Atu XI-Lust ist eine der stärksten Karten des Thoth Tarot Decks. Die Kraft dieser Karte ist direkt verbunden mit den Urkräften des Lebens und den stärksten Trieben des Menschen, dem Arterhaltungs- und Vermehrungstrieb.
Äonenbrechende Veränderung geht aus dieser Karte hervor, und sie initiiert im Menschen starke dekonditionierende Energien. Dies hat zur Folge, daß sie das Leben eruptiv verändern und gleichfalls bereichern kann. Atu XI ist das Aufsteigen archaischer Emotionen wie Wut, Lust, Antrieb und befähigt uns, weit über das normative Maß hinauszuwachsen und Übermenschliches zu leisten.
Auch zeigt sie das Ergebnis des leidenschaftlichen sexuellen Aktes, nämlich die beginnende Schwangerschaft, das größte und geheimnisvollste Ereignis, das wir zu bewirken in der Lage sind.
In Atu XI begegnet uns NUIT, die Göttin des Himmels und Herrin der Sterne, in ihrer neuäonischen Form als BABALON, deren Inkarnation als SCHARLACHWEIB bezeichnet wird.
Babalon is referred to as the Scarlet Woman, the Great Mother, and the Mother of Abominations. Her godform is that of a sacred whore, and her primary symbol is the Chalice or Graal. Babalon is often described as being girt with a sword and riding the Beast, with whom Aleister Crowley personally identified. As Aleister Crowley wrote, “She rides astride the Beast; in her left hand she holds the reins, representing the passion which unites them. In her right she holds aloft the cup, the Holy Grail aflame with love and death. In this cup are mingled the elements of the sacrament of the Aeon” (Book of Thoth). In a more general sense, Babalon represents the liberated woman and the full expression of the sexual impulse.
Und hier noch etwas von einem Austausch zwischen mir und einem anderen User in einem meiner Foren:
Gehen wir mal wieder zur Artussage: Da befindet sich das Schwert im Stein. Völlig unbrauchbar für alle, außer für den rechtmäßigen König. Der Stein könnte die Vorstufe des Grals sein. Hier noch Erde, ein weiteres weibliches Element, dann im Gral, wird es zu Wasser (das Schwert stammt ja auch von der "Herrin im See") Der rechtmäßige König kann das Schwert gerecht führen. Es steht für die Gedanken, für die Gerechtigkeit und für die Ausgewogenheit des Wortes. Der Krieg kommt erst mit der menschlichen Liebe. Das Schwert im stein ist ausgewogen. Trennt man es voneinander, dann gibt es Zwist. Jesus ist der Feuerbringer und Maria sein Stein, sein Kelch, seine Ausgewogenheit. gez. Stefan.
Damals steckte Jesus sein Schwert in Maria Magdalenas (die alte Göttin) Stein, ließ sein Blut in ihren Kelch fließen, verband sich aufs innigste mit ihr, geistig wie auch körperlich. Man könnte es etwas wie das YinYang Zeichen sehen. Sie bewahrte sein Schwert in ihrem Stein, sein Blut in ihrem Kelch, sein Wissen in ihrem Geiste, führt alles 3 weiter, benutzt alles 3 in seinem Namen, das Schwert wie das Blut, wie das Wissen, bis eines Tages alles durch sie wieder in die Welt kommt, er durch sie wiedergeboren wird, sein Schwert aus ihrem Stein ziehen wird, sein Blut durch sie in ihn zurück fließt, der durch ihren Kelch (Gebärmutter) das Licht der Welt erblicken kann und sein in ihr bewahrtes Wissen erneut in die Welt bringen kann. gez. Göttin Lilif
Was du da oben beschreibst Stefan, ist als Trennung zu sehen, die in die Welt kam, aber lange bevor Jesus geboren wurde. Diese Trennung vollzog sich vor Urzeiten und erst wenn alles wieder zusammen gefügt ist, also er wieder selber sein Schwert aus ihr ziehen kann, wird diese Trennung nicht mehr sein. Im Grunde kann man Jesus und Maria M. als Horus und Isis sehen, aus der eines Tages Jesus (Horus) zurück kommt, geboren wird.
Irgendwann hat man vergessen, was mit dem Stein der Weisen eigentlich gemeint war und dass damit der heilige Gral gemeint war. Wenn man das alles aus dem Persönlichen heraus löst, wird aus Jesus das Element Feuer (Schwefel) und aus Maria M. Wasser (Quecksilber) und schon sind wir bei der Alchemie angekommen. Hierzu passt die Karte Kunst, des Thot Tarots mit ihrem Logos:
Suche das Untere der Erde auf, vervollkommne es und du wirst den verborgenen Stein finden.
So versuchte man über die Alchemie etwas zu finden, Gold daraus her zu stellen, dabei lag das Gold in anderen Dingen, nämlich in der Überwindung der Trennung.
Natürlich kann man dies auch im magischen oder psychlogischen Sinne sehen, dann, wenn man diese Gedanken darum in sich vereint, bzw. durch Evokation. Doch die Ursprünge liegen im Grunde in Horus und Isis.
"Andere christliche Quellen haben die Originalform der Legende stärker bewahrt. Verschiedene Häresiologen erzählen uns, daß Simon mit einem Weib namens Helena umherwanderte, die er aus dem Bordell gerettet hatte. Sie war seine ewige Seelengenossin und existierte bereits im göttlichen Pleroma — der himmlischen Welt von Licht und Geist, wie die Ennoia oder Epinoia, der erste Gedanke (etwa das gleiche wie die Idee der als Frau personifizierten Weisheit in Prv 8, Sirach 1 und Weisheit Salomonis 7, oder wie der Logos des Philo, aber eben weiblich). Als solche bildete sie und die „Große Kraft" eine Syzegie (ein Paar„gespann"), das an die Verbindung von Shiva und seiner Shakti, Kali im tantrischen Mystizismus, erinnert. Sie ging verloren im Sumpf der Materiewelt (eine böse Schöpfung der zerstörerischen Archonten, „Herrscher der Welt"), und es war einzig ihre spirituelle Weisheit, welche die Welt erhielt. Um sie zu retten, stieg die Große Kraft hinab in die dunkle Welt der Materie.
Dieser Erlösungsmythos, der für die Gnosis im allgemeinen recht typisch ist, hatte zum Inhalt, daß jene, welche Simon nachfolgten und sein geheimes Wissen (gnosis) aufnahmen, nach ihrem Tode gerettet würden. Wie man sieht, war Helenas Seele symbolisch für das göttliche Licht der Weisheit, die sich in Millionen Lichtfunken zersplittert und in der ganzen materiellen Welt zerstreut hatte. Die Ex-Hure Helena verkörperte, wie wir annehmen dürfen, so etwas wie die größte einheitliche Konzentration dieser Weisheit. Daneben gab es noch eine Menge anderer Funken, die ohne Erinnerung in den Seelen einiger auserwählter Weniger, die Ohren hatten, die Gnosis des Simon zu hören, vor sich hindämmerten. Das ganze gnostische Schema bildet eine auffallende Parallele zur Kabbala des Isaak Luria im Galiläa des 16. Jahrhunderts n. Chr. Die Frommen leben im Bewußtsein, einen verborgenen Funken der göttlichen Herrlichkeit in sich zu tragen und sie bemühen sich darum, diesen durch meditative Übungen und Askese sowie Verneinung fleischlicher Freuden vor weiterer Reinkarnation zu bewahren. Einige wenige Gnostiker wählten den Pfad zur Linken und suchten Erlösung durch libertinistischen Antinomismus: „Tue, was du willst, das ist das ganze Gesetz" (A. Crowley). In jedem Fall ging es darum, die eigene Unabhängigkeit vom Buchstaben der staatlichen oder religiösen Gesetze dadurch zu bekunden und zu verwirklichen, da dieses als Werk der unbekannten Herrscher der Welt galten, der bösen Archonten—einer von ihnen war der Jahwe („Jehova") des Alten Testaments."
Nun, ich sah Jesus immer als großen Magier und Maria M. als inkarnierte Göttin und stieß mich aber jedesmal an dem heiligen Brumborium, was man aus den beiden machte. Zusammen sind die beiden für mich der heilige Gral, der Stein der Weisen. Dazu schrieb ich etwas in dem Thread hinter dem Schleier. So gesehen, haben Jesus und Maria M. vielleicht gar nicht in der Form oder überhaupt nicht existiert, sondern man gab ihnen diese Namen im christlichen Bereich, überdeckte, verschleierte dadurch Simon und seine Gefährtin.
"Simon Magus, as his name implies, was considered by his contemporaries to be a great magician. According to the Christian Father, Hippolytus, he performed miracles "through the agency of devils." Simon fell in love with a beautiful courtezan. He bought her and took her with him as he journeyed throughout the land. He considered her to be his Ennoia (En-noia), a term which means Intelligence. The Ennoia is important in Gnostic Magic, because she is the feminine counterpart or spiritual consort of God. She is the Womb of all manifestation, and thus is similar to the Egyptian goddess Nut or Nuit. In a psychological (Jungian) sense, she is the archetype of the feminine principle. If we compare this Gnostic idea to modern magic, we would find close parallels between Simon's Ennoia and Aleister Crowley's Scarlet Woman. Simon believed in the ancient Egyptian teaching of 'as above so below.' He believed that every human being was a microcosm of the macrocosmic universe. As God had a consort, so every person."
Ich würde in diesem Zusammenhang Sophia in Gestalt von Simons Gefährtin sehen, der der dort Christos genannt wird, als Simon, der im Grunde mit ihr wieder kam, um etwas zu ändern, ein neues Aeon einzuläuten. Somit wäre Simon unabhängig von irgendeinem Gott, sondern selbst ein Gott und statt dessen aber aufs innigste mit Sophia verbunden, der alten Göttin und nicht mit "Gott".
Offb. 17, 3: Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. (vgl. Offb. 13, 1; 17, 9.12)
Offb. 17, 4: Und die Frau war bekleidet mit PURPUR und SCHARLACH und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll von Gräuel und Unreinheit ihrer Hurerei,
Offb. 17, 5: und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden.
Mythologie, Geschichtsforschung und archäologische Funde deuten gleichermaßen auf Phönizien als Ursprungsland der Purpurfärberei hin. Auf Kreta soll schon um 1600 v.Chr. Purpur gewonnen worden sein, während für Phönizien, der Überlieferung nach, der Beginn der Purpurfärberei ins Jahr 1439 v.Chr. gesetzt wird. Der schöpferische Purpur ist neben scharlachrot, blau, Gold und weiß in den Vor- schriften des Alten Testamentes für die priesterliche Kleidung verankert und gleichsam von Gott für seinen Dienst geheiligt.
Im alten Ägypten symbolisierte Purpur Tugend und Glauben, Caesar trug mit Vorliebe Purpurroben, die den Herrschern vorbehalten waren,
Die Bezeichnung purpurgeboren wird auch im nicht-byzantinischen Kontext benutzt, um Kinder von Herrschern zu bezeichnen, die während der Regierungszeit ihres Vaters geboren wurden.
Für echten Purpur gibt es keinen Ersatz. Der königliche Farbstoff ist noch heute der teuerste. Purpur symbolisierte Macht und so hüllten sich bereits die Könige Israels und die Kaiser Persiens in purpurrote Gewänder. Unter Nero durfte bei Androhung der Todesstrafe kein anderer diese Farbe tragen als der römische Kaiser.
1468 führte Papst Paul II. das Purpurrot für Kardinäle ein. Die Farbe sollte die Treue zum Papst bis hin zum Blutvergießen symbolisieren. Paul II. führte den Kardinalsrock, ein majestätisches, purpurrotes Zeremonialgewand ein, um die Mitglieder des Heiligen Kollegiums von anderen Geistlichen zu unterscheiden.
In matriarchalen Kulturen galt die Rot - Symbolik vor allem für die weiblichen Göttinnen der Fruchtbarkeit.
Blutopfer dienten der Stärkung der roten Göttin der Liebe und waren gleichzeitig auch eine Verherrlichung des Königs. Das Blut wurde von vielen alten Völkern als Sitz der Seele betrachtet.
Der dunkle edle Purpur, der Purpurmantel wird auf den Bildern für Gottvater dem König der Könige gebraucht. Das psychische Erleben mit Rot und Blut wurzelt in der Urerfahrung der Menschheit. Das Erleben wird mit einem Verströmen des Lebens, Opfer, Kampf und Tod, aber auch mit Fruchtbarkeit, Lebenserneuerung, Geburt, Reinigung, Läuterung und in einem gewissen Sinne mit Unsterblichkeit in Verbindung gebracht.
Sie symbolisierte das gebärende Element, war Ausdruck der Fruchtbarkeit von Mutter Natur und somit ein Sinnbild für den Ursprung des Lebens. Die sumerische Inanna oder Innin, die große Himmelsherrin, wurde mit der Zeit als Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit, aber auch des Krieges, zur weiblichen Zentralfigur des sumerischen Pantheons. Als Verkörperung des Venussterns trug sie den Namen Ninsianna. Die zahlreichen Fruchtbarkeitsgöttinnen der Sumerer verschmolzen in dieser einen Gestalt.
Als Ishtar und Astarte (west-semitische Göttin) herrschte sie später in Babylon und Assyrien als oberste Göttin. Ihre Popularität war universell im gesamten antiken Orient.
Selbst König Salomo soll sie verehrt haben und ließ ihr im Osten Jerusalems eine Kultstätte bauen. Auch in den phönizischen Mythen kann man Inanna als Astart oder Anat wiederbegegnen und Züge ihres Wesens spiegeln sich schließlich auch in der griechischen Aphrodite, die ja nicht griechischen Ursprungs ist.
Inanna ist die machtvolle Liebesgöttin des Vorderen Orients. Im Vergleich zu anderen Gottheiten stand die Himmelsherrin, das große Licht, nicht nur im Zentrum vieler sumerischer Mythen, sondern war auch Mittelpunkt der religiösen Praxis in vielen Tempeln.
Ebenso wurde sie als Schwester der Unterweltsgöttin Ereschkigal (= Herrin des Großen Unten) angesehen, die sie in dem Mythos von Inannas Abstieg in die Unterwelt besuchte. Andere Quellen bezeichnen sie eindeutig als Tochter des Windgottes Enlil (akkad. Ellil), dem sie als Kriegsgöttin in ihrer Wildheit und Härte in nichts nachsteht.
In ihrer Omnipotenz - sie verbindet viele auf den ersten Blick gegensätzliche göttliche Kräfte in sich - sehe ich das Bild der Großen Urmutter verkörpert, die den Dualismus noch in sich vereint und nicht trennt.
Als Himmelsgöttin ist Inanna die Spenderin aller Fruchtbarkeit auf Erden. Damit ist sie für das Gedeihen der Vegetation ebenso verantwortlich, wie für den Ackerbau, die Viehzucht und nicht zuletzt die Fortpflanzung des Menschen. Sie läßt das Korn sprießen, die Herden gedeihen und das Kind im Mutterleib wachsen.
Zugleich ist sie aber quasi als Urbild der Mutter Erde auch die unersättliche, begehrenswerte, die in immer neuer Liebe erglühende, unabhängige und nicht zu bindende Liebhaberin. Als Göttin der Liebe steht sie auch für unbändige Begierde und Leidenschaft.
Diese Leidenschaftlichkeit bildet schließlich die Verbindung zu ihrer zweiten göttlichen Funktion, der der Kriegsgöttin.
Der Kampf um ihre Erscheinung spiegelt sich wider im Kampf der Götter, Städte und Dynastien, die sie besitzen wollen. Deshalb ist sie im direkten Sinne dual, denn sie ist nicht nur die zärtliche Buhlerin, um immer neue Liebe, sondern auch die rasende Kriegsherrin, die Löwin der Schlachten.
Himmel und Erde, Sinnlichkeit und Mutterschaft, Empfängnis und Geburt, Kampf und Tod sind Pole, zwischen denen sich das Wirken Inannas vollzieht.
Unendlich, Universum, Reine Weltseele, Reiner Geist Eine Erde, Eine Materie Große Göttin - allumfassend - Ur -Liebe Muttergöttin, Formgeberin, Erschafferin Sternengöttin Nuit: Mutter Tod und Inkarnation. Formgeberin
Am Fuße der Statue der Isis in Sais steht geschrieben: Ich bin alles, was war, was ist und was jemals sein wird. Kein Sterblicher wird je entdecken können, was unter meinem Schleier liegt.
Als Baal in Stiergestalt der als jungen Kuh erscheinenden Anat 77mal beiwohnt, ist er so ermattet, daß Mot seine einzige Chance wahrnimmt und sich seiner bemächtigt - Baal stirbt also. „Baal ist niedergesunken zur Erde, tot ist Alijan Baal[16], umgekommen ist der Fürst, der Herr der Erde!"[17] Anat verrichtet zusammen mit El die Trauerriten. El träumt daraufhin die Wiederkunft Baals: „In einem Traum des Freundlichen, El, des Gütigen, in einem Gesicht des Schöpfers der Geschöpfe regnet der Himmel Öl, die Bäche führen Honig ... denn Alijan Baal lebt, der Fürst, der Herr der Erde, existiert!"[18] Anat fleht mehrere Monate den Mot an, ihrem Bruder und Geliebten die Rückkehr aus der Unterwelt zu gestatten; ihre Demut ist groß, aber Mot bleibt hart. Da zeigt Anat ihr anderes Gesicht; mit großem Zorn zieht sie in den Kampf gegen Mot. „Im Blut watend" zerstückelt sie Mot, verteilt die Körperteile auf den Feldern, wo sie von den Vögeln gefressen werden:
„Sie packte den Sohn Els Mut, Sie spaltete ihn mit dem Messer, Sie worfelte ihn mit der Schaufel, Sie verbrannte ihn im Feuer, Sie mahlte ihn in der Mühle, Sie warf ihn auf das Feld, Seine Überreste fraßen die Vögel, Die Überbleibsel die Gefiederten." [19]
Baal kehrt zurück, zieht wieder in seinen Palast ein und die Erde wird wieder fruchtbar. Nach 7 Monaten aber kehrt Mot zurück und alles beginnt von vorn. Wir erfahren auch, daß immer 7 Jahre dem Baal gehören, während weitere 7 Jahre Mot herrscht. Es ist naheliegend und oft so gedeutet worden, daß in diesem Mythos der Ablauf und Wechsel der Jahreszeiten literarisch verschlüsselt bearbeitet wurde, aber ganz so ein-fach ist es nicht. In den Ugarit-Texten gibt es Hinweise darauf, daß Baal Vorbereitungen für seinen Abstieg in die Unterwelt trifft. Das bedeutet, daß er nicht überraschend und unfreiwillig der Gewalt des Todes unterliegt, sondern die Reise freiwillig antritt. Damit würde das Hinabsteigen in die Finsternis einen initiatorischen Charakter annehmen.
Die Rolle Anats bei der Befreiung Baals gleicht einer Shakti, die als weibliche Ergänzung des männlichen Gottes seine ganze Kraft aufnimmt und repräsentiert und ohne die das Männliche in seiner Einseitigkeit verloren ist. Dieses Verständnis eines Gottespaares ist besonders aus dem Hinduismus bekannt, tritt jedoch hier in fast gleicher Weise auf. Es verwundert daher nicht, daß wir unter den kanaanitischen Göttinnen auch Baal’at finden, die Herrin. At bedeutet in den semitischen Sprachen Essenz; demzufolge ist die Göttin Baal’at die unzerstörbare Essenz des Gottes Baal und ihre Geschwisterschaft nicht nur eine normale Verwandtschaft, sondern magische, im Äußeren sexualmagische Verbindung.
III. Zusammenhänge
In den Ugarit-Texten taucht Baal erst später in der kanaanitischen Götterversammlung auf und fordert dort ein eigenes „Haus". Er kommt also von außerhalb. In der Tat handelt es sich bei Baal um einen der ältesten bekannten Götter überhaupt, dessen Auftreten nicht auf Kanaan beschränkt bleibt. Schon in Akkad, der uralten und rätselhaften Hochkultur in Mesopotamien [20], gab es ihn als Bel, den Beherrscher all dessen, was zwischen Himmel und Erde ist und Schöpfer von Welt und Mensch. Damit ist er gut weitere 1500 Jahre älter als gemeinhin angegeben. In Nippur, der alten sumerischen Hochkultur, gab es schon 3000 v. u. Z. einen Bel-Kult. In Babylon gehörte er zur Götter-Trinität Anu - Ea - Bel. Aber auch die Verbindungen zu Ägypten sind wesentlich und reichen auch dort in prähistorische Zeiten zurück (siehe Abschnitt IV.). Davor liegt schon das uns weitestgehend unbekannte Paläolithikum. Was in dieser heute nur noch lapidar als „Steinzeit" bezeichneten Epoche wirklich an Kultur und Zivilisation vorhanden war, können wir nur noch ahnen und beileibe nicht den erbärmlichen Maßstab der heutigen expansiv-technischen, rein materialistisch ausgerichteten Konsum-Gesellschaften anlegen. Der Verweis auf die phallischen Steinsäulen als Hauptkultobjekte Baals könnte eine Verbindung zur Megalith-Kultur nahelegen, die vor 6000 Jahren nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Nordafrika und im Nahen Osten verbreitet war.