Sirona ist eine keltische Göttin der Quellen und der Heilung. Auch eine Fruchtbarkeitsbedeutung wird ihr zugeschrieben. Sie wurde in der gallo-römischen Zeit (Verschmelzung der keltischen und römischen Kultur) oft gemeinsam mit ihrem Begleiter Grannus, der nach der "Interpretatio Romana" dem Apollo gleichgesetzt wurde, verehrt. Ihr Name bedeutet in seinem keltischen Ursprung vermutlich Stern, manche Quellen führen ihren Namen aber auch auf ein keltisches Wort für Hindin oder Färse zurück. Andere bekannte Schreibweisen ihres Namens auf Weihinschriften sind Serona oder Dirona.
Bedeutsame Heiligtümer der Sirona befanden sich hierzulande im Mosel-Mittelrhein Gebiet. Die Verbreitung ihrs Kultes in Teilen des heutigen Frankreichs, der Schweiz und bis nach Italien sind durch Weihinschriften belegt. Ein in der damaligen Zeit berühmtes Quellheiligtum der Sirona und ihres Begleiters Grannus-Apollo befand sich im reinland-pfälzischen Hochscheid auf dem Hunsrück.
Die Verehrung von Wasser und Quellen als göttliche Wesen oder göttliche Erscheinungen war noch aus der Vorzeit bei den Kelten und Galloromanen (Gallier = Festlandkelten westlich des Rheins) üblich. Die Kelten glaubten an eine beseelte Natur (Animismus). Eine Seele hatte nicht nur der Mensch, sondern auch Tiere und Pflanzen. Land und Wasser wurden ebenfalls als beseelt durch eine Gottheit angesehen. Bei dem Besuch eines Quellheiligtums erfuhren die Pilger die heilende Kraft ihrer Gottheiten vor allem durch das Trinken des Wassers. Neben Trinkkuren wurden auch Bäder und Waschungen als Therapien angeboten.
Sirona wird im Gegensatz zu anderen einheimischen Göttinnen auch ohne männlichen Partner verehrt, zumindest in den gallischen Provinzen. Das sich auch die Interpretatio Romana anfänglich schwer tat diese Göttin mit einem römischen Pedant gleichzusetzen, kann als Hinweis gesehen werden , dass sie mehr als eine Quellgöttin war. Sirona behielt ihren Namen auch dann, wenn sie oft in der Gestalt der römischen Hygieia dargestellt wurde. Die Bildwerdung von keltischen Gottheiten entstand erst unter römischem Einfluss. GöttInnen wurden in vorrömischer Zeit mehr in Naturerscheinungen wie Bäumen und Quellen verehrt. Den Statuetten der Sirona sind mächtige Symbol-Attribute beigegeben, die Schlange und das Ei. Manchmal auch Früchte und Ährenzweige.
Laut den Forschungsergebnissen von Mariya Gimbutas ist die Schlange eines der wichtigsten Symbole für die Energie und Kontinuität des Lebens. Das Bild der Schlange ist eng verknüpft mit den Zyklen des Todes und der Lebenserneuerung in der Natur. Ihr Winterschaf ist die Entsprechung des Todes, während ihre Häutungen Unsterblichkeit, die ewige Kontinuität des Lebens, symbolisieren. Die Wiederkehr der Schlange im Frühjahr verkündet die Wiedergeburt der Natur. Durch ihre enge Verbindung und ihren Einklang mit den Zyklen der Natur ist sie die Garantin für Gesundheit und Kontinuität des Lebens. Durch die alljährlich stattfindende Erneuerung der Lebenskraft sichert und schützt die Schlange das Leben der Menschen und Tiere. Der Glaube an die magischen Pflanzen und Blumen der Schlange, die Kranke heilen und sogar Tote zum Leben erwecken können, schlägt sich in vielen mythologischen Überlieferungen nieder. Aus dem Körper der Schlange selbst wurden Heilmittel gewonnen. In der giftigen Schlange manifestiert sich die Gestalt der Todesgöttin.
Auch das Ei ist ein Symbol für Erneuerung und Wiedergeburt. Das Ei ist im keltischen Verständnis auch ein Symbol der Seele, des tiefsten Geheimnisses. Zahlreiche Quellen, die über Kulthandlungen, Zauber und Aberglauben berichten, belegen die tiefe Bedeutsamkeit des Eies auch für unseren Kulturraum.
Das Wasser steht als Symbol des fließenden Lebens, als lebensspendend, lebenserhaltend und lebenserzeugend. Die Verehrung der Göttin Sirona fand vorwiegend an Quellen statt. Aus einer Quelle tritt das Wasser der Tiefe aus dem Schoß der Erde an die Oberfläche hervor. In einem Text von Rosemarie Kirschmann heißt es zu einem Bild der Sirona: So spricht Serona durch ihr Bild zu uns: "Komm zu mir in meine geheimnisvollen Wasser, tauche ein in sie, fühle die Heilige Schlangenkraft aus der Tiefe, die durch meinen Schoß emporquillt. Wenn Du in mich eintauchst, hast Du mit Deinem ganzen Sein Teil an der Erneuerung aus der Tiefe der Welt. Alle Krankheit, ja selbst die Krankheit zum Tod ist Wandlung, die Deine Erneuerung will. Komm, habe Teil an der Unvergänglichkeit des Seins und werde heil und ganz."
Ich glaube, dass sich in dieser Göttin, trotz der (beginnenden) patriarchalen Vereinnahmung, viele Aspekte der Großen Göttin Alteuropas, die große Muttergöttin als Quell allen Lebens, als den "Einen Ursprung", erhalten haben. In einer belegten Weihinschrift wurde ungewöhnlicherweise der Name der Sirona (hier als Dirona) vor ihrem männlichen Gefährten-Gott genannt. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Kelten die Lebens- und Schöpfungskräfte zwar nicht mehr ausschließlich weiblich verehrten, aber das weibliche und männliche Prinzip noch in einem besonderen (vielleicht sogar vorbildlichen?) Gleichgewicht beteiligten.
In der Nähe meines Wohnortes im saarländischen Kreis Saarlouis in der Flur "Auf der Sudelfels” (zwischen Ihn und Niedaltdorf) befindet sich ein kleines gallo-römisches Quellheiligtum, das der Sirona geweiht war. Auch andere Gottheiten wurden hier verehrt. Die oben genannte Weihinschrift wurde hier gefunden. Die Anlage wurde 1903 entdeckt und archäologisch erforscht. Sie war weniger ein sakraler Tempelbezirk als vielmehr ein integriertes Hofheiligtum einer "Villa rustica". Die Anlage wird unterschiedlich datiert: um die Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bis Anfang 5. Jh. bzw. Mitte 3.Jh. bis Anfang 5 Jh. Wobei auch Funde aus dem Neolithikum auf frühe Spuren von Besiedlung hinweisen. Zerstört wurde die Anlage im 5 Jahrhundert n. Chr. vermutlich von Anhängern des Mithrakultes. Einige der gefundenen Statuetten, zum Teil des Hygieia-Typs, wurden aufgrund der Weihinschriften als Sirona identifiziert. Den Kern der Anlage bildet ein sechseckiges aus einem Sandsteinblock gehauenes Wasserbecken, aus dem heute noch kontinuierlich Wasser sprudelt. Die eigentliche Quelle liegt unterirdisch und befindet sich ca. 2 m entfernt Das Wasser wird durch einen unterirdischen Zulauf zum Brunnen geführt. Trotz Bauarbeiten zu Beginn des 20. Jh. wurde die Quelle ("wunder”samerweise) nicht zerstört.
Dieser Ort ist für mich ein ganz persönlicher Ruhe- und Kraftplatz. Hier gelingt es mir in besonderer Weise meine Sinne zu öffnen und dabei eine tiefe Ruhe und Klarheit durch die Naturwahrnehmung zu spüren. Ich schreibe hier nicht von einem "Erleuchtungserlebnis". In der Natur selbst spiegelt sich für mich etwas göttliches wieder, das durch meine sinn-liche Wahrnehmung erst erfahrbar wird. Daraus ergeben sich für mich in der Meditation über das Prinzip von "werden, vergehen und wieder werden" spirituelle Momente von Sinn und Halt für mein Leben. Eigentlich möchte ich gar keine konkrete Vorstellung von etwas "Göttlichem" haben. Und doch finde ich die Vorstellung einer "Göttin" faszinierend, besonders da ich durch eine Kultur und Religion geprägt wurde, die den weiblichen Menschen nicht angemessen beteiligt und damit herabwürdigt. Die Göttin ist für mich somit "Heilung" als Frau und ein Zugangsweg zu tieferer spiritueller Erkenntnis in der Annäherung zum Geheimnis des Lebens selbst. Dabei spricht mich in diesem Sinn der Ort am Sudelfels und seine Geschichte in besonderer Weise an. Der Text von Rosemarie Kirschmann bringt mir dabei die Göttin Sirona und das durch SIE verkörperte Prinzip in berührender Weise näher.
Quellennachweis: www.wikipedia.de/Sirona (Mythologie) www.dersaargau.de/Sudelfels http://www.sironaweg.de/ www.sirona-verlag.de hier: Rosemarie Kirschmann: Sirona (pdf-Datei) http://www.geschichtsverein-nierstein.de/ Sylvia und Paul F. Botheroyd: Lexikon der keltischen Mythologie Marija Gimbutas: Die Zivilisation der Göttin Sophie Lange: Wo Göttinnen das Land beschützen (Sophie Lange unterhält eine interessante Website zum Matronenkult in der Eifel und ihren Kultplätzen) Diana Monson/Maren Briswalter: Frühlingsreigen (eine wunderschöne Buchreihe über altes Brauchum für Kinder u. Erwachsene, hier zu: Ostara, das andere Osterbuch) Bibliothek des Rheinländischen Landesmuseum Trier: - Andrei Miron (Hrg.): Das galle-römische Quellheiligtum von Ihn aus: Bericht der staatl. Denkmalpflege im Saarland, Beiheft 2
Die drei Bethen sind wie viele andere heilige Frauen (besonders in der Dreizahl) ein Relikt aus der Verehrung der großen Göttin in unserem Land. Christianisiert im Mittelalter (ab dem 11. Jahrhundert), findet die dreigestaltige Göttin, eine neue Heimat in den Kirchen und Kapellen Deutschlands, Österreichs und Südtirols. Als Ainpet, Gberpet und Firpet wurde ihr in Leutstetten bei München 1643 ein Altartaferl gewidmet.
Diese drei heiligen Frauen werden sehr oft mit Quellen und Brunnen in Verbindung gebracht. Der Schönberg bei Leutstetten ist reich an frischen, klaren Quellen, die sich in das Flüsschen Würm ergießen, von welchem die letzte Eiszeit ihren Namen erhielt. Das uralte Quellheiligtum der drei Beten musste schließlich einer Kapelle für den Apostel Petrus weichen.
Doch das stört die Verehrerinnen der alten Göttin nicht, sie brauchen keine Kapelle, schließlich ist nichts schöner als Mutter Natur! Heute erlebt nicht nur der Heilwasserkult eine Renaissance, täglich füllen sich die Menschen kanisterweise das "Bethenwasser" ab, sondern auch der Kult der drei "Jungfrauen" wird neu belebt. Die Büsche rund um die Quelle werden mit bunten Bändern geschmückt, Wunschzettel, Schmuckstücke, Kerzen und Heilsteine werden um den Quelltopf ausgelegt. Und es wird sogar gemunkelt, dass die "fliegenden Frauen" hier wieder ihre Jahreskreisfeste und Rituale feiern!
Das Wasser der Bethenquelle soll den Augen zuträglich sein, den Blick schärfen und "…die Schleier des Vergessens und der geistigen Vernebelung lüften…" (Erni Kutter, der Kult der drei Jungfrauen, S.147).
Dieser Tag ist der keltischen Götin Sirona gewidmet. Sie ist eine Himmels- und Fruchtbarkeitsgöttin. Sie segnet das Wasser und berührt es mit dem hölzernen heiligen Stab. Ihr Festtag ist gut für die Energiegewinnung und Energieübertragung geeignet. Besinnt euch auf euer innerstes Kraftzentrum, indem ihr euch Zeit nehmt und in euch hineinhorcht.