Darstellung Quetzalcoatls aus dem Codex Magliabechiano (Quelle: de.wikipedia.org) Die hoch entwickelte Gesellschaft der Inkas (ca. 450 v. Chr. bis 900 n. Chr.) hatte sich ihre eigene Drachenmythologie geschaffen. Vermischt mit den Tieren, die es im (sub-)tropischen Klima ihres Herrschaftsgebiets gab (und gibt) entwickelte sich der Drache zu einer Gottheit mit faszinierendem Aussehen. Quetzalcoatl, der Gott des Windes, der Weisheit und des Lebens, war ein Schlangengott. Er war mit einem grünen, schillernden Gefieder umgeben und glich im Fluge einem geschmolzenen Edelstein. Jedoch auf Erden verwandelte sich der Gott in einen jungen, attraktiven Mann in kostbarem, aus grünen Federn gefertigtem, Umhang.
Jedoch gibt es diverse weitere Erscheinungsarten, da andere Stämme (darunter die Azteken und Tolteken) bei ihren Reisen die Legenden der fliegenden Schlange übernahmen und fortan in ihre eigenen Geschichten und Religionen einbezogen. Zoologisch betrachtet ist der gefiederte Gott eine Kombination aus einer Schlange und dem Quetzal-Vogel; eine besonders schöne Vogelart mit leuchtendgrünen Federn und scharlachrotem Bauch lebt heute noch in Mexiko, Guatemala und Costa Rica. Das Männchen ist mit majestätischen Schwanzfedern ausgestattet, mit denen es eine Gesamtlänge von circa 60 cm erreicht. Durch die Schwanzfedern wirkt der Flug eher wie das Schwimmen einer Seeschlange im Ozean als das eines Vogelflugs.
Die beeindruckendste Geschichte, die es über den Gott der Südamerikanischen Urvölker zu berichten gibt ist jene, die erzählt, daß sein Erzfeind Tezcatlipoca, der Gott des Betrugs und der Dunkelheit, ihn einmal erfolgreich betrunken machte. Als er besinnungslos war, schlief er mit seiner eigenen Schwester. Er bereute dies am nächsten Tag mit eintretender Nüchternheit und warf sich aus Scham selbst auf einen Scheiterhaufen und verbrannte. Aus seiner Asche stieg ein Schwarm wunderschöner Vögel (Parallele: Phönix), sein Herz stieg jedoch in den Himmel auf und wurde zum Morgenstern.
Andere Geschichten berichten davon, daß Quetzalcoatl auf dem Meer fort gesegelt sein soll (auf einem Floß aus gewundenen Schlangen) und zur Rettung der Völker (besonders der Maja) eines Tages mit einem gigantischen Heer wiederkehrt; als die Europäer kamen hielt man sie deshalb für die Inkarnation Q.s und verehrte die blutrünstigen und goldlüsternen Spanier und ging freudig in den Tod, den die Einwanderer mitbrachten.