Demeter
Sie ist eine griech.-eleus. Erd- und Muttergöttin, Göttin der Fruchtbarkeit und des vegetativen Lebens, das im Frühjahr wiederkehrt, nachdem es im Herbst abgestorben war. Sie ist Kornmutter und Getreidegöttin.
Sämtliche landwirtschaftlichen Verrichtungen gehören zum Bereich der Demeter. (HESIOD, Werke und Tage, 392)
Ihr Attribut ist die Ähre und ihr heiliges Tier ist die Biene.
Die römische Welt nannte sie Ceres, weitere Namen der Demeter siehe unten.
Demeter sammelte aus allerlei Kräutern das Getreide heraus und erfand, wie es zu säen, dreschen, mahlen und zu verbacken sei und wie man aus zurückbehaltener Saat das Feld erneut bestelle. Außerdem gab sie dem Menschen Gesetze. (OVID, Metamorphosen V.341f.)
Ihr bevorzugtes Opfertier war das Ferkel, da an der Stelle, wo ihre Tochter entführt wurde (s. u.) gerade der Hirte Eubuleus seine Schweine hütete. Das Schwein gilt als besonders fruchtbares Haustier und hat durch sein Wühlen mit dem Rüssel besondere Verbindung zur Erdmutter.
Geopfert wurden der Demeter auch Kühe, z. B. in Hermione, wo man die Göttin Chtonia [„die Unterirdische”] nannte. (PAUSANIAS, Argolis, 34,5-8)
Demeter ist eine Tochter des Titanenpaares Kronos und Rheia und damit eine Schwester der Hestia, der Hera, des Hades, des Poseidon und des Zeus. (HESIOD, Theogonie, 453-457)
Ihr Vater Kronos verschluckte alle seine Kinder gleich nach ihrer Geburt, bis er von seinem jüngsten Sohn Zeus gestürzt wurde, der die Herrschaft der olympischen Gottheiten begründete, zu denen auch die Demeter gehört.
Die „vielnährende” Demeter wurde durch Zeus Mutter der „weißarmigen” Persephoneia. (Theogonie, 912-914)
Von dem Sterblichen Iasion, der ihr im „dreimal gepflügtem Feld” beischlief, wurde Demeter Mutter des Plutos. (Theogonie, 969-970) Iasion wurde deshalb von Zeus mit dem Donnerkeil erschlagen.
Auch der Bruder des Zeus, der Meergott Poseidon, fand an ihr Gefallen und vergewaltigte sie, trotzdem sie in Gestalt eines Pferdes zu fliehen versucht hatte.
Wegen dieses Verbrechens verließ Demeter die übrigen Götter und zog sich in eine Höhle zurück, wo sie eine Tochter (Despoina oder Hera) sowie das Pferd Axion gebar. Darüber verdorrte auf der Erde das Getreide und es kam zu Hungersnöten. Die Götter begannen, nach Demeter zu suchen und endlich machte sie der Pan in Arkadien ausfindig und die zu ihr gesandten Graien vermochten es, Demeter leidlich zu besänftigen.
Dann wird ihre Tochter Persephone vom Gott der Unterwelt, Hades, geraubt. Diese Entführung hatte sein Bruder Zeus gebilligt und als Persephone einmal Blumen pflückte, tat sich plötzlich die Erde auf und Hades, mit Pferd und Wagen, verschleppte sie in sein finsteres Schattenreich.
Die zutiefst getroffene Demeter begann am Tatort, dem Ätna in Sizilien, mit der Suche, wofür sie am Vulkan zwei Fackeln entzündete. Nach langer Suche teilte ihr die Nymphe Arethusa mit, daß Persephone in der Unterwelt sei. Die ihr den Eingang zur Unterwelt zeigen, das Volk der Phetenser, werden von Demeter reich beschenkt und die Göttin verläßt erneut die Olympier.
Stattdessen verwandelt sie sich in eine Frau und geht zu den Menschen. Neun Tage ist sie bereits unterwegs, ohne zu essen oder zu trinken. In Thrakien, bei der Meganeira und dem Hippothoon, bringt sie deren alte Dienerin Jambe (Baubo), eine Tochter des Pan und der Echo, mit ihren lustigen Schwänken endlich wieder zum Lachen.
Als sie nach Eleusis in Attika kam. Hier findet sie gastliche Aufnahme bei König Keleos und dessen Frau. Bei ihnen verdingt sie sich als Amme. Sie wollte deren Sohn Demophon unsterblich machen, indem sie sich anschickt, ihn im Feuer seine Sterblichkeit wegzubrennen. Doch die hinzukommende Mutter, böses befürchtend, hindert sie daran, was den Tod des Jungen bedeutet.
Den anderen Sohn, Triptolemos, beschenkt Demeter mit einem von Drachen gezogenen Wagen. Darin fährt Triptolemos mit ihr umher und verbreitet die ihm von Demeter gelehrte Kunst des Getreidebaus.
Berichtet wird auch, wie die Demeter den Abas, Sohn der Metanira, in eine Echse verwandelte, weil der sie frech verspottet hatte (siehe Abas).
Sie ordnet den Bau eines Tempels an, der sogleich in Angriff genommen wird und mit ihrer Hilfe zügig Vollendung findet. Demeter zieht nun in diese Wohnung, um dort um ihre Tochter zu trauern. Fortan herrscht Dürre, die Felder sind unfruchtbar, keine Saat geht auf.
Dem abzuhelfen ruft Zeus nach Demeter, doch die kommt nicht zu ihm, da sie gar nicht daran denkt, dem selbstherrlichen Gottvater im Olymp aufzusuchen. Dem bleibt nichts anderes übrig, als seinen Bruder Hades zur Rückführung der Persephone zu bewegen. Hades willigt ein, doch gibt er ihr in der Unterwelt den Kern eines Granatapfels zu essen, was ihre völlige Rückkehr unmöglich macht. Zwei Drittel des Jahres darf Persephone bei ihrer Mutter sein, ein Drittel verbringt sie beim Hades.
Zeus´ Mutter Rheia gelingt es, mit diesem Kompromiß die Demeter zu versöhnen und das Wachstum der Vegetation setzt wieder ein, die Menschen sind gerettet.
Diese Darstellung macht die Demeter zu einer dem Zeus nachgeordneten Gottheit, die sich dem zwar widersetzt, doch immerhin wagt es der Olympier, ihre Tochter ohne Zustimmung der Mutter zu vergeben. Dagegen ist Demeter in den Mysterien von Eleusis ganz die Große Göttin. Ihr Heiligtum in Eleusis wußte Demeter zu schützen: Erysichthon drang einmal in den heiligen Hain ein und fällte trotz eindringlicher Warnung der Göttin die heiligen Bäume, um sich daraus einen Speisesaal zu bauen. Den Frevler bestrafte Demeter mit unstillbarem Heißhunger und er endete schließlich als Bettler.
Ein Fest der Demeter waren die Demetrien. Den Kult versahen Priester aus dem Geschlecht der Poemeniden; ein zu den Demetrien gehöriger Ritus war, sich mit einem Morotton genannten Rindengeflecht zu peitschen.
Auf manchen altgriechischen Münzen findet man auf der Vorderseite den Kopf der Demeter, auf der Rückseite eine Ähre. Auf dieser Ähre sitzen Insekten, manchmal die als Unglück abwehrendes Zeichen (Apotropaion) geltende Heuschrecke (Stater aus Metapontion, 400-350 v.), andere mit Fliege oder Gottesanbeterin (SCHIMITSCHEK, 38f.).
Die trauernde Demeter wurde vom Gott Pan entdeckt, der sie zufällig antraf, als er im Gebirge Elaïon in Arkadien auf Jagd war. (PAUSANIAS, Arkadien, 42)
Für den englischen Philosophen FRANCIS BACON (1561 bis 1626) ist diese Sage ein besonders tiefsinniger Mythos, sind es doch nicht die Philosophen mit ihrem abstrakten Denken (hier die höheren Götter), die das Lebensnotwendige entdecken (nämlich das Getreide), vielmehr ist es die ungebärdige Natur selbst (verkörpert durch Pan), die eher zufällig diese Lebensgrundlagen verschafft Die Weisheit der Alten, S. 26f.).
http://www.dasschwarzenetz.de/griechen/demeter.htm
Die Wahrheit wiegt meistens schwer.