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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Lichte Welten
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

27.04.2011 21:06
RE: Urvolk Amerikas am Beispiel des Geistertanzes Antworten

Mit einem uralten nordamerikanischen Geistertanz, bäumten sich schon die Indianer gegen die Zerstörung ihrer Lebenskultur durch die Weißen auf. Die Indianer hielten sich an den Händen und tanzten im Kreis zum Rhythmus der Trommeln und sangen tagelang ihre Beschwörungslieder bis sie in Trance fielen. Dann verschmolz ihre Welt mit der der Ahnen und sie konnten sich von ihnen Rat holen.

Nur leider scheint bei den Prophezeiungen der Indianer der Zeitfaktor eine große Unbekannte zu sein, so dass bisher weder die Lebenden glücklich mit den Toten zusammenleben, noch ihre geliebten Büffelherden wieder ihre Lebensgrundlage bilden. Die Zeit war eben bisher noch nicht reif.

Auch die mit den Zeichen des Adlers, des Büffels, der Schildkröte und der Sonne bemalten Geistertanzhemden, die sie vor Gewehrkugeln schützen sollten, schienen nur in der Geisterwelt zu wirken, nicht in der unseren. Viele ihres Volkes und auch angesehenen Häuptlinge wie Crazy Horse oder Sitting Bull wurden umgebracht und die Indianer wurden in Abhängigkeit der Weißen gebracht.

Vielleicht waren es aber auch nicht genügend Tänzer um die hohe Energie aufzubringen, die eine Sinneswandlung in den vielen Weißen herbeiführen sollte?


http://www.youtube.com/watch?v=2Pen8GoXPq0&feature=related


aus: http://dschjotiblog00.blog.de/2011/03/26...rtanz-10895824/

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

27.04.2011 21:12
#2 RE: Urvolk Amerikas am Beispiel des Geistertanzes Antworten

Am 1. Januar des Jahres 1889 hatte der Prophet und Seher Wovoka vom Stamm der Paiute eine Vision.
Während einer Sonnenfinsternis soll er von einer göttlichen Stimme den Auftrag erhalten haben,
als Erlöser zu den Indianern Nordamerikas zurückzukehren. Von nun an fühlte er sich berufen, und verkündete
die Lehre über ein neues Zeitalter, in dem alle Indianer vom Joch des weißen Mannes befreit werden,
nachdem dieser durch eine gewaltige Katastrophe vernichtet wird. Seine Kunde verbreitete sich in Windeseile bei allen Nordamerikanischen Indianern, insbesondere bei den Präriestämmen.

Er löste damit die so genannte Geistertanzbewegung aus, bei der unter monotonen Gesängen und
dem dröhnen der Trommeln so lange getanzt wurde, bis die Mitwirkenden vor Erschöpfung in Trance vielen und
sich dabei im Jenseits versetzt glaubten, wo sie ihre toten Stammesbrüder wieder trafen. Gewaltige Kriegsheere,
so sollen die Stammesbrüder ihnen dann erzählt haben, würden in die Gegenwart zurückkehren und
den weißen Mann vertreiben. Alle Indianer würden dann auf "ewiges Glück" vereint, und die gesamte Erde
würde neu erschaffen werden. Die neue Religion lehnte Kriege, Kämpfe und Grausamkeiten ab.
Daher standen die Weißen zunächst positiv dieser neuen Bewegung gegenüber.

http://www.wilder-westen-web.de/rdi002.htm

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

Linoma Offline




Beiträge: 1.500

28.04.2011 13:04
#3 RE: Urvolk Amerikas am Beispiel des Geistertanzes Antworten

Der Geistertanz

In Washington glaubte man Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts, daß die Kraft der Indianer endgültig gebrochen sei. Eine Annahme, die ebenso überheblich wie töricht war. Denn sie setzte voraus, daß die Indianer mit ihrem stark entwickelten Heimatgefühl ihre stolze Vergangenheit als freie Stämme, das Recht auf ihr Land, die unermeßlichen Prärien, die stolzen Berge, grünen Täler und tiefen Schluchten, die weiten Seen und rauschenden Flüsse, die jahrhundertealten herrlichen Wälder so im Handumdrehen hätten vergessen können. Den Weißen war es noch längst nicht gelungen, bei den Indianern die Erinnerung an ihre frühere Lebensweise zu trüben oder gar auszulöschen. Sie hielten an ihren alten religiösen Sitten und Gebräuchen fest und ersehnten ihre ursprüngliche Freiheit zurück.

Was sie erfahren hatten: Unrecht, Vertragsbruch, Heuchelei und Lüge, hatte sie mit der Zeit hellhörig und vorsichtig gemacht. Sie trauten dem mit den brutalsten Mitteln erzwungenen "Frieden" nicht.

In Washington liefen immer wieder beunruhigende Meldungen aus den Indianeragenturen ein. Und die Regierenden brüteten über neuen Plänen, wie sie die widerspenstigen Indianer endgültig bändigen könnten. Neue Reservationen wurden den Indianern zugewiesen. Dort sollten sie sich ansiedeln und sich durch Ackerbau und Viehzucht ernähren. Sie sollten friedliche und regierungstreue Untertanen werden. Man versprach ihnen aufs neue viele Vergünstigungen, genau wie früher, und dachte wiederum nicht daran, das Versprochene zu halten.

So ließen denn ihre Erfahrungen mit den Weißen die Indianer Zuflucht zu ihrer Religion nehmen. Jene überirdische Welt, die sie sich einst in ihren Kulten aufgebaut hatten, war längst noch nicht untergegangen, trotz aller Bekehrungsversuche zum christlichen Glauben. Der Glaube an uralte zaubernde Mächte lebte in ihrer festen Überzeugung. Deshalb riefen sie sie als letzte Hilfe gegen die Unterdrückung an. Die Bräuche des sogenannten "Geistertanzes" breiteten sich aus.

Der Geistertanz war eine neue indianische religiöse Bewegung, zusammengesetzt aus uralten indianischen und neu hinzugekommenen christlichen Elementen. Sie nahm acht-zehnhundertneunzig ihren Ausgang von den Dakota in den ihnen neuzugewiesenen Reservationen. Den großen Geistertanz "Propheten und Messias" führte der Paiute-Indianer Wowoka ein. Die Bewegung des tanzenden Geistes breitete sich allmählich immer weiter und stärker aus. Jede Aussicht, den Weißen noch einmal kriegerisch gegenüberzutreten und jemals aus den Kämpfen siegreich hervorzugehen, ihr altes schönes und reiches Land wiederzugewinnen, war den Indianern ein für allemal genommen. Sie hegten aber trotz allem den festen Wunsch, von den Bedrückungen, den Erniedrigungen und der Ausbeutung der Weißen befreit zu sein und in einem menschenwürdigen Dasein in Ruhe und in wahrhaftem Frieden leben zu können. Wer konnte ihnen dazu verhelfen? Auf Erden niemand. Also wandten sie ihren Blick zum Himmel. Sie waren meist zur christlichen Lehre bekehrt worden. Man hatte ihnen verkündet, daß der "Messias" von dem Christengott, in dem sie im stillen immer noch den Großen Geist Manitou verehrten, in die Welt gesandt sei, die Menschen durch die Hingabe seines Blutes von allen Leiden und Sünden zu erlösen. Und nun schlug in ihrem Gemüt, von den Medizin-männern genährt und leidenschaftlich angefacht, die Hoffnung auf einen neuen "Messias" Wurzel. Er sollte ihnen Glück und Frieden bringen. Und nicht nur das! Der neue "Messias" würde die alte indianische Welt wiederherstellen, und wenn es wieder zu Zusammenstößen mit den Weißen kommen sollte, würde er deren Kugeln unschädlich machen. Ja, es sollten in seiner Begleitung alle ihre Vorfahren wiederkehren und auferstehen, um nun wie einst mit den Urenkeln den Büffel zu jagen. Das war ihr Glaube, ihre Hoffnung auf den großen gottgesandten Helfer.

Der "Messias" wird kommen. Er wird uns befreien und erlösen. Heimlich flüsterten sich das die Indianer zu, einer dem andern. Ein mystisches Wort. Ein Geraune griff immer weiter um sich, fraß sich wie ein glimmendes Feuer auf der Prärie immer tiefer in die Herzen der Indianer und zog alles unentrinnbar in seinen Bann - dieses eine Wort: Geistertanz...

Von der Pine-Ridge-Reservation ging dieser faszinierende Brauch aus. Drang weiter und weiter, erreichte die Standing-Rock-Reservation. Hier führte Kicking Bear den Geistertanz ein, indem er behauptete, selbst beim "Messias" gewesen zu sein. Dieser hatte ihn wissen lassen, daß die Bleichgesichter ausgelöscht würden und das indianische Leben in neuer Freiheit erstehen solle. Alles war hingerissen von dieser Botschaft. Die Medizinmänner lehrten den Geistertanz, mit dem der neue "Messias" angerufen und beschworen wurde. Auch Sitting Bull war ein Anhänger der Geistertanzbewegung gewesen.

Es ist ein Tanz, aus der Hypnose geboren und zur Selbstsuggestion gesteigert. Der Medizinmann versammelt sein Volk in Geisterhemden unter freiem Himmel um sich. Auf blanker Erde lagern sich Männer und Weiber im Kreise um ihn. Der Medizinmann tritt in die Mitte des Kreises. Grellfarbig ist er bemalt, gespenstisch ist sein Gebaren und doch feierlich. Das Ritual beginnt. Indem er seine Arme himmel wärts erhebt, ruft und beschwört er in dumpfen Lauten die heiligen Mächte. Sie sollen den neuen "Messias" herniedersenden. Dann spannt er seinen Bogen, legt einen Pfeil auf. Die Sehne schwirrt. Kerzengerade über ihm steigt der Pfeil in die Luft, fällt wieder zurück zur Erde. Pfeil auf Pfeil versendet er so. Sie sollen den geistigen Potenzen künden, daß er sie ruft. Geheiligte Pfeile sind es. Bedachtsam werden sie aufgehoben und an den Zweigen eines zu diesem Zweck bestimmten und mit farbigen Bändern aufgeputzten Baumes befestigt. Nun hebt der Medizinmann, sich in geheimnisvollem Rhythmus um sich selbst drehend, mitunter wild auffahrend, tanzend, einen zwischen unheimlich gurgelnden Kehllauten und in verzückt gellendem Kreischen an- und abschwellenden Gesang an. Dabei wendet er sich mehr und mehr einem Weibe der im Kreise völlig gebannt Sitzenden zu, berührt die Squaw im Gesicht mit einer Feder und hypnotisiert sie mit bohrendem Blick. Sie erhebt sich langsam, wie von unsichtbarer Macht gepackt, bald aber wie von einem Schwindel und Rausch ergriffen, schwankt und taumelt immer selbstvergessener, immer wilder in völliger Raserei. Sie ist in Trance. Dabei stößt sie durchdringende Fisteltöne aus, die wie zischende Pfeile in die Ohren der mit zitternden Gliedern um sie Gelagerten dringen. Sie ist vom "Geiste" auserkoren, besessen. Und sie "redet", qualvoll stöhnend von Leid und Schmach, triumphierend jauchzend von einstigem und wieder nahendem Glück und erneuter Größe - eine Wirklichkeit gewordene Phantasmagorie.

Und dann geschieht es. Bis zum letzten aufgepeitscht vom entfesselten Gebaren der "Auserkorenen", gerät die Masse, die Hunderte von Angesteckten und Entflammten, in Bewegung. Ein Toben und Tosen, ein inbrünstiges Geschrei, untermischt, mit dem unaufhörlichen Klirren der Rassel des Medizinmannes, übertönt den weiten Plan, bis sie allmählich niedersinken. In völliger Ermattung, in einer tiefen, aber erlösend glückhaften Entspannung erwachten sie aus dem Rausch des Geistertanzes.

Aus: Patty Frank, Die Indianerschlacht am Little Big Horn, Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung, Berlin 1957

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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