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Dieses Thema hat 1 Antworten
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 Der Spiegel
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

13.09.2010 13:14
RE: Spiegel der Weltgeschichte Antworten

Vom Geheimnis der magischen Spiegel


WILLY SCHRODTER
1969

Mit entsprechender Genehmigung aufgenommen auf Boudicca'S Bard


Absichtlich überschreibe ich diese Studie »Vom Geheimnis«, weil es anmaßend wäre, »das Geheimnis« der Spiegel anzeigen zu wollen, denn deren Geheimnisse sind Legion, so daß nur etliche herausgestellt werden können.

Ja, der Spiegel - ein Spiegel besonders - steht schlechthin als Symbolen für das Mysterium, die Transzendenz überhaupt: sagte doch die japanische Sonnengöttin Amaterasu-Omikami, die Stamm-Mutter des Kaisertums, zu ihrem Enkel Ninigi: »Betrachte diesen Spiegel hier gerade so, als wäre er meine erlauchte Seele, und verehre ihn gleichwie wenn du mich selber verehrtest!«

Dieser Spiegel wird als » S c h i n t a i« (== »Leib der Gottheit«) im Sonnentempel zu Yamada (Prov. Ise) verwahrt und verehrt.

Bei der Erörterung der Spiegel-Phänomene müssen wir zwei Arten unterscheiden: die physikalischen und die psychischen.

Beginnen wir mit den physikalischen, und da wir just von Japan gesprochen haben, wollen wir auch mit Nippon fortfahren:

»Im vorigen Jahrhundert konnte man ein wunderbares Erzeugnis japanischer Technik sehen, das bisher seinesgleichen nicht wieder gehabt hat. Es waren kreisrunde, mit einem Griff versehene Metallspiegel, deren Vorderseite poliert war und deren rauhe Hinterseite Bäume, Berge, Tiere und Schriftzüge in erhabener Darstellung zeigte. Wurde nun das auf die vordere Fläche fallende Sonnenlicht auf eine dunkle Fläche zurückgeworfen, so erschien auf dieser Wand außer dem kreisförmigen Bild der Spiegelfläche auch noch das Bild der Rückseite, obwohl diese gar kein Licht erhielt und der Spiegel auch vollständig undurchsichtig war.«

Meinem in Vergessenheit geratenen Gewährsmann ist dieses Spiegelspiel und die Hervorrufung desselben vollkommen rätselhaft. Dabei ist - wie so oft - die Lösung recht einfach: die Ruckseite dieser metallenen »Zauberspiegel« trägt ein starkes Relief, und bei dessen Schleifen werden die dickeren Stellen wegen ihrer geringeren Nachgiebigkeit hohl. Infolgedessen projiziert der anscheinend ebene Spiegel - ins Sonnenlicht gestellt - ein Bild des Reliefs an der Wand.

Betrachtet sich ein Kind die ersten Male in einem Spiegel, so wird es verdutzt dreinschauen: sein »Spiegelbild« zeigt sein linkes Ärmchen rechtsseitig, und umgekehrt erschaut es sein rechtes links am Körper, für den diese Umkehrung zur Gänze zutrifft. Diese »Spiegelverkehrtheit« läßt sich physikalisch erklären und doch - stets wird ein Rest des Geheimnisvollen zurückbleiben. Wir Erwachsenen haben uns an diese Erscheinung (im Doppelsinne des Wortes!) gewöhnt, nehmen sie nicht mehr zur Kenntnis.

Sie wird uns erst wieder - zunächst erschreckend - bewußt, wenn wir (gewollt oder ungewollt) eine Wanderung in die Astralwelt unternehmen, die darum auch »Spiegelwelt« geheißen wird. So erging es in Gustav Meyrinks (1868-1932) »Der weiße Dominikaner« (Wien, 1921; 53, 62, 63) dem Christopher Taubenschlag. Im Arbeitszimmer seines Ziehvaters, des Freiherrn Bartholomäus von Jöcher, stand eine grüne Gipsbüste des Dante Alie-ghieri (1265-1321) links auf dem Bücherbord, der Baron hatte ebenfalls links am Hals einen gewaltigen Kröpf. Als der junge Mensch nächtlings »ausgetreten« war, nämlich aus seiner Leiblichkeit, sah er das strenge, scharfe Mönchsgesicht rechts auf dem Regal stehen, und rechts auch hatte sein Mentor die Entstellung. Vor namenlosem Entsetzen erwachte er, ging schleunigst in den Arbeitsraum des Nährvaters: »ein schneller Blick nach seinem Halse, und der letzte Rest von Furcht wich aus meinem Blut: der Kröpf saß ihm wieder links wie immer, und auch die Dantebüste stand auf derselben Stelle wie sonst.«

Die Spiegelverkehrtheit streift also die »Vierte Dimension«, und daher das gewisse Grauen des Kindes vor seinem Spiegelbilde!

Es wird auch den Erwachsenen wieder überfallen, wenn er sich in einer sog. »Spiegel-Galerie« erstmals befindet, in der gegenüberstehende Spiegelreihen das Zimmer, seine Gegenstände und auch den gegenständlichen Menschen bis in die Unendlichkeit fortspiegeln.

Einen solchen »Blick in die Unendlichkeit« vermögen wir uns zu Hause vorm Tisch leicht zu verschaffen, indem wir einen Taschenspiegel so zwischen unsere Augen halten, daß wir beiderseits in einen größeren Spiegel hineinblicken können. Stehen beide Spiegel parallel zueinander, so schauen wir in eine unendliche Reihe von Spiegelungen, die sich wie ein gläserner Kanal in die Weite ziehen. (Hans Jürgen Press, »Spiel, das Wissen schafft« in »Ravensburger Taschenbücher«; Nr.26; p,82; Ravensburg, 1964.)

Das Kind ist aufs höchste betroffen, wenn es sich die ersten Male im Spiegel sieht, weil es sich sich ganz anders vorgestellt hat! Wir alle haben nämlich eine ganz falsche Vorstellung von unserem Äußern (erst recht von unserem Innern). Andere sehen uns ganz anders, und der große Arthur Schopenhauer (1788 bis 1860) hat sich lebenslang nichts sehnsüchtiger gewünscht als sich einmal so zu sehen wie die Außen-Stehenden ihn. Eine (damals noch nicht mögliche) unbeobachtete Filmaufnahme hätte ihm das Gewünschte nähergebracht; aber nur näher!

Richtig - zu unserem grenzenlosen Erstaunen - vermögen wir uns hin und wieder frühmorgens beim Rasieren zu erschauen, wenn wir nämlich gleich aus dem Bett vor den Rasierspiegel treten, wenn wir »noch gar nicht so richtig da und noch so weit fort sind« - dann schaut uns ein ganz fremdes Gesicht entgegen, eines, das wir zuerst gar nicht als das unsrige anerkennen wollen und das - eben drum - bald verschwimmt und dem weicht, was eben unser Vorstellungsbild von uns, unsere Maske, ist.

Das rührt auch daher, daß wir alle uns im Spiegel so lange nicht richtig betrachten, bis wir darauf aufmerksam gemacht werden, nämlich auf die sog. Asymmetrie, die Unebenmäßigkeit, die fast jedem Gesicht - sogar dem der Göttin Venus von Milo! - anhaftet! Genauer, deutlicher gesagt: die rechte Gesichtshälfte ist von der linken völlig verschieden,

Beobachten wir uns jetzt einmal scharf daraufhin im Spiegel! Ich habe darüber ausreichend abgehandelt im Teilabschnitt »Januskopf« meiner »Grenzwissenschaftlichen Versuche« (Freiburg i. B.; 1960, 1968; 100 f.), ebenso habe ich dieses wichtige Thema nochmals angeschnitten im Kapitel »Bewußt erlebter Tod« meines »Neuer Ausflug ins Wundersame« (Freiburg i. B.; 1967; 62-63), in welch letzterem ich auch über das Warum dieser Unregelmäßigkeit (und ihres Gegenteils) Aufschluß gegeben habe. Es ist schon so, wie der taoistische Dichter und Magier, Liä-Dsi (Licius; 480-400) sagt: »Wer Außerordentliches sehen will, muß auf das blicken, was die ändern nicht beachten.«

Auch im Wasser vermag man sich zu be-spiegeln; daher die Bezeichnung »Wasser-Spiegel«; Wasser steht geradezu synonym für Spiegel!

Eine uralte griechische Mythe vom Wasser kündet tiefe Weisheit um das Spiegeln: der Jüngling Hylas, Sohn des Theiodamas, war der Liebling des Herakles (Hercules) und begleitete diesen auf dem Argonautenzuge. Als er in Propon-tis ans Land gestiegen war, zogen ihn die Najaden (Nymphen) in ihre Fluten hinab. Wehklagend suchte der Held den Gefährten überall vergebens. Die Deutung bzw. Bedeutung: »In der Zweiseitigkeit des menschlichen Körpers prägt sich der Widerspruch aus, der das Wesen des Menschen erfüllt, der Widerspruch des Sein- und Wirkenwollens gegen den Drang nach Hingabe und Entwerden. Als Hylas im Wasser-Spiegel seine rechte und seine linke Seite sich zur Frontalansicht verbinden sah, fühlte er, wie Widerstrebendes sich in ihm vereinigte, und gab sich willig der höheren Macht, die das Wunder bewirkte«, meint Rudolf Biach (»Das Geheimnis des Heiligen Berges«; Wien, 1949; 90 ff.).

Hierzu wäre zweierlei zu sagen; erstens: als Hector (Marie Francois) Dur-ville (4.4.1849 bis 1.9.1923), Direktor der und Professor an der »Ecole Pra-tique de Magnetisme« zu Paris, die 1895 übrigens mit den übrigen Hochschulen gleichgestellt worden war, seine Medien exteriorisierte (den Fluidal entband), bildete der sich aus zwei Hälften, die rechts und links aus dem Körper der VP-emanierten. Er war also nicht auf einmal, nicht sogleich als Ganzes da! (»Der Fluidalkörper des lebenden Menschen«; Leipzig, 1910 u. ö.).

Zweitens: es ist bekannt, daß manche Psychoastheniker (Neurotiker) bei Betrachtung eines großen Wasserfalles oder auch bei Schau auf einen Fluß von einer hohen Brücke aus von dem Gedanken gepeinigt werden, sie müßten sich in das Gewässer stürzen: »das Locken der Wassernixen«!

In einem mir wieder einmal zur Hand gekommenen rarissime Kuriosum steht dieserhalb zu lesen: »Herzleiden lassen sich oft und am besten durch den fließenden Wasserspiegel hinwegspiegeln. Doch der Herzleidende muß sich vorsehen, daß ihn der Zug des Wassers nicht überwindet, so daß er sich selbst hineinstürzt. Diese Anziehungskraft des Wassers ist eben sehr groß« (p. 76).

»Der Hylasmythos und der Erste Korintherbrief (Kap. 13; Vers 12) besagen fast dasselbe«, notiert Biach;
»denn was den Hylas ins Wasser zieht, ist die Gottheit, die ihn in die Ewigkeit ruft. Und der Apostel (Paulus; +58 n. Ztw.) sagt, daß wir jetzt nur im Spiegel sehen können. Das heißt für mich, daß wir im Irdischen unsere Verbundenheit mit Gott nicht begreifen und sie bloß fühlen, wenn wir in den Spiegel sehen;
denn vor diesem erleben wir bei natürlichem Bewußtsein und ohne Einfluß göttlicher Gnade, wie eine überirdische Macht uns in ein höheres Sein verflicht.« -

Das muß auch dem »weißen Yogi«, dem Londoner Ex-Journalisten D. Paul B runton (*1898), dem Schüler des Maharshi Bhagavan Sri Ramana (eigentl.:
Venkata Raman; 30.12.1879 bis 14.4. 1950) vorgeschwebt haben, wenn er in seinem »Der Weg nach Innen« (München-Planegg, 1937; 95) festgehalten hat:
»Wenn du verstehen kannst, was hinter den Augen verborgen liegt, die dich jeden Morgen im Spiegel ansehen, dann wirst du das Geheimnis des Lebens verstehen.«

Ich sprach eingangs von den japanischen »nicht-okkulten« Zauberspiegeln und will hier nachtragen, daß es die -natürlich - auch und wahrscheinlich bereits früher schon in China gegeben hat. Denn: es ist nun einmal so, daß das »Land der Mitte« fast alles das schon gehabt oder gewußt hat, was das Abendland sich erst viel später errungen hat. Ich erinnere hier nur nebenbei an ein Raketenflugzeug zur Zeit der Rosenkreu-zer und des Dreißigjährigen Krieges, der den Westlern wichtiger war und der diejenigen, die solche Geheimnisse hätten allenfalls bieten können, zum Exodus ver-anlaßte. (Weitere Beispiele habe ich in einem für den Hermann Bauer-Verlag zusammengetragenen Manuskript »Gelbe Magie« gegeben.)

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

13.09.2010 13:14
#2 RE: Spiegel der Weltgeschichte Antworten

Die Rückseite eines chinesischen Zauberspiegels

Die gelben Esoteriker wußten - wiederum selbstverständlich - auch um echte Zauberspiegel. »Wan-Fa-Kuei-Tsung« (»Sammlung der 10000 Kunststücke«) ist ein um 700 entstandenes taoistisches Zauberbuch, das zwar von der Regierung (noch um die Jahrhundertwende!) verboten worden, doch allgemein bekannt ist (v. d. Goltz). Eine Anweisung zum Hellsehen lautet ebenso bündig wie für den Fernstehenden (Exoteriker) unverständlich: »Will man den Verkehr mit den Göttern erlangen, so muß man durch Metall und Wasser das eigene Wesen teilen.« Wir geben eine gleichfalls kurze, doch erschöpfende Erklärung in Formelweise: Götter = Geister (kuei), Metall = Metallspiegel, Wasser = Wasserschau, teilen = Abkoppelung des Nachtbewußtseins (Tiefen-Ich) vom tagpolaren Denken (Oberflächen-Ich).

Parallelen: Erzvater Joseph - der »Rathenau Alt-Ägyptens« - weissagte aus einem mit Wasser gefüllten Becher (Gen. XLIV; 5). Der griechische Reiseschriftsteller Pausanias (2.Jahrh. n. Ztw.) überliefert in seiner »Achailea«, vor einem Tempel der Ceres in Achaja habe sich eine Quelle befunden, zu deren Oberfläche Kranke unter Gebeten und Räucherungen einen Spiegel hinabließen, worauf sie den Verlauf ihrer Krankheit in Bildern erblickten, die in demselben erschienen.

Der Neuplatoniker Damaskios (ca. 462-535) kannte »eine heilige Frau; die schüttete reines Wasser in ein gläsernes Trinkgefäß und erblickte darin die Erscheinungen kommender Dinge«.

Jakob B ö h m e (1574-1624) kam durch den »lieblich-jovialischen Schein« eines Zinnbechers zur Clairvoyance, zur »kosmischen oder taozentrischen Schau«, zum »Allsehen« -, »so daß er nun zu dem innersten Grunde oder Zenter (Zentrum) der geheimen Natur eingeführt wurde und allen Geschöpfen gleichsam in das Herz und die innerste Natur hat hineinsehen können«.

Wenn die körperlose Hochgeistigkeit Cagliostro (»Südwind«) sich des Körpers des sizilianischen Abenteurers Giuseppe Balsam o (8. 6. 1743 bis 26.8.1795) als Instrument, Organ oder Tentakel bediente, so transfigurierte sie nicht nur dessen gewöhnliches Gesicht in ein edles, lieh ihm nicht nur ungewöhnliche Fremdsprachenkenntnis, sondern stattete ihn auch mit »okkulten« Fähigkeiten aus. Oft und oft ließ »Graf Alexander Cagliostro« irgendein von der Straße aufgelesenes Kind nach (durch Anhauchen oder Handauflegung) erfolgter Ein-Odung in seine Hand oder in eine Schüssel voll Wasser blicken, um (vorübergehendes) Hellsehen zu bewirken. Seine Erfolge mit diesen »Täubchen« -wie er die unschuldigen Kindlein zu benennen pflegte - waren notorisch, und er blieb bei der Echtheit des Phänomens auch im strengen Verhör der Inquisition.

Das arabische Verfahren - G. Balsamo wollte von dorther stammen - besteht darin, daß man die Innenseite der linken Hand mit Tinte in der Größe eines Groschens schwärzt, zwei, drei Tropfen öl auf den Fleck träufelt, die Hand magneti-siert und im »Türkensitz« wartet auf die Dinge, die da in der Handfläche erscheinen.

Baronin Adelma von Vay (1840-1924), geborene Gräfin von Wurmbrand, die man in unseren Tagen wieder hervorholt, hat in Budapest 1877 ein Buch »Visionen in einem Wasserglas« erscheinen lassen. Das Verdienst der Nachprüfung endlich des sog. »Kristallschauens« gebührt Miß Freer-Goodrich, die viele interessante Ergebnisse erzielte (Th. Bestermann, »Crystal-Gazing«; London, 1924).

Im Jahre 1921 kam in dritter Auflage von einem Anonymus Para Maya ein auf den ersten Blick verwunderliches Büchlein wieder einmal heraus, das er »Die Macht der Spiegel« hieß, mit dem Untertitel »Spiegelmagie«, die sich zum Glück meist auf »Spiegelwirkung gegen Krankheiten« beschränkt, ein Feld, das sicherlich nicht so ausgedehnt werden kann, wie sein Verfasser es sich denkt; aber das möglicherweise auch nicht so klein ist, als daß sich hieraus nicht für die eine oder andere Beschwernis eine therapeutische Maßnahme entwickeln ließe. Sehr wohl vermag ich mir vorzustellen, daß bei gar mancherlei »nervösen Molesten (Unruhe, Angst in allen ihren Formen) ein Blick in einen Spiegel (oder das Betrachten eines Wehrs) allein schon durch die Derivation (Ablenkung) helfen kann, wie überhaupt die B l i c k - F i x a t i o n die Konzentration erfahrungsgemäß unterstützt. Ob jedoch das Bestreichen mit einem Handspiegel oder das Auflegen eines solchen auf schmerzende Körperstellen auch helfen kann, wäre erst durch Reihenversuche nachzuprüfen.

Man hat voreilig den Ferro-Magnetismus zum unnützen Eisen geworfen und kommt neuestens wieder auf ihn zurück, wenn auch (noch) nicht in dem früheren Ausmaße. Das mahnt zur Vorsicht im Urteil, zur Bedachtsamkeit hinsichtlich einer Verurteilung a priori, zumal es letztendlich zu bedenken gilt, daß die zur Herstellung von Metall-Spiegeln verwandten Metalle alles andere als neutral sind, und außerdem scheint sich noch eine Metallotherapie (durch Auflegen von Metallplatten) in der Nähe der Akupunktur mit ihren Metallnadeln breitmachen zu wollen. Und auch die Beläge der Glasspiegel sind in gewissem Sinne bzw. bis zu einem gewissen Grade wohl nicht bar jeglicher Wirkung (jedenfalls wäre eine quasi-homöopathische denkbar), weil sie aus Metallabkömmlingen hergestellt werden oder gar direkt aus reinem Metall wie Quecksilber!

Die allgemeine »Spiegelheilweise« denkt sich der unbekannte Verfasser (p.72-73) folgendermaßen: »Man sitzt in einem Zimmer mit vier Spiegeln, die so an den Wänden verteilt sind, daß sie sich kreuzweise spiegeln und dergestalt unendliche Gänge schaffen. Der Kranke setzt sich in den Kreuzpunkt dieser Spiegel und ist dann unzähligemale in den Spiegelgängen abgebildet. Kranke und böse Menschen sind aber nichts anderes als ein Haus voll böser Geister, die das Haus bewohnen, wie die Immen den Bienenstock.«

Hier möchte ich einflechten, daß der Raja-Yogi Rajput Gulab-Lal-Sing zu Helena Petrowna Blavatzky (HPB; geb. Hahn; 1831 bis 8.5.1891) äußerte: »Ein Medium nennen wir »Bhüta-Dak«, d. i. »Dämonen-Gasthaus« (»In den Höhlen und Dschungeln von Hindostan«) und daß Geisteskranke oft ungeregelte Medien oder Besessene sind. Para Maya fährt fort: »Dadurch, daß das »Haus« in die Spiegelgänge gestellt wird, werden die Geister der Krankheit und Bosheit irregeführt, wissen ihr richtiges Haus nicht mehr zu ermitteln (denn die Spiegelwelt ist für sie real) und fliehen in die Gänge der Spiegel, heften sich an die Spiegelbilder, und nur wenige oder gar keine dieser Kräfte bleiben beim Kranken selbst.«

Dem zu erwartenden Einwand: »aber die Geisterflucht in die Spiegel ist ein Unsinn!« (p. 24) setzt unser Autor weitläufig entgegen: solche niederen Geister (und um die handelt es sich hier nun) sind weder klüger noch ungebundener (»freier«) als die Menschen, sie sind im Gegenteil sehr leicht zu täuschen, besitzen weit weniger Willen als die unteren Glieder des menschlichen Geschlechtes, vegetieren unter oft sehr sonderbaren Umständen, und für sie ist auch die Spiegelwelt eine Wirklichkeit.

Der Ansicht (oder Erfahrung?), daß niedere Geistwesen sehr leicht getäuscht werden können, sind übrigens auch die Chinesen. Darum stecken sie die kleinen Jungen die ersten Jahre in Mädchenkleider, denn welcher Geist wird sich schon in ein »minderes« weibliches Geschöpf einnisten wollen?

Dann weiß man dort bzw. glaubt zu wissen, daß Geister gerade Linien verabscheuen, und krumme bevorzugen. Darum errichtet man als Schutz gegen ultraviolette Wegelagerer hinter dem Hauseingang eine sog. »Geistermauer«, ein Stück glatter Fläche, um die man von links und rechts herumgeht.

Und was die »Freiheit der ja körperlosen Geister« angeht, so sind die zunächst einmal nicht körperlos, sondern an einen Geistkörper gebunden, woraus sich von selbst ergibt, daß sie auch gewissen Bedingungen und Beschränkungen unterliegen.

Bekannt ist aus dem Märchen »Aladin und die Wunderlampe« (»Tausendund-eine Nacht«), daß dort ein Dienstgeist (arab.: »djinn«) an eine Lampe gebunden ist. Daß dieser Erzählung ein wahrer Kern innewohnt, bekundete der Istanbuler Scheich des Nakschi-Bendi-Der-wischordens, Mehmet Aly Effendi (t 3. 2. 1931): einer seiner Freunde erbte vom sterbenden Vater einen Spiritus fa-miliaris. »Der Vater beschrieb, wie dieser Geist durch Reiben eines Kerzenständers und Hersagen einer Formel gerufen werden könne.« Der Sohn wollte diesem »Cutdam« (einem Dienstgeister-»Gruppenführer«) die Freiheit schenken, und fragte ihn, wie das zu bewerkstelligen sei. »Du mußt den Kerzenständer, dessen magische Kräfte mich fesseln, zerschlagen!« Gesagt, getan, der Ständer wurde zerschmettert und - der Geist war frei (Schrödter: »Die Rosen-kreuzer«; Warpke-Billerbeck; 1968, 80-81).

Nun liegt auf der Hand, daß die Lampe an sich niemals magische Eigenschaften haben kann. Der Djinn redete sich seine Bindung an sie nur ein, nachdem ihn der Magier einschlägig hypnotisiert (suggeriert) hat! Genauso wie der Magneto-Magus Jean de Senevoy, Baron du Potet (12. 4.1796 bis 1. 7.1881) seine Versuchspersonen an einen Kreidestrich festbannte!

Nach dem deutschen Volksaberglauben der Gegenwart hält der Spiegel mit dem Bild des Hineinschauenden auch dessen Seele fest, weshalb der Spiegel verhängt wird, um das Verbleiben des Verstorbenen zu verhindern.

Der Aufenthalt in einem Spiegel-Kabinett zu Heilzwecken könnte nur kurzfristig sein, dürfte sich keineswegs über Stunden erstrecken, da sonst das Gegenteil bewirkt würde.

Ein »Spiegel-Drama«: Aus New York wurde unterm 19. Dezember 1941 gemeldet: »Der junge Millionär James Linn im Staat Michigan verliebte sich in die hübsche 23jährige Künstlerin Rosy Harway. Der Eheschließung der beiden jungen Leute wurden von der Familie des Millionärs die größten Schwierigkeiten entgegengesetzt. Die Braut verteidigte sich ganz energisch gegen alle Anschuldigungen der Familie, die zumeist auf Untreue hinausliefen, und schlug ihrem Bräutigam eines Tages vor, er solle sie einer Prüfung unterziehen, um sich davon zu überzeugen, daß ihre Gefühle rein und aufrichtig wären. Daraufhin zwang James seine Braut, sich für zehn Tage in einem Zimmer einschließen zu lassen, das zwar aufs luxuriöseste eingerichtet war, aber kein Fenster besaß, dafür rundum mit Spiegeln besetzt war und Tag und Nacht hell beleuchtet wurde. In diesem Zimmer konnte die junge Braut natürlich nicht schlafen; sie war gezwungen, ihr eigenes Bild in unendlich viel Wiederholungen immer wieder zu erblicken mit allen Bewegungen, die sie machte, und nach einer Woche stellten sich dann, wie es nicht anders zu erwarten war, Zwangsvorstellungen ein. Sie zertrümmerte schließlich einen der Spiegel und beging einen Selbstmordversuch, dessen Folgen eine schwere Verletzung war. Nach einigen weiteren Tagen war sie vollkommen wahnsinnig. James kommt jetzt vor Gericht« (»öffentl. Anzeiger f. d. Kreis Kreuznach« N r. 298 vom 19.12.1941, S. 3).

Rittmeister a. D. Franz Vincenz S c h ö f f e l (3.10.1884 bis 9.10.1959), an dessen grenzwissenschaftlicher Monatsschrift »Das neue Licht« (Purkersdorf b. Wien) ich Jahrzehnte mitarbeitete, erlebte im Budapester Spiritistenklub »A Szent Kert« (»Heiliger Garten«) das wenig bekannte sog. spiritistische »Spiegelphänomen«: »Das Medium wird im Trancezustand vor einen Drehspiegel geführt, der im Dunkeln bleibt, während eine Lichtquelle das Gesicht der Mittlerin hell erleuchtet. Wiederholt blickt nun als Spiegelbild dasselbe Gesicht in fremder Haartracht und in merkwürdiger Kleidung, oft alt - oft aber mit Kinderaugen.«

Einmal führte ein junger Arzt aus Belgrad seine 20jährige Geliebte Gilka G. in diesen Zirkel ein; sie war von fast klassischer Schönheit, hatte aber einen grausamen Zug um den sinnlichen Mund und war (wie später ruchbar wurde) nymphoman und sadistisch veranlagt. Sie erwies sich als eine sehr brauchbare Mediatorin, das Spiegelexperiment gelang jedoch bei ihr nicht. »Endlich, eines Abends, war dieses Menschenkind sichtlich berauscht und erregt in unseren Kreis gekommen. Wir hatten nun Gelegenheit, den Versuch mit dem Spiegel zu wiederholen. Was sich uns zeigte, war so überraschend und grausig schön, daß jeder, der das Spiegelbild der berauschten Dirne gesehen hat, es nie mehr vergessen wird. Ihre Züge erschienen wie in Grausamkeit und Wollust versteinert als S a l o m e und fast gleichzeitig als Sphinx. Einige Sekunden lang konnten wir das Spiegelphänomen bewundern, bis es sich in Nebel auflöste und uns das schlafende Gesicht des Mädchens entgegenblickte.« (»Irrwege des Sexualtriebs und 6ter Sinn«; Pfullingen i.Wttbg., 1922, 7 ff.).

Schöffel resümiert: die Tugenden und die Laster - an sich rein geistige, abstrakte Potenzen - vermögen sich in einem Menschen zu konkretisieren, zu verkörpern. Nicht umsonst spricht man von verkörperter Schlechtigkeit, verkörpertem Geiz usw. Was man als Phrase ausspricht, ist ungeahnte Wirklichkeit. Sa-lome war kein Weib schlechthin, sondern in ihr als Gefäß hat der Impuls »grausame Wollust« ein Leben lang Wohnung genommen gehabt! Wobei ich hinzufügen will, daß das gleiche gilt hinsichtlich der Königin Isebel (griech.: Jesabel, span.: Isabella, Schön-! Ise; ca. 900-846 v. Ztw.), der Tochter des Königs Ethbaal von Ty-rus und Gemahlin des Königs Ahab von Israel (vgl. I.Kön. XVI ff.; Offbg. Johs. II; 20), über die ich vor Jahren eine Monographie veröffentlicht habe. Der Kampf zwischen Ahab-lsebel und dem Künder Elias ist letztendlich ein solcher der Götter: Baal-Astarte und Jahwe um ein irdisches Manifestationsfeld!
Und auf dieses wollen wir wieder herabsteigen!

Elektro-ingenieur Erich Konrad Müller (25.3.1853 bis 8.12.1948), Direktor der »Salus« in Zürich, Entdecker des »Anthropoflux«, beobachtete 1882, wie die aus den Händen eines spanischen Magnetiseurs ausgehenden Strahlen auf einem Spiegel deutlich sichtbare, wenn auch sehr feine Linien von ca. 60 cm Länge hervorriefen (A. Hartmann, »Die Ausstrahlung d. lebend, menschl. Körpers und deren sichtbare Wirkung« in »Der Lebenskraftheiler«, Wiesbaden, 1932, VI/ 41).

Heinrich Jürgens (23.11.1880 bis 15.2.1966), »der Vedantist aus dem Hotzenwald«, bestätigt: wenn sich ein Sensitiver im dunklen Zimmer vor einen hohen Wandspiegel stellt und auf seine odiscne Ausstrahlung konzentriert, so wird er bald allerfeinste Spiralen von einem halben Millimeter Durchmesser aus dem Spiegel heraustreten sehen (»Spiegel-Praxis und Spiegel-Magie«, Pfullingen, oJ; »Bücher der Weißen Fahne«; Nr. 27). Hierin vertritt Jürgens die Auffassung, daß die Wirkung des Selbstmagnetisierens vor dem Spiegel eine doppelt starke sei.

Sensitive können gar nicht längere Zeit in Spiegel sehen, weil die große odposi-tive Quecksilberfläche peinlich lauwidrige Empfindungen in ihnen hervorruft, vermerkt Freiherr Dr. Carl Ludwig von Reichenbach (12.2.1778 bis 19.1.1869), der »Zauberer vom KobenzI« (bei Wien) in seinem »Wer ist sensitiv, wer nicht?« (Neuausgabe: Leipzig, 1920; p. 8; § 18).

Darum kann es durchaus der Wahrheit entsprechen, wenn ein Magnetist der alten Schule erzählt: in einem Ballsaal hing ein hoher Spiegel. Fast jede Dame betrachtete sich längere Zeit darin und machte sich davor zurecht. Beim Tanzen ist man bekanntlich odisch aufgepolt. Als sich nun ein älterer Herr vor diesem Spiegel das Haar glättete, fiel er sofort tot um. Sicher: er mag schon zur Apoplexie reif gewesen sein, aber wäre dieselbe auch so früh eingetreten, wenn er sich nicht in diesem odischen »Akku« reflektiert hätte?

Jürgens weiß auch: »Hunde, Katzen, Vögel geraten vor dem Spiegel außer sich, weil die Wirkung der odischen Ausstrahlung vom Spiegelbild auf den eigenen Körper eine ganz unheimlich starke ist.« (p. 4) Jedenfalls: setzt man Mäuse vor einen Spiegel und überläßt sie dort sich selbst, so beginnen sie sich alsbald hin- und herzuwiegen, um schließlich regelrecht zu tanzen.

Zum Schlüsse kommend: ein ganz banales Spiegel-Erlebnis, so alltäglich-simpel, daß man sich seiner hintergründigen Bedeutung gar nicht (mehr) bewußt wird. Ich will es mit den Worten von (Johan) August S t rindberg (22.1.1849 bis 14.5.1912) wiedergegeben, der sich viel mit Dingen befaßte, denen »man« keine Bedeutung zumißt, also auch mit den Spiegeln. Er schreibt nämlich im Abschnitt »Energiegewinn« seines »Ein neues Blaubuch« (München, 1920; 689):
»Wenn die Sonne in einem Spiegel reflektiert wird, gibt das Sonnenbild mehr Wärme als die Sonne selbst. Wenn ich aber den Spiegel in zwanzig Stücke schneide, erhalte ich zwanzigmal mehr Wärme, mit der ich ein Haus in Brand stecken kann. Hier ist die Energiequelle unerklärlich; und der Gewinn kann nicht durch die unbedeutende Arbeit entstehen, daß man den Spiegel in Stücke schneidet.

George Louis Ledere Graft von BUS-SO n (1707-1788) nahm eine große Anzahl von Planspiegeln und stellte sie in einem konkaven Rahmen so auf, daß sich alle Brennpunkte trafen. Damit schmolz er Gold im Sonnenschein, während bei Sonne kaum Butter schmilzt. Das ist ein unerhörter Energiegewinn, ohne daß die Arbeit vermehrt ist, damit ist die Möglichkeit eines Perpetuum mobile bewiesen!« Wozu nur zu sagen wäre: Schmelzpunkt des Goldes: 1063 Grad C, der Butter: 32 Grad C!

Einen Abriß der Entwicklung der Sonnenspiegelhochöfen von der Antike bis in unsere Tage habe ich in der Studie »Geheimnisse der Optik« gegeben, die erschienen ist in den »Internen Mitteilungen« der GWS. e.V. (Hannover, 1953/32/359 f.).
»In den Hohlspiegeln« liegen noch ganz unbegreifliche Dinge verborgen, von denen sich unsere Physiker nichts träumen lassen, »meint der Rosenkreuzer sur-eminent disciple« (Sedir), der churbayerische Hofrat und Geh. Archivar Carl von Eckartshausen (28.6.1752 bis 12. 5. 1803) in seinen »Mystische Nächte« (München, 1788; IVte Nacht). Einiges habe ich darüber gebracht im Teilabschnitt »Rosenkreuzerische Optik« meiner »Die Geheimkünste der Rosen-kreuzer« (Warpke-BilIerbeck, 1954; 41-50).

Die merkwürdigen physikalischen Gesetze der Brennspiegel habe ich gestreift im Kapitel »Rätsel der Optik« meines »Vom Hundertsten ins Tausendste« (Freiburg i. B., 1940-^tl; 211 ff).

Viel befaßt mit den optischen Mysterien hat sich auch der Kaiserliche Ritter, Hauptmann und Rat, Dr. med. et jur. utr. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (14.9.1486 bis 18.2. 1535), wie hervorgeht aus dem Teilabschnitt »Wunder der Optik« meines »Streifzuges ins Ungewohnte« (Freiburg i. B., 1949, 90 f.), vor allem aber aus meiner Nettesheim-Anthologie »De occulta philosophia«, Remagen, 1967).

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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