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 Krafttiere
Linoma Offline




Beiträge: 1.500

08.01.2012 17:30
RE: Der Bär Antworten

Bär und Jahreskreis



In unser Leben

In aller Munde und Medien ist der "BÄR". Auch wir beschäftigen uns mit ihm. Drängt sich ja irgendwie auf. Immerhin ist er fast an uns vorbeigekommen. Wir befinden uns ja in Füssen, und das ist ganz in der Nähe, wo der Bär die deutsche Grenze überschritten hat. Hier kommt also ein Bär in unser Leben, fast zum Berühren nah, ja so nah, dass er unsere Seele schon intensiv berührt hat. Und die Frage steigt aus den Tiefen unserer Seele auf: "Was bedeutet das?" Lassen wir die Frage zu, halten wir die Frage aus, schieben wir sie nicht einfach weg, nur weil es heute nicht mehr modern ist, solche Fragen zu stellen.

Die Deutschen

In alten Zeiten hätte so etwas als Omen oder Zeichen gegolten. Man hätte den Ältestenrat einberufen oder der Schamane hätte sich zurückgezogen, um dieses Zeichen oder diesen Boten zu deuten. Was machen wir heutigen Menschen? Wir geben ihn zum Abschuß freil!!! Ist doch interessant, wie wir mit solchen Dingen umgehen und was das für Rückschlüsse auf uns zuläßt. So gehen wir ja auch mit uns und unseren Botschaften um, die die Seele versucht sichtbar zu machen. Auch die werden ganz schnell zum Abschuß freigegeben, verboten und nicht zugelassen. Und immer mit der gleichen Begründung, sie könnten ja gefährlich sein. Ist auch interessant, daß das wieder zuerst in Deutschland auftritt, wo der Bär ja schon durch Italien, Schweiz und Österreich gewandert ist. Das muß ja wohl ein tiefsitzendes Problem von "uns" Deutschen sein.

Nicht von ungefähr

Aber ich wollte jetzt einfach mal ein bißchen von der mythischen, tieferen Bedeutung der Bären schreiben, weil wir einfach davon ausgehen, daß es nicht von ungefähr ist, daß in Deutschland nach 170 Jahren wieder ein Bär auftaucht. Oder zumindest, um das Beschäftigungsbild ein bißchen abzurunden.

Bärenkult

Der Bärenkult ist ja schon uralt. Die ältesten Kultfunde befinden sich in der Drachenhöhle und im Wildenmannlisloch in der Schweiz und belaufen sich auf 70.000 - 100.000 Jahre. Und zwar gibt es dort Funde von über 1000 Bären, die kultisch aufbewahrt wurden. Das besondere sind angefertigte Steinkästen, die 70.000 Jahre alt sind, in denen ganz bestimmte Knochen und Bärenschädel in Richtung des Ausgangs angeordnet sind. Die ersten nachweislichen kunstfertigen Funde. Und der auffälligst und bemerkenswerteste Fund ist eine kleine Muttergöttinfigur, geschnitzt aus dem Unterkieferknochen eines Höhlenbären. Sie ist die älteste bekannte Darstellung der Muttergöttin - über 70.000 Jahre alt.



Diese Bilder entstanden beide im Lechtal.


Gebärmutter

Im Weltbild der alten Völker galt jede Höhle als eine Gebärmutter oder der Schoß der Muttergöttin. Im Innern der Erde, in ihrem Schoß hütet die All-Ge-Bär-erin die unzähligen Tier- und Menschenseelen. Niemand betrat diese Höhlen einfach so, außer er wohnte selbst darin. Aber man beobachtete, daß der Bär im Winter in diese Höhlen verschwand und im Frühjahr mit jungen Bären wieder daraus hervorkroch. Daher sah man in diesen Bären den Gesandten der Muttergöttin. Oder man glaubte, daß diese Erdgöttin selbst in Gestalt des Bären wandeln konnte. Daß die Bärin die Göttin war.

Bären und Gebären

Ein Tier, das ohne Probleme im Schoß der Göttin ein und auszugehen vermag, wie ein Penis in einer Scheide, ist sicherlich auch ein Hüter der Fruchtbarkeit und der Geburt - sozusagen ein Öffner der Lebenstore (wie Storl schreibt). Und daher war die Bärenschamanin immer auch Geburtshelferin. Bekannt ist noch die Artemis der Griechen, die Beschützerin der in den Wehen liegenden Frauen. Und ethymologisch betrachtet weisen die Worte auch darauf hin: ge-Bär-en, Ge-Bär-Mutter, im Englischen "to bear a child" gebären und "bear" für Bär. Da sieht man deutlich die Zusammenhänge. Auch bei den alten Runen gibt es diese Bärenrune. Es ist die BAR-Rune, die sowohl für Geburt und Gebären und geborgen steht als auch für die Totenbahre. Leben und Tod aus dem Schoß der Mutter Erde verknüpft mit der alten Bärengöttin.

Der Bär und der Jahreskreis

Der Bär bewegt sich wie kaum ein anderes Lebewesen noch vollständig im Zyklus des Jahreskreises: Zu Lichtmeß streckt er zum ersten Mal wieder seine Nase aus der Höhle und schaut wie die Sonne steht. Scheint sie ihm auf die Nase, verschwindet er wieder und kommt dann 40 Tage später zur Zeit der Frühjahrstagundnachtgleiche entgültig raus aus seiner Höhle. Zu Beltane oder Walpurgis, am 1. Mai, wird im Jahreskreis die Hochzeit vom jungem Sonnenkönig und der strahlenden Erdbraut gefeiert. Und auch Bär und Bärin verlieben sich im Mai. Diese Bärenhochzeit dauert bis zur Sommersonnwende, bei den Christen Johanni genannt. Dann ist die Bärin schwanger. Vierzig Tage später zu Lugnasad, zu Beginn des Feuermonats August, taucht der Bär wieder auf. Diesmal als letzte Garbe beim Kornschnitt, als Kornbär oder mächtiger Fruchtbarkeitsdämon. Die Göttin tritt jetzt als Kornmutter auf. Sie ist keine scheue Jungfrau mehr, sondern eine reife Frau, eine Matrone mit einem Füllhorn an reifen Gaben. Die Kirche feiert in dieser Zeit Maria Himmelfahrt. In dieser Zeit haben die Pflanzen auch ihre stärkste Heilkraft, sozusagen Bärenkräfte. Mit Samhain, Allerheiligen, beginnt die dunkle Jahreshälfte und der Bär wird ganz müde und zieht sich in seine Höhle zurück zum Winterschlaf. Zur Wintersonnwende, um die Weihnachtszeit bringen die Bären dann ihre Jungen zu Welt, so groß wie neugeborene Hundewelpen, ganz nackt und noch blind. Die "Nacht der Mütter" nannten die Kelten und Germanen diese heilige Weihnachtszeit, wo tief in der Erde das neue Lebenslicht geboren wurde. Bei uns Christen ist es das Christkind, das geboren wird. Die alten Europäer hatten also das Gefühl, daß das Leben des Bären synchron mit dem heiligen Jahreszyklus verläuft.




Schatzkammer

Was auch noch zu sagen wäre ist, daß der Bär immer ein Symbol oder Repräsentant für unermäßlichen Reichtum ist. Er ist der Hüter der Schätze, Edelsteine und Gold. Da ihm das Erdinnere nicht verschlossen ist, hat er Zugang zu allen Reichtümern der Erde. Im Allgäu, wo er ja jetzt wieder aufgetaucht ist, gibt es die Sage vom Heiligen Magnus, dem der Bär die unterirdischen Silber- und Erzadern gezeigt hat. Auch die Stadt Bern kennt eine solche Sage, der zufolge die Schatzkammer dieser Stadt einst eine Bärenhöhle war. Die älteste Silbermünze Berns, der Batzen, zeigt auch einen Bären. Der Name Bern geht ja zurück auf diesen Bärenkult, was auch das Wappen Berns zeigt. Aber nochmal zurück zu diesem Reichtum der Bären. Sie sind fabelhaft reich. Und das bemerkenswerteste ist, daß sie sich dafür überhaupt nicht abrackern müssen. Der Reichtum fällt ihnen sozusagen in den Schoß. Er ist Teil ihres Wesens. Es gibt ja den berühmten Spruch "auf die faule Bärenhaut legen", und trotzdem geht das Gold nie aus. Er ist schließlich ein König mit jupiterhaftem Charakter, und das Glück und der Reichtum sind ihm hold.

Märchen

Ein bißchen was davon kommt auch in dem Märchen von "Schneeweißchen und Rosenrot" zum Vorschein. Es zeigt zum einen diesen unermäßlichen Reichtum als auch Verknüpfung mit dem Jahreskreis, die Verbindung mit den verschiedenen Phasen der Großen Göttin.

Am Himmel

Und zu guterletzt, die Zeichen der Bärin finden sich auch am Himmel wieder, umkreist doch Ursa major, der Große Bär, den Polarstern im Kleinen Bären. Der Polarstern war in der Kosmologie des Matriarchats das Zentrum der Milchstraße und somit identisch mit der Mutter und deren Yoni.

Sun Bear

Zum Abschluß ein Satz von Sun Bear: "Die Erde und unsere Verwandten, die Tiere und Pflanzen, sprechen ständig zu uns." Wir müssen wieder lernen, zuzuhören. Sie sind geistige Archetypen, die in uns und außerhalb von uns in der Natur leben und viele Gestalten annehmen können. Hören wir nicht mehr hin, verschließen wir unsere Sinne, werden wir krank und gerät alles aus dem Gleichgewicht. Dann wird der Bär zum Abschuß freigegeben und mit ihm all das, wofür er steht.

http://www.jahreskreis.info/files/baer.html

Die Wahrheit wiegt meistens schwer.

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