksam zu machen. Das Bewußtsein sollte stets
seine derzeitige Deutung eines Symboles für das Un
bewußte klarmachen. Deshalb ist jeder
Talisman einzigartig und sehr persönlich.
Und darum ist es schwer, ein Siegel oder einen Talisman zu entziffern, der von jemandem in
ferner Vergangenheit gemacht worden ist. Es ist deshalb meines Erachtens auch sinnlos,
Talismane aus anderen magischen Büchern zu kopieren. Der Magier wird nur durch ein
vollständiges Verständnis der Bedeutung dieser Symbole auf dem Talisman zu Ergebnissen
kommen. Die meisten Bücher mit Siegeln und Sigillen sind für uns wertlos, weil wir nicht
wissen, was ihre Schöpfer bei der Herstellung im Sinn hatten. Abgesehen davon können alte
Siegel vor ihrer Veröffentlichung viele Male kopiert worden sein, was zu zahlreichen Fehlern
führt. Andere wiederum können verschlüsselte Informationen enthalten (wie etwa eine
Anordnung bestimmter Buchstaben), die eine Abkürzung oder Formel darstellen, die nur der
Magier kennt, der sie gemacht hat. Der Versuch, eine solche Formel zu rekonstruieren, wird
nicht sehr weit führen, selbst wenn man über brauchbare hebräische oder lateinische
Sprachkenntnisse verfügt. Wenn nämlich die Formel ursprünglich zur Veröffentlichung
bestimmt war, dann können die Siegel und Sigille ohnehin Tarnungen sein. Wir werden im
dritten Kapitel das Problem der Fehler und der Tarnungen in magischen Quadraten und
Sigillen untersuchen.

In der kabbalistischen Tradition gibt es einen gewissen Sinn für Korrektheit: Man formuliert
nicht einfach einen Wunsch und fügt die Dinge zusammen. Es sollte inzwischen deutlich
geworden sein, daß man ein Set von Entsprechungen braucht, das über bestimmte eingebaute
Regeln verfügt, weil es ein traditionelles Rückgrat hat. So würde man etwa das Zeichen oder
Siegel des Planeten Mars nicht zusammen mit einem Engel oder einer Intelligenz der
Mondsphäre auf einen Heilungstalisman setzen. Heilung gehört in die Sphäre der Sonne (und
in manchen Fällen Merkurs), und in keinem Falle würde man die Intelligenz des Mondes
einsetzen. Dies ist ein Beispiel für die Verbindung dreier verschiedener Kräfte, die wenig oder
nichts miteinander zu tun haben. Wir verwenden auch nicht einen Engelnamen auf einem
Talisman, weil wir seinen Klang so schön finden, nicht einmal wegen irgendwelcher
Assoziationen aus unserer Kindheit. Im Rahmen der Kabbala sind die talismanischen Bilder,
Symbole und Namen keineswegs willkürlich. Wenn Sie die kabbalistischen Entsprechungen
nicht gut kennen, dann studieren Sie die hier angegebenen Tabellen, und wählen Sie
sorgfältig.

Die Tattwa- Bilder sind hinsichtlich dieser Kategorien weniger streng; sie sind erst spät in die
Golden- Dawn- Tradition aufgenommen worden und wurden von verschiedenen Menschen
als Symbole für die Planeten, Tarotkarten und Elemente und auch als
Elementenkombinationen mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Entsprechungen
zum Lebensbaum - die eine viel längere Geschichte haben - neigen eher dazu, von den
meisten Kabbalisten auf gleiche Weise gedeutet zu werden. Manche Siegel oder Sigille
können deshalb (falls es sich nicht um Tarnungen oder Fehler handelt) noch nach
Jahrhunderten von denen interpretiert werden, die wissen, welche Sphäre oder planetare Kraft
sie repräsentieren sollen. Das heißt noch nicht, daß wir die Absicht im Geiste ihres Herstellers
verstehen können. Doch sind viele Symbole (z. B. die Zeichen der Planeten, die Sigille und
hebräischen Buchstaben der Gottesnamen und Engel usw.) innerhalb der kabbalistischen
Überlieferung gleich geblieben.

Die Kombinationen der Tattwas andererseits sind fast endlos. Gemäß ihrer Verwendung im
Golden Dawn bestehen sie aus 25 Varianten der fünf Grundelemente (Erde, Luft, Feuer,
Wasser und Äther), die durch ein Quadrat, einen Kreis, ein Dreieck, eine Mondsichel und eine
Eiform dargestellt werden. Sie sind mit einigem Erfolg den Tarotkarten zugeordnet worden.
Und ich habe eine Reihe Schülerinnen und Schüler, die sie regelmäßig verwenden. Es gibt
dabei aber eine Reihe von Unstimmigkeiten und verschiedenen Deutungen. Die Tattwa-
Bilder und ihre mögliche Verwendung finden Sie nicht nur in den Büchern von Mathers
(1971), sondern auch in dem dreibändigen Werk Das Magische System des Golden Dawn von
Regardie (1987/88). Gase ordnet die Tattwas den Tierkreiszeichen zu und den inneren
Planetenchakren, die sich wiederum besonders auf Farbzuordnungen beziehen.
Diese letzteren waren Case besonders wichtig, der meinte, daß die Tattwa- Bilder durch
Meditation ihrer Farben und entsprechenden Klänge als Mandalas zur Heilung des
emotionalen, physischen und ätherischen Körpers dienen können. In seinem Buch The Tarot
gab Case diese Klänge und Farben in etwas verhüllter Weise an, und sie sind auch in anderen
Büchern veröffentlicht worden, wie etwa den Archetypes on the Tree of Life von Madonna
Compton. Manche Quellen, wie Emahmns The Book of Correspondences benutzen andere
Zuordnungen. (Zu den genannten Büchern siehe das Literaturverzeichnis.) Ihre
Interpretationen sind nicht so festgelegt wie die Talismane, die direkt vom Lebensbaum
abstammen.

Ein einzelnes Tattwa- Bild, z.B. ein Quadrat (das der Erde zugeordnet ist), könnte vielen
verschiedenen Talismanen hinzugefügt werden und würde sich mit verschiedenen planetaren
Kräften zu einer Vielfalt von Zwecken verbinden lassen. Zusammen mit einem Talisman der
Venus, oder Netzach, könnte es sich auf die Notwendigkeit beziehen, eine bestimmte
Beziehung zu erden; zusammen mit einem Merkur-Talisman, oder Hod, könnte es bestimmte
Bestrebungen konkretisieren, z. B. einen Job als Lehrer zu finden. Das wird deutlicher, wenn
wir uns mit den Entsprechungen der Tattwas und Talismane eingehender beschäftigen.
Für Meditationsbilder, die direkt zum Kontakt mit der Intelligenz eines Pfades führen sollen
(oder der eines Tarot- Archetyps), rate ich zu den hebräischen Buchstaben selbst, die in der
Tradition des Lebensbaumes verwurzelt sind und spezifische Absichten darstellen. Diese
sollten auf blitzenden Farbtafeln angebracht werden, d.h. in komplementären Farben. Ist der
Untergrund rot, so ist das Bild grün, usw. Zur näheren Information über die Beziehung der
hebräischen Buchstaben zu den Intelligenzen siehe Gases ausgezeichnetes Buch The Book of
Tokens oder andere Bücher, die die Buchstaben mit den Pfaden auf dem Lebensbaum
verbinden. Tattwa- Bilder werden oft eingesetzt, um auf den Pfaden zu arbeiten, aber man
muß verstehen, daß ihr Einfluß eher willkürlich ist. Wegen ihrer leuchtenden Farben eignen
Talisman hinzufügt. Sie werden auch verwendet, um durch Färb- und Klangheilung Energie
auszugleichen (wie im 14. Kapitel erklärt werden wird); auch schaffen sie einen guten Zugang
zum Kontakt mit den Elementarkräften.

Jahrelang habe ich eine Kombination der Tattwa- Basissymbole aus dem Golden Dawn und
seinen Ablegertraditionen als blitzende Tafeln benutzt, um in tattwaartigen Talismanen die
Kräfte der Farbheilung und der Planeten zu evozieren, und so eine Vielzahl von Methoden
miteinander verbunden. Ich hoffe, daß Sie selbst entdecken werden, wie viele erstaunliche
Ergebnisse sich erzielen lassen, indem man auf solide kabbalistische Überlieferungen aufbaut
und neuere Experimente mit Tattwas und Talismanen als Meditationsmandalas einbezieht.

aus:
Soror A. L. Die magische Pforte Die geheime Kraft von Tattwas, magischen Quadraten,
Talismanen und Mandalas
Verlag Hermann Bauer Freiburg im Breisgau

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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