Nachdenklich schritt ein Zaubrer auf und ab: "Was nützt denn sonst ein Zauberstab? Es gilt ja bloß zu wünschen, nur zu handeln; In einen Engel will ich diesen Frosch verwandeln."
Er schwang den Stock, rief "Abrada", Und fertig stand der Engel da. Himmlisch und hehr, beschwingt mit Flügeln, Und länger konnt er seine Leidenschaft nicht zügeln.
Er baut ihr einen Tempel und Altar Und bot ihr knieend Weihrauch dar. Den Weihrauch ließ sie liegen - Und schnappte Fliegen.
Der Zaubrer lachte: "So wars nicht gemeint. Ein Lurch gibt keine Lerche, wie es scheint. Wir wollen uns beeilen, Den Frosch zu heilen."
Zum Zauberstocke griff er unverwandt. O weh, den hatte sie verbrannt! Was blieb ihm nun von seinen Zauberschnaken Als mitzuquaken?
Carl Spitteler
[ Editiert von Administrator Linoma am 07.04.10 13:25 ]
Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen solche Gebilde-: Fühl! und glaub! Wir leidens oft: zu Asche werden Flammen; doch: in der Kunst: zur Flamme wird der Staub.
Hier ist Magie. In das Bereich des Zaubers scheint das gemeine Wort hinaufgestuft... und ist doch wirklich wie der Ruf des Taubers, der nach der unsichtbaren Taube ruft.
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben! Seine Wort’ und Werke Merkt’ ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu’ ich Wunder auch. Walle! walle manche Strecke, Daß zum Zwecke Wasser fließe, Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße!
Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen; Nun erfülle meinen Willen! auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, eile nun und gehe Mit dem Wassertopf!
Walle! walle Manche Strecke, Daß zum Zwecke Wasser fließe, Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße!
Seht, er läuft zum Ufer nieder; Wahrlich! Ist schon an dem Flusse, Und mit Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll mit Wasser füllt!
Stehe! Stehe! Denn wir haben Deiner Gaben Vollgemessen!- Ach, ich merk’ es! Wehe! wehe! Hab’ ich doch das Wort vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende Er das wird, was er gewesen. Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte Besen! Immer neue Güsse Bringt er schnell herein, Ach! und hundert Flüsse Stürzen auf mich ein.
Nein, nicht länger kann ich’s lassen; Will ihn fassen. Das ist Tücke! Ach! nun wird mir immer bänger! Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! ‘Soll das ganze Haus ersaufen? Seh’ ich über jede Schwelle Doch schon Wasserströme laufen. ein verruchter Besen, Der nicht hören will! Stock der du gewesen, Steh doch wieder still!
Willst’s am Ende Gar nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten, Und das alte Holz behende Mit dem scharfen Beile spalten.
Seht, da kommt er schleppend wieder! Wie ich mich nun auf dich werfe, Gleich, o Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe! Wahrlich, brav getroffen! Seht, der ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, Und ich atme frei!
Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Und sie laufen! Naß und nässer Wird’s im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör`mich rufen!- Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.
„In die Ecke, Besen! Besen! Seid’s gewesen! Denn als Geister Ruft Euch nur zu seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister.“