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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Texte und Gedichte
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

01.04.2010 16:27
RE: Isis aus ferner Zeit Antworten

Goldener Skarabäus

Ein Romann voller Gefahren, Geheimnisse und Leidenschaft.


Prolog

Die junge Frau, die auf dem kalten Altar lag, hörte wie in weiter Ferne dumpfe Stimmen und Gesangsgeräusche. Langsam erwachte sie aus ihrem tiefen Schlaf und versuchte vorsichtig ihre Augen zu öffnen. Ihre kohlengeschwärzte Augenlieder waren jedoch schwer wie Blei und so schloss sie ihre Augen wieder. Sie versuchte ihre Arme, in denen sie ein Taubheitsgefühl verspürte zu bewegen. Zwecklos. Schlagartig wurde sie hellwach und versuchte sich aufzusetzen. Auch dies gelang ihr nicht. Voller Entsetzen hob sie langsam den Kopf. In dem schummerigen Schein der Fackeln, konnte sie erkennen, dass ihre Arme links und rechts von ihrem Körper durch goldene Schlingen fest gebunden waren. Auch ihre Füße waren gefesselt. Ihr nackter Oberkörper war ebenfalls am Tisch mit einem goldenen Gürtel fixiert. Tisch? Nein es war kein Tisch, sie lag auf einem Altar. – Oh Amum hilf mir – betete die Frau, als sie bemerkte woher diese Stimmen kamen. Sie versuchte angestrengt irgendetwas zu erkennen. Sie war nicht alleine in dem Raum. Eigenartig vermummte Gestalten standen im Kreis um den Altar herum und leise singend führten sie einen tranceähnlichen Tanz auf. Es schien sich um eine Art Zeremonie zu handeln, an der Menschen einem Gott geopfert werden sollten.
Plötzlich kam ihr die Erinnerung wieder. Sie wurde von einem Fest im Hause ihrer Eltern entführt. Man hat über ihrem festlichen Gewand ein Leinentuch übergeworfen und sie geknebelt. Sie erinnerte sich, wie von zwei Gestalten durch dunkle Gänge oder Tunnel geführt wurde bis sie einen Pfad erreichten, der zwischen den Felsen zu verschwinden schien. Zu beiden Seiten des Pfades ragten Felsen empor. Der Weg wurde steinig, die junge Frau stolperte und verlor das Gleichgewicht. Doch ihre Entführer ließen nicht zu, dass sie fiel und hielten sie an den Armen fest. Dann bogen sie nach rechts ab. Vor ihnen öffnete sich ein kleines Tal. Rings um brannten Fackeln an den Felswänden, so dass sie die weißen Kalksteinwände eines Tempels erkennen konnte. Es war ein Ort völliger Stille.

Der Totentempel von Osiris-Mentuhotep – schoss es ihr durch den Kopf. Voller Entsetzen, erkannte die junge Frau was ihr bevorstand und versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. Diese vergebliche Aktion bewirkte nur, dass sie nur noch fester gehalten wurde. Der weitere Weg führte durch dunkle, enge Tempelgänge. Dann betraten sie einen Raum der im Gegensatz zu den Gängen mit Licht durchflutet war. Der Griff um ihre Arme wurde gelockert und sie wurde zum Boden gestoßen. Sie lag, die Wange auf dem Boden gepresst und schloss die Augen.

Als sie spürte wie ihre Kraft langsam zurückkehrte, hob sie ihren Kopf. Sie sah den Hohepriester, der vor ihr stand und schaute ihn flehend an. Nur mit einem Pektoral und Leopardenfell, dessen Kopf die leblosen Zähne zu einem listigen Lächeln entblößte, bekleidet, reichte ihr der kahlköpfige Priester einen goldenen Kelch und befahl ihr den Inhalt auszutrinken. Gehorsam trank sie einige Schlucke von der leicht bitter schmeckenden Flüssigkeit. Benommen versuchte sie Halt zu finden. Bevor ihre Erinnerung verblasste, merkte sie noch, dass sie zum Boden sank.
Panisch schaute sie sich um. Aus der Dunkelheit ertönten die rasselnden Klänge des Sistrums und die Gestalt des Priesters erschien in dem plötzlich durch den Weihrauch erfüllten Raum. Die Luft geschwängert durch den schwereren Geruch brannte ihr in den Augen. Langsam näherte sich der Priester dem Altar zu, senkte seinen Kopf über sie und schaute sie aus seinen mit kohleumrandeten Augen prüfend an. Dann setzte er ihr wieder einen Kelch an ihre Lippen.
„Trink das, denn du bist die Auserwählte“, sagte er leise und goss ihr die Flüssigkeit Schluck für Schluck in den Mund. Diesmal wurde sie nicht besinnungslos. Aber ein Schleier trat vor ihre Augen, so dass sie alles um sich herum wie durch einen Nebel wahrnehmen konnte. Erschöpft ergab sie sich gleichgültig ihrem Schicksal und legte gehorsam ihren Kopf auf den Altar.

Ihr langes, schwarzes Haar ergoss sich über den Altar wie eine dunkle Wolke. Doch die dröhnende Stimme des Priesters, der die Gebete sprach, brachte sie wieder zu Besinnung. Sie spürte wie ihr Herz kalt wurde. Sie wollte nicht Sterben. Auch für die verehrte und geliebte Göttin nicht. Ihre Handflächen wurden feucht und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken runter. Plötzlich schoss ein erneuter Lebenswille durch ihren Körper und sie bäumte sich auf. „Nein, die Zeremonie darf nicht vollzogen werden. Die Opferung muss freiwillig geschehen und nicht durch Zwang. Es widersprach dem Gesetz der Maat“, versuchte sie einzuwenden.
„Schweig. Dies ist der Wille der Unvergleichlichen Isis und du muss dich fügen“.
Der Gesang wurde lauter.
„Oh Isis, Du Göttliche. Oh Isis, Du Einzigartige, erhöre uns, die Dich bei der Suche nach Deinem Gemahl, dem Großartigen Osiris begleiten wollen“.
„Oh Isis, Du Göttliche wir rufen Dich und betten zu Dir“
„Oh Isis Du Auserwählte, erlaube uns Unwürdigen Dir zu helfen das Jenseits mit dem Diesseits zu verbinden“.
Die junge Frau versuchte ihre Handgelenke aus den Schlingen zu befreien und zerrte verzweifelt daran.
„Nein, es ist verboten. Das darfst du nicht. Wie soll den mein Ka durch die zwölf Pforten der Duat reisen, wenn die Opferungszeremonie an Unwilligen vollzogen wird?“. Versuchte sie um ihr Leben zu feilschen.
„Schweig still, dein unwürdiges Ka ist ohne Bedeutung wenn es um die Göttliche Isis geht. Nur sie zählt“.

Das Rasseln des Sistrums und das Singsang des Gebetes wurden jetzt noch lauter. Der tranceähnliche Tanz der in die Kaputzenumhänge gehüllten Gestalten wurde noch intensiver. Die Zeremonie scheint beinahe ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Jetzt kam wieder der Priester auf die junge Frau zu. Die Muskeln an seinen mit goldenen Armreifen geschmückten Oberarmen spannten sich merklich, als er mit beiden Händen den Dolch mit der gekrümmten Schneide über sie hielt.
„Oh Isis, Du bist die Eine, die Alle in sich vereint. Du bist die Erste und die Letzte“
„Oh Isis, Du bist die, die ERDE vom HIMMEL trennt“
„Du Göttliche Isis wir rufen Dich. Komm und nimm das Opfer an. Komm und füge die in tausend Stücke zerrissene Teile Deines Gemahls zusammen“
„Wir werden mit Dir das entweihte Grab Deines Gemahls rächen. Erscheine oh Du Unvergleichliche und zeige uns Dein Wohlwollen“
Der Zeremoniedolch kam der Brust der jungen Frau immer näher. Vor Entsetzen schien sie ohnmächtig zu werden. Der Priester jedoch rüttelte sie gnadenlos an der Schulter.
„Nein, du musst wach bleiben. Du darfst nicht Schlafen. Du musst Isis in ihres Göttliches Angesicht sehen, wenn die Zeremonie vollzogen wird“.
Er legte den Dolch weg und setzte wieder den Kelch an die Lippen der jungen Frau an.
„Trink es aus und es wird leichter für dich. Los, trink jetzt“.

Der Priester hatte Recht. Bereits wenige Augenblicke später überkam sie ein Gefühl der Leichtigkeit. So als ob ihrer Körper schwerelos wäre. Ein schönes Gefühl der beinahe schon an Euphorie grenzte. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Zufrieden nickte der Priester und hob wieder den Dolch über ihre Brust.
„Oh Isis, Du Einzigartige“.
„Oh Isis, Du Göttliche“, stimmten wieder die Anhänger des Totenkultes in ihr Gesang ein.
Plötzlich begann das Feuer der Fackeln zu flackern. Das ohnehin spärliche Licht drohte vollständig zu erlischen, als plötzlich eine liebliche Stimme aus weiter Ferne rief:
„Ich bin Isis, warum ruft ihr mich aus der Unterwelt hervor? Warum stört ihr mich bei der Suche nach den verstreuten Körperteilen meines Gemahls?“, fragte die körperlose Stimme.
„Oh Isis, Du Unsterbliche, möge Dein Papyrusboot Deine Reise in der Unterwelt unterbrechen und Dich zu uns führen. Oh Isis, wir die Unwürdigen rufen Dich“.
"Oh Isis, komm zu uns, wir bitten Dich“.

Nichts geschah. Doch dann plötzlich schwebte durch die dicken Nebelschwaden eine Gesichtlose ätherische Gestalt auf den Altar zu.

Nur sehr langsam lichtete sich der Nebel und Isis in all ihrer Pracht kam zum Vorschein. Gehüllt in einem fließenden Umhang mit dem Kuhgehörn und der Sonnenscheibe als Kopfschmuck, hielt sie den Ankh fest in ihrer Hand umklammert.

„Ja, die Zeremonie kann nun vollzogen werden. Gebt mir das Herz der Auserwählten, damit ich meinem geliebten Gemahl Osiris zur Unsterblichkeit verhelfen kann“, sagte Isis schloss die Augen und hob das Ankh, das Henkelkreuz, das Symbol des Lebens und dem Lebensatem, hoch.
„Neeeein“, schrie die junge Frau, die plötzlich aus ihrer Lethargie erwacht war. Verzweifelt zerrte sie an ihren Fesseln.
Isis schwebte auf die Frau zu und lächelte sie lieblich an.
„Hab keine Angst. Du bist Unschuldig, damit hast du nichts zu befürchten. Dein Ka wird ungeschoren durch die Pforten ins Jenseits eintreten können. Du bist die Auserwählte. Deine Opferung ist eine Ehre für dich. Durch dein Opfer wird mein göttlicher Gemahl wieder auferstehen können“, sagte Isis sanft.
„Nein, ich will das nicht. Lasst mich am Leben. Das verstößt gegen das Gesetz der Maat. Ihr werden auf Ewigkeit verdammt werden“, schrie die Frau in Todesangst.

Ungeachtet ihrer Schreie rammte der Priester mit einer ungeahnten Kraft den Dolch in die Brust der wunderschönen, jungen Frau und schnitt mit gekonntem Griff das Herz heraus. Laut singend hielt er das noch pochende, blutige Herz wie eine Trophäe hoch.
Isis nickte zustimmend, näherte sich dem Hohepriester und hielt ihm ein goldenes Gefäß für das Herz hin. Dann hob sie das Ankh hoch und fiel in den Gesang mit ein.

http://www.aegypten-geschichte-kultur.de/osiris-und-seth

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

13.04.2010 22:40
#2 RE: Isis aus ferner Zeit Antworten

Gebet an Isis

Isis
Älteste der Alten
Thron Ägyptens
Schöpferin allen Seins

Schützend umhülle mich
in sternenbesetzten Schwingen
Erfülle mich mit deinem Atem
Meine Gedanken
seien die Träger deines Wissens
Meine Worte
sprechen das von dir zu verkündende Wort
Mein Körper
sei der heilige Tempel meines von dir belebten Geistes

Wirke in mir (Name der Betenden)
Wirke durch mich (Name der Betenden)
Wirke mit mir (Name der Betenden)
Wirke für mich (Name der Betenden)

Ich rufe und beschwöre dich
Isis, Beflügelte Spenderin allen Lebens,
Göttin und Herrin meines Selbst
schenke mir deiner Tochter
deinen Schutz und deinen Segen
schenke mir Vertrauen und dein Geleit
auf meinem Weg
der der deine sein möge

Isis, Weltenthron,
die warst von Anbeginn,
Schöpferin allen Lebens
Schöpferin meines Selbst
lenke mich auf dem rechten Pfad
im Hier, im Jetzt, von Ewigkeit zu Ewigkeit

gefunden bei: http://www.hexen.org/hexengoetter.html

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

02.05.2010 19:14
#3 RE: Isis aus ferner Zeit Antworten

Isis und die sieben Skorpione

Dieser Mythos ist eine Fortsatzung des Osiris-Mythos. Nachdem, wie wir wissen, Osiris von seinem Bruder Seth getötet wurde, webte Isis für ihren toten Gemahl Mumienbinden aus Leinen. Während dieser Arbeit riet ihr Thot, ihren Sohn Horus vor seinem Onkel Seth zu verstecken. Isis nahm diese Warnung ernst und machte sich mit einer Eskorte von sieben Skorpionen auf den Weg. Isis mahnte ihre Leibwächter zu höchster Wachsamkeit und gebot ihnen, mit niemandem auf dem Weg ins Versteck zu sprechen. Als sie das Delta durchquerten, erreichten sie einen Ort namens "Stadt der zwei Schwestern". Anstatt von der wohlhandensten Familie des Ortes willkommen geheißen zu werden, schlug ihr die Dame dieses Hauses die Tür vor der Nase zu. Das machte die sieben Skorpione der Isis äußerst wütend und schworen Rache. Sodann spritzten sechs der Skorpione dem siebten ihr Gift in dessen Stachel, worauf der siebte Skorpion in das Haus dieser edlen Dame kroch, und ihren kleinen Sohn fast zu Tode stach. Die Frau rannte völlig verzweifelt durch den Ort und schrie um Hilfe.
Als der Junge schon im Sterben lag, griff Isis ein, da sie den Tod dieses unschuldigen Kindes nicht akzeptieren konnte. Sie war übrigens in der Zwischenzeit bei einem Bauernmädchen untergekommen. Also hielt sie nun den Jungen fest im Arm und sprach einen Zauberspruch, der die Namen der sieben Skorpione enthielt. Der Junge wurde wieder gesund und die Mutter bot der Göttin und dem Bauernmädchen als Dank all ihre weltlichen Besitztümer an.

Dieser Mythos befindet sich als Inschrift auf der Metternich-Stele, heute zu sehen im Metropolitan Museum of Art in New York

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

03.05.2010 10:29
#4 RE: Isis aus ferner Zeit Antworten

Isis war eine Frau, mächtig von Worten, und sie war der Menschenwelt müde und sehnte sich nach der Welt der Götter. Und sie dachte nach in ihrem Sinne und sprach: "Kann ich mich nicht kraft des großen Namens von Ra zur Göttin machen und gleich im Himmel und auf Erden herrschen?" Denn Ra hatte viele Namen, aber der große Name, der ihm alle Gewalt über Götter und Menschen gab, war nur ihm allein bekannt. Nun war der Gott mit der Zeit alt geworden, er sabberte und sein Speichel tropfte auf die Erde. Da sammelte Isis den Speichel und die Erde zusammen auf und knetete daraus eine Schlange und legte sie an die Stelle, wo der große Gott jeden Tag vorüberkam, auf dem Wege zu seinem Doppelkönigreich, wie sein Herz es sich wünschte. Und als er seiner Gewohnheit gemäß in Begleitung der ganzen Göttergesellschaft herannahte, stach ihn die heilige Schlange, und der Gott öffnete den Mund und schrie und sein Schrei drang zum Himmel empor.

Und die Göttergesellschaft rief: "Was fehlt dir?" Und die Götter schrien: "Siehe!" Aber er konnte nicht antworten; seine Kiefer schlugen aufeinander, seine Glieder zitterten, das Gift floß durch sein Fleisch, wie der Nil durch das Land fließt. Als der große Gott sein Herz zum Schweigen gebracht hatte, rief er seinen Begleitern zu: "Kommet zu mir, o meine lieben Kinder, Ihr, die Sprößlinge meines Leibes. Ich bin ein Fürst, der Sohn eines Fürsten, der göttliche Same eines Gottes. Mein Vater hat mir meinen Namen gegeben; mein Vater und meine Mutter haben mir meinen Namen gegeben, und er ist seit meiner Geburt in meinem Leibe verborgen geblieben, auf daß kein Zauberer magische Gewalt über mich habe. Ich ging aus, um anzuschauen, was ich geschaffen habe, ich wandelte in die beiden Länder, die ich gemacht habe, und siehe, etwas hat mich gestochen. Was es war, weiß ich nicht. War es Feuer? War es Wasser? Mein Herz ist in Flammen, mein Fleisch erzittert, all meine Glieder schlottern. Bringt mir die Kinder der Götter mit heilenden Worten und verstehenden Lippen, deren Macht bis an den Himmel reicht."

Da kamen zu ihm die Kinder der Götter, und sie waren sehr kummervoll. Und Isis kam mit ihrer Kunst, sie, deren Mund voll Lebensodem ist, deren Zauber die Schmerzen vertreibt, deren Wort die Toten ins Leben ruft. Sie sprach: "Was ist es, göttlicher Vater? was ist dir?" Der heilige Gott öffnete seinen Mund, redete und sprach: „Ich ging meines Weges, ich ging, wie es mein Herzenswunsch war, in den beiden Reichen, die ich geschaffen habe, auf daß ich anschauete das, was ich gemacht habe, und siehe! eine Schlange, die ich nicht sah, stach mich. Ist es Feuer? Ist es Wasser? Ich bin kälter als Wasser, ich bin heißer als Feuer, all meine Glieder schwitzen, ich zittere, mein Auge ist unsicher, ich sehe den Himmel nicht, die Feuchtigkeit betaut mein Gesicht wie zur Sommerzeit." Da sprach Isis: "Sage mir deinen Namen, göttlicher Vater, denn der Mann wird leben, der bei seinem Namen genannt wird." Da antwortete Ra: "Ich habe Himmel und Erde geschaffen, ich gebot den Bergen, ich machte die große und weite See, ich streckte die beiden Horizonte wie einen Vorhang aus. Ich bin es, der die Augen öffnet, und es ist licht; der sie schließt, und es ist dunkel. Auf meinen Befehl steigt der Nil, aber die Götter kennen meinen Namen nicht. Ich bin Khepera des Morgens, ich bin Ra zur Mittagszeit, ich bin Tum am Abend." Aber das Gift wurde nicht von ihm genommen; es stach tiefer, und der große Gott konnte nicht gehen. Da sprach Isis zu ihm: „Das war nicht dein Name, den du mir nanntest. O sage ihn mir, auf daß das Gift schwinde; denn der wird leben, dessen Name genannt wird."

Das Gift brannte jetzt wie Feuer, es war heißer als die Feuerflamme. Der Gott sprach: „Ich willige ein, daß Isis mich durchforsche, und daß mein Name aus meiner Brust in die ihre eingehe." Da versteckte sich der Gott vor den übrigen Göttern, und sein Platz im Schiff der Ewigkeit ward leer. So ward der Name des großen Gottes von ihm genommen, und Isis, die Hexe, sprach: "Fließe davon Gift, und verlasse den Ra. Ich bin es, ja ich, die das Gift überwindet und es zu Boden wirft, denn der Name des großen Gottes ist von ihm genommen. Laß Ra leben und das Gift sterben." Also sprach die große Isis, die Königin der Götter, sie, welche Ra kennt und seinen wahren Namen. -

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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