Ostara - Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit
Die Spenderin des Lebens bringt das Licht zurück und im Morgenrot vollendet sie ihre Frühlingsreise. von Ilonka
Wenn wir an Ostara denken, denken wir an den Frühling. An die ersten warmen Strahlen der Sonne, an das Aufblühen der Blumen und Bäume und an die Rückkehr der Zugvögel aus dem Süden. Mag sein, dass unsere überwiegend warmen Wintermonate diesen Prozess ein wenig Zauber von seinem Ursprung nehmen, aber es ist und bleibt ein festlicher Zeitpunkt, an dem alles aufs Neue wiederkehrt. Das Fest der Frühlingsäquinox, das normalerweise am 21. März gefeiert wird, wird mit der Göttin Ostara oder auch Eostre in Verbindung gebracht. Sie bringt uns das Licht, die Wärme und das Leben wieder zurück und mag sie auch so manchem ein Dorn im Auge sein, weil ihre Herkunft umstritten ist, so ist für uns doch Symbol des Frühlings und Göttin der Morgenröte.Ihre heiligen Tiere sind der Hase und der Marienkäfer, ihr Symbol ist das Ei. Da der Hase sehr frühzeitig Junge bekommt, gilt er als besonders fruchtbar.
Es gibt einige Geschichten um die Herkunft der Göttin, die jedoch hauptsächlich der Fantasie der Germanen zugeschrieben wird. Hier ist sie die Tochter des Göttervaters Odin und seiner Frau Frigg, sowie die Schwester des Donnergottes Thor. Er bekämpft den Eisriesen des Winters, anschließend feiern Thor und Ostara gemeinsam den Einzug des Frühlings. Sie taucht erstmals bei den Gebrüdern Grimm auf, die sich wiederum auf den angelsächsischen Mönch und Kirchenhistoriker Beda Venerabilies berufen. Dieser schrieb im 8. Jhd. in "De Temporum Ratione": "Der Ostermonat, der heutzutage als Passah-Monat übersetzt wird, hatte früher seinen Namen von einer Göttin jener [Leute], welche Eostra genannt wurde, und der sie in jenem [Monat] Feste feiern; von ihrem Namen geben sie der Osterzeit einen Beinamen, indem sie mit der gewohnten Bezeichnung für einen alten Gottesdienst die Freuden einer neuen Feierlichkeit benennen".
Doch trotz aller Diskussion bleibt die Göttin Ostara, ob von den Germanen gefeiert oder nicht, für uns anbetungswürdig. Sie steht auch nicht allein im Götterhimmel. Gerne wird sie mit der römischen Aurora und der griechischen Eos verglichen. Aurora ist die Göttin der Morgenröte und wurde in der römischen Mythologie als Göttin verehrt, die von einem Wagen, der mit Pferden gezogen wurde, über den Himmel fuhr. Eos stellt die griechische Version der Göttin der Morgenröte dar.
Ostara leitet eine Wende ein. Nach den rauhen Zeiten des Winters, in denen wir Pläne geschmiedet und nach Ideen gesucht haben, finden wir eine neue Kraft, die sich durch das zunehmende Licht und das Wachstum der Pflanzen verstärkt. Wir suchen nach neuen Wegen, um unsere Ideen und Ziele zu verwirklichen und erkennen jetzt, welche Schritte dazu notwendig sind. Wir ehren die Fruchtbarkeit in uns und in allem, was uns umgibt. Dazu zählt nicht nur der Wunsch nach einem Kind oder einem Partner, sondern auch die Kreativität und Schaffenskraft, die uns umgibt. Ostara kann uns auch bei der Verwirklichung unserer Ziele helfen. Waren wir bislang viel mit den inneren Werten beschäftigt, so kümmern wir uns jetzt auch verstärkt um die Bedürfnisse unseres Körpers. Er braucht nach den rauhen Zeiten wieder viel Pflege und Zuwendung, Bewegung ist um diese Zeit ein besonders wichtiges Stichwort.
Eine Schwester der Frühlingsgöttin ist Iduna, die germanische Göttin der Verjüngung. Sie lebt mit ihrem Mann Bragi in Asgard, dem Reich der Götter und hütet die heiligen Äpfel, die ihr und den Göttern ewige Jugend verleihen. Ohne sie würden sie altern und irgendwann wie gewöhnliche Menschen sterben. Iduna wird laut Mytholgie von Loki, dem hinterlistigsten aller Götter, entführt. Doch die Asengötter können sie befreien, womit ihre Existenz vorerst gesichert ist. Iduna hat somit eine lebensspendende Funktion und kommt damit der Göttin Ostara sehr nahe.
Ostara – die Göttin des Frühlings und des Ackerbaus
Woher kommt eigentlich das Wort „Ostern“? Vor langer Zeit war es das Fest der germanischen Göttin Ostara. Das Fest wurde zur Tag- und Nachtgleiche im März gefeiert. Danach sind die Tage wieder länger als die Nächte. Ostara bringt uns die Sonne aus dem Osten – sie bringt uns Licht, Wärme – und Leben. Ostara bedeutet in etwa Zeugung der Erde im Frühling. Sie ist ein Symbol für die Kraft der wieder erwachenden Natur. Mit der Frühlingsgöttin beginnt auch das Wasser in dem aufgetauten Boden wieder zu fließen und verheißt Wachstum und Fruchtbarkeit für die Felder.
Mit ihren Schlüsseln, den Schlüsselblumen, öffnet sie dem Frühling das Tor. Die Vögel singen wieder, ihre Eier sind die Quelle allen Lebens und Symbol für neue Lebenskraft. Hasen sind die Lieblingstiere der Göttin, auch sie sind ein Ausbund an Fruchtbarkeit und mit ein bisschen Fantasie zu dieser Jahreszeit sogar in den Flecken des Mondes zu erkennen. Weil dann immer öfter Hasen und Eier im gleichen Atemzug genannt wurden, war es irgendwann der Osterhase, der die Eier brachte. Dass Ostara einmal eine bedeutende Göttin war, erkennt man an vielen Ortsnamen: Österreich ist das Reich der Ostara. Viele andere Orte beginnen mit der Wortsilbe Ost-, wie Osterrode, Osterburg oder Osterburken. In Osterode im Harz erzählt man sich eine Geschichte, in der sich Ostara vor langer Zeit einem armen Leineweber zeigte. Der war am Sonnabend vor Ostern schon ganz früh bei Sonnenaufgang auf den Beinen und sah, wie sich eine schneeweiße wunderschöne Frau im Wasser des Flusses wusch. Sie trug einen großen Bund Schlüssel am Gürtel. Er zog ehrerbietig seinen Hut, grüßte und fragte, warum sie schon so früh aufgestanden sei und sich in diesem Wasser wasche. „Das pfleg ich jeden Ostermorgen vor Sonnenaufgang zu tun“, antwortete sie, „davon bleib ich immer schön und jung.“ Sie trug eine prächtige weiße Lilie an der Brust, so schön wie der Leineweber noch nie eine gesehen hatte. Er wusste, dass um Ostern noch keine Lilien wachsen und meinte, dass sie wohl einen ganz besonderen Garten haben müsse. Die schöne Frau lud ihn ein, sie zu begleiten, sie wollte ihm eine von ihren Lilien schenken.
In dem Steinhaufen einer Burgruine standen sie vor einer eisernen Tür, die der Leineweber noch nie zuvor gesehen hatte. Genau dort blühten inmitten eines grünen Fleckchens drei weiße Lilien. Eine davon brach die Jungfrau ab, schenkte sie dem jungen Mann und bat ihn, sie mit nach Hause zu nehmen und gut zu verwahren. Der Leinweber bedankte sich herzlich und steckte die Lilie an seinen Hut. Als er wieder aufsah, war die Schöne verschwunden, die Tür war auch nicht mehr da und die alte Burg stand wieder so traurig und zerfallen da wie immer. Wieder zu Hause angekommen, war die Lilie zu schimmerndem Gold und Silber geworden. Seine Frau wusste es: Er war genau zur richtigen Stunde unterwegs gewesen und der Göttin Ostara begegnet. Schließlich verkaufte der Leineweber die Lilie einem reichen Mann, der ihm, seiner Frau und seinen Kindern eine angemessene Rente zahlte, solange sie lebten.
Botschaft der Ostara
Ich bin eine alte Erdgöttin und komme mit den stärker werdenden Sonnenstrahlen aus dem Osten zu Dir. Ich wärme den Boden, die Luft und das Wasser, damit neues Leben wachsen kann. Ich bringe Dir das Wissen, wie Du Deinen Boden so bearbeiten kannst, damit Deine Schätze und Fähigkeiten sich entfalten werden. Ich bringe die Kraft mit, die Du brauchst, um Deine Pläne zu verwirklichen. Neue Fruchtbarkeit, neues Leben, neue Ideen und neue Möglichkeiten warten auf Verwirklichung. Huflattich, Leberblümchen, Gänseblümchen, Veilchen und Schlüsselblumen sind meine Lieblinge. Sie sind die Boten des Frühlings und tragen diese Kraft mitten in Dein Herz. Dann wachsen auch dort Mut und Vertrauen inmitten von Lebenslust und Frühlingsgefühlen.