Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
logo
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 390 mal aufgerufen
 Astromagie / Horoskope/ Astralsphäre
Göttin Lilif Offline




Beiträge: 353

23.03.2013 11:01
RE: Die Geschichte der Astronomie Antworten

Nonte Jeda Kondon Us Travera - Sudoma

Göttin Lilif Offline




Beiträge: 353

23.03.2013 11:07
#2 RE: Die Geschichte der Astronomie Antworten

Ackerbau als Voraussetzung für Astronomie?


Wahrscheinlich war es die Einführung des Ackerbaus, der mit einer genauen Beobachtung der Jahreszeiten auch deren Festlegung und damit eine Beobachtung der Gestirne notwendig machte. Priesterastronomen setzten nach dem Stand der Sternbilder landwirtschaftliche Termine fest. Zugleich dienten astronomische Kenntnisse der Ausübung von Kulthandlungen, und wurden so zu einem Machtmittel. Die Astronomie ist somit eine der ältesten Wissenschaften überhaupt, zumindest im Hinblick auf das Bestreben, empirische Daten systematisch zu sammeln.

„Der Mond ist zum zählen der Tage geschaffen"

Zu den ersten Erkenntnissen gehörte die Entdeckung, daß viele Himmelserscheinungen periodisch verlaufen. Hierauf beruht die Einrichtung von Kalendern. Der von einem jüdischen Rabbi (im Midrasch) ausgedrückte Gedanke, daß "der Mond zum Zählen der Tage erschaffen worden ist" muß einer ganzen Reihe von Menschen an den verschiedensten Stellen der Welt bereits vor einigen tausend Jahren gekommen sein. Fast überall muß diese Protoastronomie existiert haben, die sich mit dem Zählen der Sonnenaufgänge oder Sonnenuntergänge zwischen den Vollmonden beschäftige. Aber auch die helle, regelmäßige Sichtbarkeit der Venus war von Bedeutung. In Mesopotamien war beispielsweise um 2000 v. u. Z. bekannt, daß die Venus fünfmal in 8 Jahren an denselben Punkt des Himmels zurückkehrt.

Damit aber aus der Protoastronomie die echte frühe Astronomie werden konnte, mußten verschiedene Vorbedingungen erfüllt werden. Die eine war ein Himmel, welcher den größten Teil des Jahres klar war. Die andere Bedingung war, daß wenigstens einige der Stammesmitglieder ausreichend Zeit und Muße hatten, Beobachtungen der Gestirne anzustellen. Noch eine Bedingung war, daß man bestimmte Ereignisse schriftlich festzuhalten vermochte, zwecks späteren Studiums und Weitergabe des gesammelten Wissens an zukünftige Generationen.

Der Lichtwechsel des Mondes, sowie die Wiederkehr der Sonnen- und Mondfinsternisse erregte besondere Aufmerksamkeit. Aufzeichnungen darüber gehören zu den ältesten Denkmälern geordneter Naturbeobachtungen wie sie mit Sicherheit schon von den Babylonier am Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. durchgeführt wurden. Etwas jünger ist die Astronomie der Ägypter und der Chinesen. Noch jünger die der Mayas.

Sternbilder als Karten der Seefahrer
Die Beobachtung der Sternbilder war besonders für die seit dem 1. Jahrtausend v.Chr. aufblühende Hochseeschiffahrt von Wichtigkeit und förderte das Interesse an der Astronomie. Um 600 v. Chr. traten die Griechen in den Kreis der Völker, die Astronomie betrieben.

Die einzigen Zeugen sind altertümliche Bauwerke (Stonehenge, Machu Pichu, Pyramiden, Observatorien der Mayas usw.), erhaltene Schriftstücke (Maya-Handschriften, Höhlenmalereien usw.) oder sonst. Archäologische Funde (Grabbeilagen, Orakelknochen usw). Leider wissen wir heute nicht mehr viel von der Bedeutung historischer Stätten. Viele Bauwerke sind im Laufe der Zeit verfallen, oder durch Kriege zerstört worden.

Maya-Handschriften ein Werk des Satans?

Genauso verhält es sich mit schriftlichen Überlieferungen, welche mit der Zeit vergilbt sind oder von fanatische Jägern vernichtet wurden. Auch ist uns oftmals die Grundlage einer Bilderschrift (Hieroglyphen) nicht mehr, bzw. nur noch bruchstückhaft bekannt. Von den berühmten Maya-Enzyklopädien (hergestellt vor der "Entdeckung" Südamerikas durch die Spanier) sind beispielsweise nur noch drei von den ursprünglich Hunderten von Handschriften, die in Bibliotheken und Tempelarchiven der Maya gehütet wurden, erhalten. Vieles von der Kenntnis früherer Kulturen wird für immer für uns verborgen bleiben und der Spekulation, die ja bis zu dem Kontakt zu Ausserirdischen geht, Tür und Tor öffnen.

Archäoastronomie als Wissenschaft

Um diesen Geheimnissen auf die Spur zu kommen, hat sich ein neuer Wissenschaftszweig, die sog. Archäoastronomie gebildet.

Viele Wissenschaftler sind immer noch der Meinung, der Nachweis eines astronomischen Bewußtseins unter Kulturen ohne schriftliche Überlieferung sei nur als Nebenerscheinung von Interesse. Diese Einstellung wandelt sich aber, seit immer mehr Beweismaterial die zentrale Rolle nachweist, welche die Astronomie in fast jeder früheren Zivilisation gespielt hat - vor allem bei Ackerbaukulturen am Rande der Existenz. In der Tat könnte der größte Beitrag der Archäoastronomie der sein, daß sie ein Gesamtbild der fortwährenden Beziehung Mensch/Natur liefert. Jonathan Rayman schreibt im "Archäoastronomie Bulletin": "das Fach steht an einem Wendepunkt, das Vorhandensein astronomischer Aufzeichnungen und astronom. ausgerichteter architektonischer Merkmale ist ausreichend nachgewiesen worden. Die Probleme im Hinblick auf die Bedeutung dieser Aufzeichnungen bleiben ebenso, wie der Nachweis, daß die Funde für das Studium vorgeschichtlichen Verhaltens wichtig sind".

Astronomie als Überlebenstechnik


Für den alten Menschen war Astronomie zuerst eine Überlebenstechnik. Wenn er das Hinausschwingen der Sonne an seinem Horizont nach Süden und Norden markierte, konnte der primitive Bauer die richtigen Zeitpunkte für die Urbarmachung der Felder, das Säen und die Ernte feststellen. Sein Leben wurde voll und ganz an den Sonnenzyklus gekettet. Er formte seine Religion, seine Politik und seine Gesellschaftsstruktur auf eine Art und Weise, die uns heute erst klar wird. Archäoastronomie ist ein Mittel, die frühen Kulturen nach diesen Begriffen zu verstehen.

Neben dem Erforschen des Wissens alter Kulturen, suchen die Archäoastronomen aber auch die alten Himmelszeichnungen danach ab, ob sie etwas über die Erde finden können. Urspünglich war das Interesse z.B. an Finsternissen ein rein historisches: Große Ereignisse des Altertums konnten genauer datiert werden, wenn man sie in Zusammenhang brachte mit bekannten Sonnenfinsternissen, die man berechnen konnte.

„Und Sie dreht sich doch", aber immer langsamer

Bei der Analyse von Aufzeichnungen über Sonnenfinsternisse entdeckten Astronomen, daß viele Finsternisse Tausende Meilen von der Stelle entfernt beobachtet wurden, die moderne Berechnungen nahe legten. Offenkundig stimmt etwas hier ganz und gar nicht. Anschließende Versuche haben gezeigt, daß im Laufe der Zeit die Erdrotation abnimmt, so daß die Länge des Tages jedes Jahrhundert um ein paar Tausendstel Sekunden zunimmt. Man hat eine ganze Reihe von Theorien aufgestellt, um die Verlangsamung zu erklären. Sonnengezeiten, die Gezeitenwirkung der Meere, eine Masseverschiebung im Erdkern oder sogar ein allg. Nachlassen der Gravitationskraft im ganzen All. Wenn diese Verlangsamung der Erdrotation groß genug war, könnte eine Sonnenfinsternis, die man über Damaskus erwartet hätte, statt dessen in Neu Delhi gesehen worden sein. Durch die Messung der Verschiebung zwischen einer beobachteten Verfinsterungsbahn und der (wie für eine mit gleichmäßiger Geschwindigkeit rotierender Erde) vorausgesagten Bahn, könnten Astronomen in der Lage sein, das genaue Maß zu bestimmen, in dem die Erde seit dieser Zeit der Geschichte langsamer geworden ist. Alte Aufzeichnungen über Finsternisse könnten Wissenschaftlern auch helfen uns etwas über die Zukunft der Sonne selbst zu sagen.

Die Sonne wird immer kleiner

John Eddy (ein Experte für Astronomie der nordamerikanischen Indianer (gleichzeitig Physiker)) der in alten Aufzeichnungen nach Hinweisen auf das Sonnenverhalten gesucht hat, gelangte durch eine Analyse moderner Sternwartenaufzeichnungen aus England und den Vereinigten Staaten zu einer erstaunlichen Entdeckung. Der Durchmesser der Sonne scheint mit ung. 8 Meilen im Jahr abzunehmen. Angesichts der ungeheuren Größe der Sonne ist das ein kleiner Wert, aber in Begriffen der Energieabgabe von Bedeutung. Um seine Theorie zu überprüfen und sich zu vergewissern, daß die Schrumpfung nicht einfach eine scheinbare Wirkung sei, befaßte Eddy sich mit Aufzeichnungen über Finsternisbeobachtungen aus dem Mittelalterlichen Europa. Er stellte fest, daß Clavius (ein italienischer Astronom) eine Finsternis 1567 über Rom beobachtet und als "ringförmig" beschrieben hatte. Seltsamerweise zeigen moderne Berechnungen (nach der heutigen Sonnengröße) an, daß diese Finsternis eine "totale" hätte sein müssen (wie vorhergesagt). Ist es möglich, daß die Sonne damals ein wenig größer war, so daß ihre scheinbare Scheibe vom Mond nicht ganz bedeckt wurde. Eddy hält das durchaus für eine Möglichkeit. Aber zusätzliche Beispiele anderer unerwarteter und unvorhergesehener ringförmiger Finsternisse müssen noch in historischen Aufzeichnungen gesucht werden.

Die Erkenntnisse der Archäoastronomie bezogen auf verschiedene Kulturen möchte ich in den nächsten Teilen der folg. Ausgaben näher darstellen. Schwerpunktmäßig werde ich auf die alten Kulturen der Ägypter, der Babylonier, der Griechen, der Chinesen, der Indianer Südamerikas, verschiedener Naturvölker und schließlich auf den Sternglauben der Germanen eingehen. Inhaltlich versuche ich immer nach den gleichen Gesichtspunkten zu erörtern. Die Erfassung und die Vorstellung über Zeit und Raum, also Kalenderberechnungen, Geographie, Einordnung der Erde in ein System, die Bewegung der Planeten, schließlich der Sternglaube und die Sterndeutung. Auch berühmte Gelehrte und Astronomen der jeweiligen Kultur sollen vorgestellt werden. Natürlich geschmückt mit Überlieferungen bestimmter Ereignisse.

Autor: Dieter Meyer



Literaturhinweise

Zinner E.: Gesch. der Sternkunde
Ley W.: Die Himmelskunde
Wußing H.: Gesch. d. Naturwissenschaft
Lexikon d. Gesch. d. Naturwissenschaft


http://www.astronomische-vereinigung-aug...-1-einfuehrung/

Nonte Jeda Kondon Us Travera - Sudoma

Göttin Lilif Offline




Beiträge: 353

23.03.2013 11:10
#3 RE: Die Geschichte der Astronomie Antworten

"Schön erstrahlst Du im Horizonte des Himmels, Du lebendiger Aton, Du Anfang des Lebens. Wenn Du am Osthorizont aufgegangen bist, Dann erfüllst Du jedes Land mit deiner Vollkommenheit. Du bist schön und groß, licht und hoch über jedem Lande. Deine Strahlen umarmen die Länder bis ans Ende Deiner ganzen Schöpfung... Bist Du selbst auch fern, so sind Deine Strahlen doch auf Erden. Obwohl Du auf der Menschen Antlitz scheinst, ist Dein Lauf unerforschlich. Gehst du unter am westlichen Horizont, So liegt die Erde in Finsternis, In der Haltung des Todes. Die Schläfer sind in der Kammer, verhüllten Hauptes, Kein Auge sieht mehr das andere. Raubt man ihre Habe unterm Kopfe weg, Sie merken es nicht. ..."

Dies war ein Ausschnitt aus "Echnatons Großer Sonnengesang"(ca. 1379 - 1362 v. Chr.)

Ägypten, sagenumwobenes Reich am Nil


Ägypten, das Land der Pharaonen, soll also diesmal unser Thema sein. Ägypten, ein Land im Nordosten Afrikas, war in der Vorgeschichte und im Altertum begrenzt durch das Mittelmeer im Norden, die Landenge und den Golf von Suez sowie das Rote Meer im Osten und den 1. Nilkaterakt im Süden. Im Westen war eine genaue Grenzziehung in der Sahara weder möglich noch nötig. Der Name leitet sich vermutlich ab vom ägypt. Chikuptach, dem Namen des Haupttempels von Memphis.

Ägypten gehört zu dem am frühesten von Menschen bewohnten Gebieten der Erde. Aus Abbasijja bei Kairo wurden Funde bekannt, die wahrscheinlich zeitlich vor den ältesten Faustkeilen anzusetzen sind. Zwischen dem 13. und 10 Jt. v. Chr. gab es im südl. Oberägypten Gruppen von Jägern, Fischern und Sammlern, deren Spezialisierung (Erntemesser, Reibsteine u.a.) neolithische Erscheinungen z.T. vorwegnahm. Mit der Erfindung der ägypt. Schrift, um 3000 v. Chr. beginnt die Geschichte, nicht nur für den Historiker, weil von da an zeitgenössische Quellen über die Vorgänge Auskunft geben, sondern auch für die Ägypter selbst, da die Schrifterfindung Folge eines veränderten Bewußtseins der Zeit ist. Die Periode von der Reichsgründung bis zu Alexander d. Gr. teilt man in 31 Dynastien ein.

Der Staat und die Hochkultur Ägyptens wurden stark durch die natürliche Beschaffenheit des Landes geprägt: Die jährlich regelmäßig wiederkehrende Nilüberschwemmung förderte früh die Herausbildung eines Kalenders und - weil sie die Feldgrenzen zerstörte - von Landvermessungsmethoden. Während der Zeiten der Trockenheit und der Überschwemmung waren die Landarbeiter ohne Arbeit, was die Staatsführung nutzte, um sie besonders zu großen Bauvorhaben (Pyramiden, Tempel, Bewässerungsanlagen) einzuziehen. Die Nilüberschwemmungen lagerten Ton ab, so daß dieses Material jedem Ägypter, ob reich oder arm, zur Verfügung stand; daraus konnten nicht nur Gefäße, Schmuck o.ä. hergestellt werden, sondern auch Ziegel zum Hausbau.

Unter den Herrschern, die das Land über mehrere Jahrtausende regierten, sollen die Bedeutendsten erwähnt werden.

König Djoser um 2620 - 2600 v. Chr. (erste Stufenpyramide von Sakkara (der erste steinerne Monumentalbau der Welt));
König Cheops um 2545 - 2520 v. Chr. (gleichnamige, berühmte Pyramide von Gise);
König Amenophis IV. später Echnaton um 1379 - 1362 v. Chr (verheiratet mit Nofretete);
König Tutanchaton später Tutanchamun um 1346 - 1336 v. Chr. (regiert schon im Alter von 10 Jahren);
König Ramses II. um 1290 - 1224 v. Chr. (viele berühmte Bauwerke in Karnak, Luxor usw.);
Alexander der Große 332 - 323 v. Chr. (gründete Alexandreia, Mittelpunkt des Welthandels und der Weltbildung);
Kleopatra VII. 51 - 30 v. Chr. (geprägt durch polit. Wirren, Cäsar kommt nach Ägypten, wohl bedeutendste Bibliothek wird zerstört).
Die Erfassung der Zeit im alten Ägypten
Die im alten Ägypten betriebene Wissenschaft ist zunächst bestrebt, Tatsachen zu sammeln, und systematisch zu ordnen, doch gelangt sie schon auf manchen Gebieten, z.B. Mathematik und Medizin, zu Regeln und Gesetzmäßigkeiten. In der ägypt. Astronomie stand die Zeitrechnung, der Kalender, im Vordergrund.

Das Naturjahr ergab sich in Ägypten nicht so sehr durch die (wenig hervortretende) Verschiebung der Sonnenbahn als vielmehr durch die jährliche eintretende Nilschwemme. Für das Kalenderjahr (ägyptisches Jahr) ergaben Beobachtungen eine Länge von 365 Tagen: es wurde in drei Jahreszeiten aufgeteilt (Überschwemmung, Herauskommen (der Saat) und Hitze) mit je vier Monaten zu je 30 Tagen, dazu fünf Zusatztage (Epagomenen), die sich im Alten Reich (um 2600 v. Chr.) am Anfang, seit dem Neuen Reich (um 1500 v. Chr.) am Ende des Jahres befanden. Diese Tage galten als unheilvoll. Eine Erklärung dieser Anschauung teilt Plutarch in der folgenden Sage mit: "Der Gott Set und die Himmelsg"ttin Nut hatten heimlich miteinander verkehrt. Die Sonne aber verfluchte die Nut, daß deren Kinder weder in einem Monat noch in einem Jahr geboren werden sollten. Nut wandte sich an den klugen Thoth um Rat. Dieser spielte mit der Mondgöttin Würfel und gewann ihr von jedem Tag des 360tägigen Jahres den 72. Teil ab, aus dem er 5 Tage bildete, die hinter den 12 Monaten angehängt wurden. Dadurch gewann das Sonnenjahr 5 Tage mehr als das alte Jahr, und das Mondjahr hatte nun 355 statt 360 Tage; was jenem gegeben wurde, mußte dieses verloren haben; und so konnten die fünf nachgeborenen Götter in die Welt eintreten".

Allerdings erkannten die Ägypter (vermutlich in der Mitte des 3. Jt. v. Chr.) daß dieses systematisierte Jahr eine wachsende Abweichung gegenüber dem heliaktischen Aufgang des Sirius (griech.: Sothis) besaß, also gegenüber dem Stern, der (nach längerer Zeit der Unsichtbarkeit) die Nilüberschwemmungen anzeigte. So standen sich das Naturjahr von 365 1/4 Tagen und ein Kalenderjahr von 365 Tagen gegenüber. Diese Abweichung führte nach 4 Jahren zu einer Differenz zwischen Naturjahr und Kalenderjahr von schon 1 Tag, bis beide Kalender nach 1460 Jahren wieder übereinstimmten. Diese Abweichung wurde in pharaonistischer Zeit nie korrigiert, der Versuch der Einführung der Schaltung eines 6. Epagomenentages unter Ptolemaios III. mißlang und selbst nach der endgültigen Reform durch Augustus hielt man in den Tempeln noch lange am alten, ungeschalteten Kalender fest. Wohl die Macht der Priesterschaft verhinderte eine Kalenderreform, so wurden die Könige vor der Krönung gezwungen, einen Eid zu schwören, daß sie nicht versuchen werden Schalttage oder Monate einzuführen oder an dem althergebrachten Jahr von 365 Tagen etwas zu ändern.

Jeder Monat wurde in drei Perioden von je zehn Tagen zerlegt, denen insgesamt 36 Dekane zugeordnet waren. Listen dieser 36 Dekane (Sternbilder, Teile von Sternbildern oder einzelne helle Sterne) gibt es seit etwa 2100 v.Chr. (v.a. auf der Innenseite von Sargdeckeln, später auch an den Decken der Königsgräber). Die Morgensichtbarkeit eines Dekans teilte den Beginn einer neuen 10 Tage Woche mit, ferner konnte man mit Hilfe der Dekane ungefähr die Nachtstunden bestimmen. Genauere Stundenmessungen erlaubten bei Tag Sonnen-, bei Nacht Wasseruhren. Die Berechnung der Skalen für die Innenwand eines zylindrischen, nach unten verjüngten Gefäßes einer Wasseruhr erforderte mathematische Kenntnisse. Ein Fürst und Siegelbewahrer namens Amenemhet (um 1550 v. Chr.) berichtet in einer Inschrift, daß er eine derartige Wasseruhr erstmals berechnet und konstruiert habe. Er schreibt, er habe festgestellt, daß das Verhältnis der Länge der Winternacht zu der Sommernacht wie 14 zu 12 sei und daß die Nachtlänge von Monat zu Monat wechsle. Daraufhin habe er für Amenophis I. (herrschend 1555 - 1534 v. Chr.) eine Wasseruhr gebaut, die durch Berücksichtigung der verschiedenen Länge der Stunden und durch Verwendung nur eines Auslaufes die Stunde für jede Jahreszeit richtig angegeben habe.

Außer den Wasser- und Sonnenuhren besaßen die Ägypter noch die Sternuhren. Ihnen liegt die Erfahrung zugrunde, daß die Bewegung des Sternhimmels sich so regelmäßig vollzieht, daß man aus dem Aufgang und Untergang, besonders aber aus der Zeit des Höchststandes eines Sternes die Stunde der Nacht bestimmen könne.

Über die ägypt. Mathematik geben einige Lehrbücher Auskunft. Die Rechenoperationen sind weitgehend nach den Erfordernissen der Feldvermessung und des Monumentalbaus ausgerichtet. Einfache quadratische Gleichungen konnten sie lösen, ebenso den Inhalt von Flächen und Körpern berechnen. Glanzstück ist die Berechnung des Volumens des Pyramidenstumpfes und des Inhaltes des Kreises, wobei für PI der Wert 3,16 angesetzt wird.

Die Erfassung des Raumes im alten Ägypten
Ob die Ägypter durch Beobachten der Bewegungen von Sonne, Mond und Planeten die Bahnen dieser Körper festgestellt und versucht haben, den die Erde umgebenden Raum zu gliedern, ist ungewiß. Bei der Sonne unterschieden sie die tägliche Bewegung von der jährlichen, die sie mit den menschlichen Lebensaltern verglichen. Zur Winterwende ist sie ein Kind, zur Frühlingsgleiche Jüngling, zur Sommerwende ein bärtiger Mann und zur Herbstgleiche ein hinfälliger Greis. Der Durchmesser der Sonne wurde mit Hilfe der Wasseruhr gemessen, indem man die während des völligen Auftauchens der Sonnenscheibe über dem Horizont verflossene Zeit mit der während eines ganzen Tages verflossenen verglich. Die meisten Beobachtungen wurden sicherlich im Bereich der Tempel angestellt, wo die genaue Ortung der Altare, Obelisken und Pyramiden die Beobachtung der Auf- und Untergänge und der Mittagsstände erleichterte.

Die fünf Planeten waren bereits im 13. Jh. v. Chr. bekannt. Beim Mars war die Rückläufigkeit festgestellt. Wie Cicero mitteilt, bezeichneten die Ägypter Venus und Merkur als die Begleiter der Sonne. Inwieweit damit eine Umkreisung der Sonne gemeint war, läßt sich nicht ermitteln.

Sternglaube und Sterndeutung im alten Ägypten
Abgesehen von einzelnen Nachrichten sind es vor allem Himmelsbilder, die uns Kenntnisse über das astronomische Interesse der Ägypter aufzeigen. Sie finden sich in den Särgen des frühen Mittleren Reiches (um 2000 v. Chr.) und der Spätzeit (700 v. Chr) sowie an den Decken von "Totentempeln" und Grabkammern des Neuen Reiches (um 1500 v. Chr.). Die wichtigsten Elemente dieser Darstellungen sind:

Das Bild der Himmelsgöttin Nut, die sich, meist als Frau gestaltet, über die Erde neigt. An ihrem Leib leuchten die Sterne, ihre Kinder, die sie am Morgen im Westen verschlingt und am Abend aufs neue gebiert (siehe Abb. 2).
Eine Liste der Dekangestirne, die zur Bestimmung der Nachtstunden dienten.
Das Bild des südl. Sternbilds Orion, dessen Einzelsterne z.T. zu den Dekanen gehörten. Er wird als Riese, meist in einer Barke stehend dargestellt.
Zu den Dekangestirnen zählt auch der Sirius, der hellste Fixstern, der mit seinem Frühaufgang im Juli die Überschwemmung des Nils ankündigte und das Ackerbaujahr einleitete.
Die fünf Planeten, die mind. seit ung. 2000 v. Chr. unterschieden wurden. Auch sie werden meist als Götter gebildet, die in Barken den Himmel überfahren.
Die Sternbilder des Nordhimmels. In ihrem Mittelpunkt steht das des Großen Bären. Ursprünglich als Gerät zur Mundöffnung aufgefaßt, erscheint es später als Rinderschenkel, bisweilen personifiziert mit Stierkopf. Die übrigen, z.T. mit ihm verbundenen Bilder lassen sich nicht mehr identifizieren. Die wichtigsten sind: ein Nilpferdweibchen, ein falkenköpfiger, harpunierender Gott, ein Skorpion, ein Krokodil mit gestrecktem und eines mit eingeschlagenem Schwanz, ein Löwe u.a. (siehe Abb. 3).
Neben diesen Sternbildern steht oft noch eine Reihe von Gottheiten, die wohl urspr. Tage des Mondmonats bezeichneten. Zu den 36 Dekanen treten noch Sterngötter mit Phantasienamen. Während die Dekane auf einem bestimmten Gürtel des Himmels beiderseits der Ekliptik gesucht werden müssen und zu den Sternen gehören, "die keine Ermüdung kennen", werden die Circumpolarsterne, zu denen nur ein Teil der abgebildeten Konstellationen zu rechnen ist, als Sterne bezeichnet, "die keinen Untergang kennen".
Erst seit ptol. Zeit (3. Jh. v. Chr.) gehören zu den Himmelsbildern die 12 Figuren des Tierkreises (Zodiakos).
Herr des Himmels ist seit ältester Zeit die Sonne, die als Falkengott Harachte den Himmel in einer Barke überquert, mit der sie nachts durch die Unterwelt wieder nach Osten zurückkehrt. Trotz ihrer zentralen Stellung in der Religion blieb sie außerhalb astronom. Beobachtung; erst aus dem Jahr 610 v. Chr. ist uns eine Sonnenfinsternis überliefert.
Gelehrte und Unterricht im alten Ägypten
Im Alten Ägypten obliegt den Priestern nicht nur die Ausübung des Kultes, sondern auch die Pflege des Wissens und das Ausbildungswesen. Schon der erste Ptolemaios (305 - 283 v.Chr.) hatte in Alexandria die große Bibliothek und das „Museion" gegründet, eine Art Akademie der Wissenschaften, an die er bedeutende Gelehrte und Dichter aus dem griechischen Kulturkreis berief. Die Vorsteher der Bibliothek waren auch Erzieher der Prinzen und Thronfolger. Die Gelehrten, die im Museion lebten, erhielten vom König ein hohes Gehalt, freie Kost und Dienstboten und konnten sich ganz ihren Wissenschaften widmen. Sie beschäftigten sich sowohl mit griechischer Literatur, als auch mit Geschichte, Geographie und besonders mit Naturwissenschaften: Mathematik, Astronomie, Physik und Medizin. Unter dem Einfluß des Aristoteles und seiner Schüler, welche die noch heute verbindlichen strengen Maßstäbe wissenschaftlicher Methode zuerst entwickelt haben, wurden in Alexandria die Grundlagen der meisten heutigen Wissenschaften gelegt.

In der Bibliothek von Alexandria lagerten über 700 000 Manuskripte der größten Gelehrten des Altertums. Darunter befindet sich auch die 30bändige "Geschichte Ägyptens", die der ägyptische Priester Manetho im Auftrag von Ptolemaios I. verfaßt hat. Dieses Werk ist die wichtigste Quelle für die Geschichtswissenschaftler der Antike über die Zeit der Pharaonen.

Im Jahr 47 v. Chr. jedoch gerät die Bibliothek in Brand, als Cäsar seine Herrschaft über die Stadt mit Waffengewalt erzwingt. Dabei gehen die meisten der Manuskripte verloren.

Vor der Erfindung des Buchdrucks existiert zunächst nur je ein Exemplar eines Werkes, von dem dann von Hand Abschriften angefertigt werden. Von Büchern, die für wichtig gehalten und viel gelesen werden, gibt es meist sogar eine ganze Reihe von Kopien, die in verschiedenen Bibliotheken liegen. So wird auch eine Kopie von Manethos bedeutendem Werk, der "Geschichte Ägyptens" gerettet, weil sie in der Bibliothek des Serapistempels in Alexandria aufbewahrt worden ist.

Viele Autoren der klassischen Antike und des frühen Christentums arbeiten mit dem Werk Manethos. Insbesondere die Schriftgelehrten der Urkirche ziehen es immer wieder heran, um die geschichtliche Wahrheit des Alten Testaments zu beweisen. Ihnen verdanken wir, was wir heute noch aus dem Werk Manethos kennen, denn die letzte Abschrift der "Geschichte Ägyptens" verbrennt zusammen mit dem Serapistempel in Alexandria im Jahr 391 n. Chr.

Zum Schluß noch kurz die bedeutendsten Wissenschaftler der ägytischen Geschichte in zeitl. Reihenfolge:

Imhotep (um 2700 v. Chr., er ist der erste namentlich bekannte Mensch, den wir heute als Wissenschaftler bezeichnen würden. Zwei Jahrtausende gab es keinen (bekannten) anderen. Er soll der Architekt der Stufenpyramide von Sakkara gewesen sein.)

Ahmose (um 1650 v.Chr., der Name befindet sich auf einem Papyrus, welche Mitte des 19. Jahrhunderts gefunden wurde, wahrscheinlich war Ahmose der Kopist dieser Schriftstücke. Der Papyrus enthält durchgerechnete mathematische Aufgaben.)

Ktesibios (um 300 v.Chr., er begründete in Alexandria die Tradition der Maschinenbaukunst. So erfand er die Wasserorgel, die Kolbenpunpe und ein Druckluft-Katapult und er verbesserte die Wasseruhr.

Sosigenes (um 100 v.Chr., auf seinen Rat führte Cäsar den Julianischen Kalender in Ägypten ein, er war auch der Meinung, der Merkur bewege sich um die Sonne.)

Desweiteren haben viele uns bekannte griechische und babylonische Wissenschaftler nicht unbedeutende Zeit in Ägypten gelebt und gearbeitet. Zu ihnen gehören u.a. Thales v. Milet (624 - 546 v.Chr.), Pythagoras (580 - 500 v.Chr.), Hekataios (550 - 476 v.Chr.), Demokrit (470 - 380 v.Chr.), Hippokrates (460 - 370 v.Chr.), Platon (427 - 347 v.Chr.) und viele andere.

Es gäbe noch viel zu schreiben über das astronomische Wissen der Ägypter, besonders über Sternglaube und Sterndeutung. Doch für diesmal muß es genug sein. Nicht nur die Ägypter befaßten sich mit Astronomie, auch die Babylonier, die im 3. Teil der Serie ein wenig beleuchtet werden sollen, sind seit langer Zeit an den Naturwissenschaften interessiert.

Autor: Dieter Meyer



Literaturhinweise

Asimov I.: Biographische Enzyklopädie der Naturwissenschaften und der Technik
Ley W.: Die Himmelskunde
Vercoutter J.: Ägypten - Entdeckung einer alten Welt
Wußing H.: Geschichte d. Naturwissenschaft
Zinner E.: Geschichte der Sternkunde
Lexikon d. Geschichte d. Naturwissenschaft
Schriftenreihe der staatl. Museen zu Berlin (ägyptisches Museum)

Bildnachweise

Abb. 1: v. Littrow: Die Wunder des Himmels, Berlin 1910
Abb. 2 u. 3: Zinner E.: Geschichte der Sternkunde

http://www.astronomische-vereinigung-aug...eil-2-aegypten/


Nonte Jeda Kondon Us Travera - Sudoma

Göttin Lilif Offline




Beiträge: 353

23.03.2013 11:18
#4 RE: Die Geschichte der Astronomie Antworten

"Der Monat Adaru wird 30 Tage haben. Am 15. Tage wurden Sonne und Mond miteinander gesehen. Am 13. Tage und in der Nacht zum 14. Adaru veranstalteten wir eine Beobachtung. Doch fand keine Finsternis statt. Siebenmal bin ich aufgestanden. Aber keine Finsternis fand statt. Den entscheidenden Bericht werde ich dem König noch senden. Was die Sonnenfinsternis betrifft, von der mein König gesprochen hat, so ist sie nicht eingetreten. Am 27. werde ich wieder Ausschau halten und berichten."

Dieser Bericht war von Balasi an den König Asarhaddon, der von 681 - 669 v. Chr. herrschte, gerichtet.


Babylon, Land zwischen Euphrat und Tigris


Eine genaue Bezeichnung für das "Zweistromland" läßt sich eigentlich nicht treffen. Im Zweistromland rangen verschiedene Völker um die Herrschaft. Die ältesten Bewohner waren die Sumerer. Die Kenntnis der Planeten, die Deutung der himmlischen Vorgänge und die Anfänge der Zeitrechnung sind ihnen zuzuschreiben. Im 3. Jahrtausend v. Chr. dringen in das von ihnen bewohnte Gebiet, Addad und Sumer genannt, Semiten als Sieger ein. Babylon wird zu mächtigen Stadt, deren Herrscherhäuser seit dem 22. Jahrhundert v. Chr. zählen. Am Ende des 2. Jahrtausends beginnen die Kämpfe mit dem aufstrebenden Assur um die Herrschaft. Im letzten Jahrtausend v. Chr. ist Babylon meistens die Beute der Assyrer, Chalder oder Perser und wird im 3. Jahrhundert v. Chr. endgültig zerstört. Sein berühmter Tempel bleibt aber bestehen. Die Wissenschaft wird dort, wie auch in den babylonischen Städten Uruk, Sippar und Borsippa noch bis zu Christi Geburt gepflegt, so daß man mit Recht die Babylonier als die Träger der im Zweistromland blühenden Sternkunde ansehen kann.

Das Zweistromland läßt sich mit Ägypten vergleichen. Auch hier bietet die lang andauernde Wolkenlosigkeit günstige Beobachtungsbedingungen. Auch hier führen die Ströme Euphrat und Tigris im Frühjahr große Wassermengen und geben Gelegenheit zur Fruchtbarmachung des Landes und damit ein bequemes Mittel zur Zeitteilung. Auch hier war eine uralte Kultur vorhanden, der Nährboden der Wissenschaft und Kunst.

Unter den Herrschern des Landes sind keine so berühmten Namen, wie wir sie aus der Geschichte Ägyptens kennen, trotzdem sollen hier wieder ein paar bedeutende vorgestellt werden.

König Hammurapi, 1792 - 1750 v. Chr. (wohl bedeutendster Herrscher der sog. altbabylonischen Periode, vereinigte das Gebiet zwischen Persischem Golf und syrischer Wüste)

König Tiglatpileser III., 744 - 727 v. Chr.;

König Aschurbanipal, 668 - 626 v. Chr. (sehr gebildeter Herrscher, schafft die bedeutendste Bibliothek des Alten Orients in Ninive mit einst etwa 5000 Keilschrifttafeln);

König Nabopolassar, 625 - 605 v. Chr. ;

König Nebukadnezar II., 604 - 562 v. Chr. (gewaltige Bautätigkeit in der Stadt Babylon, wie der "Turm zu Babel", die "Hängenden Gärten der Semiramis", das "Ischtar-Tor" und die Prozessionsstraße).
Die Erfassung der Zeit im Zweistromland

Wie bei fast allen Kulturen der Erde diente zur Zeiteinteilung in erster Linie der Mondwechsel. Sorgfältig wurde er beobachtet und besondere Aufmerksamkeit dem Erscheinen des Neulichtes, des neuen Mondes, gewidmet. Die Zwischenzeit von einem Neulicht bis zum nächsten ließ sich aus den Beobachtungen zu rund 30 Tagen bestimmen und dies ist auch die Zahl, die dem Mondgott Sin zugelegt wird. Somit wurde auch das Jahr in 12 Monate zu je 30 Tagen eingeteilt. Ähnlich wie bei den Ägyptern wurden wahrscheinlich am Ende eines Jahres fünf zusätzliche Tage angehängt, wovon uns ein fünftägiges Fest zeugt.

Wie schon in der vorigen Ausgabe erwähnt, reicht aber die Einteilung in ein 365 tägiges Jahr nicht aus, um einen genauen Kalender zu bestimmen. Im Gegensatz zu den Ägyptern, welche die Abweichung zu einem vollen Jahr von 365 1/4 Tagen nicht korrigierten, wurde bei den Babyloniern von Zeit zu Zeit ein 13. Monat eingeschaltet. Der Zeitpunkt dazu wurde durch die Beobachtung der Jahreszeitlichen Vorgänge gefunden. Sicherlich geschah dies nur sehr willkürlich, da solche Vorgänge wie Überschwemmungen nicht immer den Tag einhalten. Ein Fortschritt scheint erst zur Zeit des ersten Herrscherhauses von Babylon, von 2168 - 1868 v. Chr. eingetreten zu sein, als man lernte aus der Beobachtung des Himmels den Zeitpunkt für eine neue Schaltung zu bestimmen. War eine Schaltung notwendig geworden, so gab der König dies seinen Untertanen bekannt. Eingeschaltet wurde der Schaltmonat hinter dem 12. Monat Adaru oder hinter dem 6. Monat Ululul. Eine feste Regel der Einschaltung gab es nicht. Erst ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. läßt sich eine Regel erkennen, die besagt, daß 8 Jahre 99 Monate haben sollen, oder anders ausgedrückt in 8 Jahren sind 3 Monaten einzuschalten. Später (nach 380 v. Chr.) wurde eine genauere Schaltregel in Gebrauch genommen, nach der in 19 Jahren 7 Schaltmonate eingefügt wurden. Diese Regelung ergab, daß ein mittleres Jahr nur noch um 0,00463 Tage größer als ein Naturjahr war.

Die Jahre wurden nicht durchlaufend gezählt, sondern orientierten sich (wie bei anderen Völkern auch) an auffallenden Ereignissen im religiösen oder kriegerischen Leben oder einer Tronbesteigung.

Die Monate zählten 29 oder 30 Tage. Ein neuer Monat beginnt, sobald das Neulicht beobachtet worden ist. "Am 1. wurde der Mond gesehen; damit steht der Beginn des Monates Duzu fest" berichtet ein Sternkundiger an den König.

Als Unterteilung der Monate lassen sich Wochen feststellen. Für geschäftliche Zwecke bediente man sich einer Woche zu 5 Tagen, im religiösen Leben läßt sich, wenigstens für die jüngere assyrische Zeit, eine Woche zu 7 Tagen nachweisen.

Der Tag begann mit Sonnenuntergang, was aus der Gewohnheit, den Beginn des Monates von der Sichtbarkeit des Neulichtes am Abend zu bestimmen, sich herleitet. Für die sternkundlichen Rechnungen wurde der Tag häufig von Mitternacht an gerechnet. Ferner gibt es eine noch im 17. Jahrhundert n. Chr. als babylonisch bekannte Stundenzählung. Die Messung der Zeit geschah anscheinend mit Wasseruhren und zwar Einlaufuhren, deren Gebrauch durch die Babylonier vielfach bezeugt ist. Die Eichung des Gefäßes erfolgte in der Weise, daß die von dem Aufgang eines Hellen Sternes bis zu seinem nächsten Aufgang gemessene Wassermenge in 12 gleiche Teile geteilt und entsprechende Marken im Gefäß angebracht wurden, an denen man 12 Doppelstunden ablas. Also war die Rechnung nach gleichlangen Stunden in Babylon gebräuchlich. Außer den Wasseruhren gab es Sonnenuhren. Gemäß den Angaben des Herodot haben die Griechen die waagerechte Sonnenuhr mit senkrechtem Schattenstab, den Gnomon, und die kugelförmige Hohlsonnenuhr mit senkrechtem Schattenstab, den Polos, von den Babylonieren übernommen. Diese im Altertum sehr verbreiteten Sonnenuhren zeigten durch die Lage des Schattenpunktes der Spitze die ungleichlangen Stunden an. Die waagerechte Sonnenuhr wird sich aus der Beobachtung des Schattenwurfes von aufgestellten Säulen auf der Ebene ergeben haben. Die kugelförmige dagegen stellt eine elegante Lösung vor: derselbe Grundgedanke, aber als Schattenebene nicht die waagerechte Ebene, sondern die Innenfläche der Kugel als Abbild des Himmels!

Einige Historiker glauben, daß sich wahrscheinlich ein großer Teil des mathematischen Wissens der Alten Welt, die von Rom bis nach China reichte, von Mesopotamien aus verbreitete. Das mesopotamische System war sowohl auf der Basis 60 wie auch 10 aufgebaut, so daß die Gelehrten diese Einteilung durch mehrere verschiedene Sprachen hindurch verfolgen können. Die bemerkenswertesten Nachwirkungen dieses Systems sind heute die Einteilung in Stunden, Minuten und Sekunden in der Zeitangabe und die Einteilung in Grade, Minuten und Sekunden für Winkelmessungen.

Mesopotamische Mathematiker waren in Algebra die geschicktesten der gesamten Antike. Sie waren in der Lage, jede quadratische Gleichung und zahlreiche kubische Gleichungen zu lösen.

Erfassung des Raumes im Zweistromland

Bei der Beobachtung der himmlischen Vorgänge wurde zuerst alles auf den Erdboden als Bezugsebene bezogen. Die 4 Himmelsrichtungen dienten zur Einteilung der Erdscheibe in die bewohnten 4 Viertel.

Die Örter der Sterne wurden auf den Äquator bezogen, indem man den Himmel symmetrisch zu diesem in drei Wege teilte, einen mittleren, der dem Gott Anu gehörte, und je einen nördlich und südlich davon für die Götter Enlil und Ea. So stand z.B. die Sonne im Frühling und Herbst im Anuweg, im Sommer im Enlilweg und im Winter im Eaweg, womit die Erkenntnis gegeben war, daß sie sich am Himmel längs eines zu Äquator geneigten Kreises bewegte, eben der Ekliptik, deren Einteilung in Sternbilder und Bezeichnung als Tierkreis jedoch erst später erfolgte.

Neben der Bewegung der Sonne und des Mondes wurden auch die Planeten beobachtet.

Während sich die Aufmerksamkeit der Priester von Altbabylonien ausschließlich auf die Venus konzentrierte, kannten die Assyrer alle mit unbewaffnetem Auge sichtbaren Planeten. Überliefert ist uns eine aus der Regierungszeit des Amizaduga um die Mitte des zweiten Jahrtausends stammende Venustafel, eine über 21 Jahre fortgesetzte Sammlung von Beobachtungen der heliakischen Auf- und Untergänge des Planeten Venus, der auch bei den Babyloniern mit der Liebesgöttin Ishtar identifiziert, besondere Verehrung genoß (siehe Abb. 2). Wie aus den Aufzeichnungen hervorgeht, hatte man damals schon erkannt, daß Morgen- und Abendstern Erscheinungen desselben Gestirns sind. Der Inhalt der Venustafel ist, so möchte man sogen, protoastrologischer Natur. Die Tafel besagt u.a., daß beim Erscheinen der Venus "der Himmel schwer von Regen ist". Dann ist der Planet drei Monate abwesend, und nach seiner Rückkehr "wird Feindschaft das Land heimsuchen, und die Ernte wird gedeihen".

Auch andere Vorhersagen wurden versucht, so z.B. "Wenn der Gott Nergal (Mars) beim Verschwinden kleiner wird... wird er Gnade walten lassen über Akkad". "Wenn der Mars trübe ist, bedeutet das Glück, wenn er hell ist, bedeutet das Unglück".

Die größte Mühe verwendeten die Babylonier auf die Erforschung der Mondbewegung, um das Erscheinen des Neulichtes und die Finsternisse richtig vorherzusagen. Es lag nahe, in den so auffälligen und dabei so unregelmäßigen Finsternissen besondere Bedeutung zu sehen. Man sah in Ihnen ursprünglich keine mit der Stellung des Mondes zur Sonne zusammenhängende Erscheinung, sondern suchte den Eintritt einer Finsternis aus anderen Anzeichen zu erschließen. So lautet ein Bericht des Hofsternsehers an den König: "Ist der Mond von einem Ring umgeben, so wird eine Finsternis eintreten. Diese Nacht war der Mond von einem geschlossenen Ring umgeben".

Derartige Voraussagen sind, wie wir heute wissen, höchst unzutreffend. Aber mit zunehmender Beobachtung gelang es, Zusammenhänge zu erkennen. So z.B. daß eine Mondfinsternis nur bei Vollmond eintreten kann, eine Sonnenfinsternis dagegen nur bei Neumond. Lange Beobachtungsreihen zeigten auch, daß sich eine Finsternis nach einer Reihe von Jahren unter den selben Umständen wiederholte. Im 5. Jahrhundert war eine Periode von 684 Jahren bekannt, aber wohl nur kurze Zeit im Gebrauch.

Die nächsten Bestrebungen galten der Auffindung einer Periode, welche eine Beziehung zwischen den Sonnenumläufen, den Mondwechseln, den Drachenmonaten, wodurch die Wanderung der Knotenlinie der Mondbahn auf dem Tierkreis Berücksichtigung findet, und anomalistischen Monaten, wodurch die Änderung der Geschwindigkeit des Mondes in seiner Bahn berücksichtigt wird, darstellt. Diese Periode, Saros genannt, entsprach 6585 1/3 Tagen = 223 Mondwechseln = 239 anomalist. Monaten = 242 Drachenmonaten = 18 Sonnenumläufen + 10 2/3 Grad. Dieser Saroszyklus eignete sich immerhin zum Vorhersagen von Finsternissen.

Sternglaube und Sterndeutung im Zweistromland

Die Chaldäer erstellten Kataloge der Sternbilder und ihrer relativen Örter. Als es endlich gelungen war, ihre Schriften zu entziffern, war man beim ersten flüchtigen Blick erstaunt, daß so zahlreiche ihrer Sternbilder die gleichen Namen trugen wie die unseren, z.B. Stier (Taurus), Zwillinge (Gemini), König (Regulus), Skorpion, Schütze (Sagittarius) usw. Die Beibehaltung der Namen beruht darauf, daß die Griechen sie von den Chaldäern übernahmen und an die Nachwelt weitergaben. Selbstverständlich hatten die Chaldäer auch Namen, die uns nicht überkommen sind. Ebenso umfaßten die Sternbilder, deren Namen auch heute noch gebräuchlich sind, nicht die gleiche Anzahl von Himmelskörpern wie unsere Sternbilder. Allem Anschein nach waren die Chaldäer der Ansicht, daß der Horizont die Himmelskugel in zwei Hälften aufteilte, denn sie notierten das Verhalten von "oppositionellen Sternen". Wenn Aldebaran aufgeht, geht Arkturus unter; wenn die Plejaden aufgehen, geht der Skorpion unter usw.

Darstellungen der Sternbilder haben sich auf verschiedene Arten erhalten, so z.B. auf Grenzsteinen vom 13. Jahrhundert v. Chr. auf denen außer Sonne, Mond und Venus auch einige Sternbilder des Tierkreises erscheinen, wie Skorpion, Schütze oder Steinbock. Ferner gibt es eine Darstellung des Sternhimmels mit den Figuren der Sternbilder auf einer runden, in Ninive gefundenen Tontafel, die sehr schlecht erhalten ist. Sie diente wohl der Sterndeutung (siehe Abb. 3).

Auch die Farben der Sterne beachteten die Babylonier. Sie bestimmten die Farben nach der Farbe der Planeten.

Der Sternglaube ist der Vater der babylonischen Sternforschung. Er führt zur Sterndeutung und diese mußte die Sternforschung hervorrufen. Der Sternglaube war bedingt durch den Götterglauben. Die wichtigsten Götter waren mit den Himmelserscheinungen verbunden. In der sumerischen Zeit war der höchste Gott Anu, der Herr des Himmels. In späterer Zeit wurde seine Herrschertätigkeit auf den Äquator beschränkt. Neben ihm herrschten Ea, Herr des Wassers, und Enlil, Herr der Erde, denen in späterer Zeit die nördlich und südlich vom Äquator liegenden Gegenden des Himmels zugeteilt wurden. Ein anderer bedeutender Gott war der Mondgott Sin. Auch den Planeten wurden verschiedene Gottheiten zugeordnet, deren Erwähnung und Bedeutung aber den Rahmen dieser Abhandlung sprengen würde.

Gelehrte und Unterricht im Zweistromland

Die frühesten Sammler astronomischer Daten waren die Assyrer. Es ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß uns unvollständige Aufzeichnungen hier auf falsche Wege führen. Zumindest aber stehen uns in Form der Bibliothek des assyrischen Königs Aschurbanipal (668 - 626 v. Chr.) Informationsquellen aus Assyrien zur Verfügung. Eine der Gründe, weshalb Aschurbanipals Bibliothek von so eminenter Bedeutung ist, ist das starke Geschichtsbewußtsein dieses Königs. Als er den Befehl gab, in seinem Palast eine Bibliothek einzurichten, ordnete er gleichzeitig an, daß die Schriften der Tempel und Stätten Altbabyloniens abgeschrieben und in die Bibliothek aufgenommen wurden.

Die Sternkunde lag in der Hand der Priesterschaft. Selbst Berossos, der Übermittler babylonischer Geschichte und Sterndeutung an die Griechen, war Priester des Marduk in Babylon. Die Sternkunde bestand in Beobachtung, Verarbeitung der Beobachtungen und Deutung der beobachteten oder berechneten Himmelsvorgänge.

Ursprünglich bestand zwischen Sterndeutern und Sternforschern kein Unterschied. Später scheint eine Trennung eingetreten zu sein, da gemäß einer griechischen Mitteilung nur wenige babylonische Sternkundige sich mit der Sterndeutung befaßten. Berossos lehrte auf der Insel Kos, um 280 v. Chr., den Griechen babylonische Sternkunde einschließlich Sterndeutung. Die ersten Griechen, welche die babylonische Sternkunde lernten, waren Epigenes, Apollonios von Myndos und Artemidoros. Um Christi Geburt schließlich waren die Chaldäer von Babylon und Mathematiker, wie die babylonischen Sterndeuter genannt wurden, im römischen Reich weit verbreitet.

Der Unterricht erfolgte wohl in den Tempelschulen. Im Altertum waren die Schulen zu Babylon, Uruk, Sippar und Borsippa bekannt, deren Tätigkeit sich in den Keilschrifttafeln noch nachweisen läßt. Die Beobachtungen wurden vermutlich auf der Spitze des mit dem Tempel verbundenen Turmes angestellt. Tempel, von denen aus die Himmelsvorgänge beobachtet wurden, gab es in Akkad, Arbela, Assur, Babylon, Borsipa, Karsagkelama, Ninive, Nippur, Sippar und Uruk.

Die bekannteste Schule war die zu Babylon, die im Tempel Esagilla ihren Sitz und in dem dazugehörigen 91 m hohen Tempelturm ihren Beobachtungsturm hatte (siehe Abb. 4).

Auch heute gäbe es noch viel mehr über die Sternkunde der Babylonier zu erwähnen, doch leider muß ich hier wieder Schluß machen. Ich möchte Sie aber einladen zu meinen gleichnamigen Freitagabendvorträgen auf der Sternwarte in Diedorf, bei denen ich ein klein wenig ausführlicher die Thematik besprechen kann.

Autor: Dieter Meyer



Literaturhinweise

Asimov I.: Biographische Enzyklopädie der Naturwissenschaften und der Technik
Becker F.: Geschichte der Astronomie
Hellemans A.: Fahrplan der Naturwissenschaften
Ley W.: Die Himmelskunde
Wußing H.: Geschichte der Naturwissenschaft
Zinner E.: Geschichte der Sternkunde
Lexikon der Geschichte der Naturwissenschaft
Schriftenreihe der staatlichen Museen zu Berlin (Vorderasiatisches Museum)

Bildnachweise

Abb. 1: Schriftenreihe der staatlichen Museen zu Berlin (Vorderasiatischen Museum)
Abb. 2: Becker F.: Geschichte der Astronomie
Abb. 3 + 4: Zinner E.: Geschichte der Sternkunde

http://www.astronomische-vereinigung-aug...l-3-babylonien/



Nonte Jeda Kondon Us Travera - Sudoma

 Sprung  
Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz