Wir kommen nun Tag für Tag dem kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres näher. Die Abende sind länger, oft haben wir das Gefühl, die helle Zeit des Tages gar nicht richtig wahrgenommen zu haben. Draußen ist es kalt, stürmisch und in diesem Jahr bereits oft schon verschneit. Der Aufenthalt im Freien kostet uns mehr Kraft als in der restlichen Zeit des Jahres. Unser Körper und auch unsere Psyche nährt sich von den Reserven, die wir während der Zeit der Fülle in uns angehäuft haben.
Gleichzeitig aber zählen wir die Tage bis zum Jul-Fest, der Wiedergeburt des Lichtes. In der heutigen Zeit haben wir dazu das Ritual des Adventskalenders geschaffen, um uns die kalte und dunkle Zeit zu versüßen. Um ein kleines Stück Licht bereits nun genießen zu können, zünden wir nach jeder Woche eine Kerze im Adventskranz an, um die noch verbleibende Zeit zu messen.
Der Nikolaus In diese Zeit gehört auch der Nikolaus. Wer aber ist der Urahn des Nikolaus? Woher kommt dieser Brauch?
In der vorchristlichen Zeit waren die einzelnen Ansiedlungen sehr weit auseinander. Dadurch hatte man in der kalten und dunklen Jahreszeit kaum Kontakt zu den Nachbarn. Diese Botenrolle übernahmen die Druiden. Sie wanderten von Dorf zu Dorf, um Nachrichten zu übermitteln, die Menschen mit ihren Gesängen aufzuheitern und ihnen damit Durchhaltekraft zu schenken, Heilkräuter zu verteilen und zu heilen. Diese Druiden hatten eine lebenslange Ausbildung und wenn sie dann soweit waren, dass sie diese Rolle übernehmen konnten, waren sie bereits sehr alt, hatten einen langen, oftmals bereits weißen Bart. Als Zeichen, dass sie die Überbringer der Lichtbotschaft waren, trugen sie rote Gewänder, die Farbe des Lebens, der Sonnen-Kraft. Um nun Krankheiten und unerwünschte Energien aus den Häusern und Ställen zu vertreiben, schlugen sie sanft mit einer Birkenrute gegen die Türen oder über die Rücken der Tiere und Menschen. Dieser Brauch wird heute noch in nordischen Saunen durchgeführt. Diese Rute wurde dann anschließend als Schutz an die Haus- und Stalltüren gehängt. Oft wurden diese Druiden von ihrem Schüler begleitet, dem Knecht mit Namen Ruprecht oder Krampus. Da die Entfernungen manchmal mehrere Tagesreisen betrug, "reisten" diese Druiden mit Schlitten, auf denen sie dann die "Geschenke" für die Dorfbewohner mitnahmen. Dies waren neben den Heilkräutern auch getrocknete, vitaminreiche Früchte und Kräuter, die sie den Sommer über gesammelt hatten und nun gegen eine Schlafgelegenheit und warme Mahlzeiten eintauschten.
Die Nacht der Wintersonnenwende
In dieser Nacht hält die Welt den Atem an - und wir mit ihr. Wir betrachten nun die Früchte unserer Arbeit und Wandlung und nehmen Abschied von dem, was alt ist und nicht mehr zu uns gehört. Dies wird in der Dunkelheit zurückbleiben. Wie der Keim in der Erde, der beschützt und umsorgt auf die Wärme der Sonne wartet, so verharren auch wir. In der alten Tradition wurde ein Strohrad und kleine Schiffchen gebastelt, auf denen Kerzen befestigt wurden. In der Nacht der Wintersonnenwende versammelte sich das ganze Dorf an einem Feuer, zündete das Strohrad an und rollte es den Berg herunter, damit alle Welt sehen konnte, dass sie die Dunkelheit überstanden haben und das Licht gesiegt hat. Anschließend wurden die Kerzenschiffchen angezündet und im Bach ausgesetzt als Gruß an alle anderen Lebewesen, denen diese Schiffchen auf ihrem Weg begegneten.
Jeder Mensch wusste, dass alle Pflanzen und auch die Bäume eine Seele haben, die nun in der dunklen Zeit besonders tief schläft. Um ihnen nun auch mitzuteilen, dass das Licht neu geboren wurde, ging man hinaus und klopfte ganz sanft an die Stämme der Bäume, befreite sie von Eis und Schnee und brachte ihnen Segenssprüche, um den Schutz gegen das raue Wetter zu verstärken. Dann wurden kleine Säckchen mit Gebäck, Salz und Brot an die Bäume gehängt, um die Baumgeister zu erfreuen, ihnen die Verbundenheit zu bekunden und gleichzeitig um eine gute Ernte im nächsten Jahr zu bitten. Ebenfalls wurde eine Tanne mit Sternen, aus dem Stroh der letzten Ernte gefertigt, geschmückt, als Erinnerung an die Unsterblichkeit der Natur und als Bitte für eine gute Feldernte im nächsten Jahr. Immergrüne Pflanzen wie die Nadelbäume, die Mistel oder die Stechpalme wurden in der dunklen Jahreszeit zum Hoffnungsträger als Zeichen, dass nicht alles in der Natur stirbt, sondern dass es Pflanzen gibt, die stark genug sind, ihre Farbpracht auch über die dunkle Zeit hinaus zu tragen. Es gilt der Glaube, dass ein Mann, der eine Frau unter einem Mistelzweig küsst, diese Frau im nächsten Frühjahr zu seiner Braut machen wird.
Mit jedem Tag, an dem die Sonne - das Licht - wieder ihre schützende Wärme verbreitet, streckt der Keim und auch wir immer mehr unsere Wurzeln und Triebe aus, um uns für das Neue, was in uns wächst, vorzubereiten. Aus diesem Gefühl heraus sind auch die Sylvesterbräuche entstanden, bei denen wir uns so viel Neues für die nächste Zeit vornehmen. Es ist ein Neubeginn. Ein neuer Lichtzyklus beginnt. Aber so, wie wir zum Wachsen auch das Licht brauchen, so brauchen wir ebenfalls zur bedachten Planung die Ruhe und den Schutz der Dunkelheit. Nun ist die Zeit, wo sich überlegt wird, was im nächsten Jahr geerntet werden soll. Die Saat wird ausgesucht.
Die Raunächte
Mit dem Tag der Wintersonnenwende beginnen die Raunächte, eine besonders wilde Zeit. In ihr findet die "Wilde Jagd" statt. Altes ist noch nicht ganz gegangen, das Neue ist noch nicht stark genug. Die Kräfte, die das Rad des Jahres antreiben, manifestieren sich in dieser Zeit. Alles wird durcheinander gewirbelt. Wir Menschen sind in dieser Zeit besonders empfindsam, genau wie das kleine Lichtfünklein, das sich gerade erst entfaltet hat und noch besonderen Schutz benötigt. Jede Raunacht steht unter dem Einfluss eines Tierkreiszeichens, beginnend mit dem Widder am 25.12. und endend mit dem Fisch am 05.01.
Mit dem Tag der Wintersonnenwende beginnen die Raunächte, eine besonders wilde Zeit. In ihr findet die "Wilde Jagd" statt. Altes ist noch nicht ganz gegangen, das Neue ist noch nicht stark genug. Die Kräfte, die das Rad des Jahres antreiben, manifestieren sich in dieser Zeit. Alles wird durcheinander gewirbelt. Wir Menschen sind in dieser Zeit besonders empfindsam, genau wie das kleine Lichtfünklein, das sich gerade erst entfaltet hat und noch besonderen Schutz benötigt. Jede Raunacht steht unter dem Einfluss eines Tierkreiszeichens, beginnend mit dem Widder am 25.12. und endend mit dem Fisch am 05.01.
Am 06.01., dem Tag nach den Raunächten, gingen die Frauen durch die Häuser und reinigten diese mit Weihrauch von dem rauen Treiben der letzten Tage, damit nun endlich Ruhe einkehren kann und das Wachstum beschützt verlaufen kann. Anschließend schrieben sie mit weißer Kreide die Jahreszahl und diese drei Buchstaben C + M + B über die Eingangstür. In der christlichen Tradition stehen diese drei Buchstaben für die Namen der heiligen drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Ebenfalls überliefert ist, dass zu Zeiten der Pest die Menschen 14 Nothelfer hatten, Heilige, die bei Unglück und Krankheit angerufen wurden. Unter diesen Helfern waren drei Frauen: Catharina, Margarete und Barbara. Wo diese drei Helferinnen angerufen wurden und deren Zeichen die Türen zierte, da war übers Jahr kein Raum für Krankheit und Not.
Mehrere Gottheiten stehen mit der Wintersonnenwende in Verbindung
Balder / Baldur
Germanischer Lichtgott, der so hell sein soll, dass ein Licht von ihm scheint. Als er von seinem Tod zu träumen begann, ging seine Mutter Frigga zu jeder Pflanze und forderte von ihr das Versprechen Balder nicht zu verletzen. Sie vergaß allerdings die Mistel und Loki schnitze einen Speer mit einer Mistelspitze und lies den Blinden Gott Haldur/ Hödur diesen werfen. Er traf Balder, der daraufhin starb. Erst nach Ragnarök wird er wiedergeboren werden.
Mabon
Mabon (Mah-bawn) ap Modron. Ist das keltische Kind des Versprechens. Sein Name wird als „Der große Sohn der großen Mutter“ übersetzt. Mabon bedeutet Jugendlicher, Sohn, junger Mann, ap Sohn oder Abkömmling von und modron ist etwas unsicher, wird allerdings gemeinhin als mit dem Gälischen „Matrona“ = Mutter verwandt angesehen. Mabon wird als eine kleinere Sonnengottheit angesehen, allerdings aber auch mit der Jagd und der Unterwelt assoziiert, mit Musik, Liebe und Fruchtbarkeit. Er repräsentiert den Jahreslauf der Natur und kann mit Persephone verglichen werden. Im Mabinogion wird er in der Geschichte „Culhwch ac Olwen“ von Cei und Bedwyr (Kay und Bedevere) befreit. Da er der beste Jäger ist, kann nur er den Eber Twrch Trwyth fangen. Mabon wurde als drei Tage altes Baby aus den Armen seiner Mutter gestohlen. Er wurde in Caer Llowy (oft als Stadt des Lichts übersetzt) gefangen gehalten. Nur der Lachs Llyn Llyw, das älteste Tier auf der Welt, weiß wo sein Gefängnis ist. Der Eber wird oft als ein Symbol für die Dunkelheit interpretiert, die Mabon als Champion des Lichts jagen muss. Er macht die Fruchtbarkeit des Landes möglich, indem Culhwch und Olwen anschließend heiraten können. Mabon wird oft mit dem Irischen Oengus mac Og (König von Tir na nOg und Newgrange, Sohn des Dagda und der Boann(d) gleichgesetzt. Es wird auch diskutiert, in wie fern er mit Pryderi gleichgesetzt werden kann und natürlich über den Ursprung des Wortes Mabinogi.
Osiris – Horus
Einige der Osiris-Mysterien fanden ebenfalls um Mittwinter statt. Sohn der Urgötter Geb (Erde) und Nuit (Himmel) brachte er Friede und Künste in die Welt. Er war mit Isis verheiratet, hatte allerdings mit Nephtys Anubis gezeugt. Set, sein Bruder war eifersüchtig und tötete und zerstückelte ihn. Die lange Reise der Isis begann, die die Teile ihres Gatten überall suchen musste. Am 25. Dezember waren alle seine Teile wieder zusammengesetzt – somit seine zweite Geburt (die auch als Initiation gesehen werden kann). Horus, der Falkengott den Isis mit Osiris zeugte, wird manchmal auch als seine re-inkarnation interpretiert. Isis, mit dem Horuskind auf dem Schoß wurde später zum Urbild der Maria mit dem Jesuskind.
Attis
Wurde ebenfalls zur Wintersonnenwende geboren. Er ist der Sohn der Kybele, der großen syrisch-anatolischen Muttergöttin (manchmal wird sie auch Isis genannt). Kybele war weit vor dem 3. Jh. vuZ (integration in den römischen Pantheon) im Kleinasiatischen Raum bekannt. Sie wurde zeitweilig auch zur nationalen Göttin und war die persönliche Göttin des Kaisers Claudius. Zu dieser Zeit wurde sie als Magna Mater verehrt und hatte wahrscheinlich auch einige Aspekte anderer Muttergöttinnen integriert. Die Rituale ihres Sohnes Attis kennzeichneten das bäuerliche Jahr und hatten ihren Höhepunkt zur Wintersonnenwende. Attis wurde durch die Liebe seiner Mutter Kybele in den Wahnsinn getrieben und kastrierte sich selbst unter einer Kiefer, welche zum Symbol seines Opfers wurde. Von seinen Anhängern wurde er als Vater bezeichnet. Zu Mittwinter wurde eine Kiefer zuerst geschmückt und dann gefällt. Die Priester ders Kultes waren ebenfalls Eunuchen, die während des Festes auch oft Selbstgeisselung ausübten. Auch Attis wurde in einer Höhle geboren.
Holda / Hulda / Holde / Frau Holle / Perchta / Percht
Frau Holle ist vielen aus dem Märchen bekannt. Wenn sie ihre Daunen ausschüttet schneit es. Sie belohnt die fleißigen und bestraft die faulen. Ihr anderes Gesicht zeigt sie aber auch bei der Wilden Jagd. Der Wode (Wotan) wird ihr zur Seite gestellt, was sie auch in Verbindung mit Frigg bringt. Oft wird sie aber auch mit Kindern in Verbindung gebracht.
In dieser Nacht gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das wiedergeborene Sonnenkind.
Die Wintersonnwende ist eine der heiligsten Sonnenfeiern und findet am 21. Dezember statt. Sie bezeichnet die tiefste Nacht des Jahres und wird deswegen auch Mutternacht genannt.
In dieser Nacht gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das wiedergeborene Sonnenkind.
Diesen Mythos können Sie in allen Kulturen der Welt wiederfinden.
Am deutlichsten manifestiert ist es bei uns in Weihnachten und dem Christuskind. Weihnacht ist ja nichts anderes als Weihe-nacht, ist gleich geweihte Nacht. Oder wie in vielen Weihnachtsliedern besungen "Heilige Nacht".
Die "geweihten Nächte" verheißen das Wissen um die große Umkehr, um den Wiederaufstieg des Lichtes und um die Geburt des neuen Lebens.
An Jul - wie es in den nordischen Ländern genannt wird - ist die Dunkelheit gebannt, die Nächte werden kürzer und was tot schien und verloren, wird wieder erwachen.
Das Julfest ist ein harmonisches Netzwerk ineinandergreifender Sonnen-, Toten- und Fruchtbarkeitsriten und symbolischer Handlungen zur Neuaktivierung menschlicher und natürlicher Kraft. Den Höhepunkt der Dunklen Zeit bildet Jul, das Weihnachtsfest. In dieser längsten Nacht des Jahres erfüllt sich das Versprechen der Wiedergeburt.
Aber es gab schon vor dem Christentum viele Kulturen, die zu dieser Zeit die Wiedergeburt der Sonne und des Lichtes feierten. Z. B. der Mithras-Kult, dann auch in Ägypten Isis und die Geburt des Horuskindes. Und immer wieder auch Dionysos, der im alten Griechenland als Erlöser und Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums galt.
Mit der Ausbreitung des römischen Reiches wurde die Wintersonnwende dann zum römischen Staatsfeiertag ausgerufen als Geburtstagsfeier des "sol invictus" - der unbesiegbaren Sonne. Also auch die Idee einer Geburtstagsfeier zur Wintersonnwende war keineswegs eine Erfindung des Christentums.
Papst Hippolytos setze sich für den 25. Dezember als Tag der Christgeburt ein - im Jahre 217. Um 330 schließlich erklärte Kaiser Konstantin das Christentum zur römischen Staatsreligion und funktionierte den alten Sonnengott um in den neuen Christengott, der als "lux mundi" - als Licht der Welt - gefeiert wurde. In Deutschland wurde dieser Feiertag erst 813 anerkannt.
Man sieht, daß dieses Fest einfach einen uralten Ursprung hat, der weit in die Mythenwelt unserer Vorfahren zurückreicht.
Der Jahreskreis, der mit Samhain geendet hat, gebiert zur Wintersonnwende das neue Lichtbaby oder auch den neuen Jahreskreis-König.
Das haben alle unsere Vorfahren so erlebt, weswegen auch alle Mythen immer wieder die gleichen Bilder tragen.
Diese Bilder, Mythen und Märchen sind heilsam für unsere Seele.
Sie drücken etwas aus, das wir wohl spüren können, auch wenn es uns nicht mehr so recht bewußt ist.
Unsere Aufmerksamkeit ist ja wesentlich eingeschränkter als bei den früheren Menschen. Die damaligen Menschen sind sowohl mit der Natur als auch mit dem Kosmos viel verbundener gewesen als wir. Sie haben gespürt, daß zur Zeit der Wintersonnwende und Weihnachten sich etwas verändert. Daß nicht mehr nur die bloße Dunkelheit herrscht, sondern daß neues Leben aufkeimt, auch wenn es noch nicht sichtbar ist.
Unter der Erde sammeln sich die Kräfte zu neuem Leben, das dann im Frühjahr durchbricht. Diese ungeheure Energie fängt wieder an zu wachsen. Und das konnten sie spüren und wahrnehmen. Und das wurde gefeiert. Das neue Leben in seiner ganz unschuldigen neugeborenen Form.
Man darf nie vergessen, welche Existentialität mit dieser Wiedergeburt verbunden war. Wir in unserer warmen Wohnung mit dem Einkaufszentrum neben an usw. - für uns hat der Winter seinen lebensbedrohlichen Charakter verloren.
Die Existentialitäten haben sich für uns verschoben. Aber viele Menschen leiden auch gerade heute besonders in dieser Zeit an Depressionen, Melancholien, fühlen sich einsam usw. Auch das sind Auswirkungen der Dunkelheit. Und auch da kann man sich freuen, wenn die Sonne und vor allem ihre Lebensfreude wiedergeboren wird. Die Wintersonnenwende wurde von den Vorfahren, den Kelten oder auch Germanen nicht nur in einer Nacht gefeiert. Die Feier ging eigentlich 12 Nächte lang. Diese 12 Nächte nannte man auch die Rauhnächte. Im Allgäu und in den Alpenländern werden diesen Rauhnächten noch eine ganz besondere Bedeutung zugemessen. Sie gehören zu den Heiligsten Nächten des Jahres und haben einen sehr interessanten Hintergrund. (siehe auch http://www.jahreskreis.info/).
Alte Rituale und Gebräuche zum Julfest, Wintersonnenwende oder auch Weihnachten: Das Julfest feiert man mit der Familie oder guten Freunden. Besorgt euch einen Tannenbaum, am besten einen mit Wurzeln, damit ihr ihn später irgendwo einpflanzen könnt, denn er symbolisiert die immerwährenden Kräfte der Natur.
Am Abend des Julfestes ladet ihr dann die Menschen ein, mit denen ihr gerne feiern möchtet. Zunächst solltet ihr gemeinsam den Julbaum schmücken, dazu eignen sich Nüsse, auch aufgereiht auf einem Faden, Lebkuchen, am besten selbstgebackene, Obst, Dörrobst, aber auch Strohsterne und -sonnen. Natürlich sollten auch Kerzen nicht fehlen, schließlich feiert man die Wiedergeburt des Lichtes.
Unter dem Julbaum können auch die Geschenke platziert werden, die man den anderen übergibt, zum Gedenken daran, daß wir alle an diesem Tag durch die große Mutter beschenkt werden, die uns das Sonnenkind gebiert.
Nun löscht alle Lichter und laßt die Dunkelheit eine Weile auf euch wirken. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch gemeinsam etwas singen oder summen.
Danach beginnt eine Person, etwas zu erzählen. Es kann eine Geschichte sein, die mit Jul zusammenhängt, eine persönliche Geschichte, ein Gedicht oder etwas, was euch spontan einfällt. An einem Julfest habe ich eine Geschichte vorgelesen, die ich in einer Hexenzeitschrift gefunden habe. Die Quelle, aus der sie stammt ist unbekannt, aber sie scheint der Weihnachtsgeschichte des Johannes-Evangeliums nachempfunden worden zu sein: "Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Licht ausging in alle Welt. Feuer loderten auf den schneebedeckten Höhen. Die Irminsul auf des Marsberg höchster Spitze leuchtete weit ins Land. Priesterinnen in goldenen Gewändern tranken aus der Silberschale den Runentrank. Die Klarheit der großen Mutter war um sie, und sie verkündeten laut die Freude, die allem Volk widerfahren wird: Denn Euch ist heute das Licht geboren und die Sonne wieder auferstanden, und ihr werdet finden das zum Zeichen, daß die Tage länger werden, und die dunklen Nächte weichen. Die Frauen schürten das Feuer im Herd und trugen es auf die Berge, dankten der Himmelsmutter, priesen und lobten das wiederkehrende Licht und stimmten die heiligen Sonnengesänge an. Sie schmückten ihre Hallen mit frischem Tannengrün, entzündeten das ewige Licht, und überall duftete es nach Weihrauch und verbranntem Holz."
Jedes Mal, nachdem einer von euch etwas erzählt hat, zündet ihr eine neue Kerze an eurem Julbaum an, bis alle Kerzen brennen. Dann könnt ihr euch gegenseitig beschenken. Den Abschluß des Julfestes sollte ein gemeinsames Mahl bilden, bei dessen Zubereitung eurer Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. God Jul!
Namen: Jul, Mittwinter, Wintersonnenwende, Alban Arthuan, Yule, Sonarblod Kategorie: Nebenfest, Sonnenfest zur Wintersonnenwende, germanisch Datum: 21. Dezember (kalendarische Schwankungen zwischen 20. und 22. sind möglich) Astrologischer Zeitpunkt: Sonne 0° (Anfang) im Steinbock Bedeutung im Jahresrad: Wintersonnenwende (Solstituum), längste Nacht des Jahres, Winteranfang, als Wendepunkt Beginn der Reinigungszeit Christliche Entsprechung: Weihnachten Art des Feiertages: Julfest, Mittwinter, Wintersonnenwende, Fest der Wiedergeburt der Sonne Symbole: Mistel, Tanne und Hirschgeweih
Bedeutung: Jul ist das Fest der Wintersonnenwende. Es ist die längste Nacht des Jahres, nach der die Tage dann wieder länger werden. Damit ist es ein wichtiger Wendepunkt des Jahres und gilt gleichzeitig als dessen Ende (gefolgt von den 12 Rauhnächten, die zwar noch zum alten Jahr gehören aber irgendwie auch eine jahreslose Zeit darstellen). Zustande kommt die Wintersonnenwende dadurch, daß nun die Nordhalbkugel der Erde am weitesten von der Sonne entfernt ist und sich nun wieder anzunähern beginnt.
Gleichzeitig ist die Wintersonnenwende der Beginn des Winters. Man mag sich fragen, warum die kälteste Jahreszeit erst nach dem kürzesten Tag des Jahres beginnt und nicht hier bereits ihren Höhepunkt hat? Man müßte ja meinen, daß es dann am kältesten sein müsse, wenn man am weitesten von der Sonne entfernt ist. Aber das ist nicht so, denn der im Mittel kälteste Monat des Jahres in Mitteleuropa ist der Januar. Die mittlere jährliche Temperaturkurve erreicht dabei etwa um den 15. Januar herum ihren Tiefpunkt. Die Verschiebung um drei bis vier Wochen kommt durch die Wärmekapazität des Erdbodens und vor allem des Meerwassers zustande. Die von der Sonne empfangene Strahlung wird hierin gespeichert und zeitlich verzögert wieder an die Atmosphäre abgegeben. Derselbe Prozeß mit anderen Vorzeichen kommt auch im Sommer zum Tragen.
Das Julfest ist ein Wendepunkt, eine Umkehr, ein Anfang, und an diesem Tag feiert man die Rückkehr von Licht und Leben. Jul ist der (Wieder-) Geburtstag der Sonne, der Tag des Triumphes des Lichts über die Dunkelheit. In der dunkelsten und längsten Nacht der Wintersonnenwende vollzieht sich eine Wendung, denn die Nächte werden von nun an immer kürzer, die Tage wieder länger. Es ist ein Freudenfest, bei dem die Rückkehr oder die symbolische Wiedergeburt der Sonne gefeiert wird.
Die Menschen früherer Zeiten maßten der Wintersonnenwende als Rückkehr des Lichts besondere Bedeutung bei, denn ihr Schicksal war eng mit den wärmenden Strahlen der Sonne verbunden. Ohne Sonne gibt es kein Wachstum, ohne Wachstum reift keine Frucht und ohne Frucht ist keine menschliche Existenz möglich.
Gleichzeitig ist diese Zeit in den nördlichen Breiten die Zeit der Kälte und der Winterstürme. Mit etwas Phantasie sieht man im nächtlichen Sturm die Götter, die in wilder Jagd durch die Lüfte rauschen, und oft mögen diese eisigen Stürme damals zum tödlichen Verhängnis geworden sein. Alle diese Umstände waren Grund genug, sich mit einem Fest über die neu geborene Natur zu freuen. Sicherlich war die Wintersonnenwende auch wichtig, um den Zeitpunkt der Saatausbringung zu bestimmen.
etymologisch: Der altgermanische Festname Jul bedeutet im Nordischen "Rad des Lebens" und ist als Jahresrad im Sonnenlauf zu verstehen. Er ist ein Pluralwort, denn er bezeichnet sowohl das eigentliche Mittwinterfest als auch die folgenden Tage, die mit ihm verbunden sind. Auch das englische Yule kommt vom angelsächsischen Wort Yula, was "Kreis des Jahres" bedeutet.
Die sprachliche Verwandtschaft zeigen auch das altnordische jòl oder jùl, das nordische hvel, das altenglische geòl, das angelsächsische hveol, das französische yule und das englische wheel. Der keltische Name Alban Arthuan bedeutet dagegen "das Licht des Arthur" und spielt auf die keltische Artussage an.
Der Name Weihnachten ist ebenfalls heidnischen Ursprungs. Er ist genau wie das ursprünglich mittelhochdeutsche "zeihen nechten" eigentlich ein Pluralwort, welches "Weihenächte" bedeutet. Die Pluralform zeigt, daß das Fest sich ehemals über eine längere Zeit erstreckte, und nicht die Tage werden genannt, sondern die weihevollen Nächte, da der Name noch aus einer Zeit stammt, in der die Germanen nach Nächten rechneten. Das germanische Wort Sonarblod bedeutet Sonnenopfer.
Zeitpunkt: Die Wintersonnenwende (Winter-Solstituum) am 21. Dezember, die den Winterbeginn markiert, ist die längste Nacht des Jahres. Die Sonne steht an ihrem niedrigsten Punkt, 23° unterhalb der Ekliptik. Sie hat den südlichen Wendekreis erreicht und kehrt nach dem Norden zurück.
Das "Mitt" in Mittwinter bedeutet hier nicht die tatsächliche Mitte des Winters, sondern einen der beiden Wendepunkte im Jahreslauf der Sonne, die an diesem Tag den Tiefpunkt ihrer Kraft und Einwirkung hat, im Gegensatz zum Höhepunkt Mittsommer.
Jahresrad: Die Wintersonnenwende ist die längste Nacht beziehungsweise der kürzeste Tag des Jahres. Als Wendepunkt ist nun die immer dunkler werdende Zeit überstanden, die Tage werden weder länger und das neugeborene Licht (die Sonne) kehrt allmählich zurück. Bei den Germanen endete das Jahr mit dem Julfest.
Das Julfest dauert eigentlich mehrere Tage, nämlich alle zwölf Nächte von der Wintersonnenwende bis zum Beginn des germanischen Jahres. Dieses zählt zwölf Mond-Monate (354 Tage), die durch die Zwölfnächte oder Rauhnächte, die Zeit zwischen den Jahren, mit dem Sonnenjahr harmonisiert werden.
Natur: Von Litha (Sommersonnenwende) bis Jul schwindet das Licht langsam und jeden Tag gewinnt die Dunkelheit an Macht. Die Natur wird immer kälter und steht scheinbar starr im kalten Wind und dem Schnee des Winters. Für die Menschen damals war der Winter eine sehr harte Zeit der Herrschaft der Eisriesen über die Welt, in der man mehr als sonst ums Überleben kämpfen mußte.
Noch ist die Natur im Winterschlaf und ringsherum augenscheinlich tot und regungslos. Die Bäume sind kahl und das Wasser zu Eis erstarrt. Der Schnee bedeckt alles wie ein Leichentuch. Alles erscheint tot und leblos. Doch das Leben hat sich nur zurückgezogen, denn obwohl nun die Tage wieder länger werden, und das Licht nun wieder zunimmt, steht die kälteste Zeit im Jahr noch bevor.
Heiden: In der dunkelsten Nacht des Jahres wird die neue Sonne (wieder-) geboren, um den Menschen dieser Welt das segenspendende Licht und die Hoffnung zurückzubringen. Die Erde (die Göttin) gebiert die Sonne (den gehörnten Gott), der sich zuvor bei Beltane (um den 30. April) selbst gezeugt hat, weil er seinen Tod zu Samhain (um den 31. Oktober) voraussah. Noch immer trägt die Göttin Schwarz, weil sie um ihren Sohn und Gatten trauert, und sie wird als alte Frau dargestellt.
Germanen: Als naturverwachsene Menschen haben die Germanen gewußt, daß es ohne die segnende und lebensspendende Kraft der Sonne kein Wachsen, Reifen und Ernten gibt. Sie sahen den "güldenen Wagen" am Himmel als Offenbarung des göttlichen Wirkens im All an, der den immerwährenden Kreislauf von Frühling, Sommer, Herbst und Winter hervorruft. Jenes ewige "Stirb und Werde", das nicht nur ihren persönlichen Lebensrhythmus bestimmt hat, sondern von dem alles Leben und Wachstum abhängig ist.
In diesem Geist ist auch das Fest der Neugeburt des Lichts gefeiert worden. Sinnbildlich hat man diese neuerstehende Sonne mit einem neugeborenen Kind verglichen, das von Tag zu Tag größer und stärker wird, und als Kennzeichen den Strahlenglanz des Lichtgestirns um sich trägt. Weil dieses Bild auch gut mit dem langsamen Erwachen und Wachsen der Natur zusammenpaßt, haben die bäuerlichen Germanen das Sonnwendmysterium in der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres gleichzeitig als Ende des alten Jahres gefeiert. Das neue Jahr begann dann nach den 12 Rauhnächten, die mit Jul verbunden waren. Für die Germanen war Jul das höchste Fest des Jahres.
Sie feierten die Wiedergeburt des Lichtes, und so wie die Sonne wiedergeboren wird, kehren auch die Götter in die Welt zurück. Zur Wintersonnenwende endet das zu Samhain (um den 31. Oktober) beginnende Ragnarök, die Götterdämmerung, in der die Götter sterben. Ragnarök ist ein Synonym für den Tod des Menschen, der alle Götter als Archetypen in sich vereinigt. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch den Übergang der sterblichen Hülle in einen Zustand des ewigen Lichtes, der Seele und der Gedanken und Erinnerung, Attribute die dem Göttervater Odin durch seine beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung) gegeben sind.
Im Kampf gegen die Riesen verloren im Ragnarök außer Vidar und Vali alle Götter ihr Leben. Diese rächten ihren Vater (Odin) und zeugten einen neuen Gott, der als Reinkarnation von Odin beziehungsweise Balder angesehen wird. Das Licht siegt über die Dunkelheit und neues Leben wird entstehen. Die Gewißheit des ewigen Kommens und Gehens symbolisiert zur Zeit der neuen Sonne der Lichtgott Balder mit seiner Geburt. Dadurch gibt er dem Lauf der Natur zwischen Entstehen und Vergehen neue Kraft und neue Hoffnung.
Der Mistelzweig, der Balder den Tod brachte (nur eine Mistel konnte ihn verwunden, weil man vergessen hatte, ihr zu erzählen, daß er unverwundbar ist) wird zum Heilssymbol. Mistelzweige, eine noch heute beliebte Weihnachtsdekoration, galten früher schon als Fruchtbarkeitssymbol zu Ehren der Göttin Freyja.
Der in Skandinavien übliche Julbock (zum Beispiel ein strohgeschmückter Eichen- oder Eschenholzklotz) ist ein Symbol der kommenden Fruchtbarkeit und des Schutzes durch Thor, dessen heiliges Tier er ist. Vor Jul wurde im Wald feierlich ein Baum gefällt, dessen Stamm drei oder noch öfter zwölf Nächte hindurch, also die ganze Festzeit, langsam verbrannt wurde, zu Ehren des heiligen Herdfeuers (Ingwi-Agni) des Gottes Freyr. In dieser Zeit durfte man das Feuer nicht erneuern, höchstens vom Nachbarn Glut holen, wenn es ausging. Mit dem Anzünden und Verbrennen des Blockes verbanden sich Lieder, in denen Glück und Fruchtbarkeit für das kommende Jahr verheißen wurden.
Auch mit dem glimmenden Julbock war die Vorstellung von der Erneuerung des Lebens verbunden. So durfte er in Schweden nicht gänzlich verbrannt werden, weil man glaubte, daß in ihm der Kuckuck verborgen sei, der die Fruchtbarkeit des Jahres gewährleiste, und daß bei vollständigem Verbrennen die Ernte geschädigt würde. Das letzte Stück wurde im Kornspeicher aufbewahrt. Mit ihm entzündete man zum nächsten Julfest den neuen Stamm. Der Sippenälteste hatte die Aufgabe den neuen Julblock zu entzünden und ihn zum Herd zu tragen. Mit dem Verschwinden des offenen Herdfeuers geriet der Julblock langsam in Vergessenheit. Der Julbock wurde manchmal auch im Julfeuer verbrannt.
Zur Zeit der Besiedlung Islands wurde noch der Juleber durch das Haus getrieben und symbolisch für Gullinborsti geopfert, Freyrs Reiteber mit den güldenen Borsten. Dieser Eber stellt die Fruchtbarkeit und das Sonnenlicht dar. Nach dem Eberopfer (heute evtl. ein einfaches Schweinefleischgericht) nennt man auch die Sonnenwende Sonarblod und der Juleber ist der Sonargöttr (Leiteber). Mit dessen Borsten wurde orakelt, ein Überbleibsel davon ist heute das Glücksschwein aus Marzipan, mit dem man sich alles Gute wünscht.
In Schweden und Dänemark hat der Brauch dergestalt überlebt, daß aus dem Korn der letzten Ernte im Winter ein schweineförmiges Brot gebacken wird, das ebenfalls Juleber genannt wird, die ganze Julzeit über auf dem Tisch steht und dann im Frühling von dem Pflüger und seinem Vieh gegessen wird. Er soll die Kraft des Korns wieder auf die Aussaat übertragen, ebenfalls eine Form des Wiedergeburtsmythos.
Das Orakel spiegelt sich jedoch weiterhin in den heutigen Silvesterbräuchen (zum Beispiel Bleigießen). Auf den Juleber oder den Schwurring wurden nun Schwüre abgelegt, heute die guten Vorsätze für das neue Jahr. Danach wurde als Besiegelung der Bragibecher (Bragi ist der Sänger- und Dichtergott) mit Julbier oder Met getrunken. Damals wie heute schaffen erzählte Geschichten und gemeinsames Musizieren eine Atmosphäre der Geborgenheit und der Zusammengehörigkeit.
Weil Jul das Familienfest ist, bei dem auch die Ahnen dabei sind, derer man dabei gedenkt und die in der Überlieferung als Wilde Jagd mit Odin durch die Rauhnächte reiten, gehört Jul zu den wichtigsten germanischen Festen. Zu diesem Zeitpunkt mußte alle Arbeit für dieses Jahr getan sein. Anschließend wurde 12 Nächte durchgefeiert, wobei jede Nacht für einen Monat stand.
Es war ein Fest der Einheit von Sonne und Erde, der Einheit von Mensch und Natur, ein Fest der Versöhnung der Menschen untereinander. Den wilden Tieren in Feld und Wald wurde Futter gebracht. Streitereien und Kämpfe wurden ausgesetzt - eine Verhaltensweise, die Julfrieden genannt wurde.
Der Ablauf war von der Nordseeküsten bis in den Alpenraum hinein im wesentlichen gleich. Den Kern der Feierlichkeiten bildete das Abbrennen von Sonnwendfeuern durch die Sippen- und Dorfgemeinschaften, ein Brauch, der sich mancherorts noch bis in unsere Zeit erhalten hat. Allerdings ist vielen der heutigen Teilnehmer der eigentliche Sinn dieser Handlung verlorengegangen, welcher darin bestand, daß das Feuer für die Menschen in dem rauhen nördlichen Klima damals ein wesensgleicher Abkömmling der Sonne war. Es leuchtete und wärmte wie der goldene Himmelswagen.
Darum war den Germanen das Feuer mitsamt der Herdstatt, auf der es gehütet wurde, heilig. Am Herdfeuer, sozusagen in Gegenwart der göttlichen Urkraft, ruhte jeder Streit. Das Gemeinschaftsleben spielte sich in einem großen Haus ab, ohne Trennwände, somit also eine verschworene Sippe. Das Feuer zu hüten und dauernd zu unterhalten, war ein Vorrecht und eine kultische Pflicht der Sippenältesten.
Der Sippenälteste bewachte das ganze Jahr das Herdfeuer, da es niemals ausgehen durfte. Doch zu Jul wurde es gelöscht, die alte Asche wird auf die Felder gestreut und den Tieren unter das Futter gemischt, als Schutz vor Seuchen und Krankheit. Und zur Wende wurde das neue Licht geboren und der neue Julbock entzündet. Das Abbrennen des Sonnwendfeuers war mit gemeinschaftlichen Gesang und Tanz eng verbunden.
Kelten: Auch bei den Kelten war Jul in Form von Alban Arthuan ein Fest der Wiedergeburt, auch die der Sonne. Bei den Kelten gab es den Brauch, daß die Frauen zu Jul in riesige Gräber hineingingen und auf den ersten Sonnenstrahl warteten. Durch den Bau der Gräber konnte der Sonnenstrahl direkt ins Innere gelangen. Damit hatte symbolisch das Licht die Dunkelheit beseitigt und das Leben den Tod besiegt.
Während der Zeit der Wintersonnenwende (kelt.: Heulsaf Y Gaeaf) sammelten die Druiden am 6. Tag des Mondzyklus in den Wäldern die heilige Mistelpflanze. Die Kraft der Mistel wurde mit dem Vollmond in Verbindung gebracht, der nun nach den kurzen Wintertagen die langen kalten Nächte regiert. Bei den Kelten bestimmte der Gott Cernussos dieses Fest, zu dem Weißwein und Kuchen gereicht wurden und man sich unter dem Mistelzweig küßte. Von diesem Ritus ist heutzutage noch der Brauch übriggeblieben, sich zu Weihnachten unter einem Mistelzweig zu küssen.
Christen: Bereits im frühen Mittelalter wurde heidnische Julfest mit allen Einzelheiten in das heutige Weihnachtsfest integriert. Die Christen haben den Gedanken der Geburt des Sonnengottes zu Jul beibehalten und haben aus diesem Fest ihr Weihnachten gemacht, den Tag, an dem ihr "Sonnengott" Jesus Christus geboren wird.
Das ist um so beachtlicher, als die Kirche zunächst gar nicht daran dachte, die Geburt ihres Heilands zu feiern, sondern seine Taufe im Jordan, die Johannes vollzog, als seine eigentliche Geburt als Messias, als seine Berufung und Erscheinung hervorhob. Dieses Ereignis wurde schon Ende des 3. Jahrhunderts in Ägypten und Kleinasien festlich begangen, und zwar am 6. Januar. Auch in Rom feierte man die "Geburt" Christi bis zum Jahre 353 am 6. Januar in diesem geistig übertragenen Sinn.
Noch im dritten Jahrhundert war die "Feier der Geburt Christi" als heidnische Unsitte bekämpft worden, nachdem sie vorübergehend im März, April und November abgehalten wurde. Das Christentum besaß als späte Religionsform ursprünglich keine Feste, und bei einer ins Jenseits gerichteten Einstellung sah es auch keinen Grund, eine irdische Geburt zu feiern.
Allerdings waren bodenständige Volksanschauungen und heidnische Bräuche nicht auszurotten. Der mit dem Christentum konkurrierende Mithraskult hatte sich im Volk verbreitet, und seit dem dritten Jahrhundert feierte man in Rom nach dem alten julianischen Kalender den 25. Dezember, den der römische Kaiser Aurelianus mit seiner persönlicher Affinität zur Sonne als Geburtstag der Sonne festlegte, als "Sol invictus" (unbesiegter Sol), der als Gegner des stiertötenden Mithras galt. Wahrscheinlich ließ er sich dabei von dem griechischen Sonnenfest der Helia und den Ägyptern inspirieren, bei denen der 24. Dezember als Wiedergeburtstag des Gottes Osiris galt. Damals rangen das Christentum und der Mithraskult noch um die Vorherrschaft bei den Römern.
So sah sich das Christentum dann doch genötigt, sich Feste zu schaffen und sich an den Mithraskult anzugleichen, wobei ihnen gemeinsame Züge beider Religionen entgegenkamen, wie die Geburtslegende, die Verehrung durch die Hirten, die Lehre von der Auferstehung des Fleisches. Als geschickte Angleichung an den Mithraskult definierten die Christen im Jahre 354 n.Z. den Geburtstag Jesu Christi auf den 25. Dezember und rissen somit diesen Festtermin an sich, indem sie die Geburt ihres Erlösers völlig willkürlich auf diesen Termin verlegten. Wie historisch belegt, wäre Jesus Christus, sofern es ihn denn gegeben hat, jedoch nicht im Winter, sondern an einem Tag im Frühling geboren worden.
Dennoch war es schwer, sich vom Mithraskult abzugrenzen, und wenige Jahre später mußte der Kirchenvater Augustinus erklären: "Wir feiern den 25. Dezember nicht wegen der Geburt der Sonne, wie die Ungläubigen, sondern wegen der Geburt dessen, der die Sonne erschaffen hat."
Natürlich kam es den Christen noch später sehr gelegen, daß dieses Fest in die Zeit der heidnisch-germanischen Mittwinterfeste fiel, welche sie ebenfalls für sich assimilierten. Unter dem Druck der christlichen Eiferer, die sich im Gefolge Karls des Großen die Macht anmaßten, mußte jeder bei der Taufe den Glauben an die Weihenächte abschwören.
Nur drei Tage vor dem Weihnachtsfest des Jahres 1993 gab Papst Johannes Paul II. zu, daß das Fest nicht biblisch begründet ist. Was den 25. Dezember betrifft, räumte der Papst ein: "In heidnischer Vorzeit wurde an jenem Tag, dem Tag Wintersonnenwende, der Geburtstag der 'unbesiegbaren Sonne' gefeiert. Den Christen erschien es logisch und naheliegend, dieses Fest durch die Feier zu Ehren der einzigen und wahren Sonne, Jesus Christus, zu ersetzen."
Die Kirche hat den germanischen Brauch des Herdfeuers in den Brauch des "ewigen Lichts" übernommen. Viele Lieder, die zur Sonnwende beziehungsweise Weihnachten gesungen werden, gehen auch heute noch auf uralte vorchristliche Sitten und Bräuche des Mittwinterfestes zurück. Trotz der jahrhundertelangen christlichen Durchmischung und Überprägung lassen sich somit auch noch heute sehr gut die eigentlichen Wurzeln des Brauchtums zur Wintersonnenwende erkennen. Ein neuer Tag begann bei den Germanen am Abend, und so wird auch heute noch das Weihnachtsfest mit dem "heiligen Abend" begonnen.
historisch: Das Julfest ist auf das skandinavische Wintersonnenwendfest zurückzuführen. Im Jahre 1643 verbot das englische Parlament Weihnachten wegen des heidnischen Hintergrundes, doch später wurde es wiedereingesetzt. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung ist der Weihnachtsbaum in Form der im Haus aufgestellten Tanne, der allgemein oft mit heidnischen Bräuchen zur Weihnachtszeit verknüpft wird, eine Erfindung des beginnenden Bürgertums im späten 18. Jahrhundert und breitete sich vom Elsaß her aus.
Brauchtum: Versetzt man sich in frühe Zeiten zurück, so kann man sich leicht vorstellen, daß Jul aufgrund der jahreszeitlich bedingten, lebensfeindlichen Wetterverhältnisse zuhause im engsten Kreis der Familie und der Bediensteten des Hofes gefeiert wurde. Gemeinsam rückte man nahe an das wärmende Feuer und ging nach Möglichkeit während der zwölf Rauhnächte nicht in die unwirtliche Umgebung hinaus. Die Bedeutung des Festessens dürfte in einer Zeit häufiger Hungersnöte höher als im heutigen Überfluß gewesen sein. Damals wie heute erquicken in dieser dunklen Jahreszeit Kerzen Geist und Seele.
Als Wendepunkt des Jahres ist es das Fest, an dem alles Licht endet und neu beginnt. Daher werden bei der Julfeier als Symbol der Wiedergeburt der Sonne alle Feuer und Lichter gelöscht und neu entzündet. Licht und Wärme, die nun kommen werden, feiert man durch ein Feuer oder durch viel Kerzenlicht. Das Feuer des Julfestes, ist als Ausdruck der Sonne, der zentrale Punkt und zeigt die kosmische Entstehung auf. Haus und Hof wurden mit Räucherwerk gereinigt und mit immergrünen Zweigen, Misteln, roten Beeren der Stechpalme und vielleicht mit einem Lichterbaum dekoriert.
In der alten Tradition wurden ein Strohrad angefertigt und kleine Schiffchen gebastelt, auf denen Kerzen befestigt wurden. In der Nacht der Wintersonnenwende versammelte sich das ganze Dorf an einem Feuer, zündete das Strohrad an und rollte es den Berg herunter, damit alle Welt sehen konnte, daß sie die Dunkelheit überstanden haben und das Licht gesiegt hat. Anschließend wurden die Kerzenschiffchen angezündet und im Bach ausgesetzt als Gruß an alle anderen Lebewesen, denen diese Schiffchen auf ihrem Weg begegneten.
Man glaubte, daß alle Pflanzen und auch die Bäume eine Seele haben, die nun in der dunklen Zeit besonders tief schlief. Um ihnen nun auch mitzuteilen, daß das Licht neu geboren wurde, ging man hinaus und klopfte ganz sanft an die Stämme der Bäume, befreite sie von Eis und Schnee und brachte ihnen Segenssprüche, um den Schutz gegen das rauhe Wetter zu verstärken. Dann wurden kleine Säckchen mit Gebäck, Salz und Brot an die Bäume gehängt, um die Baumgeister zu erfreuen, ihnen die Verbundenheit zu bekunden und gleichzeitig um eine gute Ernte im nächsten Jahr zu bitten.
Ebenfalls wurde ein Julbaum mit Sternen, aus dem Stroh der letzten Ernte gefertigt, geschmückt, als Erinnerung an die Unsterblichkeit der Natur und als Bitte für eine gute Feldernte im nächsten Jahr. Dies geschah allerdings draußen, der Baum wurde nicht etwa gefällt und ins Haus geschleppt. Immergrüne Pflanzen wie die Nadelbäume, die Mistel oder der die Stechpalme wurden in der dunklen Jahreszeit zum Hoffnungsträger als Zeichen, daß nicht alles in der Natur stirbt, sondern daß es Pflanzen gab, die stark genug waren, ihre Farbenpracht auch über die dunkle Zeit hinaus zu tragen.
Lichterbäume, Efeu, Kiefernzweige und Stechpalmen versinnbildlichen mit ihrem Grün, das wiederkehrende Leben mit jedem neuen Zyklus. Das Grün in den Häusern erinnert an das Überleben der Natur unter der Schneedecke des Winters. Es symbolisiert den Keim des neuen Anfangs. Wenn man unter einem Mistelzweig stand, durfte man sich küssen. Es galt der Glaube, daß ein Mann, der eine Frau unter einem Mistelzweig küßt, diese Frau im nächsten Frühjahr zu seiner Braut machen würde.
Inmitten der kahlen Jahreszeit hoffte man mit all dem Grün, daß der Frühling bald wieder Einkehr hält. Nun wußte man, daß die kalte, nahrungsarme Zeit bald zu Ende gehen würde, und in Vorfreude auf die Fülle des Sommers holte man das Beste der gelagerten Vorräte aus dem Schrank. Rundtänze wurden aufgeführt, Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Es war eine Zeit der Geschenke, der Feierlichkeiten und der Freude. Die Sonne war zurückgekehrt, das Leben konnte weitergehen.
Der Bezug zu den Ahnen macht Jul zum bedeutendsten Familienfest, das mit einem Festmahl gefeiert wird, bei dem auch die Ahnen symbolisch mit am Tisch sitzen. Dies verdeutlicht man am besten durch den nordischen Brauch des jóladrekka (Jultrinkgelage) mit Trinksprüchen auf die Ahnen. Traditionell gehört dazu das jólaöl (Julbier) ursprünglich Ale, im vom Lagerbier beherrschten Mitteleuropa meist Bockbier, oder Met.
Statt eines Julfeuers oder Julbocks wurden ab dem späten 18. Jahrhundert die Kerzen des Julbaumes entzündet, der dann tatsächlich im Haus aufgestellt wurde. Das Fällen und Schmücken des Weihnachtsbaumes leitet sich noch vom Julbock ab. Als moderner Heide kann man sich dieses Brauchtum aneignen und den Baum mit roten Kugeln oder Äpfeln als Sinnbild für das Leben und mit goldenen Kugeln als Sinnbild für das neugeborene Licht schmücken. Ein Stern in der Spitze des Baumes erinnert an die Sonne, die Kerzen an die Bedeutung des Lichtes für die Natur. Schöner ist es natürlich, kein Baumleben zu opfern und statt dessen, so wie ganz früher, einen lebenden Baum draußen zu schmücken.
Der Lichterbaum ist der immergrüne Weltbaum Yggdrassil, der nun erstrahlt. Er ist die harmonische Vereinigung von lebendigem Grün und Licht, die Verbindung des Grüns der Vegetation mit dem hellen Glanz des Sonnenlichts. Der Baum ragt zum Himmel, nach oben, zum Licht, zur Sonne. Seine Wurzeln sind im Erdreich, in der Tiefe, im Finstern verankert. Beides gehört wesentlich zum Baum dazu. Das sinnlich Wahrnehmbare des Baumes ist nur ein Teil, die Wurzeln müssen verborgen sein, soll der Baum nicht verdorren. Diese ökologischen Zusammenhänge schwingen in der Sitte des Julbaumes mit. Der Julbaum ist durch bronzezeitliche Felszeichnungen von Tannen oder Fichten bei Sonnenfesten belegt.
Der Weihnachtsbaum ist selbst heute in seiner geläufigen Gestalt nicht überall üblich. Im Mölltal (Kärnten) steht der Baum nicht in der Stube, aber zu beiden Seiten des Haustores steht ein Fichtenbaum, dessen bändergeschmückter Wipfel bis über den First reicht. Sehr oft stellt der Kärntner Bauer ein einfaches, ungeschmücktes Fichtenbäumchen in die Ecke des Gehöftes oder zwischen Wohnhaus und Stall, vielfach auch auf den Brunnen oder auf den Düngerhaufen, dem der Baum nach der Volksanschauung besondere Kraft verleiht.
An der gleichen Stelle stand der Baum einst auch im skandinavischen Norden, denn dort errichtete man zu Weihnachten die "Julrönn". Ein Ebereschenzweig wurde mit seinen gabeligen Enden zusammengebunden und in diesem Kreisrund geschmückt. Wie in Kärnten die "Weihnachtsachsen" zu beiden Seiten des Tores stehen, so bringt der schwedische Bauer links und rechts vom Gartentor auf einer hohen Stange Tannenwipfel an, auf die Garben für die Vögel gebunden werden. Die einstige schwedische Sitte, zwei Tannenbäume vor dem Hauseingang zu kreuzen, ist schon durch skandinavische Runenkalender bezeugt, die damit den Beginn der Weihnachtszeit anzeigen.
Aber auch die Kärntner Sitte, den Brunnen in den Rauhnächten mit einem Baum zu schmücken, kehrt in anderen Landschaften wieder. Im Elsaß richten die Mädchen am Neujahrstag am Brunnen eine Tanne auf und schmücken sie mit Eiern und Bändern. Am Abend wird der Schnee weggekehrt, und die Jugend tanzt unter Gesang um den Baum. Auch hier wird also das Sinnbild des neuen Lebens mit einem besonderen Tanze umkreist. Ebenso tanzt man im Mai und zur Sonnwende um den geschmückten Brunnen, der manches Mal auch mit Lichtern geziert wird.
Im Gegensatz zu den anderen Festen des Jahres, wo Festbaum und Blüten im Freien stehen, bringt man sie zu Weihnachten meistens in die Stube. In Schweden wurde früher einfach eine Eberesche ohne jeglichen Schmuck ins Haus gestellt. In Thüringen brachte man schon am 30. November Zweige dieses Baumes in die Stube, die dann am Weihnachtsabend geschmückt wurden. Von den Laubbäumen wurde die Eberesche wohl wegen der roten Früchte zum winterlichen Festbaum. Meist wählt man dafür immergrüne Bäume und Sträucher, so in Salzburg Eiben- und Wacholderzweige für die Perchtelboschen (Perchtenbüschel).
An die Stelle des immergrünen Zweiges, der häufig mit Früchten geschmückt wird, tritt oft der blühende Zweig. Zweige eines Obstbaumes werden gepflückt und bis Weihnachten in Wasser oder feuchten Sand gestellt. Am häufigsten wählt man Kirschen- und Weichselzweige, zuweilen aber auch Linde und Flieder, die dann geschmückt werden.
Bis ins neunzehnte Jahrhundert war es üblich, selbst einen großen Baum ins Zimmer zu pflanzen, damit er zu Weihnachten grüne und blühe. In die Zweige wurden überdies Kerzen gesteckt. Zu diesen vielfältigen Formen gesellen sich noch künstliche Bäume aus Zweigen, Stämmen und Früchten, aufgebaut wie das ostfriesische Weihnachtsgestell, die Weihnachtspyramide und der Klausenbaum.
spirituell: Man feiert Jul als freudiges, aber besinnliches Fest. Wie Weihnachten auch ist Jul unter anderem ein Fest der Versöhnung, des Friedens und der Freude. Jul ist ein guter Zeitpunkt, um planerisch in die Zukunft zu schauen. Manchmal versucht man auch vorauszusagen, was der Frühling bringen wird, und es werden Traditionen aufrechterhalten.
Es ist ratsam, sich der kommerziellen Hektik des Weihnachtsfestes zu entziehen und nach den Wurzeln der alten Bräuche zu suchen. Was einem davon gefällt, kann man in seine Variante des Festes einflechten. Man sollte sich über seine Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte für das neue Jahr klar werden. Es ist natürlich auch nichts gegen Geschenke einzuwenden - solange diese einen Sinn und Nutzen haben.
magisch: In Ritualen ehrt man die Erde beziehungsweise Natur als Mutter und heißt ihren neugeborenen Sohn, die Sonne, willkommen. Es ist eine gute Zeit, um das Haus durch ein reinigendes Räucherungsritual von allen negativen Einflüssen zu befreien. Traditionell werden alle Lichter gelöscht, damit man die Dunkelheit noch einmal richtig spürt, und dann feierlich neu entzündet.
Wer mag (und genügend geschickt ist), kann das Feuer auch kultisch entzünden, indem er einen Hartholzstab (Eiche) im Loch eines Weichholzscheites (Ulme) schnell dreht. Dazu kann man einen Bogen zu Hilfe nehmen. Der Stab steht dabei für das männlich-aktiv-phallische, die Öffnung für das weiblich-passiv-empfangende Prinzip, welches den Zeugungsakt versinnbildlicht, aus dem das Licht wiedergeboren wird. Die entstehende Glut wird mit Zunder und vorsichtigem Anblasen zum Entzünden gebracht. Hiermit wird das eigentliche Feuer, das sogenannte Notfeuer, in Brand gesetzt. Die Flammen werden mit Jubel begrüßt und damit ist die Kraft der Sonne auf die Erde geholt. Von diesem Feuer zündet man Kerzen, Fackeln etc. an, die man mit nach Hause nimmt und damit dort symbolisch das Herdfeuer anzündet.
Ein weiteres schönes Jul-Ritual besteht darin, sich am Morgen des 22. Dezembers zum Zeitpunkt des Aufgangs der neu geborenen Sonne Kraft für ein neues Projekt zu wünschen, das im Laufe des Jahres mit der zunehmenden Sonnenkraft wachsen soll.
Es war einmal vor langer Zeit, da lebte eine wunderschöne junge Frau auf einer blauen und grünen Insel. Sie hatte viele Freunde auf dieser Insel, die Feen, Bäume, Blumen, Hasen, Rehe und Vögel - aber sie war die einzige Person die dort lebte. Sie wollte gerne ihre Freunde und ihr Wissen mit anderen teilen, die so waren wie sie selbst und so fing sie an, Töchter zu gebären. Jeden Monat, wenn der Mond sich versteckte und nicht zu sehen war, brachte sie eine Tochter zur Welt. Die ersten sechs Monate Töchter mit dunkler Haut und dunklen Augen, die anderen Monate brachte sie Töchter mit heller Haut zur Welt. Jedoch im siebten Monat eines jeden Jahres schenkte die erste Mutter einem magischen, heiligen Eichenbaum das Leben.
So vergingen viele Jahre, viele Töchter wurden geboren und auch eine stattliche Anzahl von Eichenbäumen wuchs zu stattlichen Bäumen heran. Die Töchter spielten miteinander oder mit den Tieren, sie kletterten auf die Äste der Eichen und pflückten Blumen mit den Feen. Eines Tages brachte die erstgeborene Tochter der ersten Mutter selbst eine Tochter zur Welt. Die erste Mutter war sehr stolz und ihre Freude war groß. Ihr bester Freund, eine sehr alte weise und heilige Eiche, gab ihr eine silberne Krone als Geschenk und sagt ihr, dass sie nun eine Großmutter, die Große Mutter, wäre. Bald darauf wurden auch die anderen Töchter Mütter, gebaren ebenfalls Töchter und die Insel wurde ein noch glücklicherer Platz - bewohnt von Neugeborenen, kleinen Mädchen und Müttern, die alle zusammen mit den Tieren, den Bäumen, den Pflanzen und den Feen in Einklang lebten.
In einer Winternacht jedoch, als der Mond sich wieder einmal versteckte, geschah etwas völlig Unerwartetes. Es war jene besonders dunkle und kalte Nacht, die längste Winternacht des Jahres, in der sich die Töchter mit ihren Kindern und all die Tiere ganz eng aneinander drängten, um es warm und kuschelig zu haben. In eben dieser Nacht brachte eine der Töchter ein Kind zur Welt, das anders war als alle Neugeborenen, die man auf der Insel je gesehen hatte. Es war keine Tochter, es war auch kein Eichenbaum - sondern es war ein kleiner Junge. Nachdem sich das Erstaunen und die Aufregung über das neugeborene Kind gelegt hatte, merkten die Töchter und die Tiere, das es dem kleinen Jungen gar nicht gut ging. Er war nicht so stark wie die anderen Kinder, die gewöhnlich auf der Insel zur Welt kamen. Alle begannen sich zu sorgen und versuchten zu helfen, um ihn zu wärmen. Die Tiere mit dem weichsten und kuscheligsten Fell rückten ganz nahe an die Mutter und den kleinen Jungen heran, die Feen stäubten Zauberstaub auf ihn und die kleinen Mädchen sangen wundervolle Lieder und tanzten durch den Raum. Aber der kleine Junge konnte nicht warm genug werden und schon bald fehlte ihm sogar die Kraft, zu weinen oder die heilende Milch seiner Mutter zu trinken.
Die Große Mutter war voller Sorge und hatte schreckliche Angst um den kleinen Enkelsohn. Sie versuchte ihre Tränen vor ihren Töchtern zu verbergen und lief deshalb hinaus in den Wald. Der Schnee lag sehr tief glitzerte weiß. Sie versuchte zu laufen, aber der Schnee lag allzu tief und sie kam nicht vorwärts. Da kam ihre Freundin, die große mächtige und kluge Eule, ergriff sie und trug sie empor über die mit Schnee beladenen Bäume, tief in den magischen Wald hinein - dorthin, wo die heilige Eiche, ihr ältester und weisester Freund, lebte - ihn wollte die Große Mutter um Rat fragen.
Doch als die Eule die Lichtung erreichte, wo die heilige erste Eiche lebte, stockte der Großen Mutter der Atem. Dort lag kein Schnee auf dem Boden und in der Mitte der schneefreien kreisrunden Fläche lag ihr Freund, die heilige Eiche. Der einst so mächtige Baum war zu Boden gefallen und zu einen großen Haufen von Ästen und Holzscheiten zerbrochen. Sie rannte herbei und kniete neben den zerbrochenen Baum nieder und ihre Tränen, die über ihre Wangen kullerten, wurden zu Eistropfen.
Noch während sie versuchte zu verstehen, was mit ihrem lieben Freund geschehen war, kam ein weißer Wolf in den Kreis und ließ sich neben ihr nieder. Zuerst küsste der Wolf ihre Tränen weg und flüsterte dann der Großen Mutter ein Geheimnis ins Ohr. Die Große Mutter begriff die weisen Worte des Wolfes und mit seiner Hilfe sowie Unterstützung der Eule sammelte sie rasch einige der Äste von ihrem Freund der Eiche und gemeinsam kehrten sie damit zu den Töchtern und dem kleinen Jungen zurück.
Mit den Geschenken der Eiche und dem geheimen Wissen des Wolfes entfachte die Große Mutter das allererste Feuer, das man auf der Insel jemals gesehen hatte.
Die Feen waren zunächst erschrocken, hatten sie doch noch niemals etwas ohne Flügel so tanzen gesehen. Die Tiere lachten, denn außer bei den Frühlingsblumen hatten sie niemals zuvor so helle Farben gesehen. Die Töchter wussten nicht ob sie lachen oder weinen sollten, denn sie hatten niemals mitten im Winter etwas so Warmes gefühlt, das sie an den warmen Sand an einem Sommertag am Strand erinnerte.
Die Große Mutter brachte den kleinen Jungen nahe ans Feuer heran - näher als jeden der anderen. Nach einer Weile öffnete er seine Augen, erst nur ein kleines bisschen und bewegte etwas die Finger doch dann lächelte er und bewegte auch seine Zehen. Als ihm warm genug war kuschelte er mit seiner Mutter, trank Milch und bald waren sich alle sicher, dass es dem kleinen Jungen nun schon viel besser ginge. Die Töchter, die Feen, die Tiere - sie alle freuten sich und waren glücklich, so dass sie fröhlich um das Feuer herum tanzten, ihre Lieblingslieder sangen und kleine Geschenke für das Feuer herbeibrachten, um ihm für seine Hilfe zu danken.
Der kleine Junge wuchs zu einem starken, kräftigen Mann heran und das verdankte er dem Geschenk, dass die erste Eiche so selbstlos für ihn gegeben hatte. Er hatte viele Söhne und lehrte sie alle, zur Zeit des siebten Dunkelmondes Eicheln in den Boden zu legen, damit immer viele Eichen auf der Insel wachsen sollten.
Jeden Winter aber, in der längsten, kältesten und dunkelsten Nacht des Jahres, entzündeten die Menschen, die auf der blauen und grünen Insel lebten, ein ganz besonderes Feuer.
Sie fällten einen sorgsam ausgesuchten Baum, den sie mit glänzenden Verzierungen und glitzerndem Feenstaub ehrten. Dann nahmen sie nur einen ganz besonderen Ast, sagen ihr Lieblingslieder und schmückten diesen ganz besonders schön. In einer feierlichen Zeremonie schenkten sie diesen Ast dann dem Feuer als ein besonderes Geschenk.
Sodann saßen alle in einem Kreis um das Feuer, erfreuten sich an seinem flackernden Licht und seiner Wärme und den Kindern wurde die Geschichte von dem Geschenk der ersten Eiche erzählt und das Geheimnis, das der weiße Wolf einst der Großen Mutter verriet, wurde allen weitergegeben …
Seitdem werden in der längsten Nacht des Jahres Kerzen angezündet oder ein Feuer entfacht und erinnern an die Geschichte von der Eiche, der Großen Mutter und dem weißen Wolf, der ihr das Geheimnis verriet: "Egal wie kalt und dunkel es auch sein mag, die Sonne wird immer wiedergeboren werden und uns wieder Licht und Wärme bringen." ...sich erinnern heißt nicht Asche streuen, sondern das Feuer weitergeben..